Samstag, 17. März 2012

Theater hat auch Endproben Teil 2 von 100


Warum liebe ich Schauspieler? 
Weil ich selber einer bin. Das ist, zugegebenermaßen, einer der Gründe, aber nicht der entscheidende, bei allen folgenden sind Ausnahmen von der Regel nur Zubrot.

Weil sie hoffnungsvoll sind. 
Hoffen, dass sie der Sache auf den Grund kommen werden. 
Hoffen, dass sie, dieses Mal, geliebt werden - vom Regisseur, vom Publikum, ihrer Mutter, dem Feuilleton.
Hoffen, dass sie berühren können. 
Hoffen, dass dieses Mal die Erleuchtung kommt.
Hoffen, dass es dieses Mal anders ist.

Sie sind so langweilig, mittelmäßig, faul, wie der nächste beste. 
Aber:
Sie entwickeln die merkwürdigsten Strategien zur Eroberung einer Rolle. 
Sie haben Träume/Albträume zum Thema. 
Sie rauchen weniger oder mehr vor einer Premiere, trinken bis zum Delirium oder fasten, was das Zeug hält. Denn vielleicht hilft's.
Sie verdienen schlecht und arbeiten viel.
Sie sind albern und eitel.
Sie sind demütig.
Sie können nicht anders.
Sie sind zynisch und kindlich.
Sie ernähren sich von Kantinenessen.
Sie lassen ihre Kinder allein oder unter der Aufsicht von Kindermädchen/-jungs, die sie sich nicht leisten können, weil sie zur Probe/Vorstellung müssen.
Sie stellen sich bloß.
Sie erlauben es anderen, sie schutzlos vor Publikum zu zeigen.
Sie haben Angst.
Sie überwinden Angst.
Sie sind Priester und Clowns. Ohne Standesunterschied.
Sie machen Faxen.
Sie weinen in echt.
Sie sind stolz, weil sie schielen können.
Sie sind nicht im Trend.
Sie  sind harmlos.
Sie sind am Aussterben.






1 Kommentar:

  1. Und sie überschätzen die, die sie loben. Oder sie verachten sie. Und sie überschätzen die, die sie kritisieren. Oder sie verachten sie.

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