Dienstag, 27. März 2012

Maria Sibylla Merian


„… ja es ist kein Wurm so abscheulich und so geringe in unseren Augen, der uns nicht, wenn wir nur die gehörige Aufmercksamkeit daran wenden wollten, von der Weißheit des großen Baumeisters Himmels und der Erden völlig überzeugete“
Johann Heinrich Zedler (1706-1751) Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste

Lurch zu Frosch Metamorphosis Insectorum Surinamensium 1705

Maria Sybilla Merian kam in Frankfurt am Main als Tochter eines ältlichen Verlegers und Kupferstechers zur Welt, der schon drei Jahre nach ihrer Geburt starb. Die Mutter verheiratete sich abermals, diesesmal mit einem Blumenmaler aus Holland, der aber viel unterwegs und selten als Stiefvater anwesend war. Der Mutter mißfiel die Neigung der Tochter zur Malerei und sie sprach Verbote aus. Maria zeichnete heimlich. Der Stiefvater verhalf ihr dann zu einer Ausbildung. Sie heiratete, bekam Kinder und zeichnete weiter.

 

Wiki sagt: 1670 übersiedelte die Familie in Graffs Geburtsstadt Nürnberg. Zur Sicherung des Lebensunterhaltes musste Maria Sibylla durch vielfältige Tätigkeit beitragen. Allerdings waren ihr als Frau in der Freien Reichsstadt Nürnberg beruflich enge Grenzen gesetzt. Die „Maler-Ordnung“ vom Ende des 16. Jahrhunderts erlaubte es nur Männern, mit Ölfarben auf Leinwand zu malen und sicherte ihnen damit jene Aufträge, die Ansehen und gute Einkünfte versprachen. Frauen durften allenfalls kleine Formate bearbeiten, mit Aquarell- und Deckfarben auf Papier oder Pergament. Zur Haupteinnahmequelle der Familie wurde schließlich der Handel mit Farben, Firnis und Malutensilien, den Maria Sibylla Merian betrieb. Sie übernahm daneben eine Vielzahl von Auftragsarbeiten, stickte zum Beispiel Seidendecken oder bemalte Tafeltücher. Außerdem unterrichtete sie junge Frauen in der Kunst der Blumenmalerei und -stickerei. 

 Pampelmuse aus Metamorphosen der Insekten 1726

"Schon als Heranwachsende widmet sich Merian der Kupferstecherei und Malerei. Ihre Blumenbilder schmückt sie häufig mit Darstellungen von Insekten. Bald ­bildet sich ein tieferes Interesse an Insekten heraus. Zu dieser Zeit gelten diese Tiere in christlicher Perspektive als „Teufelsgeziefer“ und sind noch kaum Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung. Maria ­Sibylla Merian beginnt mit der Zucht von Raupen und geht besonders der bis dahin nicht beachteten Frage nach, wie sich die Entwicklung und Verwandlung der Insekten vollzieht.
Ihre langjährige Beobachtung der Insekten mündet in dem zweibändigen Werk „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ (1679/1683), in dem auf jedem Blatt die Entwicklungsstadien der jeweiligen Schmetterlingsart sowie die den Insekten als Nahrung dienenden Pflanzen gezeigt werden. ...
Merians Hauptwerk ist zweifelsohne die Naturgeschichte der Insekten Surinams, die aus ihren Reisebeobachtungen in der südamerikanischen Kolonie zwischen 1699 und 1701 schöpft. Auf Bildtafeln mit eindrucksvollen Kupferstichen und in Erläuterungstexten werden die Lebenszyklen der Insekten jener farbenprächtigen Tropenwelt dargestellt."
Christian Winterhalter auf der Website der Humboldt Universität 

Korallenbaum und Augenspinner in verschieden Entwicklungsstadien aus Metamorphosis Insectorum Surinamensium 1705

"Ich habe mich von Jugend an mit der Erforschung der Insekten beschäftigt. Zunächst begann ich mit Seidenraupen in meiner Geburtsstadt Frankfurt am Main. Danach stellte ich fest, dass sich aus anderen Raupen viel schönere Tag- und Eulenfalter entwickelten als aus Seidenraupen. Das veranlasste mich, alle Raupen zu sammeln, die ich finden konnte, um ihre Verwandlung zu beobachten. Ich entzog mich deshalb aller menschlichen Gesellschaft und beschäftigte mich mit diesen Untersuchungen.

Zweig eines Bananenbaums (Musa paradisaica) mit Raupe und Motte (Aotumeris liberia) ca. 1701-05 

"Maria Sibylla Merian trennte sich 1685 von ihrem Mann und zog mit ihren beiden Töchtern und ihrer alten Mutter zu ihrem Stiefbruder Caspar auf das Schloß Waltha nach Holland. Ihr Bruder hatte sich dort der Glaubensgemeinschaft der Labadisten angeschlossen. Schloß Waltha gehörte der Familie des Gouverneurs von Surinam, Cornelis van Sommelsdijk. Maria Sibylla Merian erfuhr hier von der Wunderwelt der tropischen Flora und Fauna Südamerikas. Sie konnte nie gesehene exotische Schlangen, riesige metallisch schillernde Schmetterlinge, bizarre Käfer und Zikaden bestaunen, die von Reisenden aus Surinam mitgebracht wurden.
Nachdem ihre Mutter und auch ihr Stiefbruder gestorben waren, zog sie 1686 mit ihren beiden Töchtern nach Amsterdam. Im weltaufgeschlossenen Amsterdam war die Autorin des Raupenbuchs längst keine Unbekannte mehr. Daher erhielt sie Zutritt zu den vielen privaten Raritätenkabinetten, Orangerien und Volieren der begüterten Bürger, die dort tropische Pflanzen und Insekten hielten. Schnell reifte in ihr der Wunsch nach Surinam zu reisen, um dort die Tier- und Pflanzenwelt genauer zu erforschen. Als ihr Wunsch bekannt wird, raten ihr viele Freunde ab, da eine Reise über den Ozean zu jener Zeit gefährlich ist und heimtückische Krankheiten in der fernen südamerikanischen Kolonie sie bedrohen würden. Doch ihr Entschluß stand fest. Nach achtjähriger Vorbereitung und einem Reisestipendium der Stadt Amsterdam stach sie im Jahre 1699 endlich in See und reiste mit ihrer jüngsten Tochter Dorothea auf einem Kauffahrteisegeler nach Surinam.
Die holländischen Kolonisten belächelten die beiden Frauen, als sie von derer Interesse erfahren. Sie konnten nicht verstehen, dass jemand eine so weite und beschwerliche Reise auf sich nimmt, um "Ungeziefer" zu studieren und zu malen. Von der Hauptstadt aus unternahm Maria Sibylla Merian mit ihrer Tochter mehrmals weite Exkursionen bis tief ins Landesinnere. Was sie hier im Regenwald entdeckten, ging weit über die Erfahrungen mit der Metamorphose der heimischen Schmetterlinge hinaus. Sie dokumentierte minutiös die Metamorphose der tropischen Insekten Surinams im Regenwald und an der Küste und schuf unzählige Zeichnungen und Aquarelle. Im Frühjahr 1701 erkrankte Maria Sibylla Merian so schwer an Malaria, dass sie ihre Arbeiten einstellen mußte und viel früher als geplant kehrten die beiden Frauen daraufhin mit reicher Ausbeute nach Holland zurück. ...
1717 starb Maria Sibylla Merian im Alter von 70 Jahren in Amsterdam.
 

 

4 Kommentare:

  1. Donald Berkenhoff
    Hab mal eine schönes Stück über sie gesehen, bei den "Westlichen Stadthirschen".

    Skuld Norne
    Das weckt Erinnerungen! Meine Mutter schwärmte von ihr und ich besitze ein Inselbuch mit ihren Bildern, das ich mir oft ansah...werde es mal wieder raussuchen.

    AntwortenLöschen
  2. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    AntwortenLöschen
  3. Was für eine Frau, was für ein Leben, was für eine begnadete Künstlerin!

    AntwortenLöschen