Freitag, 20. Mai 2011

Die Apokalypse findet morgen statt oder nächstes Jahr


Apokalypse, griechisch apokálypsis, Offenbarung im Sinne des Erschließens (Eröffnens) von etwas bisher Verborgenem, auch Enthüllung, ist eine Gattung der religiösen Literatur.
Die Bedeutungen der Wörter Apokalypse und Offenbarung decken sich im Deutschen jedoch nicht, da das Wort „Offenbarung“ nicht jene düsteren Anklänge an ein Ende der Welt und an ein Strafgericht assoziiert , die mit „Apokalypse“ konnotiert sind. Die Apokalypse des Johannes, ist eigentlich nur die Offenbarung des Johannes.

Und er sagte zu mir: Versiegle dieses Buch mit seinen prophetischen Worten nicht! Denn die Zeit ist nahe. Wer Unrecht tut, tue weiter Unrecht, der Unreine bleibe unrein, der Gerechte handle weiter gerecht und der Heilige strebe weiter nach Heiligkeit. Siehe, ich komme bald und mit mir bringe ich den Lohn und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht.
Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.
Selig, wer sein Gewand wäscht: Er hat Anteil am Baum des Lebens, und er wird durch die Tore in die Stadt eintreten können. Draußen bleiben die «Hunde» und die Zauberer, die Unzüchtigen und die Mörder, die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.

So, da habt ihrs.
Und nun hat eine christliche Sekte in den USA ausgerechnet, ja, mathematisch exakt und wissenschaftlich, dass die Apokalypse morgen beginnt. Genauer gesagt, findet an diesem Tag etwas, was sie Rapture nennen, statt und dann folgt am 31. Oktober der Weltuntergang. "Rapture" könnte mann mit Verzückung übersetzen, meint hier aber noch mehr.
rapture: raptura "vergewaltigen, wegfangen," von Latein raptus "wegtragen", siehe auch englisch 'rape'
Die Vertreter dieser christlichen Speziallinie, meinen, dass sie dann morgen sozusagen, weggetragen werden.
Der Beweis? Ha, in der Bibel heisst es: denn er selbst, der HERR, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Darnach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem HERRN entgegen in der Luft, und werden also bei dem HERRN sein allezeit.
Den Zeitpunkt des 21.5.2011 beweisen sie mit einer hochkomplizierten und völlig irrsinnigen Berechnung der Daten (?) der Bibel. Jedenfalls wäre es günstig, wenn ihr heute Nacht noch eure Seelen retten würdet. Wir haben ja noch ein bisschen mehr Zeit, wegen des Zeitunterschiedes izwischen hier und Kalifornien.


Da hatte er sich verrechnet, aber diesmal stimmts!

Falls es doch noch weitergeht, demnächst über den Maya Weltuntergangs-Rummel!

Interessanter Text von Friedrich Engels über die Offenbarung des Johannes.
http://www.mlwerke.de/me/me21/me21_009.htm

7 Kommentare:

  1. Mist, Mist, Mist... ich gehöre nämlich zu den Ungläubigen, die keinesfalls auf eine Errettung vor den heutigen Geschehnissen hoffen dürfen. Leider gehöre ich zu den geschäftsuntüchtigen Ungläubigen, denn ich hätte rund 36.000 Dollar verdienen können, wenn ich rechtzeitig auf dieses Geschäftsmodel gekommen wäre:

    http://www.welt.de/vermischtes/kurioses/article13382131/Atheisten-wollen-nach-Apokalypse-Haustiere-betreuen.html

    Und ...Bier nein, Wein nein, aber Kaffee in Ingolstadt sehr sehr gerne. Ich freue mich immer sehr auf Gespräche mit Menschen, die ein Talent besitzen das feinsinnig scharfe Skalpell der Ironie auf die Absurditäten des Geschehens zu lenken und dieses einer fachgerechten Autopsie zuzuführen.
    Außer gestern. Da hab' ich diesen Blog geöffnet und dachte: ach nee, nö. Ich war mit meiner OP am Weltuntergang verspätet und diesem Beitrag ist einfach nix hinzuzufügen.
    Ich habe mich dann auf die astronomische Portion Zynismus verlegt.
    In diesem Sinne und an alle: bis morgen!

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  2. Alexander Höchst21. Mai 2011 um 15:23

    Wer will schon wissen, wann die Welt untergeht? Ich nicht. Da sind wir wieder bei Heiner Müller, auch in diesem Blog ( zu Büchner von H. M.)...

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  3. Aber ist doch erstaunlich wie viele Menschen es eben doch wissen wollen.
    Was ist das? Mir geht es wie Dir. Was kommt, das kommt. Aber trotzdem woher diese morbide Sehnsucht?

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  4. Vielleicht, weil das Wissen beruhigt. Jene, die an den Weltuntergang glauben, setzen ihn voraus. Wenn man ihn schon für unabdingbar hält, dann möchte man nicht von ihm überrascht werden, wenn er urplötzlich morgens um die Ecke kommt. Man möchte sich vorbereiten, punktgenau, und eben nicht täglich... was man ja müsste, wenn man kein Datum fokussiert, aber sicher ist, dass es passiert. Sowas ist anstrengend.
    Außerdem - wenn man einen Tag X setzt, dann begrenzt er zwar die Zeit, aber er sichert auch die Zeit vor diesem Tag X. Man kann sich also bis zu ihm sicher sein und dann rechtzeitig seelisch präparieren. Wissen tötet also die Unsicherheit und bietet einen Hauch Kontrolle.
    Aber es gibt eine zusätzliche Schnittmenge. Jene, die den Tag X wissen wollen gehören oftmals auch zu jener Gruppe, die davon ausgeht errettet zu werden. Und das hat natürlich eigenen Zuckerguss.
    Darin steckt Gutmenschentum, moralische Überlegenheit, die beruhigende Vernichtung jener, die die eigene Glaubensvorstellung nicht ernst nehmen. Darin steckt persönliche Erhöhung und die Reinigung vom Beiwerk des Unglaubens.
    Darüber hinaus, und nicht erst seit den Römern, wissen wir um die Faszination brachialer Brutalität. Das Unvorstellbare und Worte sprengende zu erleben hat selbst dann noch Reiz, wenn es logischerweise die eigene Vernichtung einschließt... vielleicht nicht bis zur realen Konsequenz, so doch aber zumindest als liebäugelnde Beschäftigung mit der Möglichkeit. Wieso fahren Touristen in die Sperrzone Tschernobyls und starren fasziniert auf wild ausschlagende Geigerzähler? Gefahr und die Ausweitung des eigenen Begriffes von Entsetzlichkeit üben einen schwer erklärlichen Reiz aus. Die Apokalypse ist der Spielplatz all dieser menschlichen Bedürfnisse, Gefühle, Reize... sie bietet nahezu für jeden was. Zumindest in der mentalen Beschäftigung. Passieren soll sie lieber nicht - es sei dann man ist sich manisch sicher, dass man sie errettet überlebt.

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  5. Alexander Höchst21. Mai 2011 um 22:29

    Das Datum des Weltunterganges ist bekannt. Das sichert zwar die Zeit alles Lebenden bis dahin, nur die  Zeit jedes Einzelnen sichert es nicht. Es begrenzt nur meine maximale Lebenszeit, bewahrt mich jedoch nicht vor Krankheit, Unfall o.a. mit tödlichem Ausgang vor dem datierten Ende. Gut, was mache ich mit meiner begrenzten Lebenszeit? Falls ich bisher auf ein großes Lebensziel zu steuerte, wird es schwer für mich, da mir womöglich nicht genug Zeit bleibt, es zu erreichen. Lasse ich davon ab, ist es gut. Dann kann ich mich dem Moment  hingeben und einfach leben. Ich werde spüren, was mir wichtig ist und es intensiv gestalten. In diesem Fall wäre das Datum ein Glück für mich. Andernfalls würde ich vermutlich verzweifeln und vielleicht sogar freiwillig vor der Zeit abtreten.
    Diese Errettungs- und Perversionsvarianten passen wohl eher zu dem zielstrebigen Lebensentwurf.
    Ich will nicht wissen, wann alles untergeht. Es könnte zu Verkrampfungen führen, die mich vom Leben abhalten könnten...

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  6. Interessante Gedanken. Aus denen ich das abschließende Statement mal aufgreifen möchte: "Ich will nicht wissen, wann alles untergeht. Es könnte zu Verkrampfungen führen, die mich vom Leben abhalten könnten...". Wenn Du also glaubhaft das Datum erfahren würdest, dann würde es Deinen inneren Freiraum, mit dem Du dem Leben begegnest, begrenzen. Spricht übrigens für eine vitale und genußvolle Haltung zum Leben. ;)
    Aber stellen wir uns Menschen vor, die bereits in Verkrampfung leben. Für sie tritt ein umgekehrter Fall ein. Während Du Dir Deine Lebensziele suchst, sie anpeilst, haben sie wahrscheinlich eher das Gefühl keine zu kennen, keine zu finden, während das Leben ihnen begrenzend auf den Pelz rückt.
    Das Wissen um den Tag X löst also in ihnen die vorhandene Verkrampfung, welche er Dir erst bescheren würde. Und während dieses Datum Deine bereits vorhandene Fähigkeit das Leben zu gestalten hemmt, gibt es ihnen ein Ziel, eine Aufgabe, es befähigt sie gewissermaßen erst zur Gestaltung. Es gibt ihnen einen Glauben, die Aufgabe ein guter Mensch zu werden (das, was der jeweilige Glaube als guter Mensch definiert zumindest), der Rest der Menschheit muss gewarnt werden, mit Plakaten, Flugblättern, via Radio und Internet... plötzlich hat alles eine Bedeutung, einen Sinn und auch eine Größe.
    Menschen, die sich selbst Ziele geben können, werden den Weltuntergang als etwas betrachten, das ihnen höchst unliebsam in die Quere kommt bei der Verfolgung ihrer Ziele.
    Aber den Menschen, die Ziele suchen, wird ein Punkt gegeben, den sie anvisieren können.
    Ich glaube, diese Weltuntergangsbegeisterung wird auch nicht von suizidalen Sehnsüchten getrieben. Der Clou ist ja Tag X zu überleben, so gut und vertrauensvoll gläubig gewesen zu sein, dass man errettet wird, von einem Sinnsuchenden zu einem Mitglied einer exklusiven Minderhiet zu werden.
    Ganz im Ernst, und unüblicherweise mal völlig sarkasmusfrei, ich möchte nicht in der Haut jener stecken, die mit allem, was sie sind an ihre heutige Rettung durch Jesus Christus geglaubt haben. Auch wenn ich das nicht nachvollziehen kann, verstehe ich trotzdem, dass die Enttäuschung massiv sein muss. Der Verlust sicher geglaubter Gesetzmäßigkeiten und Wahrheiten.
    Es läuft tatsächlich darauf hinaus, dass die persönliche Haltung zum Weltuntergangsgedanken wesentlich bestimmt wird von der Frage ob man gelernt hat seinem Leben selbst einen Sinn und ein Ziel zuzuordnen oder ob man eine Sehnsucht danach hat ohne es zu können.

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  7. Was für ein gutes Gespräch. Hmmmm.

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