Samstag, 20. August 2011

Woody Allen and The Lion King und William Turner

Zwei Tage Hamburg: Vier Ausstellungen, ein Film, ein Musical und eine sehr kalte Unterkunft.

"Midnight in Paris" ist ein netter Film. Owen Wilson guckt so erstaunt und spricht so zögerlich, wie es früher Woody Allen persönlich in seinen Filmen getan hat. Rachel McAdams hat in "Notebook" ("Wie ein einziger Tag") mehr versprochen, als sie hier halten kann. Und nachdem wir Hemingway und Zelda und Scott Fitzgerald und Bunuel und und und getroffen haben, gibt uns der Regisseur auch noch die Konzeption in einem angestrengeten Monolog des Helden. Nett. Für mich der schönste Moment: Der Mann aus der Zukunft, die unsere Gegenwart ist, gibt Bunuel die Story für einen zukünftigen Film, Menschen können ein Haus nicht mehr verlassen, in dem sie sich zu einem Fest getroffen haben. Bunuels mehrmals wiederholtes "Warum?", hat den Witz, den der Dialog des restlichen Films vermissen lässt. Guckt euch lieber den "Würgelengel" nochmal an, mehr Spaß werdet ihr dabei auf jeden Fall haben.



Joseph Mallord William Turner, Ausstellung im Bucerius Haus in Hamburg, Bilder von Lichtstimmungen, die schon vergangen sind, eh man sie wirklich gesehen hat. Ich denke oft, wenn ich einen schönen unwirklichen Himmel betrachte, gesehen ist er schön, gemalt wäre er kitschig. Bei ihm keineswegs. Er reduziert Erde, Luft, Wasser und Feuer auf ihr Eigentliches. das Publikum bestehend aus Hamburger Bürgern der vierzehnten Generation, macht die Betrachtung nahezu unmöglich. Das steht und plappert und bildet sich auf dem höchsten Niveau.

Blue Rigi: Lake of Lucerne 

Buttermere Lake, with Part of
Cromackwater, Cumberland, a Shower

Und dann auf höchstem Niveau: The Lion King oder König der Löwen im neunten Jahr im Hamburger Theater am Hafen. 1799 Menschen und ich waren glücklich. Man ist das schön. 

Mufasa und Scar in Kampfstellung
Theater. Ganz alte, ganz einfache Mittel, auf den Punkt eingesetzt. Ein See trocknet aus, also wird ein kreisrundes Tuch langsam durch ein Loch in den Bühnenboden weggezogen. 
Kindertheater für alle Altersgruppen, das Auge säuft und wird beglückt trunken. 

e.e. cummings sagt in einem seiner Gedichte: 

children guessed (but only a few
and down they forgot as up they grew 

kinder ahnten es (aber wenige nur
und  ab sie vergassen wie auf sie wuchsen


6 Kommentare:

  1. William Turner. Das Wort Andacht fällt ein. Einer von den sehr Wenigen, die Unendlichkeit malen können, die nicht Stoff oder Pappe mit Hintergrundhimmel zustreichen.

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  2. Unendlichkeit, ja, aber die Bilder wirken auch, als wären sie nur eine Sekunde lang.

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  3. Alexander Höchst20. August 2011 um 12:12

    Was ja im Grunde das Gleiche ist...

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  4. Oh, was für ein gutes Thema zum Nachdenken: die Verquickung von Moment und Unendlichkeit, Gegensatz, oder eins im anderen aufgehoben.

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  5. Alexander Höchst22. August 2011 um 12:41

    Wenn ich mich in etwas verliere, ist mein Ich aufgehoben, ohne Zeit, ewig. Auch wenn es betrachtet nur wenige Sekunden sein sollten.

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  6. Ja. Lion King. Soviel Begeisterung, in der Inszenierung, die Mittel, das Schattenspiel, die Herde in der Schlucht, da war ich echt gespannt wie das gehen soll - die sich aufbauende Perspektieve aus der Tiefe des Raumes , ja genau, das Tuch... alles abstrahiert und so klar ablesbar, Kunstvoll in so vielerlei Hinsicht. Und was die Darsteller können, und leisten, und begeistern. Allerhand. Kinder und Erwachsene. Ich habe selten so viel mit offenem Mund gestaunt. Echt. Nach neun Jahren ein volles Theater, spontane Standing Ovations, nachmittags, von 1700 Zuschauern. Chapeau und tiefe Verneigung.

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