Donnerstag, 25. August 2011

Das Einhorn


Hiob 39 9-12
Meinst du das Einhorn werde dir dienen und werde bleiben an deiner Krippe? Kannst du ihm dein Seil anknüpfen, die Furchen zu machen, daß es hinter dir brache in Tälern? Magst du dich auf das Tier verlassen, daß es so stark ist, und wirst es dir lassen arbeiten? Magst du ihm trauen, daß es deinen Samen dir wiederbringe und in deine Scheune sammle?

Das Einhorn in Gefangenschaft *

IV
O dieses ist das Tier, das es nicht gibt.
Sie wußtens nicht und habens jeden Falls
- sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals,
bis in des stillen Blickes Licht - geliebt.

Zwar war es nicht. Doch weil sie's liebten, ward

ein reines Tier. Sie ließen immer Raum.
Und in dem Raume, klar und ausgespart,
erhob es leicht sein Haupt und brauchte kaum

zu sein. Sie nährten es mit keinem Korn,

nur immer mit der Möglichkeit, es sei.
Und die gab solche Stärke an das Tier,

daß es aus sich ein Stirnhorn trieb. Ein Horn.

Zu einer Jungfrau kam es weiß herbei -
und war im Silber-Spiegel und in ihr.


Rainer Maria Rilke Sonette an Orpheus

* 1495–1505 Niederlande Wandteppich

Raffael ca. 1505-06 Porträt einer jungen Frau mit dem Einhorn
Das Einhorn, ein fabelhaftes Thier, das einem Pferde gleichen, auf der Stirn aber ein langes, gerades Horn von der feinsten Elfenbeinsubstanz tragen soll, überaus rasch, gewandt und wild; es soll in Africa und Asien existirt haben, jeden Menschen tödten, dem es begegnet, nur vor einer reinen Jungfrau sich beugen, von ihr sich wie ein zahmes Hausthier lenken lassen. Zähne des Narvals wurden sonst häufig für Hörner dieses Thieres ausgegeben, beinahe mit Gold aufgewogen, indem man glaubte, ein Becher, daraus gedreht, sei das sicherste Mittel gegen Vergiftung, weil hineingebrachte Gifte schäumen und aufbrausen sollten. Neuerdings wird von Einigen wieder die Möglichkeit der Existenz des E.s behauptet.
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 181.

Einhorn, 1970 Tate Gallery, London, (c) Rebecca Horn
Wikipedia: Angeblich können die Tränen des Einhorns Versteinerungen lösen. Es soll Tote zurück ins Leben holen können, und wer das Blut eines Einhorns trinkt, wird angeblich unsterblich, führt aber von diesem Punkt an ein unglückliches und verfluchtes Leben. In einigen Erzählungen heißt es auch, dass ein Einhorn ein karges und/oder verwüstetes Land wieder zum Blühen bringt, sobald es dessen Grenzen überschreitet.

Mosaik ca. 1213 Basilika S. Giovanni Evangelista, Ravenna
Das Einhorn, des -es, plur. die -hörner, von dem Zahlworte ein. 1. Ein Thier, welches nur ein einziges Horn hat. Ein vierfüßiges Thier, welches nur ein einziges langes spitziges Horn vor der Stirn haben soll, und von welchem die ältern und neuern Schriftsteller allerley Erdichtungen erzählet haben. Gemeiniglich gibt man ihm die Gestalt eines Pferdes; wenigstens wird es in den Wappen noch auf diese Art abgebildet.
Der einhurn in megede schose
Git dur kuische sinen lib,
Dem wild ich mich wol genose, u.s.f.
Burkart von Hohenfels.
...Da sich dieses Thier, welches die Alten unter dem Nahmen des Einhornes unter so mancherley und oft figürlichen Gestalten beschrieben haben, in den neuern Zeiten nirgends finden wollen, so haben einige eine Art wilder Judianischer Waldesel, andere eine Art großer zweyhörniger Arabischer Ziegen, und noch andere das Rhinoceros oder Nasehorn für das Einhorn der heil. Schrift gehalten. Wenigstens ist das Nasehorn von ältern Schriftstellern mehrmahls mit dem Nahmen eines Einhornes beleget worden. In den Moseeischen Glossen wird Einhurn ausdrücklich durch Rhinoceros erkläret. Dalechamp zählet in seinen Anmerkungen über den Plinius sieben Arten vierfüßiger Einhörner, an welchen aber Kenner des Thierreiches noch manches auszusetzen haben. 2) Der Narwall, eine Art großer Fische in den nordischen Gewässern, der einen langen hervor ragenden gewundenen Zahn an der linken Seite des obern Kinnlade hat, Monodon. L. wird von einigen gleichfalls Einhorn oder Einhornfisch genannt. Er ist 16 bis 22 Fuß, sein Zahn oder Horn aber 9 bis 10 Fuß lang, und läuft vorn spitzig zu. 2. Das Horn dieses Thieres, besonders des Fisches, dessen Zahn von Unwissenden unter den Alten und Neuern für das Horn eines vierfüßigen Thieres gehalten worden, und die meisten Fabeln von dem Einhorne veranlasset hat. Wenigstens sind die meisten so genannten Einhörner, die man in der Erde gefunden hat, nichts als die jetzt gedachten Zähne des Narwalls. 3. Figürlich, eine Art langer Kanonen von kleinem Caliber, welche sehr weit tragen, und von einem Russischen Officier, Nahmens Schuwalow, erfunden worden, und daher auch Schuwalowsche Einhörner heißen.Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1709-1710. 

Das Einhorn

Das Einhorn lebt von Ort zu Ort
nur noch als Wirtshaus fort.

Man geht hinein zur Abendstund
und sitzt den Stammtisch rund.

Wer weiß! Nach Jahr und Tag sind wir
auch ganz wie dieses Tier

Hotels nur noch, darin man speist -
(so völlig wurden wir zu Geist).

Im "Goldnen menschen" sitzt man dann
Und sagt sein Solo an ...

Christian Morgenstern
Albertus Magnus De animalibus Holzschnitt 1545.

1 Kommentar:

  1. When the last eagle flies
    over the last crumbling mountain
    and the last lion roars
    at the last dusty fountain

    In the shadow of the forest
    though she may be old and worn
    they will stare unbelieving
    at the last unicorn

    When the first breath of winter
    through the flowers is icing
    and you look to the north
    and a pale moon is rising

    And it seems like all is dying
    and would leave the world to mourn
    in the distance hear the laughter
    of the last unicorn

    I'm alive, I'm alive

    When the last moon is cast
    over the last star of morning
    and the future is past
    without even a last desperate warning

    Then look into the sky where through
    the clouds a path is formed
    look and see her how she sparkles
    it's the last unicorn

    I'm alive, I'm alive

    (Dewey Bunnel, Dan Peek, Gerry Beckley)

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