Donnerstag, 4. August 2011

Anne Sexton - Wenn Mann in Frau eindringt



Wenn Mann
In Frau eindringt
wie die Brandung die Küste beißt,
wieder und wieder,
und die Frau öffnet ihren Mund vor Lust
und ihre Zähne schimmern
wie das Alphabet,
erscheint Logos einen Stern melkend,
und der Mann
in der Frau
knüpft einen Knoten
auf dass sie nie wieder
getrennt seien werden
und die Frau
klettert in eine Blume
und schluckt ihren Stängel
und Logos erscheint
und entfesselt ihre Flüsse.
Dieser Mann,
diese Frau
mit ihrem doppelten Hunger
haben versucht, den Vorhang
Gottes zu durchdringen
und kurz gelang es,
obwohl Gott in Seiner Perversion,
den Knoten aufknüpft.

Egon Schiele Liebende Mann & Frau I
When man,
enters woman,

like the surf biting the shore,

again and again,

and the woman opens her mouth with pleasure

and her teeth gleam

like the alphabet,

Logos appears milking a star,

and the man

inside of woman

ties a knot

so that they will

never again be separate

and the woman

climbs into a flower

and swallows its stem

and Logos appears

and unleashes their rivers. 

This man,

this woman

with their double hunger,

have tried to reach through

the curtain of God

and briefly they have,

though God in His perversity

unties the knot.

Egon Schiele Doppel-Selbstporträt

7 Kommentare:

  1. Eindringen - ein ganz korrektes Wort, ich weiß, aber es hat keinen Raum für Liebe.
    Es klingt nach Überfall, Angriff, Einmarsch, Eroberung, Unterwerfung.

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  2. Ich weiss.
    enter - eintreten in, aber da gibt es keinen deutschen Sinn, oder doch?
    Wenn Mann in Frau eintritt? Oder Frau

    Und auch Knoten schnüren - tie a knot, heisst im Englischen auch heiraten, also besser eine Verbindung... aber dann welches Verb?
    Weil tie - untie den Gedanken zusammenhalten.
    Schwierig. Arbeite weiter dran. Nehme gern Vorschläge entgegen.

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  3. Eintreten - da ist treten drin, also neben dem Eintritt, dem Hereingehen, auch das (eine Tür ) Eintreten, Durchbrechen.
    ( obwohl mir die Formulierung bei Thomas Bernhard so gefällt: ein Buch betreten, da stört mich das treten nicht )
    Eintauchen - ein schönes Wort. Darin liegt auch das Unbewusste, die Hingabe des Eintauchenden und auch des Sees.

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  4. Eintauchen ist zu weich, wenn es denn "enter" entsprechen soll. Zu widerstanslos.

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  5. Alexander Höchst6. August 2011 um 01:02

    Vielleicht nur ...dringt... ?

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  6. Egon Schiele hat die erotischsten und die sexuellsten Bilder geschaffen, die ich kenne. Da ist jede Linie von Erregung durchpulst. Dabei sind sie auch die schamvollsten, selbst in den offensten Haltungen, die kenne.
    Bei ihm aber sind es immer die Männer, die sich quälen. Oft diese erschreckten Augen, wie ertappt. Seine Männer sind nie gelöst. Immer in Angst und Scham. Das guckt selbst durch die meisten Porträts. Das ist schon sichtbar in der Darstellung eines neugeborenen Knaben.

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