Mittwoch, 17. August 2011

Ein wirklich dicker Mann

Charles Mellin zugeschrieben, 1645, Porträt eines dicken Herrn, des sogen. Feldhauptmanns Alessandro del Borro
Del Borro studierte Mathematik und Mechanik und nahm später an den Kriegen gegen das  Ottomanische Empire teil und "verdiente" sich den Titel "Der Terror der Türken". Er fiel 1656 in einer Seeschlacht in der Nähe der Küste von Korfu.


Charles Mellin, 1597 in Nancy geboren, verbrachte den größten Teil seines Lebens in Italien, dort nannte man ihn Carlo Lorenese, Karl aus Lorraine. Er starb 1649.


"... Nehmen wir an, wir wollen einen massigen, wuchtigen Mann darstellen. Wir können das, indem wir eine kleine Figur in der Entfernung zeichnen, und die Perspektive und andere Objekte in der Nähe so einrichten, dass wir ihn als dicken Mann erkennen, obwohl die Form, die ihn darstellt, klein ist.
Aber wenn wir ihn nahe zur Bildfläche stellen, wie es ein Porträtmaler tuen würde, und ihn die vorhandene Bildfläche füllen lassen, dann wird auch die Fläche, die ihn darstellt, massiv sein und, wenn wir es wollen, wuchtig; hier, wird der Massigkeit des Mannes durch die Massigkeit der Gestaltungsfläche entsprochen...
(Ein Beispiel findet sich in) einem Gemälde, wie dem unschmeichelhaften Porträt des Feldhauptmanns Allessandro del Borro... Hier wird der Eindruck von Masse noch verstärkt durch die Positionierung des Hauptmanns zwischen Säulen, und indem die Augenhöhe des Betrachters auf der Höhe seiner Füßen liegt."


Aus: Monroe Beardsley in Aesthetics: Problems in the Philosophy of Criticism

"Das Fehlen spanischer Werke, vor allem solche des 17. Jahrhunderts, in der Gemäldegalerie machte nochmal ihre qualitative Unterlegenheit gegenüber den Museen in London und Paris deutlich, wo die spanische Schule gut vertreten war. Bode unternahm einiges, um diese Bestandeslücken zu schliessen, und holte sich dabei immer wieder Rat bei Justi. Allerdings äussert sich Justi immer wieder enttäuscht darüber, dass nur wenige seiner zahlreichen Empfehlungen für Ankäufe spanischer Gemälde berücksichtigt wurden. Auch seine Meinung um die Echtheit eines Gemäldes wurde von Bode nicht immer ernst genommen. So erwarb dieser 1873 trotz Justis geäusserten Bedenken in Florenz das ganzfigurige «Bildnis des toskanischen Generals Alessandro del Borro», das man zunächst Velázquez, dann Carreño de Miranda, später mehreren italienischen Malern zuschrieb und das seit 1990 als Werk des Franzosen Charles Mellin gilt."

Aus: Kunsthistoriker im Kaiserreich, Die Wissenschafter Carl Justi und Wilhelm Bode im 
Dialog 1872–1908, NZZ Online

1 Kommentar:

  1. das Original hängt übrigens in Berlin, in der Gemäldegalrie am Kulturforum!

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