Sonntag, 16. März 2014

EMIL NOLDE & Entartete Kunst 1


Emil Nolde Sonnenaufgang am Meer 1927

   In einem Brief mit nicht gesichertem Adressaten schrieb Emil 
   Nolde am 6. Dezember 1938: "Wenn ich im Leben, so lange ich 
   Künstler bin, gegen Ueberfremdung der deutschen Kunst, gegen
   den unsauberen Kunsthandel und gegen die übergrosse jüdische 
   Vorherrschaft in allem Künstlerischen in offenem Kampf
   gestanden bin und nun seit Jahren von der Seite, für die ich mit
   und vorgekämpft habe, angegriffen und verfolgt werde – dann
   müssen Missverständnisse vorliegen, die einer [sic] Klärung 
   bedürfen."
  
   Kurzgespräch auf Facebook: 
   
   Anna Else Bärbel Goldbeck-Löwe: Nolde, der sich den Nazis 
   anschleimte! NEE!  
   Ich: "Das ein Mann Wechsel fälscht, sagt nichts gegen 
   sein Geigenspiel." Oscar Wilde. Nolde war ein 
   geliebtwerdenwollender feiger Schleimer UND ein großartiger 
   Maler.  
   Anna Else Bärbel Goldbeck-Löwe: JAJAJA, liebe Johanna, 
   leiderleiderleidvoll ....gebe ich Dir widerwillig RECHT!

   Enil Nolde hat solchen Mist geschrieben und, glaube ich, leider
   auch gedacht und dann hat er weiter seine, als "entartet" 
   gestempelten Bilder gemalt. Was für ein Irrsinn!
 

Emil Nolde Der große Gärtner

ENTARTETE KUNST

Abschrift nach dem Original-Katalog der Münchner 
Schandausstellung von 1937


  Die Ausstellung wurde zusammengetragen von der
  Reichspropagandaleitung, Amtsleitung Kultur. Sie wird in den
  größeren Städten aller Gaue gezeigt werden. Verantwortlich
  für den Inhalt: Fritz Kaiser, München. Verlag: Verlag für
  Kultur- und Wirtschaftswerbung, Berlin W 35, Potsdamer Straße 59


Was will die Ausstellung "Entartete Kunst"?

Sie will am Beginn eines neuen Zeitalters für das Deutsche Volk anhand von Originaldokumenten allgemein Einblick geben in das grauenhafte Schlusskapitel des Kulturzerfalls der letzten Jahrzehnte vor der großen Wende.
Sie will, indem sie das Volk mit seinem gesunden Urteil aufruft, dem Geschwätz und Phrasendrusch jener Literaten- und Zunft-Cliquen ein Ende bereiten, die manchmal auch heute noch gerne bestreiten möchten, dass wir eine Kunstentartung gehabt haben.
Sie will klar machen, dass diese Entartung der Kunst mehr war als etwa nur das flüchtige Vorrüberrauschen von ein paar Narrheiten, Torheiten und allzu kühnen Experimenten, die sich auch ohne die nationalsozialistische Revolution totgelaufen hätten.
Sie will zeigen, dass es sich hier auch nicht um einen "notwendigen Gärungsprozess" handelte, sondern um einen planmäßigen Anschlag auf das Wesen und den Fortbestand der Kunst überhaupt.
Sie will die gemeinsame Wurzel der politischen Anarchie und der kulturellen Anarchie aufzeigen, die Kunstentartung als Kunstbolschewismus im ganzen Sinn entlarven.
Sie will die weltanschaulichen, politischen, rassischen und moralischen Ziele und Absichten klarlegen, welche von den treibenden Kräften der Zersetzung verfolgt werden.
Sie will auch zeigen, in welchem Ausmaß diese Entartungserscheinungen von den bewußt treibenden Kräften übergriffen auf mehr oder weniger unbefangene Nachbeter, die trotz einer früher schon und manchmal später wieder bewiesenen formalen Begabung gewissen-, charakter- und instinktlos genug waren, den allgemeinen Juden- und Bolschewistenrummel mitzumachen.
Sie will gerade damit aber auch zeigen, wie gefährlich eine von ein paar jüdischen und politisch eindeutig bolschewistischen Wortführern gelenkte Entwicklung war, wenn sie auch solchen Menschen kulturpolitisch in den Dienst der bolschewistischen Anarchiepläne stellen konnte, die ein parteipolitisches Bekenntnis zum Bolschewismus vielleicht weit von sich gewiesen hätten.
Sie will damit aber erst recht beweisen, dass heute keiner der an dieser Kunstentartung damals irgendwie beteiligten Männer kommen und nur von "harmlosen Jugendeseleien" sprechen darf.
Aus alledem ergibt sich schließlich auch, was die Ausstellung "Entartete Kunst" nicht will:
Sie will nicht bestreiten, dass der eine oder andere der hier Vertretenen manchmal - früher oder später - "auch anders gekonnt" hat. Ebensowenig aber durfte diese Ausstellung die Tatsache verschweigen, dass solche Männer in den Jahren des bolschewistischen Generalangriffs auf die deutsche Kunst in der Front der Zersetzung standen.
Sie will nicht verhindern, dass diejenigen Deutschblütigen unter den Ausgestellten, welche ihren jüdischen Freunden von ehedem nicht in das Ausland gefolgt sind, nun ehrlich ringen und kämpfen um eine Grundlage für ein neues, gesundes Schaffen. Sie will und muß aber verhindern, dass solche Männer von den Zirkeln und Cliquen einer so düsteren Vergangenheit dem neuen Staat und seinem zukunftsstarken Volk gar heute schon wieder als "berufene Bannerträger einer Kunst des Dritten Reiches" aufgeschwatzt werden.

 Emil Nolde Blume, Puppe Papagei 1912
 
Zur Gliederung der Ausstellung
Da die Fülle der Entartungserscheinungen, wie sie die Ausstellung zeigen will, auf jeden Besucher ohnehin einen fast niederschmetternden Eindruck macht, wurde durch eine übersichtliche Gliederung dafür gesorgt, dass in den einzelnen Räumen jeweils der Tendenz und der Form nach zusammengehörige Werke in Gruppen übersichtlich vereinigt sind. Nachstehend wird die Führungslinie kurz dargestellt.
Gruppe 1
Hier ist eine allgemeine Übersicht über die Barbarei der Darstellung vom handwerklichen Standpunkt her zu gewinnen. Man sieht in dieser Gruppe die fortschreitende Zersetzung des Form- und Farbempfindens, die bewusste Verachtung aller handwerklichen Grundlagen der bildenden Kunst, die grelle Farbkleckserei neben der bewussten Verzerrung der Zeichnung, die absolute Dummheit der Stoffwahl, lauter Dinge, die nach und nach den Charakter einer frechen Herausforderung jedes normalen, kunstinteressierten Beschauers annahmen.
Gruppe 2
In diesen Räumen sind solche Bildwerke zusammengefasst, die sich mit religiösen Inhalten befassen. Man nannte diese Schauerstücke in der jüdischen Presse einstmals "Offenbarungen deutscher Religiosität". Der normal empfindende Mensch denkt allerdings bei diesen "Offenbarungen" eher an einen Hexenspuk und empfindet sie, ganz gleich, welchem religiösen Bekenntnis er angehört, als unverschämten Hohn auf jede religiöse Vorstellung. Außerordentlich beachtenswert ist die Tatsache, dass gemalte und geschnitzte Verhöhnungen jüdisch-alttestamentarischer Legenden nicht anzutreffen sind. Die Gestalten der christlichen Legenden hingegen grinsen uns hier mit immer neuen Teufelsfratzen an.
Gruppe 3
Die in dieser Abteilung gezeigten Graphiken sind schlüssige Beweise für den politischen Hintergrund der Kunstentartung. Mit den Ausdrucksmitteln einer künstlerischen Anarchie wird hier die politische Anarchie als Forderung gepredigt. Jedes einzelne Bild dieser Gruppe ruft zum Klassenkampf im Sinne des Bolschewismus auf. Der schaffende Mensch soll durch eine grob tendenzielle Proletkunst gestärkt werden in der Überzeugung, dass er so lange ein in geistigen Ketten schmachtender Sklave bleiben wird, bis auch der letzte Besitzende, der letzte Nichtproletarier von der erhofften bolschewistischen Revolution beseitigt sein wird. Mit grauen und grünen Elendsgesichtern starren Arbeiter, Arbeiterfrauen und Arbeiterkinder dem Beschauer entgegen. Auf den Zeichnungen sind alle überhaupt nur vorstellbaren "Kapitalisten" und "Ausbeuter" dargestellt, wie sie sich höhnend über das Elend der schaffenden Menschen hinwegsetzen. Vom Fleischermeister bis zum Bankier sind alle diese "Sklavenhalter" dargestellt. Nur jene sicherlich damals auch nicht darbenden jüdischen Kunsthändler, die sich gerade an dieser Proletkunst nicht wenig bereicherten, sind auffälligerweise von den Klassenkampfmalern übersehen worden.
Gruppe 4
Auch diese Abteilung hat eine ausgeprägt politische Tendenz. Hier tritt die "Kunst" in den Dienst der marxistischen Propaganda für die Wehrpflichtverweigerung. Die Absicht tritt klar zutage: Der Beschauer soll im Soldaten den Mörder oder das sinnlose Schlachtopfer einer im Sinn des bolschewistischen Klassenkampfes "kapitalistischen Weltordnung" erblicken. Vor allem aber soll dem Volk die tief eingewurzelte Achtung vor jeder soldatischen Tugend, vor Mut, Tapferkeit und Einsatzbereitschaft ausgetrieben werden. So sehen wir in den Zeichnungen dieser Abteilung neben bewusst Abscheu erregenden Zerrbildern von Kriegskrüppeln und den mit aller Raffinesse ausgemalten Einblicken in Massengräber die deutschen Soldaten als Trottel, gemeine erotische Wüstlinge und Säufer dargestellt. Daß nicht nur Juden, sondern auch deutschblütige "Künstler" mit solch niederträchtigen Machwerken die feindliche Kriegsgreuelpropaganda, die damals schon als Lügengewebe entlarvt war, nachträglich auf diese Weise unaufgefordert erneut bestätigten, wir für immer ein Schandfleck der deutschen Kulturgeschichte bleiben.
Gruppe 5
Diese Abteilung der Ausstellung gibt einen Einblick in die moralische Seite der Kunstentartung. Für die darin vertretenen "Künstler" ist offensichtlich die ganze Welt ein einziges großes Bordell, und die Menschheit setzt sich für sie aus lauter Dirnen und Zuhälter zusammen. Es gibt unter dieser gemalten und gezeichneten Pornographie Blätter und Bilder, die man auch im Rahmen der Ausstellung "Entartete Kunst" nicht mehr zeigen kann, wenn man daran denkt, dass auch Frauen diese Schau besuchen werden. Es ist für jeden Menschen unseres heutigen Deutschlands völlig unbegreiflich, dass man vor wenigen Jahren noch, und zwar auch noch in den Zeiten der Zentrumsherrschaft unter Heinrich Brüning, so abgrundtiefe Gemeinheiten, so viel Verkommenheit und ein so eindeutig überführtes Verbrechertum unter der Devise "Freiheit der Kunst" ungehindert an die niedersten Instinkte des Untermenschentums appellieren ließ. Das aber darf nicht übersehen werden: Auch diese Seite der Kunstentartung geht letzten Endes auf eine politische Zielstellung zurück. Das ist schon daraus ersichtlich, dass fast alle diese Schweinerein auch eine deutliche marxistisch-klassenkämpferische Tendenz aufweisen. Immer wieder begegnet man Blättern, auf denen Wüstlinge der "besitzenden Klasse" und ihre Dirnen in Gegensatz gestellt sind zu den ausgehungerten Gestalten des im Hintergrund sich müde vorbeischleppenden "Proletariats". Auf anderen Zeichnungen wird die Dirne idealisiert und in Gegensatz gestellt zur Frau der bürgerlichen Gesellschaft, die nach Ansicht der Macher dieser "Kunst" moralisch viel verworfener ist als die Prostituierte. Kurzum: Das moralische Programm des Bolschewismus schreit in dieser Abteilung von allen Wänden.
Gruppe 6
Hier wird an einer größeren Zahl von Werken sichtbar gemacht, dass sich die entartete Kunst vielfach auch in den Dienst jenes Teils der marxistischen und boilschewistischen Ideologie gestellt hat, deren Ziel lautet: Planmäßige Abtötung der letzten Reste jedes Rassebewußtseins. Wurde in den Bildern der vorigen Abteilung die Dirne als sittliches Ideal hingestellt, so begegnen wir nun hier dem Neger und Südseeinsulaner als dem offensichtlichen rassischen Ideal der "modernen Kunst". Es ist kaum zu glauben, dass die Macher dieser Bildwerke in Deutschland oder in Europa ihre Heimat haben oder wenigstens damals noch hatten. Dabei ist allerdings zu betonen, daß auch diese Niggerkunst handwerklich so barbarisch ist, dass sich mancher Neger mit Recht dagegen auflehnen würde, in den dargestellten Gestalten Menschen seinesgleichen zu erblicken oder gar der Urheberschaft an solchen Bildwerken bezichtigt zu werden.
Gruppe 7
In dieser Abteilung der Ausstellung wird klargemacht, dass außer dem Neger als dem rassischen Ideal der damals "modernen" Kunst auch ein ganz besonderes geistiges Ideal vorschwebte, nämlich der Idiot, der Kretin und der Paralytiker. Auch wo sich diese "Künstler" selbst oder gegenseitig porträtierten, kommen dabei ausgesprochen kretinhafte Gesichter und Gestalten heraus. Das mag, den übrigen Werken nach zu schließen, nicht immer ein grundsätzlicher Verzicht auf Ähnlichkeit sein. Sicher aber ist, dass jedes stupid-idiotenhafte Gesicht die hier vertretenen "Modernen" besonders zum Schaffen angeregt hat. Anders wäre es nicht zu erklären, dass auch diese Abteilung der Ausstellung in Plastik, Graphik und Malerei so umfangreich ist. Hier sind menschliche Figuren zu sehen, die wahrhaftig mit Gorillas mehr Ähnlichkeit haben als mit Menschen. Hier gibt es Porträts, gegen die die ersten geschichtlich bekannten Versuche der Menschendarstellung in steinzeitlichen Höhlen reife Meisterwerke sind. Aber auch für solche Schauerstücke wurden, wie die Ankaufspreise ausweisen, noch vor wenigen Jahren höchste Preise verlangt und bezahlt.
Gruppe 8
In einem kleinen Raum sind hier der Abwechslung halber einmal nur Juden vertreten. Damit keine Missverständnisse entstehen. Dass es sich hier nur um eine kleine Auswahl aus den zahlreichen jüdischen Machwerken handelt, die die Ausstellung insgesamt zeigt. Die großen "Verdienste", die sich die jüdischen Wortführer, Händler und Förderer der entarteten Kunst zweifellos erworben haben, rechtfertigt zur Genüge diese "Sonderehrung". Hier findet sich unter anderem auch "Der neue Mensch", wie ihn sich Jud Freundlich erträumt hat. Dort stehen und hängen auch noch andere plastische und gemalte Wüstenträume herum, denen gegenüber Worte versagen müssen. 
Gruppe 9
Dieser Abteilung kann man nur die Überschrift "Vollendeter Wahnsinn" geben. Sie nimmt den größten Teil der Ausstellung ein und enthält einen Querschnitt durch die Ausgeburten sämtlicher "Ismen", die Flechtheim, Wollheim und Cohnsorten im Laufe der Jahre ausgeheckt, gefördert und verramscht haben. Auf den Bildern und Zeichnungen dieses Schauerkabinetts ist meistens überhaupt nicht mehr zu erkennen, was den kranken Geistern vorschwebte, als sie zu Pinsel oder Stift gegriffen. Der eine "malte" schließlich nur noch mit dem Inhalt von Mülleimern. Ein anderer begnügte sich mit drei schwarzen Linien und einem Stück Holz auf einem großen weißen Untergrund. Ein Dritter hatte die Erleuchtung, "Einige Kreise" auf zwei Quadratmeter Leinwand zu malen. Ein Vierter verbrauchte nacheinander für drei Selbstbildnisse gut drei Kilogramm Farbe, da er sich nicht einig werden konnte, ob sein Kopf grün oder schwefelgelb, rund oder eckig, seine Augen rot oder himmelblau oder sonst etwas sind. In dieser Gruppe des Wahnsinnspflegen die Ausstellungsbesucher nur noch den Kopf zu schütteln und zu lachen. Sicher nicht ohne Grund. Aber wenn man bedenkt, dass auch all diese "Kunstwerke" nicht etwa aus verstaubten Ecken verlassener Ateliers, sondern aus den Kunstsammlungen und Museen der großen deutschen Städte herausgeholt wurden, wo sie teilweise noch in den ersten Jahren nach der Machtergreifung hingen und der staunenden Mitwelt dargeboten wurden, dann kann man nicht mehr lachen: dann kann man nur mit der Wut darüber kämpfen, dass mit einem so anständigen Volk wie dem deutschen überhaupt einmal so Schindluder getrieben werden konnte.
Emil Nolde Phantasie 1931/35


Kulturbolschewismus am Ende
Aus der Rede des Führers zur Eröffnung
Des Hauses der Deutschen Kunst in München

Ich will daher in dieser Stunde bekennen, daß es mein unabänderlicher Entschluß ist, genauso wie auf dem Gebiete der politischen Verwirrung nunmehr auch hier mit den Phrasen im deutschen Kunstleben aufzuräumen.
"Kunstwerke", die an sich nicht verstanden werden können, sondern als Daseinsberechtigung erst eine schwulstige Gebrauchsanweisung benötigen, um endlich jenen Verschüchterten zu finden, der einen so dummen oder frechen Unsinn geduldig aufnimmt, werden von jetzt ab den Weg zum deutschen Volke nicht mehr finden!
Alle diese Schlagworte wie: "inneres Erleben", "eine starke Gesinnung", "kraftvolles Wollen", "zukunftsträchtige Empfindung", "heroische Haltung", "bedeutsames Einfühlen", "erlebte Zeitordnung", "ursprüngliche Primitivität" usw., alle diese dummen, verlogenen Ausreden, Phrasen oder Schwätzereien werden keine Entschuldigung oder gar Empfehlung für an sich wertlose, weil einfach ungekonnte Erzeugnisse mehr abgeben.
Ob jemand ein starkes Wollen hat oder ein inneres Erleben, das mag er durch sein Werk und nicht durch schwatzharte Worte beweisen. Überhaupt interessiert uns alle viel weniger das sogenannte Wollen als das Können. Es muß daher ein Künstler, der damit rechnet, in diesem Haus zur Ausstellung zu kommen oder überhaupt noch in Zukunft in Deutschland aufzutreten, über ein Können verfügen. Das Wollen ist doch wohl von vornherein selbstverständlich! Denn es wäre schon das Allerhöchste, wenn ein Mensch seine Mitbürger mit Arbeiten belästigte, in denen er am Ende nicht einmal was wollte. Wenn diese Schwätzer nun aber ihre Werke dadurch schmackhaft zu machen versuchen, daß sie sie eben als den Ausdruck einer neuen Zeit hinstellen, so kann ihnen nur gesagt werden, daß nicht die Kunst neue Zeiten schafft, sondern daß sich das allgemeine Leben der Völker neu gestaltet und daher oft auch nach einem neuen Ausdruck sucht. Allein das, was in den letzten Jahrzehnten in Deutschland von neuer Kunst redete, hat die neue deutsche Zeit jedenfalls nicht begriffen. Denn nicht Literaten sind die Gestalter einer neuen Epoche, sondern die Kämpfer, d.h. die wirklich gestaltenden, völkerführenden und damit geschichtemachenden Erscheinungen. Dazu werden sich aber diese armseligen, verworrenen Pinsler oder Skribenten wohl kaum rechnen.
Außerdem ist es entweder eine unverfrorene Frechheit oder eine schwer begreifliche Dummheit, ausgerechnet unserer heutigen Zeit Werke vorzusetzen, die vielleicht vor zehn- oder zwanzigtausend Jahren von einem Steinzeitler hätten gemacht werden können. Sie reden von einer Primitivität der Kunst, und sie vergessen dabei ganz, daß es nicht die Aufgabe der Kunst ist, sich von der Entwicklung eines Volkes nach rückwärts zu entfernen, sondern daß es nur ihre Aufgabe sein kann, diese lebendige Entwicklung zu symbolisieren.
Die heutige neue Zeit arbeitet an einem neuen Menschentyp. Ungeheure Anstrengungen werden auf unzähligen Gebieten des Lebens vollbracht, um das Volk zu heben, um unsere Männer, Knaben und Jünglinge, die Mädchen und Frauen gesünder und damit kraftvoller und schöner zu gestalten. Und aus dieser Kraft und aus dieser Schönheit strömen ein neues Lebensgefühl, eine neue Lebensfreude. Niemals war die Menschheit im Aussehen und in ihrer Empfindung der Antike näher als heute. Sport-, Wett- und Kampfspiele stählen Millionen jugendlicher Körper und zeigen sie uns nun steigend in einer Form und Verfassung, wie sie vielleicht tausend Jahre lang nicht gesehen, ja kaum geahnt worden sind. Ein leuchtend schöner Menschentyp wächst heran, der nach höchster Arbeitsleistung dem schönen alten Spruch huldigt: Saure Wochen, aber frohe Feste. Dieser Menschentyp, den wir erst im vergangenen Jahr in den Olympischen Spielen in seiner strahlenden, stolzen, körperlichen Kraft und Gesundheit vor der ganzen Welt in Erscheinung treten sahen, dieser Menschentyp, meine Herren prähistorischen Kunststotterer, ist der Typ der neuen Zeit, und was fabrizieren Sie? Mißgestaltete Krüppel und Kretins, Frauen, die nur abscheuerregend wirken können, Männer, die Tieren näher sind als Menschen, Kinder, die, wenn sie so leben würden, geradezu als Fluch Gottes empfunden werden müßten! Und das wagen diese grausamsten Dilettanten unserer heutigen Mitwelt als die Kunst unserer Zeit vorzustellen, d.h. als den Ausdruck dessen, was die heutige Zeit gestaltet und ihr den Stempel aufprägt.
Man sage nur ja nicht, daß diese Künstler das eben so sehen. Ich habe hier unter den eingeschickten Bildern manche Arbeiten beobachtet, bei denen tatsächlich angenommen werden muß, daß gewissen Menschen das Auge die Dinge anders zeigt als sie sind, d.h. daß es wirklich Männer gibt, die die heutigen Gestalten unseres Volkes nur als verkommene Kretins sehen, die grundsätzlich Wiesen blau, Himmel grün, Wolken schwefelgelb usw. empfinden oder, wie sie vielleicht sagen, erleben. Ich will mich nicht in einen Streit darüber einlassen, ob diese Betreffenden das nun wirklich so sehen und empfinden oder nicht, sondern ich möchte im Namen des deutschen Volkes es nur verbieten, daß so bedauerliche Unglückliche, die ersichtlich am Sehvermögen leiden, die Ergebnisse ihrer Fehlbetrachtungen der Mitwelt mit Gewalt als Wirklichkeit aufzuschwätzen versuchen, oder ihr gar als "Kunst" vorsetzen wollen.

 
 Emil Nolde Marschlandschaft 1930

Nein, hier gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder diese sogenannten "Künstler" sehen die Dinge wirklich so und glauben daher an das, was sie darstellen, dann wäre nur zu untersuchen, ob ihre Augenfehler entweder auf mechanische Weise oder durch Vererbung zustande gekommen sind. Im einen Fall tief bedauerlich für diese Unglücklichen, im zweiten wichtig für das Reichsinnenministerium, das sich dann mit der Frage zu beschäftigen hätte, wenigstens eine weitere Vererbung derartiger grauenhafter Sehstörungen zu unterbinden. Oder aber sie glauben selbst nicht an die Wirklichkeit solcher Eindrücke, sondern sie bemühen sich aus anderen Gründen, die Nation mit diesem Humbug zu belästigen, dann fällt so ein Vorgehen in das Gebiet der Strafrechtspflege ... Es interessiert mich dabei auch gar nicht im geringsten, ob sich diese Auch-Künstler die von ihnen gelegten Eier dann gegenseitig begackern und damit begutachten oder nicht! Denn der Künstler schafft nicht für den Künstler, sondern er schafft genauso wie alle anderen für das Volk! Und wir werden dafür Sorge tragen, daß gerade das Volk von jetzt ab wieder zum Richter über seine Kunst aufgerufen wird. 

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Noldes Bekenntnis Artikel aus der ZEIT

"Der Führer ist groß und edel": Emil Nolde und die Nazis Artikel aus der Süddeutschen Zeitung

Freitag, 14. März 2014

Quivive


QUIVIVE

 


Substantiv - Geschlecht: sächlich

Flexion: das Quivive, des Quivives, dem Quivive, das Quivive
die Quivives, der Quivives, den Quivives, die Quivives
Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon

Eine Freundin gebrauchte heute in einem Nebensatz ein Wort, das ich lang nicht mehr gehört hatte: "..., da muß man ganz schön auf dem Quivive sein." Ich kannte das Wort, hatte es wohl auch schon selbst benutzt, und sogar, wie ich beim Googlen feststellte in richtiger Weise. Aber ich hatte keine Ahnung, wie es geschrieben wird oder was es eigentlich heißt. Sowas mag ich!

Qui vive ist Französisch für Wer lebe? oder Wer soll hochleben? 
Diese Worte riefen französische Wachen (wie Wiki behauptet hauptsächlich vor der Revolution 1789) unbekannten Passanten, oder im Dunkeln, solchen, die sie nicht erkennen konnten, zu. Der Betreffende hatte dann mit der Losung: Vive le Roi! = Es lebe der König! zu antworten, oder er wurde erschossen, oder verhaftet, oder wenigstens nicht vorbeigelassen.

être sur le qui-vive = auf der Hut sein 

Ein bisschen knappen & zusammenziehen, und Quivive heißt einfach Achtung! oder, Acht geben, wachsam & aufmerksam bleiben. Voila!

Büchner dreht es in der letzten Szene von Danton's Tod so, dass die des Terrors und des Lebens müde Lucile auf den Anruf einer vorbeikommenden Patroullie mit den Worten "Vive le Roi!" oder "Es lebe der König" antwortet, und so mitten in der blutigsten Zeit der Revolution dafür sorgt, dass auch sie, im Namen der Revolution, guillotiniert werden wird.

Georg Büchner
Danton's Tod
Letzte Szene

    Lucile Desmoulins, geborene Duplessis
    Porträt von Louis-Léopold Boilly, um 1792

Lucile tritt auf und setzt sich auf die Stufen der Guillotine. 

Ich setze mich auf deinen Schoß, du stiller Todesengel.  

        Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
        Hat Gewalt vom höchsten Gott.



Du liebe Wiege, die du meinen Camille in Schlaf gelullt, ihn unter deinen Rosen erstickt hast. Du Totenglocke, die du ihn mit deiner süßen Zunge zu Grabe sangst.

        Viel Hunderttausend ungezählt,
        Was nur unter die Sichel fällt.


Eine Patrouille tritt auf.

Ein Bürger. 

He, wer da?

Lucile sinnend und wie einen Entschluß fassend, plötzlich. 

Es lebe der König!

Bürger. 

Im Namen der Republik!  

Sie wird von der Wache umringt und weggeführt.

Stückschluß!


Am 13. April 1794 wurde sie, vierundzwanzigjährig, enthauptet.

    Antoine Wiertz 1806-1865
 
QUI VIVE Grand Gallop de Concert von Wilhelm Ganz 

Donnerstag, 13. März 2014

Robert Mapplethorpe unerwartet - Kinder



                                        ROBERT MAPPLETHORPE



           Bruno Bischofsbergers Tochter, 1985

 

                              Lindsay Key, 1985


                  The Westlicht Collection 1979

 

         Eva Amurri, 1988

            All Photographs © The Estate of Robert Mapplethorpe 

 
       Er hat auch sehr viele Blumen photographiert, aber die wirken auf mich  

       seltsam künstlich, wie aus Plaste, leblos.

Dienstag, 11. März 2014

Die unsichtbaren Städte - Italo Calvino



Marco Polo ließ, wenn wir ihm glauben dürfen, 1298/99 die Erinnerungen an seine Reisen, zu denen auch sein Zusammentreffen mit Kublai Khan, dem mongolischen Herrscher Chinas gehörte, von einem Mitgefangenen in Genueser Kriegsgefangenschaft namens Rustichello da Pisa niederschreiben. "Il Milione" oder "Das Buch des Marco Polo, Bürger der Stadt Venedig, genannt Milione, worin von den Wundern der Welt berichtet wird" nannte er es und keiner seiner Zeitgenossen glaubte ihm ein Wort davon. 

Um 1970 schreibt Italo Calvino diesen Bericht weiter. Das riesige Reich des Kublai Khan ist in keinem guten Zustand. Marco Polo und der Khan disputieren über Städte, wobei der Herrscher auf der Suche nach der perfekten Stadt ist und der Reisende ihm erträumte, unmögliche, erhoffte Städte anbietet. 

"Während auf deinen Wink hin, Sire, die eine und letzte Stadt ihre makellosen Mauern erhebt, sammle ich die Asche der anderen möglichen Städte, die verschwinden, um ihr Platz zu machen, und nie wieder aufgebaut werden noch in Erinnerung bleiben können. Nur wenn du den unaustilgbaren Rest von Unglück kennst, den kein Edelstein aufwiegen kann, wirst du die genaue Karatzahl berechnen können, die der letzte Diamant anstreben muß, und wirst dein Projekt nicht von Anfang an falsch berechnen." I.C.

55 Miniaturen verbunden durch knappe, präzise Gespräche der beiden Protagonisten.
Ein Buch aus Seide, ganz leicht, wehend und rissfest.

Die, für meine Ohren oder Augen, feine Übersetzung ist von Burkhart Kroeber, das Nachwort von Calvinos Freundfeind Paolo Pasolini.
Pasolini schreibt: "Und so wie jede Erzählung aus Tausendundeiner Nacht von einer Abnormität des Schicksals berichtet, so schildert jede Beschreibung Calvinos eine Abnormität im Verhältnis zwischen dem Reich der Ideen und der Wirklichkeit."


Illustration aus Il Milione
Er [Kublai] sagt: »Es ist alles vergebens, wenn der letzte Anlegeplatz nur die Höllenstadt sein kann und die Strömung uns in einer immer engeren Spirale dort hinunterzieht.«
Darauf Polo: »Die Hölle der Lebenden ist nicht etwas, das erst noch kommen wird. Wenn es eine gibt, ist es die, die schon da ist, die Hölle, in der wir jeden Tag leben, die wir durch unser Zusammensein bilden. Es gibt zwei Arten, nicht unter ihr zu leiden. Die erste fällt vielen leicht: die Hölle zu akzeptieren und so sehr Teil von ihr zu werden, daß man sie nicht mehr sieht. Die zweite ist riskant und verlangt ständige Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft: zu suchen und erkennen zu lernen, wer und was inmitten der Hölle nicht Hölle ist, und ihm Dauer und Raum zu geben.« I.C.


Was für schöne Kapitelüberschriften:

Die Städte und die Erinnerung
Die Städte und der Wunsch
Die Städte und die Zeichen
Die fragilen Städte
Die Städte und der Tausch

Die Städte und die Augen
Die Städte und der Name
Die Städte und die Toten
Die fortdauernden Städte
Die Städte und der Himmel
Die verborgenen Städte

Das Museum Jumex des Archtekten David Chipperfield in Mexiko City:




Montag, 10. März 2014

Theater und das nervende ABER


Emil Nolde 1921
Nach dem Sündenfall

Eine Theaterliebhaberin in penetranter Sinnkrise, aber voller liebhaberischer Hoffnung beschreibt ein Theater- und Kino-gefülltes Wochenende: unfair, ja, ungerecht, geschmäcklerisch, persönlich, all das in offenster Weise, jetzt und hier!

Am Freitag in der Komischen Oper "Die Zauberflöte": die Karten zu bekommen, war ein privilegiertes Glück, wir haben uns mächtig aufgebrezelt und wurden wunderbar behandelt.
19.30 Uhr: Videocartoons als Bühnenbild, viktorianische Kinderbücher, Disneys frühe Filme und Monty Python geben sich die Ehre. Die Regie führte Barrie Kosky und für die Animation war die Gruppe "1927" verantwortlich. Die Vorstellung ist ausverkauft bis zum Sanktnimmerleinstag, das Publikum eine glückliche Mischung aus illustren Opernliebhabern, Kindergruppen und beseelten Touristen. Ich erlebte Begeisterungsstürme. Hinreißend, unterhaltsam, lustig, niedlich, endlich kann man seine Kinder in die Oper mitnehmen!
aber,
es war zuviel des Guten. Nur wenige Sänger waren in der Lage, gleichzeitig zu singen und die  Interaktion mit den bewegten Bildern und die Stummfilmspielweise zu erfüllen, und, alles in allem, bleiben, wenn man die Illustration der alten Bühnenbildanweisungen und die unzähligen spaßigen kleinen Einfälle subtrahiert, nur wenige Szenen länger im Gedächtnis. Und, welch konservativer Gedankengang, lenkt so viel Film nicht die Aufmerksamkeit  mit unbarmherziger Verführung fort von der Musik? Ein MTV-Video der Magic Flute?
Es bleibt mir eine von Beate Ritter wundervoll gesungene Königin der Nacht, der flirrende Papageno des Dominik Köninger und ein paar tolle Szenen, wo Spieler und Video zusammen agierten und etwas Neues entstand.


Samstag im Maxim Gorki Theater "Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen",
vier Spielerinnen, stark, locker, anwesend, frech. Die vier sprechen vorangig chorisch, und das sehr gut. Der Text vibriert zwischen Kabarett und dem Ton, der von mir oft geliebten Kolumnen Sybille Bergs. Das Tempo ist hoch, es wird viel und wild getanzt. Der Saal fühlt sich angesprochen.
aber,
ich nicht. Bin ich zu alt oder ist niemand jemals wirklich derart jung, wie hier behauptet wird?

Einige Zeit habe ich düster darüber sinniert, dass ich vor ... Jahren den sportlichen Herausforderungen eines solchen Abends noch locker gewachsen gewesen wäre. Ach.


Am Sonntag dann "August Osange County" im Kino. Große Schauspielkunst! Meryl Streep & Julia Roberts & Chris Cooper & die mir bisher unbekannte Margo Martindale & der ganze Rest, sind wunderbar. Überhaupt, sollte sich Frau Streep je dazu entschließen, das Telephonbuch von Los Angeles zu verlesen, ich werde dabei sein und ihr atemlos zuhören und staunen.

aber, 
die Geschichte ist dünn, die Autorin Tracy Letts Tennessee Williams armer Cousin in dritter Generation, der durch jahrelange Behandlung mit Nachmittagsserien die Schärfe verloren gegangen ist. Und in der zweiten Hälfte wird so viel geweint, dass man, schon aus Höflichkeit, nicht selber zum Weinen kommt, wobei der behäbige Symbolismus, für den die indianische, First Nation Haushälterin herhalten muß, meine Distanziertheit noch verschärft hat.


Ach, Mensch, ich bin eine alte Meckertante!
 

Sonntag, 9. März 2014

Piero della Francesca - Jesus schläft



  JESUS SCHLÄFT, 
WAS SOLL ICH HOFFEN?

Detail
Pala Montefeltro, auch genannt Pala di Brera oder 
Madonna mit Kind und Heiligen und dem Stifter Federico da Montefeltro

Geht leise
Geht leise
Es ist müd von der Reise!
Es kommt weit her:
Vom Himmel übers Meer,
Vom Meer den dunklen Weg ins Land,
Bis es die kleine Wiege fand –
Geht leise!
Paula Dehmel
Jesu schläft, was soll ich hoffen? Johann Sebastian Bach

Die Pala Montefeltro ist ein Altarbild des italienischen Malers Piero della Francesca. 
Das Bild zeigt eine sogenannte Sacra Conversazione: die Madonna mit dem schlafenden Kind, umgeben von sechs Heiligen und vier Engeln zusammen mit dem Stifter des Bildes, Federico da Montefeltro.
Wiki 

Das ganze Bild. Eine starre, fast erfroren wirkende Gruppevon Anbetenden, 
nur das Kind, wenn auch prekär auf den Kniender säulenartigen Mutter liegend, 
schläft. Ganz weich, ganz tief.

Über allem hängt ein Ei an einer güldenen Kette.

Ein weiteres Symbol für Maria ist das, an einer Goldkette aufgehängte Straußenei. 
Das Ei ist in ein in vielen Religionen übliches Symbol mit einer Vielzahl
von Bedeutungen. Im alten Ägypten war das Ei Symbol für das Leben nach dem Tod,
der Kirchenvater Augustinus deutet es als Symbol der Hoffnung. Für den Theologen
Hugo von Sankt Viktor ist das Straußenei Symbol für Christi Tod und Auferstehung. 
Manche Interpreten deuten das Straußenei in Pieros Bild als Zeichen für die
Unbefleckte Empfängnis Mariens.
Wiki

 Horst Antes 1974
Das Ei des Piero della Francesca


Samstag, 8. März 2014

Eine Tirade - Die Addams Familie


EINE ERSCHROCKENE TIRADE

Mein neuestes Steckenpferd möchte ich: "folkloristisches Politizieren" nennen, etwas, dass nicht wirklich neu ist, sich aber momentan zu einer Art Volksportbewegung auszuwachsen scheint.

Da wird, im Namen der Meinungsfreiheit, Andersmeinenden, grundherztief empört, das eigene betonierte Demokratieverständnis um die Ohren und vors Maul gehauen. Übrigens in beide Richtungen. 
Über Wörter, Witze, Wandbilder werden Todesurteile gesprochen, um Gehirne vor der Gefährdung durch eigene durchdachte Entscheidungen zu schützen. 
Wir lassen denken! Wir lassen sprechen! Ein massgeschneidertes Vokabular für den verunsicherten Bürger wird verordnet und dankbar entgegengenommen. Abweichungen vom wohlsituierten Konsens werden an die nächste buntbemalte Wand gestellt und mit Hilfe von selbstgerechtem, aus der Angst falsch zu liegen, geborenem Verbalkot beschossen. 
Und dabei ist jede häßliche Verbalinjurie erlaubt. Humanistisches Liebgehabe solange es den eigenen, eng gefassten, weil nicht selbst überprüften Vorstellungen entspricht, aber wenn nicht, dann WEHE! 

Sind wir alle blöd geworden oder waren wir es immer schon und haben uns nur nicht getraut, unseren Denkmüll bei jeder Gelegenheit über die Leute zu schippen?

Stellt man Fragen zur Zusammensetzung der Protestierenden auf dem Maidan, läßt die Unterstellung man wäre ein Liebhaber Putinscher Großrusslandpolitik nicht lange auf sich warten. 
Niemand hindert uns, Herrn Sarrazin einen bigotten Statistikenverdreher und hysterischen  Überfremdungpaniker zu nennen, aber wenn er dies bei einem öffentlichen Auftritt unter Beweis stellen will, schreit man so lange dazwischen, bis er sich mit selbstgerechtem "Seht ihr, ich sag's ja"-Lächeln zurücklehnen kann.
Die alte Mohrenstrasse bereitet einigen Mitbürgern seelische Pein, also weg damit, der hochvereherte Nelson Mandela soll nun als Ersatzname herhalten.
Frau  Lewitscharoff mißbraucht in Dresden eine harmlose Theaterveranstaltung, um ihre bedauerlichen alttestamentarischen, ganz offensichtlich aus tiefen inneren Nöten konstruierten und von jedem wissenschaftlichem Unterbau freien Thesen in die Ohren der Zuhörer zu blasen. Bedauerlich. Traurig für sie. Aber muß sie deshalb aus der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen werden? Insbesondere, wenn gleichzeitig der Oberhirte der weltgrößten reaktionären Vereinigung, nur durch seine Vorliebe für das einfache Leben, urplötzlich die Aura des fortschrittlichen Hoffnungsträgers um die alten Schultern gelegt bekommt?

Was ist mit uns los? Wir fordern Multikulturalismus, Toleranz und Offenheit, aber sobald sie uns in der Auseinandersetzung mit unangenehmen Zeitgenossen abgefordert wird, knicken wir ein und schreien nach nach der Meinungspolizei.
 
Demokratie und wirkliche Akzeptanz sind anstrengend, ungemütlich und fordern unablässige Selbstbefragung, sprich eine Streitkultur, uns hier in Deutschland, geht es relativ gut, wir könnten uns das leisten, wenn wir willens wären, uns der Mühe zu unterziehen. 

Was ist mit uns los?

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CHARLES ADDAMS
1912 - 1988

"Normal ist eine Illusion. Was für die Spinne normal ist, ist Chaos für die Fliege."

“Normal is an illusion. What is normal for the spider is chaos for the fly.”


"Plötzlich habe ich das grässliche Bedürfnis fröhlich zu sein."
"Nun, einfach aufprobieren und gucken wie sie passt."

Warum es keine mehr gibt.
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Mohr: Das Wort ist bereits im Althochdeutschen des 8. Jahrhunderts in der Form mōr belegt. Ursprünglich bezeichnete es, gleich wie später im Mittelhochdeutschen (in der Form mōr oder mōre) einen Mauren. Der Begriff Maure selbst stammt vom Griechischen μαῦρος, was so viel wie „schwarz, dunkel, dunkelhäutig, dunkelhaarig“ bedeutet.

Die Mohrenstraße wurde nach Afrikanern benannt, die im 18. Jahrhundert im preußischen Heer als Musiker dienten und deren Kaserne hier stand. Es wird vermutet, dass der Schokoladenhersteller Sarotti zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Mohren als Markenzeichen zu verwenden begann, weil der Stammsitz der Firma in der Mohrenstraße lag. (Beide Zitate: Wiki)


Mittwoch, 5. März 2014

Eiscrème oder der Frühling kommt


Frühling in Berlin-Mitte. Eine Freundin sieht überall, 
wie sich Schneeglöckchen aus Asphaltritzen hervorkämpfen, 
die Filmfestspiele sind vorbei, brave Freischaffende wühlen sich 
durch den Steuerkram des letzten Jahres, meine Mitmenschen 
bekommen wieder Körper mit Umrissen, die nicht von Steppmänteln 
und anderen Unformen verdeckt werden, Cafes stellen Stühle 
und Tische auf die Bürgersteige und meist rote Decken dazu. 

Als ich sehr jung war, begann ungefähr um diese Jahreszeit, 
der heroische Kampf um die Kniestrümpfe und noch heute  
werde ich sentimental, wenn ich Kinder mit blaugefrorenen Knien 
und stolzen Frostgesichtern sehe, weil ich dann weiss, heute hat eines 
diesen Kampf für sich entschieden. Das ist wie mit den blauen 
Lippen bein Schwimmen, bis zum ungefähren Alter von zwölf, 
hat das nichts mit Kälte zu tun, nein, so wenig, 
wie die klappernden Zähne!

In der Reinhardtstrasse gab es nun an der Ecke zum 
alten Friedrichstadtpalast, der 1985 abgerissen worden ist, 
eine kleine Eisdiele. Vier Sorten Eis und Halbgefrorenes, 
handgemacht, ohne Zusatzstoffe (oder vielleicht auch mit welchen?) 
und im Sommer als Spezialität Johannisbeereis mit 
ganzen Johannisbeeren. 
Die Johannisbeeren waren aus dem Obst-und Gemüseladen 
in der Albrechtstrasse, direkt neben meinem Kindergarten. 
Dieser Laden war, wie alle "Obst-und Gemüseläden" der DDR 
eine traurige Angelegenheit, halbleer, nicht gut riechend. 
Kohl, Kartoffeln, Zwiebeln, Suppengrün, Äpfel immer, 
der Rest war Glückssache. Aber er hatte auch zwei dicke 
nette Verkäuferinnen, die sich für das miese Angebot 
zu schämen schienen, und eben im Sommer, 
manchmal Johannisbeeren.

Wunderbares Eis, pro Kugel, soweit ich mich erinnere, 
30 Pfennig der DDR.Die andere Möglichkeit war Moskauer Eis, 
sahnige Vanille zwischen zwei rechteckigen pappigen Waffeln 
und in so komisches Papier gepackt. Gab es im Konsum 
für eine Mark und wenn ich wiedermal die Polypen 
rausgeschnitten bekommen hatte, durfte ich, als Trost 
und zur besseren Heilung durch Kühlung, sechs solche Eiswaffeln 
mit Sirup obendrauf essen!

Eine Waffel mit drei Kugeln, Schoko, Erdbeer und Schoko, 
war mein Frühlingsanfang! Und ist es eigentlich noch immer. 
Die Eisdiele ist eine andere, die Eissorten sind eleganter geworden, 
und die Sorge um das Gewicht ist dazugekommen, 
aber sonst bin ich die Gleiche geblieben. Hihihi!


Der alte Friedrichstadtpalast von hinten, am Bühneneingang 
standen oft Gruppen rauchender Frauen mit unfaßbar langen Beinen, 
besonders wenn man selber insgesamt nicht länger war als diese Beine - 
Emöke Pöstenyi & Susan Baker, Tänzerinnen des Friedrichstadtpalast-Balletts waren die allerschönsten.

Es ist März, Kniestrümpfe trage ich nicht mehr, aber ich habe jetzt wieder 
einen feinen Eisladen gefunden, denkbar unromantisch in den 
Potsdamer Platz Arkaden gelegen, aber das Eis ist klasse.

Caffè e Gelato 
GmbH & Co. KG
Potsdamer Platz – Arkaden Center
Alte Potsdamer Str. 7
10785 Berlin
Tel: +49/30/2529 7832
Fax: +49/30/25297833
E-Mail: info@caffe-e-gelato.de
Öffnungszeiten

Sommer:
Mo. bis Do. 10:00 - 22:30
Fr. 10:00 - 23:00
Sa. 10:00 - 24:00
So. 10:30 - 22:00

Winter:
Mo. bis Do. 10:00 - 21:30
Fr. 10:00 - 23:00
Sa. 10:00 - 24:00
So. 10:30 - 22:00