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Montag, 18. Juni 2018

Bologna - Die Gelehrte, die Rote, die Fette

Bologna. Die Gelehrte, die Rote, die Fette wird sie genannt, wie würde man da Berlin nennen? Gelehrt wegen der berühmten und alten Universität, nach Parma & Salerno der ältesten europäischen überhaupt. 
Rot, vielleicht weil viele Jahre Kommunisten im Rathaus saßen oder doch wegen der vielen roten Hausfassaden. Rot, Rostrot, Gelb, Orange, verwaschen oder frisch, schattiert, bröckelnd, unter manchen Fenstern hat die durch Regen verlaufene Farbe weinende Rostflecken hinterlassen.



Die Fette, weil das Essen so reich und so gut ist. Ist es wirklich.
Die Frauen sind es übrigens nicht. Fett. Dafür besitzen viele Männer stattliche Bäuche, die sie durch enge Hemden stolz betonen. 
 
Verona hatte Süße, Ferrara Strenge, Bologna ist einfach eine große, lebendige Stadt in der eine Menge alter Gebäude steht. Es lebt sich hier sicher gut. 


 Unten schmal, oben breit, clevere Lösung für mehr Raum.

Andere Variante mit Holzunterbau.

Auffällig wie gut sich viele Frauen kleiden, nicht unbedingt teuer, aber schlicht, elegant, bequem, auch die älteren Damen, auch solche, die noch viel älter sind als ich. Wenig Leggins, wenig Sportkleidung, wenig albern bedruckte T-Shirts. Sie achten auf Farbzusammenstellung, auf ihren Körperbau, sie wirken unangestrengt modisch. Erholsam, aber es gibt natürlich sogar im Juni genug Touristen in Adiletten und zu kurzen Shorts, die das schöne Bild wieder in das gewohnte abkippen.

 Das Fenster und den Efeu gibt es wohl schon eine Weile.

 Apropos guter Geschmack, Mitra mit Kreuz und Bibel.

Kinderschuhe und Bischofsstab, Torten für jede Gelegenheit.

Ragù ala bolognese 

Spaghetti Bolognese gibt es hier nicht, das ragù ist mit Tagliatelle zu essen!
Es folgt das Originalrezept, wie es am 17. Oktober 1982 von der Acca­de­mia Italiana della Cucina bei der Han­dels­kam­mer von Bo­logna hinterlegt wurde. 
 
RAGÙ CLASSICO BOLOGNESE
 
Rindfleisch grob gehackt - 300 g
Pancetta stagionata (nicht geräuchert!) - 150 g
Karotte 50 g
Stangensellerie 50 g
Zwiebel 50 g
Geschälte Tomaten 300 g
1/2 Glas trockenen Weißwein
1/2 Glas Vollmilch
Ggf. ein Schuss Sahne
Etwas Gemüsebrühe
Olivenöl oder Butter
Salz, Pfeffer
 
Zubereitung Zwiebeln, Karotte, Sellerie und Frühstücksspeck fein hacken. In einer Kas­se­rolle mit 3 EL Öl oder 50 g Butter anschwitzen lassen. Anschließend das Hackfleisch hinzugeben. Bei ständigem Umrühren wenige Minuten bei hoher Temperatur anbraten, bis es brutzelt, dann den Wein hinzufügen, den man verdünsten lässt. Erst jetzt die Tomaten und die Gemüsebrühe hinzu­fügen. Die Temperatur auf eine kleinere Stufe herunterschalten. Das ragù zugedeckt ca. 3 Stunden köcheln lassen, gelegentlich umrühren. Erst gegen Ende die Milch hinzufügen, um die Säure der Tomaten abzuschwächen. Salzen, pfeffern.  

Zum Schluss, wenn der ragù fertig ist, kann man – entsprechend der Bologneser Gepflogenheit – die Sahne hinzufügen, allerdings nur, wenn man pasta secca verwendet. Bei den Tagliatelle ist Sahne nicht üblich.

Samstag, 16. Juni 2018

Ferrara - Backstein

Ein Stein, ein Kalk, ein Bier oder, da wir in Italien sind, ein Glas Rotwein. Ferrara, die Stadt der Familie d'Este, die Stadt der Backsteinbauten, streng, distanziert, karg, eher nordisch. Renaissance meets Bauhaus.



Ferrara, einst wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen Adria, Poebene und Romagna, liegt am Zusammenfluss von Po di Primaro und Po di Volano, Lehm aus dem Fluss, Asche von verbranntem Seegrass und Meersalz wurden zu Ziegeln gebacken und verbaut in Mauern, Bögen, Säulen. Die Fassaden blieben unverputzt, die Reihung der Ziegel und ihre leicht unterschiedlichen Formen und Färbungen waren Schmuck genug.



Wiki schreibt: Biagio Rossetti war ein italienischer Architekt und Stadtplaner. Rossetti war Hofarchitekt von Ercole I. d’Este in Ferrara. Ab 1490 plante Rossetti die Erweiterung und Befestigung von Ferrara. Erstmals in Europa wurden hier – bei einem mittelalterlichen Stadtkern – breite und gerade Straßen gebaut. Die von ihm entworfene Erweiterung des Stadtkerns gilt als die erste moderne Stadtplanung der Welt. Der historische Stadtkern Ferraras wurde 1997 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.


Louis Kahn, der berühmte amerikanische Architekt sagte seinen Schülern: falls ihr irgendwann dringend Inspiration benötigt, fragt eure Materialien um Rat. 
"Du sagst zum Ziegelstein,'Was willst Du, Ziegelstein?' Und Ziegelstein sagt zu Dir, 'Ich mag einen Bogen.'  Und du sagst zum Ziegelstein, 'Schau mal, ich will auch einen, aber Bögen sind teuer und ich kann einen Betonträger verwenden.' Und dann sagst du: 'Was denkst du darüber, Ziegelstein?' Ziegelstein sagt: 'Ich mag einen Bogen.'''


Da gieng ich, in mich gekehrt, durch das gewölbte Thor, sinnend zurück in die Stadt. Warum, dachte ich, sinkt wohl das Gewölbe nicht ein, da es doch keine Stütze hat? Es steht, antwortete ich, weil alle Steine auf einmal einstürzen wollen u. ich zog aus diesem Gedanken einen unbeschreiblich erquickenden Trost, der mir bis zu dem entscheidenden Augenblicke immer mit der Hoffnung zur Seite stand, daß auch ich mich halten würde, wenn Alles mich sinken läßt
Heinrich v. Kleist an Wilhelmine von Zenge

 Die Festung der d'Estes mit Burggraben und Karpfen

 Heruntergekommenes Wohnhaus 1

 Zusammengestückelter Prachtbau mit gestreiftem Turm

  Heruntergekommenes Wohnhaus 2

 Kleine Backsteinsäule zwischen Verkehrszeichen
 Wohlerhaltenes Wohnhaus

 Kleine Backsteinkirche - Der Schrei

 Strasse in Ferrara mit zunehmendem Mond und einem Stern

Freitag, 15. Juni 2018

Verona - Das heutige Thema ist: Streifen.

VERONA


Streifen: in der Art eines Bandes verlaufende Linie, 
die sich durch eine andere Farbe von der Umgebung abhebt. 
DWDS
 
Gestreifte Kirchen. Gestreifte Häuser. Gestreifte Glockentürme.
Bauten aus Backstein erbaut im Mittelalter, an der Schnittstelle von Romanik und Gothik, auf andere, ältere Gebäude drauf, um sie herum, anstelle dieser. Die Fassaden in Streifen von Ziegelstein und Tuff oder auch Travertin. Eingesetzt wurde die Musterung aus unterschiedlichen Gründen. Bestimmte Gesteinsarten waren selten und teuer und durch die Ziegelsteinstreifen sparte man am teureren Material. Andererseits konnte man durch die Verbindung der Ziegel in der Innen- und Außenmauer die Tragfähigkeit des Baus verstärken. Manchmal wurde auch noch eine dünne, weil kostspielige Lage Marmor über den Stein gelegt. Und die Streifen machen den Bau auffälliger, grandioser.

Die Helmholtz- Illusion 
Eine gefüllte Fläche wirkt größer als eine leere Fläche. Ein Rechteck aus horizontalen Linien erscheint höher und schmaler als ein identisches Rechteck aus vertikalen Linien. 
Hermann von Helmholtz



 Streifen verbinden.

Sehr dünne Streifen.

 Sehr dicke Streifen.

Unterschiedliche Streifendicke.

 Als Bauchbinde.

 Im Innenhof.

 Von Punkten unterbrochen.


Elegant als Mittelstreifen.

 
Innen auch gestreift.


Chiesa San Zeno


Nächste Untersuchung:Röntgen
"Was ist denn Röntgen?",fragte der kleine Bär.
"Durchleuchten",sagte Doktor Walterfrosch,der Röntgenarzt.
"Was ist denn Durchleuchten?",fragte der kleine Bär.
"Durchleuchten ist,wenn der kleine Tiger in den Kasten geht und von hinten mit Licht beleuchtet wird.Das Licht leuchtet durch ihn durch und vorn bin ich.
Ich sehe durch den kleinen Tiger durch,was ihm fehlt.

Aha!Ein Streifen verrutscht",rief Doktor Walterfrosch.
Und jetzt wissen wir,was dem kleinen Tiger fehlt,und zwar:Streifen verrutscht.
"Halb so schlimm",sagte Doktor Walterfrosch."Kleine Operation,Tiger geheilt."


Janosch 

Mittwoch, 5. August 2015

Eine Reise - Riga - Die Moskauer Vorstadt






Sieben Schwestern ist eine Bezeichnung für die sieben im Auftrag Stalins im Sozialistischen Klassizismus (auch: stalinistischen Zuckerbäckerstil) erbauten Hochhäuser in Moskau. Manchmal werden sie auch Stalins Kathedralen oder Stalinfinger genannt... Sie wurden in den letzten zehn Jahren der Stalin-Herrschaft erbaut.Die Moskauer Stalin-Hochhäuser hatten Vorbildwirkung für die Architektur der 1950er-Jahre in den Ostblock-Staaten... in Riga entstand ein Kulturpalast, der heute Sitz der Lettischen Akademie der Wissenschaften ist. Der Architekt hieß Lew Wladimirowitsch Rudnew, der auch das Hauptgebäude der Lomonossow-Universität (1949–1953) entwarf, wahrscheinlich sein bekanntestes Gebäude, dafür erhielt er 1949 den Stalinpreis. (Wiki)




Danksagung
 
I
In seinen Werken reicht er uns die Hand.
Band reiht an Band sich in den Bibliotheken,
Und niederblickt sein Bildnis von der Wand.
Auch in dem fernsten Dorf ist er zugegen.

Mit Marx und Engels geht er durch Stralsund,
Bei Rostock überprüft er die Traktoren,
Und über einen dunklen Wiesengrund
Blickt in die Weite er, wie traumverloren.

Er geht durch die Betriebe an der Ruhr,
Und auf den Feldern tritt er zu den Bauern,
Die Panzerfurche – eine Leidensspur.
Und Stalin sagt: »Es wird nicht lang mehr dauern.«

In Dresden sucht er auf die Galerie,
Und alle Bilder sich vor ihm verneigen.
Die Farbentöne leuchten schön wie nie
Und tanzen einen bunten Lebensreigen.

Mit Lenin sitzt er abends auf der Bank,
Ernst Thälmann setzt sich nieder zu den beiden.
Und eine Ziehharmonika singt Dank,
Da lächeln sie, selbst dankbar und bescheiden.

Die Jugend zeigt euch ihre Meisterschaft
In Sport und Spiel – und ihr verteilt die Preise.
Dann summt ihr mit die Worte »lernt und schafft«,
Wenn sie zum Abschied singt die neue Weise.

II
Dort wird er sein, wo sich von ihm die Fluten
Des Rheins erzählen und der Kölner Dom.
Dort wird er sein in allem Schönen, Guten,
Auf jedem Berg, an jedem deutschen Strom.

Dort wirst du, Stalin, stehn, in voller Blüte
Der Apfelbäume an dem Bodensee,
Und durch den Schwarzwald wandert seine Güte,
Und winkt zu sich heran ein scheues Reh.

Nun lebt er schon und wandert fort in allen,
Und seinen Namen trägt der Frühlingswind,
Und in dem Bergsturz ist sein Widerhallen,
Und Stalins Namen buchstabiert das Kind.

Im Wasserfall und in dem Blätterrauschen
Ertönt dein Name, und es zieht dein Schritt
Ganz still dahin. Wir bleiben stehn und lauschen
Und folgen ihm und gehen leise mit.

Gedenke, Deutschland, deines Freunds, des besten.
O danke Stalin, keiner war wie er
So tief verwandt dir. Osten ist und Westen
In ihm vereint. Er überquert das Meer,

Und kein Gebirge setzt ihm eine Schranke,
Kein Feind ist stark genug, zu widerstehn
Dem Mann, der Stalin heißt, denn sein Gedanke
Wird Tat, und Stalins Wille wird geschehn.
 
Johannes R. Becher
 
Quelle: Sinn und Form, 5 (1953), Heft 2, S. 8 ff.