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Mittwoch, 1. November 2023

RIECHEN - Ein Wort kann ganz Verschiedenes bedeuten.

Es gibt Wörter, von denen ich gern hätte, dass es sie gibt, aber es gibt sie einfach nicht. 

Ich bin heute regelrecht WIRSCH. Schlechtgelaunt ist einfach, aber offen, fröhlich einem neuen Tag begegnen, das ist etwas so Kostbares.

Ich bin hungrig oder satt, ich bin durstig oder was? Besonders heutzutage, wo selbst in der Großstadt fast jeder eine sorgfältig ausgewählte Wasserflasche mit sich herumträgt, als könnte man jederzeit in der Wüste enden. Hydriert bleiben, drei Liter täglich. Und wenn ich die getrunken habe, bin ich was? 

Werbung für atlantisches Ozeanwasser, 4,76€ pro Flasche: Meerwasser ist eine starke Quelle für Mineralsalze, perfekt zum Kochen oder als direktes Getränk. Es enthält keine Konservierungsstoffe und wird an einem Ort mit Meeresströmungen gewonnen, die es ständig erneuern. Gereinigt durch kalte Mikrofiltration. Gesammelt von Algamar in der Umgebung des Nationalparks der Atlantischen Inseln, vor den Cíes-Inseln, einem privilegierten Ort, an dem die Meeresströmungen ihn ständig erneuern.

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Manche Endsilben schubsen das Wort, das sie beenden in ganz unterschiedliche Richtungen. Wann hat wer entschieden, ob -sam, -lich oder -bar?  Und -ig,  -isch, -haft, -los gibt es auch noch. Sie ist lieblich, aber ist sie liebbar? Wundersam, wunderlich und wunderbar gibt es, aber nicht lächerlich und lächerbar. Lächerbar, jemand der es ermöglicht, zu lachen. Und was könnte lächersam bedeuten? Aber manchmal ändert die Endsilbe den Wortsinn auch nicht. Käuflich und kaufbar und das Grimmsche Wörterbuch sagt, dass schrecksam schrecksam, dasselbe ist wie schrecklich (Steinbach 2, 515.) und schreckbar auch! ... sonst wär' er nicht vermöglich, so schreckbar zu lügen, wie er lügen thut. 

Was ist unsere Sprache für ein schreckbares, wundersames Chaos.

Noch so ein Wort: RIECHEN. Ich rieche schlecht. Was heißt das? Mein Körper strömt unangenehme Dünste aus oder meine Nase funktioniert nicht gut, sie kann unterschiedliche Düfte oder Gestänke nicht gut erkennen. Da sollte es doch mehr als ein Verb geben, oder? Im Englischen gibt es das gleiche Problem mit SMELL. Riechen, wittern, schnüffeln, schnuppern.

Ich kann Dich nicht riechen. Ist das meine Unfähigkeit Deinen Dir eigenen Geruch wahrzunehmen oder ein Ausdruck meiner Abneigung? Grenouille, die Hauptfigur im Roman "Das Parfum", riecht alles, aber er selbst riecht nicht, er hat keinen Eigengeruch, deshalb will er DAS Parfum erschaffen. Er würde einen Duft kreieren können, der nicht nur menschlich, sondern übermenschlich war, einen Engelsduft, so unbeschreiblich gut und lebenskräftig, daß, wer ihn roch, bezaubert war und ihn, Grenouille, den Träger dieses Dufts, von ganzem Herzen lieben musste. Ob Patrick Süskind beim Schreiben an der Doppeldeutigkeit des Wortes gelitten hat?

Die Füße meiner Mama rochen nach Babypuder. 


Bild: Getty

Ich liebe es, wie meine Küche riecht, wenn ich Zwiebeln brate. Nichts in der Welt macht Vergangenes so lebendig wie der Geruch, schrieb Oscar Wilde.

Übrigens GEROCHEN kann heißen, das ich in der Vergangenheit einen Geruch wahrgenommen habe, aber auch, dass etwas gerächt wurde.

Ich rieche es, ich ahne es.

Der Geruchssinn ist der unmittelbarste der menschlichen Sinne. Beim Sehen, Hören oder Fühlen müssen die Signale erst in der Großhirnrinde des Gehirns verarbeitet werden. Düfte dagegen wirken im Gehirn direkt auf das limbische System, wo Emotionen verarbeitet und Triebe gelenkt werden. 

https://www.planet-wissen.de/natur/sinne/riechen/index.html 

 

 

Freitag, 15. März 2019

Pappplakat & Regisseuse

Vorausgeschickt: ich liebe das Wort Pappplakat und einstmals wurde Flußschiffahrt mit zwei f geschrieben, nur zwei f, weil halt ein Vokal auf den Konsonanten folgte, aber jetzt müssen wir Flussschifffahrt schreiben, weil es diese alte Rechtschreibregel nicht mehr gibt. 
Ich mag die Idiotien unserer Sprache, und ich bin hin- und hergerissen, natürlich muß und wird sich diese Sprache verändern. Aber sollte sie sich nicht natürlich verändern?

Der Sprachpurismus des 17. und 18. Jahrhunderts versuchte, aus damals durchaus ehrenwerter nationaler Gesinnung heraus, die deutsche Sprache vor Überfremdung zu retten. Das brachte uns großartige Worterfindungen aber auch alberne Ersatzlösungen. Der Gesichtserker für die Nase ist darunter wohl nur eine satirische Überhöhung.

Ich teutscher Michel
Versteh schier nichel,
In meinem Vatterland
Es ist ein schand.
Man thuet jetz reden
Als wie die Schweden
In meinem Vatterland
Es ist ein schand.

Ein jeder Schneyder
Will jetzund leyder
Der Sprach erfahren sein
Vnd redt Latein:
Welsch vnd Frantzösisch
Halb Japonesisch
Wann er ist voll und doll
Der grobe Knoll.
...
Ihr fromme Teutschen
Man solt euch beutschen
Daß jhr die Muettersprach
So wenig acht.
Ihr liebe Herren
Das heißt nit mehren
Die Sprach verkehren
Zerstöhren. 


https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Sprachpurismus 

1901 entschied die Orthographischen Konferenz Thür und Thal künftig ohne dem h nach dem t zu schreiben, aber Theater und Thron behielten ihr h, weil sie Fremdwörter waren, oder weil, wie es eine Anekdote berichtet, der Kaiser auf dem h in seinem Thron bestand. 
Die letzte Rechtschreibreform 1996 brachte uns Stängel von Stange stammend, anstatt dem bis dahin üblichen Stengel, aber Eltern blieben Eltern, obwohl sie von den Älteren hergeleitet eigentlich Ältern sein müßten.
Die Zeit und die Entwicklung der Gesellschaft und der Technologie tuen unaufgeregt auch ihr Ding, einige Wörter sterben aus, neue entstehen, Fremdwörter sind irgendwann nicht mehr als solche erkennbar, Anglizismen stehlen sich ein.

Ich verstehe den Wunsch nach gendergerechter (geschlechtsgerechter) Sprache zutiefst, aber Student*innen läßt sich schwer sprechen und Mensch*innen zerstört ein Wort um das uns englischsprechende Mensch*innen beneiden, weil sie nur das ungelenke human being haben. Der Mensch, das Mensch - Büchners Woyzeck benutzt beides. Andererseits haben es die englischsprechenden Menschen respektive Menschinnen leicht, sie haben mit ihrem "the" einen genderunbelasteten Artikel.

In unserem Sprachbereich wütet jetzt ein wahrhaft böser Streit um das generische Masculinum.

Das generische Maskulinum ist eine Gruppe von Substantiven maskulini generis, die benutzt werden, wenn man keinen Bezug auf das natürliche Geschlecht haben möchte.

Der Bäcker, die Person, der Mensch, die Sonne, der Mord, die Rettung, der Frieden, das Kind, die Liebe, der Tod, die Krankheit, die Heilung, die Gerechtigkeit, der Hass. 

Beim Schreiben geht es ja noch irgendwie, aber wie spreche ich gendergerecht? Student - Synkope - * - innen? Das klingt wie Schluckauf.
Ich selbst bin Regisseur, Regisseurin, Regisseuse? Wer, was, bin ich? 

https://www.zeit.de/2018/23/gendergerechte-sprache-rechtschreibung-duden-binnen-i-sternchen/seite-3 

Samstag, 28. Juli 2018

Achtung, Achtung!

Vertrauen und Achtung, das sind die beiden unzertrennlichen Grundpfeiler der Liebe, ohne welche sie nicht bestehen kann, denn ohne Achtung hat die Liebe keinen Wert und ohne Vertrauen keine Freude. 

H. v. Kleist

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Achtung, Achtung!, Obacht, Beobachtung, Beachtung, Verachtung, Hochachtung, Mißachtung, Selbstachtung, Nichtachtung, in Acht und Bann legen, sich in acht nehmen, achtgeben / Acht geben, erachten, außer acht lassen, achtsam, achtbar, beachtlich, achtungsgebietend, achtlos, Achtungsbezeugung.
  Andacht?

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Seid nicht selbstsüchtig; strebt nicht danach, einen guten Eindruck auf andere zu machen, sondern seid bescheiden und achtet die anderen höher als euch selbst.  

Philipper 2,3

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! Achtung !

Du sollst, die anderen höher achten, als dich selbst. Sie nicht mehr lieben, aber höher achten. Mhm. 
Achten Sie auf Ihre Worte!
Achten wir auf unsere Worte!
Jeder von uns wünscht sich, geachtet zu werden, hofft, dass er beachtet wird, dass auf ihn Acht gegeben wird. Etymologisch betrachtet, könnte wir es, mit wir alle wollen erkannt werden, übersetzen. 
Verachtung schmerzt. Mißachtung kann uns geradezu unsichtbar machen. 
Unerkannt. Unverstanden. Ungesehen.
Achtsamer Umgang ist nicht nur nette Geste, nicht bloß belanglose Harmlosigkeit, er verlangt Interesse und Bemühung. Um jemanden achtungsvoll zu behandeln, bedarf es manchmal beachtlicher Anstrengung. Und leichtfertige Unachtsamkeit, kann bei manchen Menschen zu verfrühtem Tode führen. Denn unser aller Selbstachtung ist ein verletzbares Ding. Obacht!
Ich beobachte zunehmend achtlosen Umgang miteinander. Schnell gepostet, schnell vergessen. Wir verbuchen das unter realistischem Umgang mit der Welt, unter Ironie, unter witzgeschütztem Zynismus. Aber Verächtlichmachung Anderer ist letztendlich nur billig. Ich lasse die Verletzlichkeit des Anderen außer Acht. 
Haben Sie heute jemanden beachtet? Wurden Sie heute mißachtet? Wen verachten Sie? Wem gebührt Ihre Hochachtung?
Acht mal Acht ist 64.
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TREUE PFLICHT
 
An ihr liegt Alles mir.
Was acht' ich mich?
Mein Sinn ist Freund mit ihr
und hasset sich.
Was ich beginne spat und früh,
Was ich gedenk, ist sie,
die Werthe, die.

Und leb ich mich gleich tot
in solcher Pein,
noch hat es keine Not;
sie, sie kans sein,
die mir das Leben wiedergiebt,
die mich so sehr betrübt,
als sie mich liebt.

Habt Achtung auf mein Leid,
auf meine Qual,
ihr, die ihr Wächter seid
in Amors Saal'.
Hebt alle meine Tränen auf
und schafft mir Freude drauf
für guten Kauf.

Paul Fleming
 
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Acht f. ‘Aufmerksamkeit, Beachtung’, heute vornehmlich in Wendungen wie (sich) in acht nehmen, außer acht lassen, achtgeben, achthaben, in denen der substantivische Charakter des Wortes verblaßt ist. 
Ahd. ahta ‘Überlegung, Meinung, Ansehen’ (um 800), mhd. aht(e), mnd. mnl. acht(e), nl. acht, aengl. eaht sind verwandt mit got. aha ‘Sinn, Verstand’, ahjan ‘meinen’ und lassen eine Verbalwurzel germ. *ah- ‘denken, meinen’ erkennen. Ob sich die germ. Gruppe mit außergerm. Formen wie griech. óknos (ὄκνος) ‘Bedenklichkeit, Zaudern’, okné͞in (ὀκνεῖν) ‘zögern, Bedenken tragen’, toch. B āks- ‘wach sein’ verbinden und der Wurzel ie. *ok- ‘überlegen’ zuordnen läßt, ist nicht mit Sicherheit zu erweisen. 
Vom Substantiv abgeleitet ist achten Vb. ‘schätzen, aufpassen, Rücksicht nehmen’, ahd. ahtōn (um 800), mhd. ahten ‘erwägen, beachten, schätzen’, asächs. ahton, mnd. mnl. nl. achten, aengl. eahtian ‘schätzen, achten, erwägen’; vgl. anord. ætla (aus *ahtilōn) ‘meinen, glauben, vorhaben, beabsichtigen’; dazu Achtung f. ‘Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Ansehen’, ahd. ahtunga (9. Jh.), mhd. ahtunge ‘Überlegung, Wertschätzung’. Imperativisches habt, gebt Achtung! wird verkürzt zum Kommando- und Warnungsruf Achtung! (Ende 18. Jh.). 
achtbar Adj. ‘geachtet, angesehen, achtenswert, anerkennenswert, beachtlich’, mhd. aht(e)bære, zu mhd. ahte im Sinne von ‘Schätzung, Stand, Rang’, danach eigentlich ‘rangtragend’. achtsam Adj. ‘aufmerksam, wachsam, behutsam’ (16. Jh.); früher bezeugt ist unachtsam Adj. ‘nicht auf das achtend, worauf man achten sollte’, mhd. unahtsam. beachten Vb. ‘achten auf, berücksichtigen, Aufmerksamkeit schenken’, ahd. biahtōn (10. Jh.), mhd. beahten; beachtlich Adj. ‘bemerkenswert, wichtig’, geläufig seit 19. Jh., spätmhd. beahtlich. erachten Vb. ‘wofür halten, ansehen’, ahd. irahtōn (9. Jh.), mhd. erahten. verachten Vb. ‘als schlecht, minderwertig ansehen, geringschätzen, verschmähen’, mhd. verahten; verächtlich Adj. ‘Verachtung ausdrückend, abfällig, verachtenswert’ (15. Jh.); Verachtung f. ‘Geringschätzung, Abscheu’, spätmhd. verahtunge.

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Früher, da ich unerfahren
und bescheidner war als heute.
hatten meine höchste Achtung
andre Leute.
Später traf ich auf der Weide
außer mir noch mehre Kälber,
und nun schätz ich sozusagen
erst mich selber. 

Wilhelm Busch

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http://woerterbuchnetz.de/DWB//wbgui_py?sigle=DWB&mode=Vernetzung&hitlist=&patternlist=&lemid=GA01898#XGA01898 

Sonntag, 15. Juli 2018

A wisdom of wombats & a kaleidoscope of butterflies

Das Englische ist ein wild zusammengesetzter Flickenteppich mit nordischen Mustern, sächsischen Motiven und, als alles durchwirkendem Faden, dem Anglo-Normannischen, einem Dialekt des Alt-Französischen. 1066 hatte Wilhelm der Eroberer und sein Heer in der Schlacht von Hastings die angelsächsischen Verteidiger besiegt und danach war Französisch für lange Zeit die Sprache der Herrschenden. 

Im Spätmittlelalter war die Jagd für den Adel eine Hauptbeschäftigung und das Französische bestimmte demnach auch die Jagdsprache. Zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert wuchs das "jägerische" Vokabular, die genaue Bezeichnungen von Tieren, Tierkörperteilen, Tierausscheidungen, und neue Bezeichnungen wurden kunstvoll erfunden, auch Kollektiva, Sammelbegriffe für Gruppen von Tieren. Im Deutschen gibt es das, wenn auch weit seltener auch: Rudel, Schwarm, Herde, Schoof (für Gänse), Schar, Kolonie, Schule - sind immer nur für bestimmte Tiere verwendbar, eine Hühnerherde klingt falsch, ein Rudel Lämmer auch.
Im Englischen nennt man das"terms of venery" von venerie in Mittel Englisch and Mittel Französisch, und vom Lateinischen vēnor, jagen. Das 1486 erschienene Book of St. Albans, “a compilation of matters relating to the interests of the time of a gentleman." - "eine Kompilation von Dingen, die einen Edelmann seiner Zeit interessieren", enthält schon eine lange Liste solcher Kollektiva, einige poetisch, einge gut beobachtet, andere witzig. Diese Spezialstrecke der englischen Sprache entwickelt sich bis heute noch weiter. 

Ich liebe das, nicht logisch, nicht nötig, aber wunderbar.

BEISPIELE :

Eine Gruppe von Kakerlaken nennt man "an intrusion of cockroaches", einen Einbruch von Kakerlaken oder eine Invasion.

an unkindness of ravens - eine Unfreundlichkeit von Raben
a business of ferrets - ein Geschäft von Frettchen
a murder of crows - ein Mord von Krähen
a shrewdness of apes - eine Gerissenheit von Affen
a convocation of eagles - eine Versammlung von Adlern
a stubborness of rhinoceroses - eine Sturheit von Nashörnern



a cloud of gnats - eine Wolke von Stechmücken
a congress of salamanders - ein Kongress von Salamander
an army of frogs & grasshoppers - eine Armee von Fröschen und Grashüpfer
a richness of martens - ein Reichtum von Marden
an exultation of larks - ein Jubel von Lerchen

a parliament of owls - ein Parlament von Eulen
a pandemoniumof parrots - ein Tumult von Papageien
a convent of penguins - ein Kloster von Pinguinen
a mischief of rats - ein Unheil von Ratten

Und auch für Menschen gibt es solche zusammenfassenden Begiffe:
a gaggle of women - eine (schnatternde) Schar Frauen
a multiplying of husbands - eine Vermehrung von Ehemännern
a worship of writers - eine Anbetung von Schriftstellern
an impatience of wives - eine Ungeduld von Frauen

Donnerstag, 5. Juli 2018

Lingua Tertii Imperii / Neusprech /

Dieses Buch hat meine unüberprüfte Sprachgewißheit, vielleicht 15-jährig, tief erschüttert. Seitdem achte ich, wenn ich mehr als achtlos schnattere, auf meine Wörter, meine Worte. 
Diese Prägung war, was mich betraf, allerdings nicht im Dritten Reich verwurzelt, dafür hat mein Vater, der einst Pimpf war und dann nach 45 ernsthaft und gründlich, wie es seine Art war, dieses gräßliche Gehirngift bei sich untersuchte und versuchte auszumerzen, gesorgt, sondern die selbstgewiß blabbernde Diktatur der DDR. Staatlich organisiertes Neusprech sozusagen, gedächtnisschwache, verkrüppelte Ideale in inniger Bindung zu akuter Machtbesessenheit, vermurksten die Sprache meines Geburtslandes bis zur völligen Unverständlichkeit. Tsche Mkratsche Rplik - so klang der Name meines Landes aus Honeckers Mund. "Wir brauchen keine Brille um unseren Weg zu finden" schien mir, schwer kurzsichtig, ein besonders idiotischer Liedtitel auf einer Demonstration zur Feier des Ersten Mais. Kurz nach dem Fall der Mauer stotterte ein SED-Genosse. der daraufhin in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wurde, "Hu Genossen ra, es lebe der Sozimus!".


Wiki sagt: LTI – Notizbuch eines Philologen ist ein 1947 erschienenes Werk von Victor Klemperer, das sich mit der Lingua Tertii Imperii befasst, der Sprache des Dritten Reiches. 

"Eine Schicksalsgemeinschaft bewährt sich, wenn sie herausgefordert wird." meint Alexander Dobrindt, auch Angela Merkel verwendet im gleichen Zusammenhang dieses Wort "Schicksalsgemeinschaft" - was ist das für eine Wortwahl? Schicksalsgemeinschaft: (sagt Wiki) ist eine "Gemeinschaft von Menschen, die das gleiche schwere Schicksal verbindet. Beispiele hierfür sind Schiffbrüchige, Geiseln oder in einem Bergwerk eingeschlossene Personen", hä? 2018 sind bereits mehr als 1000 Menschen im Mittelmeer, bei dem Versuch aus ihrer Heimat zu fliehen, ertrunken. "Der CDU-Politiker Volker Kauder forderte kurz nach dem Berliner „Integrationsgipfel“ der deutschen Bundesregierung im Juli 2006 von Einwanderern in Deutschland: „Wer Deutscher werden will, muss sich auch zur deutschen Schicksalsgemeinschaft und damit zur deutschen Geschichte bekennen." Hä? Hä? Hä? What the fuck!!!!!! Oder "Du Brunzkachl, du ogsoachte. Du g'hörst ja mit der Scheißbürscht’n nausghaut!"
Schon der Gebrauch des Schicksalsbegriffes scheint mir verwerflich. Schicksal ist, wieder nach Wikis Aussage: "von einer höheren Macht über jemanden Verhängtes, was sich menschlicher Berechnung und menschlichem Einfluss entzieht und das Leben des einzelnen Menschen entscheidend bestimmt." Wir, als Staat, sind also völlig hilflos höheren nicht begreifbaren Einflüssen ausgesetzt? 

"Die Sprache des Dritten Reiches scheint in manchen charakteristischen Ausdrücken überleben zu sollen; sie haben sich so tief eingefressen, dass sie ein dauernder Besitz der deutschen Sprache zu werden scheinen." V.K.

 EIN ERSATZTEIL-LAGER


Die Fiktion einer Nichteinreise

In der entsprechenden Verwaltungsvorschrift zum Aufenthaltsgesetz heißt es: „Der Ausländer hat eine Grenzübergangsstelle erst dann passiert, wenn er die Kontrollstationen der Grenzpolizei und des Zolls, soweit an den EU-Außengrenzen vorhanden, hinter sich gelassen hat und sich frei in Richtung Inland bewegen kann.“ Kommt er in ein Transitzentrum, ist die Person im juristischen Sinne nicht eingereist, auch wenn sie körperlich die Kontrollstationen passiert hat. faz

Die Fiktion der Nichteinreise: Jemand ist da aber nicht da. Er bzw. Sie verwandelt sich, durch die Anwendung von Gesetzen, in ein Phantom. Menschen, die, unter für mich nicht nachvollziehbaren Gefahren, versuchen, in unser Land zu gelangen, eine unübersichtliche Melange von Verzweifelten, akut lebensgefährdeten Asylsuchern, Hoffnungsvollen auf ein besseres Leben und einigen, nicht wenigen, dubiosen Figuren. Jetzt werden sie zu Phantomen. Es gibt sie, aber es gibt sie von nun an auch nicht. Sie werden in Transitzentren aufbewahrt, um dann irgendwohin zurückgeschickt zu werden, in andere Lager anderswo. Ups. Lager, ein geradezu unbenutzbares Wort. "Jedem das Seine". Nein. Das meinen wir nicht. Wir werden sie nicht töten, nur aufbewahren, um sie abzuschieben. Ich habe keinen Lösungsvorschlag, aber eine große Menge an Befürchtungen. Was macht das mit uns? Wie verändert es uns, dass wir Andere wegschicken ins Ungewisse?

Donnerstag, 28. Juni 2018

Facebook - Nölen, nörgeln, meckern, schmollen, mäkeln, quengeln.

Ich poste gern und wohl auch zu viel auf Facebook. Facebook ist mein Tante-Emma-Laden, mein Dorf-Brunnen. Mal haue ich daneben, mal provoziere ich mit Absicht, mal ist es gänzlich belangloses Zeugs, mal lustiges und ganz gelegentlich ist es interessant. Und andere Facebooker antworten und für sie gilt dasselbe.

Aber in letzter Zeit taucht sich so ein komischer Ton auf, so ein theatralisch fassungsloses Entsetzen, dass ich, was auch immer ich geschrieben wurde, überhaupt denken kann. Gegenwind ist super, Beschimpfungen sind ignorierbar. Aber diese tiefe moralische Empörung ist mir unheimlich. 
Selbst in meiner kleinen, überwiegend liberalen Blase gehen Meinungen oft sehr auseinander, und eine der Nützlichkeiten von Facebook ist, dass ich es mir in meinen Überzeugungen nicht zu gemütlich machen kann, weil einige "Andersdenkende" verflixt schlau sind und Dinge wissen, die ich nicht weiß. 
Die Schwierigkeiten der rein schriftlichen Kommunikation sind dabei erheblich. Ein Grinsen kann ich nicht notieren und Emojis mag ich nur bedingt. Ironie ist auch so eine riskante Sache, wenn nur Worte ohne Gesicht, Augen, Körper sprechen. All das sind "systemimanente" Schwierigkeiten. 
Aber neuerdings macht sich so ein Ton breit, der mich unangenehm an die DDR erinnert. Schäfer zum dummem Schäfchen, Fleischer zum Kalb. Oder so eine wissende, amüsierte Überlegenheit, die sich unangreifbar wähnt, weil sie sich erst gar nicht zur Disposition stellt.

Letztendlich sind wir alle zuiefst verwirrt, überfordert und besorgt. Also woher nehmen manche Leute diese unerschütterliche Gewißheit ihres unerschütterlichen Im-Recht-Seins? 
Ein Freund macht sich gern lustig über meine Neigung zum Zweifeln und nennt es meinen Shtick, meine Trickserei. Aber das ist es nicht, ich bin wirklich oft unsicher. Die Menge der Informationen, der Schauplätze, der Details ist enorm. Und voreilige Urteile sind schnell gefällt. Passiert mir.

Ein Beispiel:
Ich möchte hiermit alle meine türkischen Mitbürger, die in dieser Wahl für Erdogan gestimmt haben, aus welchen Gründen auch immer, darum bitten, künftig in eben der Türkei zu leben, die dieser Mann regiert.
Das war mein aus dem Zorn geborener Beitrag.

Offensichtlich ist die satirische Zuspitzung für viele Menschen nicht erkennbar gewesen. Also wurde ich abgewatscht. Was ok wäre. Aber der Umgangston? Da trafen ich auf eifernde Oberlehrer und Menschen, die sicher wissen, das die Apokalypse naht, redliche Argumentateure und selbstgewisse Besitzer unerschütterlicher Wahrheiten. Türkische Nationalisten und preussische Kommunisten. Sie einigt eines, sie wollen kein Gespräch, sondern einen Kotau. Selbst ohne jede Demut, verlangen sie Unterwerfung.

Nölen, nörgeln, meckern, schmollen, schimpfen, mäkeln, quengeln, aburteilen, verächtlich machen sind billig und verhindern jedwede Kommunikation.


LOB DES ZWEIFELS

Gelobt sei der Zweifel! Ich rate euch, begrüßt mir
Heiter und mit Achtung den
Der euer Wort wie einen schlechten Pfennig prüft!
Ich wollte, ihr wäret weise und gäbt
Euer Wort nicht allzu zuversichtlich.

Lest die Geschichte und seht
In wilder Flucht - die unbesieglichen Heere.
Allenthalben Stürzen unzerstörbare Festungen ein und
Wenn die auslaufende Armada unzählbar war
Die zurückkehrenden Schiffe
Waren zählbar.

So stand eines Tages ein Mann auf dem unbesteigbaren Berg
Und ein Schiff erreichte das Ende des
Unendlichen Meeres.

O schönes Kopfschütteln
Uber der unbestreitbaren Wahrheit!
O tapfere Kur des Arztes
An dem rettungslos verlorenen Kranken!

Schönster aller Zweifel aber
Wenn die verzagten Geschwächten den Kopf heben und
An die Stärke ihrer Unterdrücker
Nicht mehr glauben!

O, wie war doch der Lehrsatz mühsam erkämpft!
Was hat er an Opfern gekostet!
Daß dies so ist und nicht etwa so
Wie schwer wars zu sehen doch!

Aufatmend schrieb ihn ein Mensch eines Tages in das Merkbuch des Wissens ein.
Lange steht er vielleicht nun da drin und viele Geschlechter

Leben mit ihm und sehn ihn als ewige Weisheit

Und es verachten die Kundigen alle, die ihn nicht wissen.

Und dann mag es geschehn, dass ein Argwohn entsteht, denn neue Erfahrung
Bringt den Satz in Verdacht. Der Zweifel erhebt sich.
Und eines anderen Tages streicht ein Mensch im Merkbuch des Wissens
Bedächtig den Satz durch.

Von Kommandos umbrüllt, gemustert
Ob seiner Tauglichkeit von bärtigen Ärzten, inspiziert
Von strahlenden Wesen mit goldenen Abzeichen, ermahnt
Von feierlichen Pfaffen, die ihm ein von Gott selber verfaßtes Buch um die Ohren schlagen
Belehrt
Von ungeduldigen Schulmeistern steht der Arme und hört
Daß die Welt die beste der Welten ist und daß das Loch
Im Dach seiner Kammer von Gott selber geplant ist.
Wirklich, er hat es schwer an dieser Welt zu zweifeln.

Schweißtriefend bückt sich der Mann, der das Haus baut, in dem er nicht wohnen soll.
Aber es schuftet schweißtriefend auch der Mann, der sein eigenes Haus baut.
Da sind die Unbedenklichen, die niemals zweifeln.
Ihre Verdauung ist glänzend, ihr Urteil ist unfehlbar.
Sie glauben nicht den Fakten, sie glauben nur sich. Im Notfall
Müssen die Fakten dran glauben. Ihre Geduld mit sich selber
Ist unbegrenzt. Auf Argumente
Hören sie mit dem Ohr des Spitzels.

Den Unbedenklichen, die niemals zweifeln
Begegnen die Bedenklichen, die niemals handeln.
Sie zweifeln nicht, um zur Entscheidung zu kommen, sondern
Um der Entscheidung auszuweichen. Ihre Köpfe
Benützen sie nur zum Schütteln. Mit besorgter Miene

Warnen sie die Insassen sinkender Schiffe vor dem Wasser.

Unter der Axt des Mörders

Fragen sie sich, ob er nicht auch ein Mensch ist.

Mit der gemurmelten Bemerkung
Daß die Sache noch nicht durchforscht ist, steigen sie ins Bett.
Ihre Tätigkeit besteht in Schwanken.
Ihr Lieblingswort ist: nicht spruchreif.

Freilich, wenn ihr den Zweifel lobt
So lobt nicht
Das Zweifeln, das ein Verzweifeln ist!

Was hilft Zweifeln können dem
Der nicht sich entschließen kann!
Falsch mag handeln
Der sich mit zu wenigen Gründen begnügt
Aber untätig bleibt in der Gefahr
Der zu viele braucht.
Du, der du ein Führer bist, vergiß nicht,
Daß du es bist, weil Du an Führern gezweifelt hast.
So gestatte den Geführten
Zu zweifeln!

 b.b.

Sonntag, 24. Juni 2018

Schöne Wörter

Heute habe ich gelernt, dass es rechtschaffen heißt und nicht rechtschaffend, wie ich bisher dachte. Im Duden heißt es: Wortart: Adjektiv / Gebrauch: veraltend. Ein rechtschaffener Mann, von rechter Art beschaffen, ist anständig, ehrlich, solide und solcherart. Ich kenne so einen. Glücklicherweise.

Es gibt Wörter in die ich mich verliebe, die verwende ich dann für eine gewisse Zeit so oft wie möglich und wie es mit Verliebtheiten ist, manche vergehen, andere wachsen und gedeihen zur Liebe. 


Nur Klang allein kann ein Liebesgrund sein. Onkel, wankelmütig, Pinkel, kunkeln, Senkel - n und k. Onkel war beim Bühnensprechen ein schwieriges Problem für mich, das e zwischen k und l verschwand in den Untiefen meines Berliner Dialekts, nur ein gutturales Onkl erklang. Da habe ich geübt, üben ist nicht übel, um Nähe zu schaffen. Ich hatte mir den Gebrauch erarbeitet, hatte ein Recht auf das Wort.

Einer meiner Lieblingsregisseure verlangte von mir, dass das ä in Fräulein hörbar werden sollte. Das geht, ehrlich. Warum ist das wichtig? Weil wir eine irre Sprache sprechen, wie es alle Sprachen sind, wenn wir sie näher kennenlernen, mit einem Fuß in den Tiefen unserer Vergangenheit, mit einem im banalen Alltag und mit dem unsichtbaren Dritten in der zukünftigen Verständigung. Durch sie, unsere komplizierte Sprache, versuchen wir uns anderen mitzuteilen, an ihr scheitern wir oft.

Tonfolgen wie Larifari, Sammelsurium, Tohuwabohu, Delirium, penetrant, gackern, rumschlampen, brummen, hammerhart, rumpeln, labern, bittersüß, zimperlich, brabbeln, verplempern, O Jemine, Jammerlappen malen in meinem Mund schmeckbare Bilder.  

Übermütig, glückselig, ermüdet. Das ü, im Ungarischen üblich, hat bei uns einen Seltenheitsbonus. Drüber und nüber.

Die mysteriöse Fremdheit von einem Wort wie Gnade läßt mich nicht los. Was genau ist das? Herrschaftsdenken oder Zuwendung?

Schlamassel, Meschpoke, Maseltov habe ich immer schon gebraucht und erst später als Reste des Jiddischen meiner Großmutter erkannt.

Über das Englische habe ich gelernt, das Wort ficken wahrzunehmen. Schade, dass wir in unserer Sprache kein entsprechendes Fluch- / Jubel- / Füllwort haben.

Immerzu, immerzu - Woyzeck, unser Freund, unser gemeinsamer Fremder schreit es heraus.

Ich liebe Dich. Ein simples i in jedem Wort. Drei Worte. Perfekt.  

Respekt ist auch so ein Wort. Schon wegen des Liedes.

https://www.youtube.com/watch?v=6FOUqQt3Kg0

Schöne Wörter Müssen nicht Schönes ausdrücken. Kitsch und Schönheit sind nur Gelegenheitsfreunde.

 
Lobhudelei, liebes Kind, Lebenslust, Langmut. 

Wenn Wörter sich auch noch zu Worten zusammenfinden, mannomann, da kann es zu überwältigend leidenschaftlichen Begegnungen kommen.

Schwächen
Du hattest keine
Ich hatte eine:
Ich liebte


Kein Punkt.

Sonntag, 6. Mai 2018

Schnupfen

Als eine Rhinitis (griechisches Kunstwort ρινίτις aus rhīs, „Nase“ und -itis, „Entzündung“), einen Nasenkatarrh, Schnupfen oder eine Koryza (auch in latinisierter Schreibweise Coryza; gelehrtes Griechisch κόρυζα für „Erkältung“; heute Wort für die Bettwanze wegen ihres Saugrüssels) wird eine akute oder chronische Entzündung der Schleimhaut durch infektiöse, allergische und pseudoallergische Mechanismen bezeichnet. Am häufigsten tritt sie im Rahmen einer Erkältung auf, sagt Wiki.

Ich habe eine Rhinitis! Eine Coryza! Nein, keine Laus, Schnupfen. Fragt ihr euch nicht auch, wo diese vielen Liter Rotz residieren, bevor sie in hunderten Taschentüchern landen? Ist da ein Hirn in unserem Kopf oder nur ein kleines Knöllchen mit Windungen inmitten einer riesigen Menge Nasenschleim? "Ich bin verschnupft", beschreibt es gut, so was Halbes, als Kränkelei und als Gefühl. Mit Schnupfen ist man nicht krank, man schnieft, schuffelt, schnauft und schnaubt, bis irgendwann die Nase knollengroß und rötlich leuchtet. Mit dick Creme drauf, sieht das noch besser aus.
Niemand hat wirklich Mitleid, wieso auch, es ist nur ein Schnupfen, niemanden interessiert mein Schnupfen wirklich, wieso auch. Aber ich, ich hasse ihn. Er ist unsexy, nicht cool, lästig und unbestimmt spießig. 

 
Es sind über 200 verschiedene Viren bekannt, die Schnupfen verursachen können. 

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse
- und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: „Pitschü!"
und hat ihn drauf bis Montag früh.

Christian Morgenstern



Rotzlöffel: ein weitverbreitetes schimpfwort für junge leute
Das Wort Rotzlöffel ist seit dem 16. Jahrhundert belegt, das vermutlich eine Bildung zu „Löffel“ und „Laffe“ ist und soviel bedeutet wie „einer, der (noch) seinen Rotz ableck“. 
Laffe: ein junger laff, ein fauler unartiger bengel. ein junger laff, ist so viel als ein junger lecker, der noch als ein kind nichts als zunge und lippen gebrauchen kann zu saugen und brei zu lecken. 
laffen: lecken, schlürfen.

Er kommt 3 Tage, bleibt 3 Tage, geht 3 Tage.

SCHNUPFEN

Beim Schnupfen ist die Frage bloß,
Wie kriege ich ihn - wieder los?
Verdächtig ist's: die Medizin
Sucht tausend Mittel gegen ihn,
Womit sie zugibt, zwar umwunden,
Daß sie nicht eines hat gefunden.
Doch Duden sei als Arzt gepriesen,
Der Nießen milderte zu Niesen.
Der bisher beste Heilversuch
Besteht aus einem saubern Tuch,
Zu wechseln un- ununterbrochen
Im Lauf von etwa zwei; drei Wochen.
Zu atemschöpferischer Pause
Bleibt man am besten still zu Hause,
Statt, wie so häufig, ungebeten
Mit bei Konzerten zu trompeten.
Rezept: Es hilft nichts bei Katarrhen
Als dies: geduldig auszuharren.
Der Doktor beut hier wenig Schutz -
Im besten Fall nießt er nur Nutz. 

Eugen Roth
 

Mittwoch, 2. August 2017

Zungenbrecher

Ein Zungenbrecher ist eine Wortfolge, deren schnelle, wiederholte Aussprache selbst Muttersprachlern schwerfällt, sagt Wiki. 
Ein Zungenbrecher ist eigentlich ein Zungenverstörer, -überforderer. Brechen kann die Zunge nicht, denn sie ist ein Muskel. 
Nebenbemerkung: Ein von mir sehr verehrter Maskenbildner und Witzbold hat einst einen naiven jungen Kollegen davon überzeugt, dass sich im Penis ein ausfahrbarer Akkordeonknochen befindet, indem er einen befreundeten Radiologen überredete, die Röntgenaufnahmen eines Penis und eines doppelbelichteten kleinen Fingers übereinanderzulegen.
Zurück zum Zungenbrecher: Beim beim schnellen Wiederholen solch eines absurden Verbalkonstrukts wird uns bewußt, was für komplizierte Vorgänge in unserem Mund beim Sprechen vor sich gehen. Zunge, Lippen und Gaumen vollbringen Hochleistungen, damit wir uns mitteilen können. Ich bin Berliner, spreche also schnell, und ich rede gerne und viel, gelegentlich zu viel. Meine oralen Organe arbeiten meist tip top, üben hat geholfen, aber hier und da taucht ein Wort auf, das mich sprechstolpern, mich verhaspeln läßt. "Authentizität" zum Beispiel, oder "Meteorologie". Oder "Eifersuchtsszene", das mußte ich sogar mal auf der Bühne sagen - ts und sz hintereinander, man kann es zwar vermanschen zu einem tz, aber das wäre doch zu einfach, oder? 
 
Ein französischer Regisseur inszeniert
ein tschechisches Stück mit einer Eifersuchtsszene.

Fischers Fritze fischt frische Fische -
frische Fische fischt Fischers Fritze.

Im dichten Fichtendickicht picken flinke Finken tüchtig.
(Ja ja, der Versprecher ist kindisch lustig.)

Brautkleid bleibt Brautkleid
Und Blaukraut bleibt Blaukraut.

Es klapperten die Klapperschlangen,
bis ihre Klapper schlapper klangen.

Der Cottbusser Postkutscher
putzt den Cottbusser Postkutschkasten.

Die Katze tritt die Treppe krumm.
Die Katze tritt die Treppe krumm.
Die Katze tritt die Treppe krumm.

Es ist verboten, toten Kojoten die Hoden zu verknoten!

Wenn hinter Griechen Griechen kriechen,
kriechen Griechen Griechen hinterher.
Es war einmal ein Mann,
der hatte drei Söhne.
Der eine hieß Schack,
der andre hieß Schackschawwerack,
der dritte hieß
Schackschawwerackschackommini.
Nun war da auch eine Frau,
die hatte drei Töchter.
Die eine hieß Sipp,
die andre hieß Sippsiwwelipp,
die dritte hieß Sippsiwwelippsippelimmini.
Und Schack nahm Sipp,
und Schackschawwerack nahm Sippsiwwelipp,
und Schackschawwerackschackommini
nahm Sippsiwwelippsippelimmini zur Frau.
Wahnsinn wieviele Muskeln am Sprechen beteiligt sind.

Zur inneren Zungenmuskulatur zählen die:

Verkürzung und Verbreiterung der Zunge, Heben der Zungenspitze:
Musculus longitudinalis superior
Musculus longitudinalis inferior

Verlängerung bzw. Verschmälerung der Zunge, Herausstrecken der Zungenspitze:
Musculus transversus linguaeMusculus verticalis linguae

und zur äußeren Zungenmuskulatur gehören die:

Ziehen die Zunge nach vorne unten(ventro-kaudal):
Musculus genioglossus

Ziehen die Zunge nach hinten unten (dorso-kaudal):
Musculus chondroglossus

Ziehen die Zunge nach hinten oben (dorso-rostral):
Musculus styloglossus

Ziehen die Zunge nach hinten unten (dorso-kaudal):
Musculus hyoglossus

Verengung der Schlundenge (Isthmus faucium):
 
Musculus palatoglossus

Donnerstag, 13. April 2017

Vielleicht, vielleicht auch nicht

Vielleicht ist ein komisches Wort. Vieles leicht, vieles in der Möglichkeit oder nur eines von vielen. Was meint es?
Der Duden schreibt: spätmittelhochdeutsch villīhte, zusammengerückt aus mittelhochdeutsch vil līhte = sehr leicht, vermutlich, möglicherweise, eventuell.

Das ist ein krummer Weg von 'sehr leicht' nach 'nicht sicher'. Und 'vermutlich' ist sich schon um einiges sicherer als das nichts wissende 'vielleicht, oder? Könnte sein, muß aber nicht - meint das eine. Wahrscheinlich schon - das andere. 

VIELLEICHT

Peter 
Meine Lieben und Getreuen, ich wollte euch hiermit kund und zu wissen thun, kund und zu wissen thun – denn entweder verheirathet sich mein Sohn, oder nicht, entweder, oder – ihr versteht mich doch? Ein Drittes gibt es nicht. Der Mensch muß denken. Wenn ich so laut rede, so weiß ich nicht wer es eigentlich ist, ich oder ein Anderer, das ängstigt mich. Ich bin ich. Was halten Sie davon, Präsident?
Präsident 
Eure Majestät, vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so.
Der ganze Staatsrath im Chor 
Ja, vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so.
Peter
O meine Weisen! 
Leonce und Lena Georg Büchner

Du bist vielleicht gut! Du bist mir vielleicht einer! Du machst vielleicht Sachen! Du machst mir vielleicht Spaß!  


DAS VIELLEICHT-LIED

Vielleicht vergeht uns so der Rest der Jahre,
Vielleicht vergehn die Schatten, die uns störten,
Und die Gerüchte, die wir kürzlich hörten,
Die finster waren, waren nicht das Wahre?


Vielleicht, dass sie uns noch einmal vergessen,
So wie wir gern auch sie vergessen hätten?
Wir setzen uns vielleicht noch oft zum Essen.
Vielleicht sterben wir noch in unseren Betten?


Vielleicht, dass sie uns nicht verdammen, sondern loben?
Vielleicht gibt uns die Nacht sogar das Licht her,
Vielleicht bleibt dieser Mond einst voll und wechselt nicht mehr?
Vielleicht fällt Regen doch von unten nach oben?


Vielleicht fällt Regen doch von unten nach oben?

Bertolt Brecht 

Und noch eins:
Eventuell bekommst du Eis
Heißt, dass man es noch nicht weiß,
Eventuell ist überall,
Besser als auf keinen Fall.
  

Donnerstag, 22. September 2016

Penthesilea 6 - Krieg & Grammatik

Seit Tagen grüble ich über die ver-rückte Grammatik des Herrn Kleist. Warum reden sich Figuren beim größten deutschen Sprachkünstler immer wieder in die völlige Unverständlichkeit? Viele freundliche Menschen haben versucht Antworten zu finden. Kleistsche Eklipsen, der possessive Dativ, die Weiterentwicklung der deutschen Grammatik in den letzten 200 Jahren. Alles hilfreich, nichts klärend. 

Es bleiben, wie irritierende Nußstücken in Zahnlücken, unter anderem, Dative, die keinen Sinn machen, bzw. die Zuordnung von Freund und Feind dem Zuhörenden unmöglich machen. 

Was für ein Haß den Priamiden längst
Entbrannt sei in der Griechen Brust...


Jetzt hat die Freundin einer Freundin mir in wenigen Worten klargemacht, dass mein grammatikalisches Problem, genau das zentrale Problem des Stückes trifft.
Der Krieg "infiziert" alles, auch die Sprache. Wer wessen Feind ist zweitrangig, Herr Kleist verwirrt die Possesivbeziehungen absichtsvoll, weil Tötungswut sich alles und jedes aneignet, um es zu vernichten.
"Die Sprache ein Schlachtfeld und daraus folgt die Auflösung des Possesiven."


In Abwandlung eines Gedichtes von Gertrude Stein: Der Feind ist ein Feind ist ein Feind ist der Feind.
Wenn Hass und Liebe ununterscheidbar werden, muß auch die Grammatik dem erliegen. Was brüllen, bläken, schreien, hecheln, kreischen wir, wenn wir gänzlich außer uns sind? 


Sprache, unsere so sehr verletzliche Ortung in der Zivilisation.


http://videos.huffingtonpost.de/politik/in-heidenau-du-fotze-nazi-goere-poebelt-gegen-merkel_id_4909778.html 

Allein die Tonhöhe ist unfaßbar!

 
Dich, Mars, dich ruf ich jetzt, dich Schrecklichen,
Dich, meines Hauses hohen Gründer, an!
Oh! – – deinen erznen Wagen mir herab:
Wo du der Städte Mauern auch und Thore
Zermalmst, Vertilgergott, gekeilt in Straßen,
Der Menschen Reihen jetzt auch niedertrittst;
Oh! – – deinen erznen Wagen mir herab:
Daß ich den Fuß in seine Muschel setze,
Die Zügel greife, durch die Felder rolle,
Und wie ein Donnerkeil aus Wetterwolken,
Auf dieses Griechen Scheitel niederfalle!
Du ganzer Schreckenspomp des Kriegs, dich ruf' ich,
Vernichtender, entsetzlicher, herbei!


 
Henriette Vogel
an Heinrich von Kleist


Berlin, November 1811
Mein Heinrich, mein Süßtönender, mein Hyazinthenbeet, mein Wonnemeer, mein Morgen- und Abendrot, meine Äolsharfe, mein Tau, mein Friedensbogen, mein Schoßkindchen, mein liebstes Herz, meine Freude im Leid, meine Wiedergeburt, meine Freiheit, meine Fessel, mein Sabbath, mein Goldkelch, meine Luft, meine Wärme, mein Gedanke, mein teurer Sünder, mein Gewünschtes hier und jenseit, mein Augentrost, meine süßeste Sorge, meine schönste Tugend, mein Stolz, mein Beschützer, mein Gewissen, mein Wald, meine Herrlichkeit, mein Schwert und Helm, meine Großmut, meine rechte Hand, mein Paradies, meine Träne, meine Himmelsleiter, mein Johannes, mein Tasso, mein Ritter, mein Graf Wetter, mein zarter Page, mein Erzdichter, mein Kristall, mein Lebensquell, meine Rast, meine Trauerweide, mein Herr Schutz und Schirm, mein Hoffen und Harren, meine Träume, mein liebstes Sternbild, mein Schmeichelkätzchen, meine sichre Burg, mein Glück, mein Tod, mein Herzensnarrchen, meine Einsamkeit, mein Schiff, mein schönes Tal, meine Belohnung, mein Werther, meine Lethe, meine Wiege, mein Weihrauch und Myrrhen, meine Stimme, mein Richter, mein Heiliger, mein lieblicher Träumer, meine Sehnsucht, meine Seele, meine Nerven, mein goldner Spiegel, mein Rubin, meine Syringsflöte, meine Dornenkrone, mein tausend Wunderwerke, mein Lehrer und mein Schüler, wie über alles Gedachte und zu Erdenkende lieb ich dich.

Meine Seele sollst du haben.
 

Dienstag, 20. September 2016

Penthesilea 5 - Verse

Penthesileaeine Tragödie in Blankversen, d.h. ungereimten fünffüßigen Jamben. Der Urfaust des postpubertären Goethe ist teilweise in Blankvers geschrieben und doch so ganz anders. Kleist ufert aus. Sätze strecken sich über halbe Seiten, Satzstellungen sind scheinbar irrwitzig versetzt, Satzzeichen dienen als Hilfszeichen, Silbengewichte verschieben den Sinn. Gradliniges Sprechen ist so rar, dass es geradezu irritiert. Unter enormem Druck stehende Menschen versuchen verzweifelt ihrer sich widersprechenden Gedanken/Gefühle Herr zu werden und ihre Sprache spiegelt ihre innere Verwirrung. Ihre Bemühung um Klarheit, Entschiedenheit zerbirst an der Unfassbarkeit ihrer Gefühle. Ambivalenz als Sicherheitsrisiko. Die politische Realität erlaubt keinen Zweifel. Die Sprache stolpert, stürzt im Kampf um die reine poetische Schönheit in die Katastrophe. Jeder Gedankenstrich, ein Versuch der Rettung.


Penthesilea.
Wie ist mir?



Prothoe.

                        Wohl denk' ich – nicht?

Penthesilea.

                                                                        Zum Entzücken!

O sagt mir! – Bin ich in Elisium?


Prothoe.
Nicht, meine beste Königinn, nicht, nicht.
Es ist die Welt noch, die gebrechliche,
Auf die nur fern die Götter niederschaun.

Vers m. ‘rhythmisch gegliederte, oft mit Reim versehene Zeile einer Dichtung, Bibelstelle’, ahd. fers (9. Jh.), mhd. vers, entlehnt aus lat. versus ‘Linie, Strich, Reihe, Zeile, Verszeile’, mlat. ‘(gesungener) Abschnitt eines Psalms’, eigentl. ‘das Umwenden der Erde durch den Pflug und die dadurch entstandene Furche’, zu lat. vertere (versum) ‘kehren, wenden, drehen’. Im allgemeinen Sprachgebrauch steht Vers vielfach im Sinne von Strophe.
Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache 

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Ein Jambischer Gesang reimet sich besser zu frölichen als zu trawrigen Sachen.
Enoch Hanmann 1645

Der Jambus ist zu ernst-haften liedern und gedichten mehr 
als zu schertz- und lustspielen brauchbar,  
des mänlichen Ganges wegen.
Philipp von Zesen 1641

Der Jambus ist das einzige, wahre, echte, natürliche, heroische Metrum unserer Sprache.
Bürger: An einen Freund über seine teutsche Ilias. In: Der Teutsche Merkur 1776

Der Jambus (griechisch ἴαμβος, ïambos; lateinisch iambus; Plural Jamben) ist in der quantitierenden (silbenmessenden) antiken Verslehre ein aus zwei Verselementen bestehender Versfuß, bei dem einem Breve (kurz/leicht) ein Longum (lang/schwer) folgt, notiert als ◡—. Sein metrisches Gegenstück ist der Trochäus (—◡).

Wikipedia - Über den Jambus 

Heine über Verse 

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Der fünffüssige Jambus - idealerweise zehn Silben - leicht und schwer, kurz und lang - dann der Zeilensprung am Satzende, nach einem Komma, Doppelpunkt oder Semikolon. Oder als Enjambement stutzend den vorherigen Satzteil konternd, umlenkend oder verstärkend. Eine wundervolle Welt von Möglichkeiten. Bei guten Versen erübrigt sich das Betonen von Einzelworten, weil sich Sinn durch Rhytmus, Hebung / Senkung, Zeilensprung und Satzzeichen wie von allein ergibt.

Man sollte wirklich alles, was sich über das Gemeine erheben muss, in Versen wenigstens anfänglich konzipieren, denn das Platte kommt nirgends so ins Licht, als wenn es in gebundener Schreibart ausgesprochen wird.
Friedrich Schiller: Brief an Goethe vom 24. November 1797

Enjambement von französisch enjamber ‚überschreiten‘, ‚überspringen‘, ein Zeilensprung oder Verssprung tritt in einer Folge von Versen dann auf, wenn eine Satz- oder Sinneinheit über das Ende eines Verses hinaus auf den folgenden Vers übergreift.


Wikipedia.- Über das Enjambement 

Kleist (hat) in seiner Penthesilea das Thema der Gewalt noch einmal gesteigert: sowohl materiell, weil hier ein Kannibalismus aus Liebe den Endpunkt bildet, als auch formal, weil er sich in das Korsett des Blankverses begibt, des ungereimten fünfhebigen Jambus. Aber sehen wir, was er aus diesem Formzwang macht: Er nutzt ihn als Mittel der Kompression, so, wie ein Motor das Treibstoffgemisch verdichtet, um es zur Explosion zu bringen. 
Ulrich Greiner in Der Zeit
 
http://www.zeit.de/2011/02/Kleist-Greiner/seite-2

Was mir die Göttliche begehrt, das weiß ich:
Brautwerber schickt sie mir, gefederte,
Genug in Lüften zu, die ihre Wünsche
Mit Todgeflüster in das Ohr mir raunen.
Im Leben keiner Schönen war ich spröd;
Seid mir der Bart gekeimt, ihr lieben Freunde,
Ihr wißt's, zu Willen jeder war ich gern:
Und wenn ich dieser mich gesperrt bis heute,
Beim Zevs, des Donners Gott, geschah's, weil ich
Das Plätzchen unter Büschen noch nicht fand,
Sie ungestört, ganz wie ihr Herz es wünscht,
Auf Küßen heiß von Erz im Arm zu nehmen.
Kurz, geht: ins Griechenlager folg' ich euch;
Die Schäferstunde bleibt nicht lang mehr aus:
Doch müßt ich auch durch ganze Monden noch,
Und Jahre, um sie frein: den Wagen dort
Nicht ehr zu meinen Freunden will ich lenken,
Ich schwör's, und Pergamos nicht wiedersehn,
Als bis ich sie zu meiner Braut gemacht,
Und sie, die Stirn bekränzt mit Todeswunden,
Kann durch die Straßen häuptlings mit mir schleifen.


Meine gestrige Frage genauer wiederholt:

Was für ein Haß den Priamiden längst
Entbrannt sei in der Griechen Brust...


Die Zeilen meinen, dass den Griechen ein Hass gegen die Priamiden in der Brust entbrannt ist. Ein Hass auf/gegen, aber ohne die richtende Präposition. Anstattdessen ein für unser heutiges Ohr verwirrender Dativ.
 

Gibt es dafür eine grammatikalische Erklärung?