HERBSTTAG
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird lesen, wachen, lange Briefe schreiben
und wird auf den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird lesen, wachen, lange Briefe schreiben
und wird auf den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke Herbst 1902
Egon Schiele Vier Bäume 1917
Egon Schiele Herbstsonne I - Sonnenaufgang 1912
Egon Schiele Pflaumenbaum 1909/10
Egon Schiele Herbstsonne 1914
Egon Schiele Herbstbaum in bewegter Luft 1912
Egon Schiele Kleiner Baum im Spätherbst 1911
Egon Schiele Herbstbäume 1911
ASTERN
Astern - schwälende Tage,
alte Beschwörung, Bann,
die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.
Noch einmal die goldenen Herden,
der Himmel, das Licht, der Flor,
was brütet das alte Werden
unter den sterbenden Flügeln vor?
Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du -
der Sommer stand und lehnte
und sah den Schwalben zu,
Noch einmal ein Vermuten,
wo längst Gewissheit wacht:
Die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht.
die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.
Noch einmal die goldenen Herden,
der Himmel, das Licht, der Flor,
was brütet das alte Werden
unter den sterbenden Flügeln vor?
Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du -
der Sommer stand und lehnte
und sah den Schwalben zu,
Noch einmal ein Vermuten,
wo längst Gewissheit wacht:
Die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht.
Gottfried Benn
Ich kenne keinen anderen Maler oder Zeichner, der seine Seelennähe in nahezu jedem Objekt-Subjekt zu entdecken und so auszudrücken vermag, dass der Betrachter sich seinen Vibrationen kaum entziehen kann. Was für ein wundoffener Mensch muss er gewesen sein.
AntwortenLöschenIch bin ungerecht. Mir fallen schon noch andere ein. Aber es ist keiner / kaum einer dabei, der seine Emotionalität so wenig intellektuell zu filtern scheint.
AntwortenLöschenDas singende klingende Bäumchen; Pflaumenbaum, dramatisch, sündig, laut und geifernd... die letzten fetten Früchte durchlöchert vom ächzenden Geäst mit Müh getragen; Weiß, von hellem Schimmel angegriffen, der Horizont die Bühne.
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