Ich gehe mir ein T-Shirt kaufen. Sagen wir, es ist blau. Es ist schön. Sitzt gut. Fühlt sich angenehm an auf der Haut.
Es hat ein, oder mehrere eingenähte Etiketten. Die sind aus Polyester, Nylon oder ähnlichen kratzigen, juckenden, nervenden Materialien. Sie hängen aus dem Halsausschnitt. Sie sind besser und fester genäht als das verdammte T-Shirt. Schneide ich sie vollständig ab, riffelt sich augenblicklich das gesamte Shirt auf, schneide ich nur bis zur Naht wird das Kratzen vollends unerträglich. Und dieser ganze Mist, damit ich weiß, das ich etwas trage, dass von Minderjährigen in Taiwan, China, Indien oder einem anderen bevölkerungsreichen und jugendschutzarmen Land, wahrscheinlich unter ausbeuterischen und empörenden Bedingungen, genäht wurde, und, dass ich zarte Baumwolle besser nicht in kochend heißes Wasser schmeiße?
Ich habe einen wagemutigen Tag und entschließe mich, meine Unterwäsche aus dem Stand der Praktikabilität und Bequemlichkeit, auf das Niveau von verführerischer Zartheit zu erheben. Das Teil hat circa 2mm zum Quadrat Stofffläche (drei f!!!) und 10 Quadratmeter Etikett. Konterproduktiv nenne ich das! Wie soll eine erotische Stimmung entstehen, wenn ich, durch mein Unterhöschen, nicht feminine bekleidete Nacktheit, sondern Informationen über Waschvorschriften, Produktionsbedingungen und Markenzugehörigkeit versende? Wenn die Etiketten die Maße meines Hinterns überschreiten?
Bin ich Etikettträger (drei t!!!)? Links- und Rechtsträger? Wiki sagt: Als Verantwortungsdiffusion wird ein Zustand bezeichnet, bei dem die Zuordnung der Verantwortlichkeit auf einen Verantwortungsträger vermieden wird, indem alle dafür in Frage kommenden der Verantwortung ausweichen.
In einem Welt-online Artikel habe ich folgende Erklärung gefunden: "Das ist ein Komplott der Chinesen, die uns attackieren werden, während wir uns kratzen", mutmaßt der Macher der französischen Facebook-Gruppe "Contre les étiquettes qui grattent" ("gegen juckende Etiketten").
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Daniel Anderson
AntwortenLöschenMeine 17-jährige Tochter nennt ein Etikett, das hinten aus der Jeans hängt "ARSCHFAX", was bei den 2mm im Quadrat des beschriebenen Höschens tatsächlich noch viel eher zutrifft. Dabei kommt es natürlich ganz darauf an, wo der Chinese seine latente Massenvernichtungswaffe des juckenden Etiketts eingenäht hat. Möchte man sich noch andere Stellen vorstellen als die übliche am hinteren Bund?
Abhilfe:
AntwortenLöschen1. Es gibt Firmen, die, insbesondere bei Oberbekleidung, Produktinformationen am Kragen aufdrucken, bzw.Etiketten an allen vier Seiten platt auf die Innenseite nähen... weiterführender Etikettenlesestoff und ggf. Ersatzknöpfe werden an der seitlichen Längsnaht platziert... man fördere diese Firmen durch Einkauf... vielleicht steigen sie ja auch mal ins Unterwäschegewerbe ein und machen den Job dann besser.
2. Man suche die schärfste Nagelschere, greife dann zum scharfen Unterhöschen und bringe das Etikett auf Spannungszug. Auf diese Weise werden die Einstichslöcher der Befestigungsnaht des Etiketts gedehnt. Ihrer ansichtig kann man nun beginnen in einer behutsamen Operation von Nahtloch zu Nahtloch zu schneiden und den ungeliebten Informationsschnipsel gewissermaßen an der untersten Wurzel seiner Befestigung vom geliebten Stoff trennen.
3. All jenen, denen für diese Präzisionsarbeit die Geduld und die Nerven fehlen, sei eine andere Methode an's Herz gelegt: Etikett mit entsprechendem Sicherheitsabstand zur Naht zügig abschnippeln. Verbliebenen Rest über den Finger legen und mit einer groben Nagelfeile bearbeiten, bis jegliche pieksende Konsistenz des Etikettenrests Geschichte ist.
4. Profis nehmen einen Nahttrenner aus dem Kurzwarensortiment und eröffnen die Naht, in welcher das Etikett befestigt ist. Etikett auf den Müll befördern und Naht mit farblich geeignetem Faden wieder in einen überzeugenden Zustand versetzen.
All diese Maßnahmen entfernen den Anblick des Etiketts für andere. Sollte hingegen man selber trotz all dieser Tipps die bearbeitete Stelle in einem erotischen Kontext noch spüren - Partner wechseln. :)
Im Osten gab es wasserfeste Ausziehtusche im kleinen Schraubglas. Damit konnte ich Jesuslatschen und selbstgemachte Taschen aus Fensterleder schwarz anpinseln, und, zum Thema, auch diese scheußlichen Etiketten einfärben.
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