Mittwoch, 10. Oktober 2012

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten - Ein Buch

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

von Neil MacGregor

Neil MacGregor ist Direktor des Britishen Museums in London, und es ist wahrhaft ein Britisches Museum, das er da leitet. Die Objekte, die es überfüllen, sind aus allen Territorien des ehemaligen Imperiums Britannica zusammengetragen, geschleppt, verschleppt worden. Was für ein Übermaß, ein Schmaus, ein Staunen! Es wurde 1753 gegründet, ist seit 1759 der Öffentlichkeit zugängig und der Eintritt ist bis heute frei.
Es mögen mehr als 14 Tage sein, die ich insgesamt in diesem Gebäude zugebracht habe, in begeisterter Erinnerung an meinen Traum vom Studium der Archäologie. 
Sicher der Stein von Rosetta, die Elgin Marbles, die kolossale Statue des Ramses II. und so weiter und so immer weiter - WOW! UNGLAUBICH! TOLL! - aber in jeder zweiten Ecke steht auch noch ein Wunder und im Flur und auf den Treppen, man kann sich gar nicht vorstellen, was noch in den Kellern rumliegen mag. 


Ramses II, um 1250 v. Chr. 19. Dynastie, Theben, Ägypten

Übrigens findet sich ein Teil der Geschichte dieses Museums in diesem Buch.
Das Buch der Kinder von A.S. Byatt  
Aus dem Englischen von Melanie Walz.
Aus dem Klappentext: Im Süden Englands, in London, Paris und im zügellosen Schwabing suchen die Familien Wellwood, Fludd und Cairn am Ende des 19. Jahrhunderts ein freieres und erfüllteres Leben, sie proben neue Wege in Kunst und Politik, Liebe und Erziehung. Immer mit dabei sind die vielen Kinder, die sich mit ihren unterschiedlichen Talenten und Temperamenten einen Weg durch die Lebensexperimente ihrer Eltern bahnen.
Das Buch mäandert durch viele Leben und verliert, für mich, doch nie sein Zentrum. Wohlhabende Menschen spielen mit sozialistischen, liberalen, freidenkerischen Ideen, ohne sich wirklich ins Risiko ihrer Realisierung zu begeben. Und wenn die Kinder dann 1914 zu Soldaten und die daheimbleibenden zu Soldatenbräuten werden, schlägt der Ton um, das Tempo zieht an, das lang liebevoll Aufgebaute wird mit größter Kälte und Sachlichkeit in wenigen Kapiteln zerstört. Da macht Krieg auch in einem Buch Angst.
Zurück zu den 100 Gegenständen, MacGregor hat einhundert Dinge nach Bedeutsamkeit und Verliebtheit ausgewählt, um mit ihrer Hilfe durch die Geschichte der Welt zu wandern. Und es ist wirklich die Welt, nicht nur der kleine eurozentrische Ausschnitt, den wir gemeinhin betrachten.  


Die Gall-Peters Projektion der Welt

Herr Gall und später Herr Peters entwickelten eine "neue" Weltkarte. Auf den üblichen, allgemein verwendeten, Mercator genannt, werden Regionen in Abhängigkeit zu ihrer Nähe zum Äquator vergrößert, Grönland wirkt so größer als Afrika, in der Realität ist aber Afrika 14 mal so groß wie Grönland. Europa wirkt in diesen Gall-Peters Karten winzig im Vergleich zum Rest der Welt. Scheinbar ist sogar Kartographie nicht meinungsfrei, oder?

Und wieder zurück zum Buch, es ist ein Buch voll von Geschichten und Geschichte, es zeigt wundervolle Bilder und es schmeckt, riecht nach Liebe. Da lebt jemand in der Welt, in all ihrer verwirrenden Verschiedenheit, er läßt die Brutalität, die ihr eigen ist, nicht aus, aber kann die Verzückung, die die Schönheit, die sie auch hervorbringen kann, nicht unterdrücken.


Messing-Kopf aus Süd-West Nigeria, Yoruba, Königreich Ife, 12. bis 14. Jahrhundert








Ist er schön? Er ist schön. Und dieser Kopf und seine 16 Kumpanen habe die griechisch-römisch-christliche Version der Weltgeschichte ein wenig durcheinandergebracht. Gut so!

Wiki sagt:
Robert Neil MacGregor, Order of Merit (* 16. Juni 1946 in Glasgow) ist ein britischer Kunsthistoriker und Museumsdirektor.
MacGregor studierte zunächst Französisch und Deutsch am New College der Universität Oxford, Philosophie an der École normale supérieure in Paris, sowie Rechtswissenschaft an der University of Edinburgh. Anschließend absolvierte er ein Studium der Kunstgeschichte am Courtauld Institute of Art der Universität London.
Nach einigen Jahren als Lektor für Kunstgeschichte und Architektur an der University of Reading sowie am Courtauld Institute of Art übernahm er 1981 die Herausgeberschaft des Burlington Magazine, einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift für Kunst und Dekoration, die er bis 1987 innehatte. Im selben Jahr wurde er Direktor der National Gallery. Seit 2002 ist er Direktor des British Museum.

1 Kommentar:

  1. Danke für die Inspiration - gute Geschenk-Idee. Für andere und für mich selbst.

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