Kleist zufolge
Der Höhepunkt des Traums: man stirbt.
gemeinsam und nach Tisch am besten.
Weil Weiterleben solchen Traum verdirbt
nebst allen großen Worten, großen Gesten.
Furioses Ende: Statt gemächlich zu erkalten
und sich einander zu vergessen, doch
wer kann sich heute schon an Träume halten?
Fazit: Wir leben beide weiter. Noch
Bruder Kleist
Legendenlast: du trägst sie schwer.
Du ahnst zuviel. Und wagst nichts mehr.
Die Welt verläuft. Du bist allein.
Und bist zugleich der Widerschein
von einem längst verwehten Geist
von dem du nur den Namen weißt.
Ein deutsches Schicksal: Was da tönt
ist stets ein Schuss. Bleib unversöhnt.
Aus: Günter Kunert: So und nicht anders. Gedichte. Carl Hanser Verlag München Wien, 2002
Franz Ludwig Close, Heinrich von Kleist mit seiner Mutter
Berlin, den 10. Nov. 1811
Deine Briefe haben mir das Herz zerspalten, meine teuerste Marie, und
wenn es in meiner Macht gewesen wäre, so versichre ich Dich, ich würde
den Entschluß zu sterben, den ich gefaßt habe, wieder aufgegeben haben.
Aber ich schwöre Dir, es ist mir ganz unmöglich länger zu leben; meine
Seele ist so wund, daß mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus
dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert.H.v.K. an Marie von Kleist
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