Sonntag, 25. Dezember 2011

Luzifer - Morgenstern


Sein Name ist Luzifer, der Morgenstern, der Lichtbringer, in der griechischen Mythologie reitet er dem Sonnenwagen voran, sein Pferd wechselt dabei die Farbe von grau, zu rose und rot, und er bringt die Morgendämmerung mit sich. Auch in der Bibel taucht der Morgenstern als Hoffnungszeichen auf, Jesus bezeichnet sich sogar selbst als solchen. Noch im 4. Jahrhundert gab es einen italienischen Bischof namens Luzifer.
  
Aber immer mehr gerät der Name in Verruf, mehr und mehr Bibelstellen werden auf ihn umgemünzt, in der Genesis, wird er zur Schlange, in Jesaja, wird er zum König von Babylon, und in Hesekiel, König von Tyrus. Er wird zum Satan, zum Teufel, zum gefallenen, eigentlich gestürzten Engel, der es aber immerhin geschafft hat, dass ein Drittel aller Engel auf seiner Seite stehen und also auch sein Schicksal teilen müssen.

Was muss das für eine Revolte gewesen sein! 
Bei John Milton im "Verlorenen Paradies" klingt das dann so:
Der Höllendrache, Jener, dessen List

Von Rach' und Neid erregt, der Menschen Mutter

Zu einer Zeit betrog, als ihn sein Stolz

Herab vom Himmel stürzte sammt der ganzen

Rebellischen Engelschaar, mit deren Hülfe

Er glorreich seines Gleichen zu beherrschen

Und Gott sich gleich zu stellen trachtete,

Da er durch Widerstand und ehrsuchtvoll

Verruchten Krieg im Himmel gegen Gottes

Alleinherrschaft erhob, und stolzen Kampf,

Der fruchtlos blieb. Des Allerhöchsten Macht

Stieß häuptlings ihn aus den äther'schen Höh'n

Furchtbaren Sturzes glutumflammt hinab

Zum bodenlosen Abgrund, dort zu wohnen

In Demantketten und in Feuerpein...

Und dann bei Hiob, sitzen Gott und Satan (der Ankläger) nebeneinander am Tisch und schließen eine Wette über die Qualität von Hiobs Gottesliebe ab. 

Da stimmt doch was nicht.
Brauchte Gott vielleicht das Böse? In Jesaja Kapitel 45 sagt ER:
Ich bin der HERR, und keiner mehr; der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe das Übel. Ich bin der HERR, der solches alles tut.

Kriegt LuziferSatanTeufel also bloß den Scheißjob desjenigen übergeholfen, der Gottes schmutzige Arbeit erledigen muß? So wie Judas für Jesus. Immer muß ein Prügelknabe her, der Schuld ist. Und Gott sitzt auf seinem Thron mit weißer Weste und sauberen Händen. Oder brauchen die Menschen das Böse, in Personifikation, weil ein dialektischer Gott zu angsteinflößend wäre? 
Und nun haben wir Heiligen Geist, Gott, Maria, Jesus und Luzifer. Lauter Spezialisten mit eigenem Aufgabengebiet, alles ordentlich getrennt und verteilt. Schwarz, weiß, hierarchisch und unwahr.

Hesekiel Kap. 28

Und des HERRN Wort geschah zu mir und sprach: Du Menschenkind, mache eine Wehklage über den König zu Tyrus und sprich von Ihm: So spricht der Herr, HERR: Du bist ein reinliches Siegel, voller Weisheit und aus der Maßen schön. Du bist im Lustgarten Gottes und mit allerlei Edelsteinen geschmückt: mit Sarder, Topas, Demant, Türkis, Onyx, Jaspis, Saphir, Amethyst, Smaragd und Gold. Am Tage, da du geschaffen wurdest, mußten da bereitet sein bei dir deine Pauken und Pfeifen. Du bist wie ein Cherub, der sich weit ausbreitet und decket; und ich habe dich auf den heiligen Berg Gottes gesetzt, daß du unter den feurigen Steinen wandelst. Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, da du geschaffen wurdest, bis sich deine Missetat gefunden hat. Denn du bist inwendig voll Frevels geworden vor deiner großen Hantierung und hast dich versündigt. Darum will ich dich entheiligen von dem Berge Gottes und will dich ausgebreiteten Cherub aus den feurigen Steinen verstoßen. Und weil sich dein Herz erhebt, weil du so schön bist, und hast dich deine Klugheit lassen betrügen in deiner Pracht, darum will ich dich zu Boden stürzen und ein Schauspiel aus dir machen vor den Königen.

Jesaja Kap. 14:

Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefällt, der du die Heiden schwächtest! ... Gedachtest du doch in deinem Herzen: "Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen; ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht; ich will über die hohen Wolken fahren und gleich sein dem Allerhöchsten."

Hiob Kap. 1:

Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den HERRN traten, kam der Satan auch unter ihnen. Der HERR aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe das Land umher durchzogen. Der HERR sprach zu Satan: Hast du nicht achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse. Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Meinst du, daß Hiob umsonst Gott fürchtet? Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher verwahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Gut hat sich ausgebreitet im Lande. Aber recke deine Hand aus und taste an alles, was er hat: was gilt's, er wird dir ins Angesicht absagen? Der HERR sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging der Satan aus von dem HERRN.

Offenbarung Kap. 12:

Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen; und der Drache stritt und seine Engel, und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen. 
...Darum freuet euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat. 

Giotto, Jüngstes Gericht - Ausschnitt, Arena Kapelle in Padua, 1304/05


Giovanni da Modena, Inferno - Ausschnitt, San Petronio, Bologna (c. 1410)


Michael Pacher, Der Heilige Wolfgang und der Teufel, Teil des Kirchenväteraltars ca.1483, Alte Pinakothek München


Luca Signorelli Das Jüngste Gericht um 1500 Fresco in der Kathedrale von Orvieto in Italien


Franz von Stuck Luzifer, Stich, ca.1890


Guillaume Geefs, Luzifer, in der Kathedrale Saint-Paul in Liège, Belgien, 1848

1 Kommentar:

  1. Indem wir uns diesen Gott erschaffen, sind wir unbarmherzig zu ihm.
    Gut und böse sind wir selber. Gott wäre ein Mensch, wenn er auch böse wäre, oder schmutzig, oder fehlbar. Gott hat ja auch keine Pickel, keine fettigen Haare und geht nicht aufs Klo. Er muss symmetrisch und rein sein. Selbst Jesus, das Gottmenschenkind, dürfen wir uns nicht asymmetrisch, gewöhnlich, mit optischen Makeln und den sogenannten Charakterschwächen vorstellen.
    Wenn wir an einen fehlbaren Gott glauben könnten, müssten wir uns selber ernst nehmen.

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