Samstag, 31. Dezember 2011

2011 / 2012 - Wenn ich mir was wünschen dürfte



Ich wünschte, ich könnte so geheimnisvoll schreiben wie eine Katze.
Edgar Allen Poe


Ich wünschte, jeder spürte den Schmerz, den er einem anderen zufügt.
Ich wünschte, Kettenrauchen wäre gut für die Gesundheit.
Ich wünschte, Zähne wüchsen immer wieder nach.
Ich wünschte, Zellulitis würde durch unmäßiges Essen von Schokolade verschwinden.
Ich wünsche nicht nochmal 20 zu sein. Ganz sicher nicht.
Ich wünschte, Theater wäre hilfreicher. 
Ich wünschte, Theater wäre unterhaltsamer. 
Ich wünschte, Theaterkritiker hätten mehr Humor und wenigstens ein wenig Enthusiasmus.
Ich wünschte, deutsche Menschen hätten mehr Humor und wenigstens ein wenig Enthusiasmus. 
Ich wünschte, alle, die gesund seien wollen, wären es auch.
Ich wünschte, ich wünschte nicht so manchem die Pest an den Hals.
Ich wünschte, ich wäre cool, wenigstens gelegentlich.  
Ich wünschte, drei mal drei wäre manchmal sieben, nur so.
Ich wünschte, ich könnte beim Fleischer "ein bisschen Frieden" verlangen und er fragte mich: "Kann's ein bisschen mehr sein?"
Ich wünschte, jemand würde mir mal wieder Blumen schenken.
Ich wünschte, daß uns endlich Aliens besuchen kämen.
Ich wünschte, die Nachwelt würde den Mimen Kränze flechten. Nicht allen.
  Ich wünschte, gute Bücher hätten keine letzte Seite.
Ich wünschte, ich könnte Berlin überall mithinnehmen.
Ich wünschte, ich wäre noch da, um solch eine Wunschliste für 2080 zu schreiben. 
 
Wenn ich mir was wünschen dürfte

Man hat uns nicht gefragt,
als wir noch kein Gesicht,
ob wir leben wollen,
oder lieber nicht.

Jetzt gehe ich ganz allein,

durch eine große Stadt,
und ich weiß nicht einmal,
ob diese Stadt mich lieb hat?

Dann schau ich in die Stuben,

durch Tür und Fensterglas,
und ich höre, warte,
auf etwas, (aber was)

Wenn ich mir was wünschen dürfte,

käm ich in Verlegenheit,
was ich mir denn wünschen sollte,
eine schlimme, oder gute Zeit?

Wenn ich mir was wünschen dürfte,

möchte ich etwas glücklich sein,
denn sobald ich gar zu glücklich wär,
hät ich Heimweh nach dem Traurigsein.

Menschenskind,

warum glaubst du bloß,
gerade dein Leid, dein Schmerz,
währen riesengroß,

Wünsch dir nichts!
Dummes Menschenkind,
Wünsche sind nur schön,
solang sie unerfüllbar sind.

Friedrich Hollaender 1931 


Eine der letzten Tonaufnahmen von Marlene Dietrich:

Und circa 50 Jahre früher:


3 Kommentare:

  1. Ja, das wäre gut, alles, Lächeln und Nicken, aber dann doch zweimal Stutzen:

    Schmerzverursacher spürt den Schmerz selbst? Eine der möglichen Wirkungen wäre eine böse Spirale: Meine Hand tut weh, wenn ich dich schlage, deshalb bestrafe ich dich und schlage. Das kennen wir auch von Wörtern.

    Berlin mitnehmen, überallhin? Dann gäbe es kein Woanders. Schade.

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  2. Johanna, was hast Du da für einen wunderbaren Blog geschaffen. Echt toll. Bin begeistert. Und die Bilder dazu. Ein Hammer.
    Natürlich vor allem auch die Texte, Deine Meinungen, Deine Ansichten, Deine Erkenntnisse, Deine Art, die da so durchschimmert.
    Voll cool, dass ich zufällig auf Deine Seite gestoßen bin.
    ganz liebe Grüße und weiter so.
    Andrea Weber
    www.andrea-weber.at

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    1. Danke. Da freue ich mich, wenn jemand Spaß hat an dem, was mir selbst solchen Spaß macht. Ein vergnügliches Jahresende!!!

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