Donnerstag, 8. Dezember 2011

Traurige, lustige und einfach schöne Schwänze


Die Brüste letztens, haben mich aufmerksamer auf die Darstellung unserer intimsten Teile schauen lassen. 
Nackte Männer sind in der Darstellenden Kunst seltener anzutreffen, als nackte Frauen, scheint mir und, besonders in antiken Kunstwerken, stehen Körpergröße und Schwanzgröße in einem auffällig unrealistischen Verhältnis zueinander, will sagen, das Geschlechtsteil ist oft besonders klein. Vielleicht um nicht von der ästhetischen oder inhaltlichen Absicht abzulenken? Es gibt natürlich auch Gegenbeispiele.

 Hermes, wahrscheinlich aus Pompeii

Leda

Als ihn der Gott in seiner Not betrat,
erschrak er fast, den Schwan so schön zu finden;
er ließ sich ganz verwirrt in ihm verschwinden.
Schon aber trug ihn sein Betrug zur Tat,

bevor er noch des unerprobten Seins
Gefühle prüfte. Und die Aufgetane
erkannte schon den Kommenden im Schwane
und wußte schon er bat um Eins,

das sie, verwirrt in ihrem Widerstand,
nicht mehr verbergen konnte. Er kam nieder
und halsend durch die immer schwächre Hand

ließ sich der Gott in die Geliebte los.
Dann erst empfand er glücklich sein Gefieder
und wurde wirklich Schwan in ihrem Schoß.

Egon Schiele Selbstporträt 1917
Naked Man on Bed, Lucian Freud, 1989


Gedicht für Lucian Freud


Ja, der Körper ist ein scheußliches Ding, 
die Füsse und Genitalien besonders, 
das menschliche Gesicht nicht viel besser. Blaue Venen 
bilden Schlangen auf Handrücken, und verunzieren 
die marmorierte glasige Wuchtigkeit von Hüften. 
Solch klumpiges Gewicht ist's wert, dass man es nach Jahrhunderten ansieht 
(Pygmalion bis Canova) ...


Poem for Lucian Freud

Yes, the body is a hideous thing,
the feet and genitals especially,
the human face not far behind. Blue veins
make snakes on the backs of hands, and mar
the marbled glassy massiveness of thighs.
Such clotted weight’s worth seeing after centuries
(Pygmalion to Canova) ...


John Updike

Caravaggio, Amor Vincit Omnia 1601/1602


Der Titel bezieht sich auf eine Stelle in Virgils Hirtengedichten: "Die Liebe besiegt alles, so sollten wir uns alle der Liebe ergeben."

Scharrbild, Cerne Abbas Riese in Dorset in England, Alter unbekannt, 55 Meter groß, der Schwanz ist 7m lang

Salvador Dali Nackter, Studie


Salvador Dali, Gruppensex


Pablo Picasso, Angel Fernandez de Soto mit einer Frau
1902, Museu Picasso, Barcelona



Juan Valverde de Amusco aus der Anatomia del corpo Humano 1559
Der gehäutete Mensch hält seine Haut in der einen und ein Messer in der anderen Hand.





 Michelangelo, zwischen 1501 und 1504, David (Teilansicht)


Antonio Pollaiuolo,
1465, Die Schlacht der nackten Männer


1 Kommentar:

  1. Das ganze Updike Gedicht übersetzt von Michael Dressel:
    Ja der Koerper is ein widerweartiges Ding,
    Besonders die Fuesse und Genitalien.
    Dann gleich das menschliche Gesicht. Blaue Adern
    formen Schlangen auf den Handruecken und verunschoenen
    die marmorn glatte Masse der Schenkel
    Solch klumpigen Gewichts Wertes sehend nach Jahrhunderten
    (Pygmalion zu Canova) der Nacktheit als des Geistes aeusserer Form, eine weisse Flamme : Psyche.
    Wie wunderbar St. Gaudes schlanke Diana steht,
    balanciert auf einem Fuss, in der Luft, Ewig.!
    Aber nein, Das Fleisch zieht uns nieder ,
    sein geflecktes Erdreich , des Malers eifrige Domaene.
    Erde von unschuldiger Haesslichkeit, in tiefem Schlaf.
    Arme Nacktheit, versunkener Engel, Schleimbeutel.

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