Ein wenig Bühne, einige wenige Lichtwechsel, ein paar "Mucken" (Musikeinspielungen, in der Formulierung der Schauspielerin), Kostüme aus der Geschmacklosigkeits-Hölle des nichtnaturalistischen Realismus und ein blondes Haarteil - das wär's schon mit den äußerlichen Zutaten.
Ein Regisseur, Hasko Weber, und eine Schauspielerin, und was für eine, Rahel Ohm, treffen auf einen Text und 70 Minuten später, habe ich das erste Mal seit langem wieder im Theater geweint, sehr gelacht und mich auch an einigen Stellen über die rabiate Ehrlichkeit mit der hier gearbeitet wird, erschrocken. Ich weiß, daß Ehrlichkeit auf der Bühne ein mindestens zwie-, wenn nicht driespältiger Begriff ist, aber wie soll ich es nennen?
Die Geschichte der Mechthild Huschke, einer Frau undefinierten Alters, Mörderin ihres prügelnden Ehemannes, kinderlose Mutter mit Gebärmutterkrebs, ungefickte Liebende, sprachlose Wortakrobatin, ist so prall vor Sehnsucht, so voll von zerstörten Möglichkeiten, so weit weg von meinem eigenen Leben und so nah an meiner eigenen Not, dass, wenn sie so zärtlich und unerbittlich erzählt wird wie hier, für Augenblicke ein klarer Blick auf mich selbst möglich wird. Mitleidlos, aber nicht lieblos.
Rahel Ohm als Mechthild Huschke
Es tut gut, das zu lesen. Nicht ein sensationelles Konzept beeindruckt, sondern dass Schauspiel mit Menschen zu tun hat, oben und unten.
AntwortenLöschenBurkhard Ritter Das ist ja ein Gefühlsgewitter.
AntwortenLöschenOliver Bukowski Na, bitte. Jeht doch!
Rahel Ohm bist du jetzt der echte bukowski?
Oliver Bukowski Na ja, geht so. Aber nicht der Charles. Der, von dem Sie den Text lernen mussten. Danke für den Abend.