Aber Jesus sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. Matthaeus 19.14
Ein schöner Satz. Einfach, liebevoll, klar.
So, wie ich es verstehe, sollte es, laut katholischer theologischer Lehre aber genauer lauten: Lasset die getauften Kinder zu mir kommen und die anderen sollen sehen, wo sie bleiben.
Der Jesus zugeordnete Satz scheint der Katholischen Kirche nicht deutlich genug, denn da könnten ja einfach alle Kindlein kommen, die Taufe ist doch aber der unerläßliche Zutrittsschein für die Ewige Seligkeit und Freifahrttickets gibt es nicht. Ergo führen sie eine schon über eintausend Jahre währende und geradezu irrwitzige Diskussion über das Schicksal von ungetauft sterbenden Kinder.
Im Folgenden, schrittweise, das was ich beim Suchen nach einer Antwort gefunden habe:
Gestern in einem Artikel von Uta Ranke-Heinemann in der ZEIT:
Laut Weltkatechismus von Johannes Paul II. 1992, Nr. 1237 sind alle Kinder (außer Maria) im Mutterleib vom Teufel besessen und werden erst durch die Exorzismen der Taufe vom Teufelskind zum Gotteskind.
Das hieße, jedes Kind ist a priori sündig, vom Teufel besessen und muß erst einmal gereinigt werden, oder?
Lasset die Kinder zu mir kommen Lukas Cranach der Ältere |
DER KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE 1992
Über die Taufe
1237 Weil die Taufe Zeichen der Befreiung von der Sünde und deren Anstifter, dem Teufel, ist, spricht man über den Täufling einen Exorzismus (oder mehrere). Der Zelebrant salbt den Täufling oder legt ihm die Hand auf; danach widersagt der Täufling ausdrücklich dem Satan. So vorbereitet, kann er den Glauben der Kirche bekennen, dem er durch die Taufe "anvertraut" wird [Vgl. Röm 6,17] (Vgl. dazu auch 1673, 189).
1243 Das weiße Kleid bedeutet, daß der Getaufte "Christus [als Gewand] angelegt" (Gal 3,27) hat: er ist mit Christus auferstanden. Die Taufkerze, die an der Osterkerze entzündet wird, bedeutet, daß Christus den Neugetauften erleuchtet hat. In Christus sind die Getauften "Licht der Welt" (Mt 5,14) [Vgl. Phil 2,15]. Der Neugetaufte ist jetzt, im eingeborenen Sohn, Kind Gottes. Er darf das Gebet der Kinder Gottes beten: das Vaterunser (Vgl. dazu auch 1216, 2769).
1260 "Da Christus ... für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, nämlich die göttliche, müssen wir festhalten, daß der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, sich mit diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise zu verbinden" (GS 22) [Vgl. LG 16; AG 7]. Jeder Mensch, der ohne das Evangelium Christi und seine Kirche zu kennen nach der Wahrheit sucht und den Willen Gottes tut, soweit er ihn kennt, kann gerettet werden. Man darf annehmen, daß solche Menschen ausdrücklich die Taufe gewünscht hätten, falls ihnen deren Notwendigkeit bewußt gewesen wäre (Vgl. dazu auch 848).
1261 Was die ohne Taufe verstorbenen Kinder betrifft, kann die Kirche sie nur der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen, wie sie dies im entsprechenden Begräbnisritus tut. Das große Erbarmen Gottes, der will, daß alle Menschen gerettet werden [Vgl. 1 Tim 2,4], und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern, die ihn sagen läßt: "Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!" (Mk 10,14), berechtigen uns zu der Hoffnung, daß es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt. Die Kirche bittet die Eltern eindringlich, die Kinder nicht daran zu hindern, durch das Geschenk der heiligen Taufe zu Christus zu kommen (Vgl. dazu auch 1250).
Lasset die Kinder zu mir kommen Lukas Cranach der Jüngere |
Wiki schreibt in dem Artikel zum LIMBUS, dem Ort, in dem nach älterer katholischer Lehre, die ungetauften Kinder geparkt werden:
Am 20. April 2007 (AP) genehmigte Papst Benedikt XVI. die Ergebnisse der Internationalen Theologenkommission und ermöglichte damit die Abwertung der Lehre von limbus puerorum zu einer älteren theologischen Meinung, die nicht vom kirchlichen Lehramt unterstützt wird. Roland Minnerath, der Erzbischof von Dijon, erläuterte die Entscheidung: Die Theologen im Vatikan seien zu der Auffassung gelangt, dass kleine Kinder, die nicht getauft sind und sterben, direkt ins Paradies kämen. Das Dokument der Internationalen Theologenkommission besagt jedoch auch (in Absatz 41), dass der Limbus eine „mögliche theologische Meinung bliebe“. Der Limbus gehöre nicht zur Glaubenslehre der katholischen Kirche, er bliebe jedoch eine Theorie, die die Kirche nicht verurteile und ihren Angehörigen zubillige.
LIMBUS, laut Wiki:
lat. für ‚Rand‘, ‚Saum‘, ‚Umgrenzung‘) bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle (auch als Vorhölle, Vorraum oder äußerster Kreis der Hölle bezeichnet), an dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind.
LIMBUS
INTERNATIONALE THEOLOGISCHE KOMMISSION
DIE HOFFNUNG AUF RETTUNG FÜR UNGETAUFT GESTORBENE KINDER
Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es theologische und liturgische Gründe zur Hoffnung gibt, dass ungetauft sterbende Kinder gerettet und zur ewigen Seligkeit geführt werden können, auch wenn sich zu dieser Frage keine ausdrückliche Lehre in der Offenbarung findet. Keine der vorgetragenen Überlegungen, mit denen der Text einen neuen Zugang zu der Frage anregen will, darf jedoch dazu verwendet werden, die Notwendigkeit der Taufe zu negieren oder die Spendung des Sakraments aufzuschieben. Eher gibt es Gründe zu hoffen, dass Gott diese Kinder genau deshalb retten wird, weil es nicht möglich war, für sie zu tun, was höchst wünschenswert gewesen wäre: sie im Glauben der Kirche zu taufen und sichtbar in den Leib Christi einzugliedern.
http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/cti_documents/rc_con_cfaith_doc_20070419_un-baptised-infants_ge.html#*