Der 15. März des Jahres 44 - Gaius Iulius Caesar nimmt an einer Sitzung des römischen Senats im Theater des Pompeius teil.
Ein Augur, ein Vogelschauer, hatte Caesars Frau, die ihn auf Grund von Albträumen aufgesucht hatte, am Morgen desselben Tages, mit den Worten: "Cave Idus Martias" vor möglichem Übel für ihren Mann gewarnt. Caesar ging dennoch zur Senatssitzung, und als er im Anschluss auf eben jenen Seher traf, stellte er abschätzig fest „Die Iden des März sind da!“, worauf dieser entgegnete: „Da sind sie, aber noch nicht vorbei.“ Tja. Caesar wurde dann mit 23 Dolchstichen ermordet.
Was macht der deutsche Filmverleih für den Fall, dass der Zuschauer unwissend UND unfähig zur Benutzung des Internets ist, er gibt dem Film einen Untertitel: Tage des Verrats. WARUM????
Der Film: George Clooney hat Regie geführt, Leonardo DiCaprio ist einer der Produzenten. Schauspieler, beide! Und Ryan Gosling spielt den zentralen Unschuldsverlierer und, Gott sei Dank nach "Drive", dieses Mal mit Mimik und Timing.
Ich habe einige von Clooneys Regieprojekten gesehen und bin erstaunt; nicht dass ich glaube, er sei ein großer Regisseur, aber er ist ein anständiger Mensch und ein Moralist und fühlt sich verpflichtet, sich mit seinem Zorn über den Zustand der Welt öffentlich auseinanderzusetzen. Das klingt altbacken und berührt mich sehr. Und er besetzt außerordentlich gut!
Da nutzt einer seine Popularität und sein hübsches Gesicht, nicht nur für Espresso Werbung und den Verkauf teurer Uhren, sondern um Filme zu realisieren, die ohne seinen Namen und seinen Einfluss, höchstens in Indiewettbewerben lobende Erwähnung finden würden, was nichts Schlechtes ist, aber die Zuschauerzahl per se unter 100 000 festlegen würde.
Die Handlung: Ein Gouverneur im Wahlkampf für das Amt des Präsidenten, ein guter Kandidat, einer, der sagt, was er denkt, der Risiken eingeht, unkorrumpierbar - Clooney charmant, ernsthaft, glaubwürdig, ein weißer Obama - sein Wahlkampfteam, eine gut geölte Maschine - Gosling ist sein Public Relation Manager, Philip Seymour Hoffman (großartig wie immer) sein Wahlkampfmanager. Eine "kleine" Indiskretion ereignet sich, und was folgt, lässt sich am besten in Englisch sagen: Everything unravels. Alles löst sich auf, trifft es nicht ganz. Wie bei einem Pullover, der wunderbar aussieht und nur ein kleiner Faden hängt frei - jemand zieht daran und ...
Trotz gegenteiliger Erfahrung und vielmaliger Enttäuschung, sitzt tief in den meisten von uns, immer noch, die Hoffnung auf den Erlöser, den der es richten wird, Obama war so einer für viele. Und dann geht der Mann Kompromisse ein, "knickt ein", hält nicht was er versprochen hat, genau wie es zu erwarten war, und wir sind enttäuscht und zornig.
In seiner "Minima Moralia" stellt Adorno die Frage (man klingt das intellektuell) „Wie lebt man unter allen Umständen richtig?“, und seine Antwort lautet: "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen." Darüber spricht dieser Film, ganz ohne blutige Dolchstöße, ohne großes Drama. Ein Lehrstück.