Freitag, 16. Dezember 2011
2011 - ganz egoistisch gesehen
2011. Ein Jahr. Viel erlebt. (Klingt wie erlegt.) Viel gelebt.
Der Jahresbeginn in Berlin mit „Den Zofen“, ein merkwürdig halbes Erlebnis. Drei Studenten mit sehr verschiedenen Erwartungen und unvereinbarer Risikobereitschaft und ein Choreograph mit Talent und heftigen Egoproblemen.
Dann, ohne Erwartung, nach Ingolstadt für „Meister und Margerita“. Und dort traf ich auf eins der tollsten Ensembles, die ich je erlebt habe. Neugierig, lustig und risikofreudig. Was für ein Glück!
Dann: 4 Monate, in Worten: vier Monate frei. Ein Erlebnis der dritten Art. Mein Kopf befreit, nach 30 Jahren Theater ohne Pause.
Mein Herz und mein Bauch in offener Bereitschaft. Freunde, Familie, Nelly, Museen, Bücher, Schreiben! Leben! Leben ohne Theater! Es geht! Ich amüsiere mich wie Bolle! Jetzt muss ich nur noch genug Geld verdienen, um mir das öfter leisten zu können! Ups, stimmt, nebenbei, dreht die Welt, oder die Ökonomie völlig durch, nichts ist mehr sicher. Aber trotzdem, ich bin froh, erlebt zu haben, dass ich solche Freude am Leben haben kann, auch wenn ich nicht Morgens und Abends am Probieren bin.
Dann, ein Schock, ich verliere einen Freund. Um genau zu sein, ich habe nicht viele Freunde, weil ich Freundschaft, vielleicht übermäßig, ernst nehme. Ich bin selten so verletzt worden. Hat euch schon mal, jemand dem ihr sehr vertraut habt, mitten ins Gesicht gespuckt? So in etwa! His loss! Meine Trauer! Aber ich bestehe auf mein Recht, mein Herz zu verschenken!
Und trotzdem waren die vier theaterfreien Monate ein Glück.
Ich finde eine alte Freundin wieder, die mir „meine Stadt“, Berlin, mit anderen Augen zeigt und mit großer Strenge und genauer Zuneigung wieder mitten in mein Leben gerät. Meine liebe Judith, sitzt und lehrt in Sofia und wird vom Schicksal heftig geschüttelt. Und neue vorsichtige Bande werden geknüpft.
Der Herbst. Magdeburg und „Die Schneekönigin“, ein Spaß! Jetzt sitze ich hier, in Heilbronn und wühle mich mit meinen Mitstreitern durch den „Goldenen Drachen“ und bin häufig verblüfft und noch öfter zutiefst amüsiert.
Donnerstag, 15. Dezember 2011
Der Weihnachtsstern
Ein Leitstern, dieser Stern von Bethlehem, astronomischer Navigator dreier (früher waren es vier, einer ist der heiligen Zahl drei wegen abhanden gekommen) Magier oder Priester oder Sternendeuter, die dann später, weil es eindrucksvoller klang, zu Königen wurden.
Caspar, Melchior und Balthasar (möglicherweise Perser, aber als Symbole für Europa, Asien und Afrika verlieren sie ihre Nationalität und Caspar, der Afrikaner wird schwarz) sehen einen Stern am Abendhimmel. Er führt sie, mit Umweg über Jerusalem und König Herodes, nach Bethlehem in einen Stall. Sie bringen Geschenke - Gold, Weihrauch und Myrrhe, knien vor einem Kind nieder und ziehen, nach himmlischer Warnung, ohne Rückmeldung bei Herodes, wieder nach Hause zurück. Circa 1600 Kilometer hin und dann wieder zurück. (Der Kindermord der herodianischen Soldaten findet trotzdem statt.) Was aus den Dreien wird erzählt die Bibel nicht.
Ein schöner Gedanke, so viel Vertrauen in eine Hoffnung zu setzen. Nicht zu fragen, "Lohnt sich das?" oder "Ist das vernünftig?", sondern loszulaufen, etwas zu wagen, ohne Absicherung durch tausend Beweise, auf eine Ahnung hin, ein Gefühl, eine Hoffnung eben. In einen Stern, in einen Menschen, in einen Traum solche Hoffnung zu setzen, was für eine Leistung!
In Barcelona, an der Stelle, wo Columbus und seine Mannschaft nach "Indien" aufgebrochen sind, habe ich mir versucht vorzustellen, wie das wäre, in einem kleinen Holzschiff einfach loszufahren, Goldgier hin oder her, was für ein Mut!
"Drei Könige" antikes Mosaik, Ravenna um 565. Die Könige in altpersische Tracht
Noch einmal mein Lieblingsweihnachtsgedicht von T.S.Elliot
Die Reise der Magier
Wohl einen kalten Anweh hatten wir,
War grad die schlimmste Zeit im Jahr
Für eine Reise, eine so lange Reise:
Die Wege tief, das Wetter harsch,
Mitten im ärgsten Winter.“
Und die Kamele fußkrank, wundgelaufen, mürrisch,
Legten sich in den Schnee, der ringsum schmolz.
Es gab Zeiten, da uns die Sommerpalais reuten
In den Berglehnen, die Terrassen, und der Sorbet,
Kredenzt von seidnen Mädchen.
Dann die Kameltreiber, fluchend und schimpfend,
Die uns durchbrannten, sie wollten was zu trinken sehn und Weiber;
Und die Nacht-Feuer, die ausgingen, und fast nie ein Obdach,
Und die Städte feindselig, die Flecken unfreundlich,
Die Dörfer verschmutzt und überteuert:
Wohl kam uns die Zeit schwer an.
Zum Schluß reisten wir lieber übernacht,
Nur ab und an schlafend,
Mit den Stimmen, die uns im Ohr sangen,
Daß all dies Unsinn sei.
Dann, im Morgengrauen, stiegen wir in ein Tal ab,
Taufeucht unter der Schneezone; es grunelte,
Und war ein flinker Bach da und ein Mühlrad, das Dunkel stampfend,
Am Himmelsrand drei Bäume,
Und ein alter weißer Gaul stob im Galopp über die Wiese.
Dann kamen wir an eine Schenke mit Weinlaub überm Türsturz,
Sechs Hände an der offnen Tür, würfelnd um Silberlinge,
Und leere Weinschläuche, Fußtritte fangend.
Doch es gab keine Auskunft, und wir zogen weiter
Und trafen am Abend ein, fanden den Ort,
Kamen noch grad zurecht; und es ging (darf man sagen) gut ab.
Taufeucht unter der Schneezone; es grunelte,
Und war ein flinker Bach da und ein Mühlrad, das Dunkel stampfend,
Am Himmelsrand drei Bäume,
Und ein alter weißer Gaul stob im Galopp über die Wiese.
Dann kamen wir an eine Schenke mit Weinlaub überm Türsturz,
Sechs Hände an der offnen Tür, würfelnd um Silberlinge,
Und leere Weinschläuche, Fußtritte fangend.
Doch es gab keine Auskunft, und wir zogen weiter
Und trafen am Abend ein, fanden den Ort,
Kamen noch grad zurecht; und es ging (darf man sagen) gut ab.
All das liegt weit zurück, ich erinnere mich.
Und würd es wieder tun, doch schreibt
Dies schreibt nieder
Dies: Wurden wir den weiten Weg geführt
Zu Tod oder Geburt? Sicher, da war eine Geburt,
Wir hatten die Gewähr und waren frei von Zweifel.
Mir war Geburt und Tod vertraut,
Doch hatte ich sie für Verschiednes gehalten; diese Geburt war uns
Ein harter, bittrer Heimgang, so wie ein Tod, wie unser Tod.
Wir kehrten wiederum an unsern Ort, in diese Königreiche,
Doch nimmermehr getrost hier in dem Alten Bund,
Über ein fremdes Volk, das seinen Göttern anhängt.
Ich wäre froh um einen neuen Tod.
Und würd es wieder tun, doch schreibt
Dies schreibt nieder
Dies: Wurden wir den weiten Weg geführt
Zu Tod oder Geburt? Sicher, da war eine Geburt,
Wir hatten die Gewähr und waren frei von Zweifel.
Mir war Geburt und Tod vertraut,
Doch hatte ich sie für Verschiednes gehalten; diese Geburt war uns
Ein harter, bittrer Heimgang, so wie ein Tod, wie unser Tod.
Wir kehrten wiederum an unsern Ort, in diese Königreiche,
Doch nimmermehr getrost hier in dem Alten Bund,
Über ein fremdes Volk, das seinen Göttern anhängt.
Ich wäre froh um einen neuen Tod.
Kleine Auswahl möglicher passender Himmelserscheinungen um das Jahr Jesu Geburt (Es gibt noch weit mehr!):
12-11 v. Chr.Halleyscher Komet
7 v. Chr.dreifache Konjunktion von Saturn und Jupiter im Sternbild Fische
6 v. Chr.komplexe Konstellation mit Sonne, Jupiter, Venus und Mond im Sternbild Widder
5 v. Chr.Komet bzw. Chinesische Quelle
4 v. Chr.Komet bzw. Koreanische Quelle
3 v. Chr.Konjunktion von Venus und Jupiter im Sternbild des Löwen
2 v. Chr.Konjunktion von Venus und Jupiter
Falls jemand noch ein Weihnachtsgeschenk sucht: unter der nachfolgenden Adresse kann man zwar keinen Stern kaufen, aber man kann einem Stern den Namen eines oder einer Lieben geben.
Die Herrenhuther Brüdergemeinde aus der Oberlausitz, ein Internat für die Kinder von evangelischen Missionaren bastelte zur Feier des Festes der Drei Heiligen Könige 1821 einen Stern mit 110 Zacken, als Herrenhuther Adventsstern gehört er heute zur Basisausstattung deutscher Weihnachtsdekoration. Es gibt wirklich sehr schöne! Rhombenkuboktaeder mit aufgesetzten Pyramiden ist die mathematische Beschreibung dieser Dinger! Tolles Wort, oder?
Der Stern wird zerlegt erworben. Der Herrnhuter Advents- und Weihnachtsstern besteht aus einem (kleinen) Rhombenkuboktaeder mit 26 Flächen, 17 viereckigen und 8 dreieckigen Zacken. In der Packung befinden sich außerdem Montageklammern, ein Aufhängesteg und zwei Reservezacken.
Matthäusevangelium: Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland (Sterndeuter aus dem Osten) nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten...
Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und wies sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, daß ich auch komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken; und sie zogen durch einen anderen Weg wieder in ihr Land.
Mittwoch, 14. Dezember 2011
O.Henry - Das Geschenk der Weisen
Das Geschenk der Weisen
von O.Henry
Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Das war alles. Und sechzig Cent davon ja Pennies. Stück für Stück ersparte Pennies, wenn man hin und wieder den Kaufmann, Gemüsemann oder Fleischer beschwatzt hatte, bis einem die Wangen brannten im stillen Vorwurf der Knauserei, die solch ein Herumfeilschen mit sich brachte. Dreimal zählte Della nach. Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Und morgen war Weihnachten. Da blieb einem nichts anderes, als sich auf die schäbige kleine Chaise zu werfen und zu heulen. Das tat Della. Was zu der moralischen Betrachtung reizt, das Leben bestehe aus Schluchzen, Schniefen und Lächeln, vor allem aus Schniefen.
Während die Dame des Hauses allmählich von dem ersten Zustand in den zweiten übergeht, werfen wir einen Blick auf das Heim. Eine möblierte Wohnung für acht Dollar die Woche. Sie war nicht gerade bettelhaft zu nennen; höchstens für jene Polizisten, die speziell auf Bettler gehetzt wurden. Unten im Hausflur war ein Briefkasten, in den nie ein Brief fiel, und ein Klingelknopf, dem keines Sterblichen Finger je ein Klingelzeichen entlocken konnte. Dazu gehörte auch eine Karte, die den Namen "Mr. James Dillingham jr." trug. Das "Dillingham" war in einer früheren Zeit der Wohlhabenheit, als der Eigentümer dreissig Dollar die Woche verdiente, hingepfeffert worden. Jetzt, da das Einkommen auf zwanzig Dollar zusammengeschrumpft war, wirkten die Buchstaben des "Dillingham" verschwommen, als trügen sie sich allen Ernstes mit dem Gedanken, sich zu einem bescheidenen und anspruchslosen D zusammenzuziehen. Aber wenn Mr. James Dillingham jr. nach Hause und oben in seine Wohnung kam, wurde er "Jim" gerufen und von Mrs. James Dillingham jr., die bereits als Della vorgestellt wurde, herzlich umarmt. Was alles sehr schön ist.
Della hörte auf zu weinen und fuhr mit der Puderquaste über ihre Wangen. Sie stand am Fenster und blickte trübselig hinaus auf eine graue Katze, die auf einem grauen Zaun in einem grauen Hinterhof spazierte. Morgen war Weihnachten, und sie hatte nur einen Dollar siebenundachtzig, um für Jim ein Geschenk zu kaufen. Monatelang hatte sie jeden Penny gespart, wo sie nur konnte, und dies war das Resultat. Zwanzig Dollar die Woche reichte nicht weit. Die Ausgaben waren größer gewesen, als sie gerechnet hatte. Das ist immer so. Nur einen Dollar siebenundachtzig, um für Jim ein Geschenk zu kaufen. Für ihren Jim. So manche glückliche Stunde hatte sie damit verbracht, sich etwas Hübsches für ihn auszudenken. Etwas Schönes, Seltenes, Gediegenes - etwas, was annähernd der Ehre würdig war, Jim zu gehören. Zwischen den Fenstern stand ein Trumeau. Vielleicht haben Sie schon einmal einen Trumeau in einer möblierten Wohnung zu acht Dollar gesehen. Ein sehr dünner und beweglicher Mensch kann, indem er sein Spiegelbild in einer raschen Folge von Längsstreifen betrachtet, eine ziemlich genaue Vorstellung von seinem Aussehen erhalten. Della war eine schlanke Person und beherrschte diese Kunst.
Plötzlich wirbelte sie von dem Fenster fort und stand vor dem Spiegel. Ihre Augen glänzten und funkelten, aber ihr Gesicht hatte in zwanzig Sekunden die Farbe verloren. Flink löste sie ihr Haar und ließ es in voller Länge herabfallen. Zwei Dinge besaßen die James Dillinghams jr., auf die sie beide unheimlich stolz waren. Das eine war Jims goldene Uhr, die seinem Vater und davor seinem Großvater gehört hatte. Das andere war Dellas Haar. Hätte die Königin von Saba in der Wohnung jenseits des Luftschachts gelebt, dann hätte Della eines Tages ihr Haar zum Trocknen aus dem Fenster gehängt, um Ihrer Majestät Juwelen und Vorzüge im Wert herabzusetzen. Wäre König Salomo der Portier gewesen und hätte all seine Schätze im Erdgeschoss aufgehäuft, Jim hätte jedesmal seine Uhr gezückt, wenn er vorbeigegangen wäre, bloß um zu sehen, wie sich der andere vor Neid den Bart raufte. Jetzt floss also Dellas Haar wellig und glänzend an ihr herab wie ein brauner Wasserfall. Es reichte bis unter die Kniekehlen und umhüllte sie wie ein Gewand. Nervös und hastig steckte sie es wieder auf. Einen Augenblick taumelte sie und stand ganz still, während ein paar Tränen auf den abgetretenen Teppich fielen.
Die alte braune Jacke angezogen, den alten braunen Hut aufgesetzt, und mit wehenden Röcken und immer noch das helle Funkeln in den Augen, schoss sie zur Tür hinaus und lief die Treppe hinab auf die Straße. Wo sie stehenblieb, lautete das Firmenschild Mme. Sofronie. Alle Sorten Haarersatz. Della rannte die Treppe hinauf und versuchte atemschöpfend, sich zu sammeln.
Madame, groß, zu weiß und frostig, sah kaum nach "Sofronie" aus.
"Wollen Sie mein Haar kaufen?" fragte Della.
"Ich kaufe Haar", sagte Madame. "Nehmen Sie den Hut ab, damit wir es einmal ansehen können."
Der braune Wasserfall stürzte in Wellen herab.
"Zwanzig Dollar", sagte Madame, mit kundiger Hand die Masse anhebend.
"Geben Sie nur schnell her", sagte Della.
Oh, und die nächsten beiden Stunden trippelten auf rosigen Schwingen. Nehmen Sie es nicht so genau mit der zerhackten Metapher. Sie durchwühlte die Läden nach dem Geschenk für Jim. Schließlich fand sie es. Bestimmt war es für Jim und für niemand sonst gemacht. Keins gab es in den Läden, das diesem glich, und sie hatte in allen das Oberste zuunterst gekehrt. Es war eine Uhrkette aus Platin, einfach und edel im Dessin, die ihren Wert auf angemessene Weise durch das Material und nicht durch eine auf den Schein berechnete Verzierung offenbarte - wie es bei allen guten Dingen sein sollte. Sie war sogar der Uhr würdig. Kaum hatte sie die Kette erblickt, als sie auch schon wusste, dass sie Jim gehören müsse. Sie war wie er. Überlegene Ruhe und Wert - das passte auf beide. Einundzwanzig Dollar nahm man ihr dafür ab, und mit den siebenundachtzig Cent eilte sie nach Hause. Mit dieser Kette an der Uhr konnte Jim wirklich in jeder Gesellschaft um die Zeit besorgt sein. So großartig die Uhr war, manchmal blickte er wegen des alten Lederriemchens, das er an Stelle einer Kette benutzte, nur verstohlen nach ihr.
"Wollen Sie mein Haar kaufen?" fragte Della.
"Ich kaufe Haar", sagte Madame. "Nehmen Sie den Hut ab, damit wir es einmal ansehen können."
Der braune Wasserfall stürzte in Wellen herab.
"Zwanzig Dollar", sagte Madame, mit kundiger Hand die Masse anhebend.
"Geben Sie nur schnell her", sagte Della.
Oh, und die nächsten beiden Stunden trippelten auf rosigen Schwingen. Nehmen Sie es nicht so genau mit der zerhackten Metapher. Sie durchwühlte die Läden nach dem Geschenk für Jim. Schließlich fand sie es. Bestimmt war es für Jim und für niemand sonst gemacht. Keins gab es in den Läden, das diesem glich, und sie hatte in allen das Oberste zuunterst gekehrt. Es war eine Uhrkette aus Platin, einfach und edel im Dessin, die ihren Wert auf angemessene Weise durch das Material und nicht durch eine auf den Schein berechnete Verzierung offenbarte - wie es bei allen guten Dingen sein sollte. Sie war sogar der Uhr würdig. Kaum hatte sie die Kette erblickt, als sie auch schon wusste, dass sie Jim gehören müsse. Sie war wie er. Überlegene Ruhe und Wert - das passte auf beide. Einundzwanzig Dollar nahm man ihr dafür ab, und mit den siebenundachtzig Cent eilte sie nach Hause. Mit dieser Kette an der Uhr konnte Jim wirklich in jeder Gesellschaft um die Zeit besorgt sein. So großartig die Uhr war, manchmal blickte er wegen des alten Lederriemchens, das er an Stelle einer Kette benutzte, nur verstohlen nach ihr.
Als Della zu Hause angelangt war, wich ihr Rausch ein wenig der Vorsicht und der Vernunft. Sie holte ihre Brennschere heraus, zündete das Gas an und machte sich ans Werk, die Verheerungen auszubessern, die von Freigebigkeit in Verein mit Liebe angerichtet worden waren. Was stets eine gewaltige Aufgabe ist, liebe Freunde - eine Mammutaufgabe. Nach vierzig Minuten war ihr Kopf dicht mit kleinen Löckchen bedeckt, mit denen sie wundervoll aussah, wie ein schwänzender Schuljunge. Lange, sorgfältig und kritisch betrachtete sie ihr Spiegelbild.
"Wenn mich Jim nicht umbringt, bevor er mich ein zweites Mal ansieht, wird er sagen, ich sehe aus wie ein Chormädel von Coney Island", meinte sie bei sich. "Aber was - oh, was hätte ich denn mit einem Dollar siebenundachtzig anfangen sollen?"
Um sieben war der Kaffee gekocht, und die Bratpfanne stand hinten auf der Kochmaschine, heiss und bereit, die Kotelette zu braten.
Jim verspätete sich nie. Della ließ die Uhrkette in ihrer Hand verschwinden und setzte sich auf die Tischkante nahe der Tür, durch die er immer eintrat. Dann hörte sie seinen Schritt auf der Treppe, unten, auf den ersten Stufen, und wurde einen Augenblick blass. Sie hatte sich angewöhnt, wegen der einfachsten Alltäglichkeit stille kleine Gebete zu murmeln, und jetzt flüsterte sie "Bitte, lieber Gott, mach, dass er mich noch hübsch findet."
Um sieben war der Kaffee gekocht, und die Bratpfanne stand hinten auf der Kochmaschine, heiss und bereit, die Kotelette zu braten.
Jim verspätete sich nie. Della ließ die Uhrkette in ihrer Hand verschwinden und setzte sich auf die Tischkante nahe der Tür, durch die er immer eintrat. Dann hörte sie seinen Schritt auf der Treppe, unten, auf den ersten Stufen, und wurde einen Augenblick blass. Sie hatte sich angewöhnt, wegen der einfachsten Alltäglichkeit stille kleine Gebete zu murmeln, und jetzt flüsterte sie "Bitte, lieber Gott, mach, dass er mich noch hübsch findet."
Paolo Ucello 1435 Die Anbetung der Drei Heiligen Könige (Weisen)
Die Tür öffnete sich, Jim trat ein und schloss sie. Er sah mager und sehr feierlich aus. Armer Junge, er war erst zweiundzwanzig - und schon mit Familie belastet! Er brauchte einen neuen Mantel und hatte auch keine Handschuhe. Jim blieb an der Tür stehen, reglos wie ein Vorstehhund, der eine Wachtel ausgemacht hat Seine Augen waren auf Della geheftet, und ein Ausdruck lag in ihnen, den sie nicht zu deuten vermochte und der sie erschreckte. Es war weder Ärger noch Verwunderung, weder Missbilligung noch Abneigung, noch überhaupt eins der Gefühle, auf die sie sich gefasst gemacht hatte. Er starrte sie nur unverwandt an mit diesem eigentümlichen Gesichtsausdruck.
Della rutschte langsam vom Tisch und ging zu ihm.
"Jim, Liebster", rief sie, "sieh mich nicht so an. Ich hab' mein Haar abschneiden lassen und verkauft, weil ich Weihnachten ohne ein Geschenk für dich nicht üherlebt hätte. Es wird wieder wachsen - du nimmst es nicht tragisch, nicht wahr? Ich musste es einfach tun. Mein Haar wächst unheimlich schnell. Sag mir fröhliche Weihnachten, Jim, und lass uns glücklich sein. Du ahnst nicht, was für ein hübsches, was für ein schönes, wunderschönes Geschenk ich für dich bekommen habe."
"Jim, Liebster", rief sie, "sieh mich nicht so an. Ich hab' mein Haar abschneiden lassen und verkauft, weil ich Weihnachten ohne ein Geschenk für dich nicht üherlebt hätte. Es wird wieder wachsen - du nimmst es nicht tragisch, nicht wahr? Ich musste es einfach tun. Mein Haar wächst unheimlich schnell. Sag mir fröhliche Weihnachten, Jim, und lass uns glücklich sein. Du ahnst nicht, was für ein hübsches, was für ein schönes, wunderschönes Geschenk ich für dich bekommen habe."
"Du hast dein Haar abgeschnitten?" fragte Jim mühsam, als könne er selhst nach schwerster geistiger Arbeit nicht an den Punkt gelangen, diese offenkundige Tatsache zu begreifen.
"Abgeschnitten und verkauft", sagte Della. "Hast du mich jetzt nicht noch ebenso lieb? Ich bin auch ohne mein Haar noch dieselbe, nicht wahr?"
Jim blickte neugierig im Zimmer umher.
"Du sagst, dein Haar ist weg?" bemerkte er mit nahezu idiotischem Gesichtsausdruck.
"Du brauchst nicht danach zu suchen", sagte Della. "Ich sag' dir doch, es ist verkauft - verkauft und weg. Heute ist Heiligabend, Jungchen. Sei nett zu mir, denn es ist ja für dich weg. Vielleicht waren die Haare auf meinem Kopf gezählt", fuhr sie mit einer jähen, feierlichen Zärtlichkeit fort, "aber nie könnte jemand meine Liebe zu dir zählen. Soll ich die Kotelette aufsetzen, Jim?"
Jim schien im Nu aus seiner Starrheit zu erwachen. Er umarmte seine Della. Wir wollen inzwischen mit diskreten Forscherblicken zehn Sekunden lang eine an sich unwichtige Sache in anderer Richtung betrachten. Acht Dollar die Woche oder eine Million im Jahr - was ist der Unterschied? Ein Mathematiker oder ein Witzbold würden uns eine falsche Antwort geben. Die Weisen brachten wertvolle Geschenke, aber dies war nicht darunter. Diese dunkle Behauptung soll später erläutert werden. Jim zog ein Päckchen aus der Manteltasche und warf es auf den Tisch.
"Täusch dich nicht über mich, Dell", sagte er. "Du darfst nicht glauben, dass es etwas wie Haare schneiden oder stutzen oder waschen mich dahin bringen könnte, mein Mädchen weniger liebzuhaben. Aber wenn du das Päckchen auspackst, wirst du sehen, warum du mich zuerst eine Weile aus der Fassung gebracht hast."
Weiße Finger rissen hurtig an der Strippe und am Papier. Und dann ein verzückter Freudenschrei, und dann - ach! - ein schnelles weibliches Hinüberwechseln zu hysterischen Tränen und Klagen, die dem Herrn des Hauses den umgehenden Einsatz aller Trostmöglichkeiten abforderten.
Denn da lagen die Kämme - die Garnitur Kämme, die Della seit langem in einem Broadway-Schaufenster angeschmachtet hatte. Wunderschöne Kämme, echt Schildpatt mit juwelenverzierten Rändern - gerade in der Schattierung, die zu dem schönen, verschwundenen Haar gepasst hätte. Es waren teure Kämme, das wusste sie, und ihr Herz hatte nach ihnen gebettelt und gebarmt, ohne die leiseste Hoffnung, sie je zu besitzen. Und nun waren sie ihr eigen; aber die Flechten, die der ersehnte Schmuck hätte zieren sollen, waren fort. Doch sie presste sie zärtlich an die Brust und war schließlich so weit, dass sie mit schwimmenden Augen und einem Lächeln aufblicken und sagen konnte:
"Mein Haar wächst so schnell, Jim!"
Und dann sprang Della auf wie ein gebranntes Kätzchen und rief: "Oh, oh!"
Jim hatte ja noch nicht sein schönes Geschenk gesehen. Ungestüm hielt sie es ihm auf der geöffneten Hand entgegen. Das leblose, kostbare Metall schien im Abglanz ihres strahlenden, brennenden Eifers zu blitzen.
"Ist die nicht toll, Jim? Die ganze Stadt hab' ich danach abgejagt. Jetzt musst du hundertmal am Tag nachsehen, wie spät es ist. Gib mir die Uhr. Ich möchte sehen, wie sich die Kette dazu macht."
Statt zu gehorchen, ließ er sich auf die Chaiselongue fallen, legte die Hände im Nacken zusammen und lächelte.
"Dell", sagte er, "wir wollen unsere Weihnachtsgeschenke beiseite legen und eine Weile aufheben. Sie sind zu hübsch, um sie jetzt schon in Gebrauch zu nehmen. Ich habe die Uhr verkauft, um das Geld für die Kämme zu haben. Wie wäre es, wenn du die Kotelette braten würdest?"
Die Weisen waren, wie ihr wisst, weise Männer - wunderbar weise Männer -, die dem Kind in der Krippe Geschenke brachten. Sie haben die Kunst erfunden, Weihnachtsgeschenke zu machen. Da sie weise waren, waren natürlich auch ihre Geschenke weise und hatten vielleicht den Vorzug, umgetauscht werden zu können, falls es Dubletten gab. Und hier habe ich euch nun schlecht und recht die ereignislose Geschichte von zwei törichten Kindern in einer möblierten Wohnung erzählt, die höchst unweise die größten Schätze ihres Hauses füreinander opferten. Doch mit einem letzten Wort sei den heutigen Weisen gesagt, dass diese beiden die weisesten aller Schenkenden waren. Von allen, die Geschenke geben und empfangen, sind sie die weisesten. Überall sind sie die weisesten. Sie sind die wahren Weisen.
James Krüss - Die Weihnachtsmaus
Manchmal erfreut mich der Gedanke, dass meine Mitmenschen ihre Zeit, außer mit Arbeit, Studium, Krieg, Sex, Liebe, Essen, Schlafen, Feiern, auch noch mit anderen, weniger augenfällig notwendigen Dingen verbringen, zum Beispiel damit, Mäusen kleine Weihnachtsmannmützchen aufzusetzten.
Ein alter Bekannter hat viel Mühe und Zeit darauf verwendet,
Tauben zu fangen und ihnen Papierhüte aufzukleben, nur weil
ihn der Gedanke begeisterte, dass ein völlig Unbekannter,
am nächsten Morgen, verschlafen aus dem Fenster schauend,
sich für Augenblicke als Bewohner einer anderen, zauberischen,
Welt wähnen würde. Er hat allerdings auch einem, na nennen
wir es, naiven Kollegen, auf dessen Frage hin, wie denn der Knochen, der den Penis versteift, funktioniert, ein eigens produziertes Röntgenbild eines männlichen Geschlechtsteiles
in Doppelbelichtung mit einem Mittelfingerknochen vorgelegt und
ihm dann einen fast 20-minütigen Vortrag über den Ziehharmonikaknochen, auch Akkordeonknochen genannt, gehalten.
Tauben zu fangen und ihnen Papierhüte aufzukleben, nur weil
ihn der Gedanke begeisterte, dass ein völlig Unbekannter,
am nächsten Morgen, verschlafen aus dem Fenster schauend,
sich für Augenblicke als Bewohner einer anderen, zauberischen,
Welt wähnen würde. Er hat allerdings auch einem, na nennen
wir es, naiven Kollegen, auf dessen Frage hin, wie denn der Knochen, der den Penis versteift, funktioniert, ein eigens produziertes Röntgenbild eines männlichen Geschlechtsteiles
in Doppelbelichtung mit einem Mittelfingerknochen vorgelegt und
ihm dann einen fast 20-minütigen Vortrag über den Ziehharmonikaknochen, auch Akkordeonknochen genannt, gehalten.
Zum untenstehenden Gedicht: meine Nichte mußte Strophen 11
und 12 auswendig lernen, ohne Auskunft über den Rest des Werkes machen zu wollen, mein Vater wurde, gelegentlich "Mausi" genannt und James Krüss Buch "der Leuchtturm auf den Hummerklippen",
in dem alle Tauben aussehen, als würden sie Emma heißen, war
die Quelle des Namens meiner Katze Emma, einer großartigen Persönlichkeit und gnadenlosen Mäusefängerin.
und 12 auswendig lernen, ohne Auskunft über den Rest des Werkes machen zu wollen, mein Vater wurde, gelegentlich "Mausi" genannt und James Krüss Buch "der Leuchtturm auf den Hummerklippen",
in dem alle Tauben aussehen, als würden sie Emma heißen, war
die Quelle des Namens meiner Katze Emma, einer großartigen Persönlichkeit und gnadenlosen Mäusefängerin.
DIE WEIHNACHTSMAUS
Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
sogar für die Gelehrten,
Denn einmal nur im ganzen Jahr
Entdeckt man ihre Fährten
Mit Fallen oder Rattengift
Kann man die Maus nicht fangen,
Sie ist , was diesen Punkt betrifft,
Noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus
Den Menschen keine Plage,
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
Kriecht sie am Weihnachtstage
Zum Beispiel war vom Festgebäck,
Das Mutter gut verborgen,
Mit einem Mal das Beste weg
Am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus:
Ich habe nichts genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Ein andres Mal verschwand sogar
Das Marzipan vom Peter,
Was seltsam und erstaunlich war,
Denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus:
Ich hab es nicht genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Ein drittes Mal verschwand vom Baum
An dem die Kugeln hingen,
Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum,
Nebst andren leckren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Und Ernst und Hans und der Papa,
Die riefen: Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da,
Und just am Feiertage!
Nur Mutter sprach kein Klagewort,
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
Ist auch die Maus verschwunden.
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg
Sobald der Baum geleert war,
Sobald das letzte Festgebäck
Gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei Ihm zu Haus -
Bei Fränzchen oder Lieschen -
Da gäb’ es keine Weihnachtsmaus
Dann zweifle ich ein bisschen!
Doch sag’ ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte Euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
Bleibt jedem überlassen!
Denn einmal nur im ganzen Jahr
Entdeckt man ihre Fährten
Mit Fallen oder Rattengift
Kann man die Maus nicht fangen,
Sie ist , was diesen Punkt betrifft,
Noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus
Den Menschen keine Plage,
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
Kriecht sie am Weihnachtstage
Zum Beispiel war vom Festgebäck,
Das Mutter gut verborgen,
Mit einem Mal das Beste weg
Am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus:
Ich habe nichts genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Ein andres Mal verschwand sogar
Das Marzipan vom Peter,
Was seltsam und erstaunlich war,
Denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus:
Ich hab es nicht genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Ein drittes Mal verschwand vom Baum
An dem die Kugeln hingen,
Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum,
Nebst andren leckren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Und Ernst und Hans und der Papa,
Die riefen: Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da,
Und just am Feiertage!
Nur Mutter sprach kein Klagewort,
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
Ist auch die Maus verschwunden.
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg
Sobald der Baum geleert war,
Sobald das letzte Festgebäck
Gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei Ihm zu Haus -
Bei Fränzchen oder Lieschen -
Da gäb’ es keine Weihnachtsmaus
Dann zweifle ich ein bisschen!
Doch sag’ ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte Euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
Bleibt jedem überlassen!
James Krüss
Dienstag, 13. Dezember 2011
Stuttgart - Nichts Schöneres von Oliver Bukowski
Ein wenig Bühne, einige wenige Lichtwechsel, ein paar "Mucken" (Musikeinspielungen, in der Formulierung der Schauspielerin), Kostüme aus der Geschmacklosigkeits-Hölle des nichtnaturalistischen Realismus und ein blondes Haarteil - das wär's schon mit den äußerlichen Zutaten.
Ein Regisseur, Hasko Weber, und eine Schauspielerin, und was für eine, Rahel Ohm, treffen auf einen Text und 70 Minuten später, habe ich das erste Mal seit langem wieder im Theater geweint, sehr gelacht und mich auch an einigen Stellen über die rabiate Ehrlichkeit mit der hier gearbeitet wird, erschrocken. Ich weiß, daß Ehrlichkeit auf der Bühne ein mindestens zwie-, wenn nicht driespältiger Begriff ist, aber wie soll ich es nennen?
Die Geschichte der Mechthild Huschke, einer Frau undefinierten Alters, Mörderin ihres prügelnden Ehemannes, kinderlose Mutter mit Gebärmutterkrebs, ungefickte Liebende, sprachlose Wortakrobatin, ist so prall vor Sehnsucht, so voll von zerstörten Möglichkeiten, so weit weg von meinem eigenen Leben und so nah an meiner eigenen Not, dass, wenn sie so zärtlich und unerbittlich erzählt wird wie hier, für Augenblicke ein klarer Blick auf mich selbst möglich wird. Mitleidlos, aber nicht lieblos.
Rahel Ohm als Mechthild Huschke
Montag, 12. Dezember 2011
Kalt, Kälte, erkalten - Wintermärchen
Im "Wintermärchen" von Shakespeare heißt es: "A sad tale's best for winter." -
"Eine traurige Geschichte paßt am besten zum Winter." Stimmt das?
Das Glasmännlein tauscht das kalte Herz Peter Munks gegen die Erfüllung
seiner weltlichen Wünsche, die Schneekönigin läßt Kais Herz erkalten
und verspricht ihm dafür die Welt (und ein paar Schlittschuhe),
das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern erfriert, von keinem beachtet,
auf der Strasse, aber das nackte frierende großzügige Waisenkind
erhält Sterntaler für seine Freundlichkeit, Frau Holle verschenkt
für gute Dienste Gold und im russischen Zauberwald rettet
Väterchen Frost Nastjenka vor dem sicheren Kältetod.
Märchen und Winter, Wintermärchen.
seiner weltlichen Wünsche, die Schneekönigin läßt Kais Herz erkalten
und verspricht ihm dafür die Welt (und ein paar Schlittschuhe),
das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern erfriert, von keinem beachtet,
auf der Strasse, aber das nackte frierende großzügige Waisenkind
erhält Sterntaler für seine Freundlichkeit, Frau Holle verschenkt
für gute Dienste Gold und im russischen Zauberwald rettet
Väterchen Frost Nastjenka vor dem sicheren Kältetod.
Märchen und Winter, Wintermärchen.
Nastja im Zauberwald
Die drei Männlein im Walde
Ein Volksmärchen von den Brüdern Grimm (überarbeitete Version)
Es war eine Frau, die neidisch war, weil ihre Stieftochter schön und fleißig,
ihre richtige Tochter aber hässlich und faul war. Einmal im Winter, als der Boden steinhart gefroren und alles zugeschneit war, nähte die Frau ein Kleid aus Papier.
Sie sprach zu ihrer Stieftochter: „Da, zieh das Kleid an, geh in den Wald und hol mir Erdbeeren!“ Dann gab sie ihr noch ein Stückchen hartes Brot und dachte sich:
„Draußen wird sie erfrieren und verhungern und mir nie mehr vor die
Augen kommen!“Das gehorsame Mädchen ging in den Wald und kam bis zu einem Häuschen, aus dem drei kleine Männchen herausschauten. Es grüßte sie
und fragte sie, ob sie sich bei ihnen wärmen und ihr Brot essen könne. Die Männchen sprachen: „Gib uns auch etwas davon!“ Das Mädchen teilte gerne.
Dann erzählte sie ihnen, dass sie nur mit einem Körbchen voll mit Erdbeeren
nach Hause dürfe. Die Männlein gaben ihr einen Besen und sprachen:
„Kehre damit hinter unserem Haus den Schnee weg! “Als sie draußen war,
sprachen die drei Männchen: „Was sollen wir ihr schenken?“Da sagte das erste:
„Ich schenk ihm, dass es jeden Tag schöner wird.“Das zweite sprach:
„Ich schenk ihm, dass Goldstücke ihm aus dem Mund fallen, so oft es ein Wort spricht.“
Das dritte sprach: „Ich schenk ihm, dass ein König kommt und sie zur Frau nimmt.“
Inzwischen kehrte das Mädchen den Schnee hinter dem Häuschen weg.
Dabei fand sie lauter reife Erdbeeren, die ganz dunkelrot aus dem Schnee leuchteten.
Sie bedankte sich bei den kleinen Männern und lief nach Haus. Da erzählte sie alles,
was sie im Wald erlebt hatte, aber bei jedem Wort, das es sprach,
fielen ihm die Goldstücke aus dem Mund.
Jetzt wollte natürlich die andere Tochter auch hinaus in den Wald um Erdbeeren zu suchen. Ihre Mutter nähte ihr einen prächtigen Pelzmantel und gab ihr Butterbrot und Kuchen mit auf den Weg. Das Mädchen kam auch zu dem Häuschen.
Es grüßte die drei kleinen Männer aber nicht, rannte einfach in ihre Stube,
setzte sich zum Ofen und aß sein Butterbrot und seinen Kuchen.
„Gib uns etwas davon!“, riefen die Männlein, doch sie wollte nicht mit ihnen
teilen. Dann sprachen sie: „Kehr uns vor der Haustür mit dem Besen!“
„Kehrt euch doch selber“, antwortete es und ging bei der Tür hinaus.
Da sprachen die drei Männchen: „Was sollen wir ihr schenken?“
Da sagte das erste: „Ich schenk ihm, dass es jeden Tag hässlicher wird.“
Das zweite sprach: „Ich schenk ihm, dass ihm bei jedem Wort, das es spricht,
eine Kröte aus dem Mund springt.“ Das dritte sprach: „Ich schenk ihm, dass es eines fürchterlichen Todes stirbt. “Inzwischen suchte das Mädchen draußen
nach Erdbeeren. Als es aber keine fand, ging es zornig nach Hause.
Und wie es ihrer Mutter alles erzählen wollte, da sprang ihr bei jedem Wort
eine Kröte aus dem Mund. Die Stiefmutter ärgerte sich fürchterlich und
überlegte, wie sie ihrer Stieftochter, die jeden Tag noch schöner wurde,
noch mehr Leid antun könnte. Also hing sie dem armen Mädchen Garn auf die Schulter
und gab ihr eine Axt dazu. Damit soll es auf den gefrorenen Fluss gehen,
ein Eisloch hauen und das Garn spülen. Gehorsam hackte es ein Loch in das Eis,
da kam der Wagen des Königs vorbeigefahren. Der König bekam Mitleid
mit dem Mädchen, das sich so plagen musste, und fragte: „Willst du mit mir fahren?“
„Ach ja, von Herzen gern“, antwortete es, denn es war froh,
dass es nicht mehr zu ihrer bösen Stiefmutter und Schwester musste.
Bald wurde auf dem Schloss eine prächtige Hochzeit gefeiert,
wie es die kleinen Männlein dem Mädchen geschenkt hatten.
Ein Jahr später bekam die junge Königin einen Sohn.
Als die Stiefmutter und ihre Tochter davon hörten, besuchten die zwei sie im Schloss. Dort packten sie die Königin, hoben sie aus dem Bett und warfen sie aus dem Fenster
in den Fluss. Darauf legte sich die hässliche Tochter ins Bett.
Als der König kam und mit seiner Frau sprechen wollte, rief die Alte:
„Still, still, sie ist krank. “Der König kam am nächsten Morgen wieder.
Er sprach mit seiner Frau und als sie ihm antwortete, sprang ihr bei jedem Wort
eine Kröte aus dem Mund. Die Alte beruhigte den König und meinte,
dass diese Krankheit bald vergehen werde.In der Nacht aber sah der Küchenbursche
eine Ente. Die schwamm auf dem Fluss vor dem Schloss und sprach:
„König, was machst du? Schläfst du oder wachst du?“
Und als er nicht antwortete, sprach sie:
„Was machen meine Gäste?“
Da antwortete der Küchenbursche:
„Sie schlafen feste.“
Jetzt fragte sie weiter:
„Was macht mein Kindelein?“
Der Küchenbursche antwortete:
„Es schläft in der Wiege fein.“
Da ging sie in Gestalt der Königin ins Zimmer ihres Kindes, gab ihm zu trinken,
deckte es zu und schwamm als Ente wieder fort. So kam sie zwei Nächte.
In der dritten sprach sie zu dem Küchenburschen: „Sag dem König,
dass er sein Schwert nehmen und dreimal über mir schwingen soll.
“So machte es der König und beim dritten Mal stand seine erlöste Frau vor ihm.
Das alles bemerkten die Stiefmutter und ihre Tochter aber nicht.
So fragte der König das böse Weib um Rat: „Was soll man mit einem Menschen tun,
der einen anderen aus dem Bett trägt und ins Wasser wirft?“ Die Alte sprach:
„So einen Bösewicht soll man in ein Fass stecken und den Berg hinunter
in den Fluss rollen.“ Da sagte der König: „Du hast dein Urteil für dich
und deine Tochter gesprochen. “Und als das Urteil vollstreckt war,
beherrschten der König und seine Frau ihr Reich in Frieden und Seligkeit.
„Kehrt euch doch selber“, antwortete es und ging bei der Tür hinaus.
Da sprachen die drei Männchen: „Was sollen wir ihr schenken?“
Da sagte das erste: „Ich schenk ihm, dass es jeden Tag hässlicher wird.“
Das zweite sprach: „Ich schenk ihm, dass ihm bei jedem Wort, das es spricht,
eine Kröte aus dem Mund springt.“ Das dritte sprach: „Ich schenk ihm, dass es eines fürchterlichen Todes stirbt. “Inzwischen suchte das Mädchen draußen
nach Erdbeeren. Als es aber keine fand, ging es zornig nach Hause.
Und wie es ihrer Mutter alles erzählen wollte, da sprang ihr bei jedem Wort
eine Kröte aus dem Mund. Die Stiefmutter ärgerte sich fürchterlich und
überlegte, wie sie ihrer Stieftochter, die jeden Tag noch schöner wurde,
noch mehr Leid antun könnte. Also hing sie dem armen Mädchen Garn auf die Schulter
und gab ihr eine Axt dazu. Damit soll es auf den gefrorenen Fluss gehen,
ein Eisloch hauen und das Garn spülen. Gehorsam hackte es ein Loch in das Eis,
da kam der Wagen des Königs vorbeigefahren. Der König bekam Mitleid
mit dem Mädchen, das sich so plagen musste, und fragte: „Willst du mit mir fahren?“
„Ach ja, von Herzen gern“, antwortete es, denn es war froh,
dass es nicht mehr zu ihrer bösen Stiefmutter und Schwester musste.
Bald wurde auf dem Schloss eine prächtige Hochzeit gefeiert,
wie es die kleinen Männlein dem Mädchen geschenkt hatten.
Ein Jahr später bekam die junge Königin einen Sohn.
Als die Stiefmutter und ihre Tochter davon hörten, besuchten die zwei sie im Schloss. Dort packten sie die Königin, hoben sie aus dem Bett und warfen sie aus dem Fenster
in den Fluss. Darauf legte sich die hässliche Tochter ins Bett.
Als der König kam und mit seiner Frau sprechen wollte, rief die Alte:
„Still, still, sie ist krank. “Der König kam am nächsten Morgen wieder.
Er sprach mit seiner Frau und als sie ihm antwortete, sprang ihr bei jedem Wort
eine Kröte aus dem Mund. Die Alte beruhigte den König und meinte,
dass diese Krankheit bald vergehen werde.In der Nacht aber sah der Küchenbursche
eine Ente. Die schwamm auf dem Fluss vor dem Schloss und sprach:
„König, was machst du? Schläfst du oder wachst du?“
Und als er nicht antwortete, sprach sie:
„Was machen meine Gäste?“
Da antwortete der Küchenbursche:
„Sie schlafen feste.“
Jetzt fragte sie weiter:
„Was macht mein Kindelein?“
Der Küchenbursche antwortete:
„Es schläft in der Wiege fein.“
Da ging sie in Gestalt der Königin ins Zimmer ihres Kindes, gab ihm zu trinken,
deckte es zu und schwamm als Ente wieder fort. So kam sie zwei Nächte.
In der dritten sprach sie zu dem Küchenburschen: „Sag dem König,
dass er sein Schwert nehmen und dreimal über mir schwingen soll.
“So machte es der König und beim dritten Mal stand seine erlöste Frau vor ihm.
Das alles bemerkten die Stiefmutter und ihre Tochter aber nicht.
So fragte der König das böse Weib um Rat: „Was soll man mit einem Menschen tun,
der einen anderen aus dem Bett trägt und ins Wasser wirft?“ Die Alte sprach:
„So einen Bösewicht soll man in ein Fass stecken und den Berg hinunter
in den Fluss rollen.“ Da sagte der König: „Du hast dein Urteil für dich
und deine Tochter gesprochen. “Und als das Urteil vollstreckt war,
beherrschten der König und seine Frau ihr Reich in Frieden und Seligkeit.
Märchenhafte gefrorene Wellen in der Antarktis
Deutschland. Ein Wintermährchen.
Caput I.
Im traurigen Monat November war’s,
Die Tage wurden trüber,
Der Wind riß von den Bäumen das Laub,
Da reist’ ich nach Deutschland hinüber.
Und als ich an die Grenze kam,
Da fühlt ich ein stärkeres Klopfen
In meiner Brust, ich glaube sogar
Die Augen begunnen zu tropfen.
Und als ich die deutsche Sprache vernahm,
Da ward mir seltsam zu Muthe;
Ich meinte nicht anders, als ob das Herz
Recht angenehm verblute.
Ein kleines Harfenmädchen sang.
Sie sang mit wahrem Gefühle
Und falscher Stimme, doch ward ich sehr
Gerühret von ihrem Spiele.
Sie sang von Liebe und Liebesgram,
Aufopfrung und Wiederfinden
Dort oben, in jener besseren Welt,
Wo alle Leiden schwinden.
Sie sang vom irdischen Jammerthal,
Von Freuden, die bald zerronnen,
Vom Jenseits, wo die Seele schwelgt
Verklärt in ew’gen Wonnen.
Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eyapopeya vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn’ auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich Euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich seyn,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.
Es wächst hienieden Brod genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrthen, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für Jedermann,
Sobald die Schooten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,
So wollen wir Euch besuchen
Dort oben, und wir wir essen mit Euch
Die seligsten Torten und Kuchen.
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
Es klingt wie Flöten und Geigen!
Das Miserere ist vorbey,
Die Sterbeglocken schweigen...
Heinrich Heine
Geschrieben im Januar 1844.
kalt Adj. ‘von niedriger Temperatur, erstarrt, gefühlsarm’, ahd. (9. Jh.), mhd. kalt, asächs. kald, mnd. kōlt, mnl. cout, nl. koud, aengl. ceald, cald, engl. cold, anord. kaldr, schwed. kall, got. kalds (germ. *kalda-) geht aus einer alten Partizipialbildung (auf ie. -to-) hervor, daher eigentl. ‘gekühlt, gefroren’; es stellt sich zu den überlieferten germ. Verben aengl. calan ‘erkalten, abkühlen’ und anord. kala ‘frieren, kalt machen’. Mit den ablautenden Verwandten kühl (s. d.), lat. gelū ‘Kälte, Frost’, gelāre ‘gefrieren’, gelidus ‘eiskalt’ (s. Gelee) setzt es eine (allerdings nur aus dem Germ. und Italischen zu erschließende) Wurzel ie. *gel(ə)- ‘kalt, frieren’ voraus. Kälte f. Adjektivabstraktum, ahd. kaltī (8. Jh.), mhd. kelte. erkalten Vb. ‘kalt werden, abkühlen’, ahd. irkaltēn, -kaltōn (9. Jh.), mhd. erkalten, zum gleichbed., im Nhd. untergegangenen Simplex ahd. kaltēn, kaltōn, mhd. kalten. erkälten Vb. refl. ‘durch Kälteeinwirkung erkranken’, mhd. erkelten ‘kalt machen’, zum gleichbed. Simplex mhd. kelten, das nhd. nicht mehr gebräuchlich ist; dazu Erkältung f. (16. Jh.). kaltblütig Adj. ‘leidenschaftslos, unerschrocken, skrupellos’ (18. Jh.). Kaltschale f. ‘kalt serviertes süßes (Suppen)gericht mit Früchten’ (17. Jh.), Zusammenrückung aus kalte Schale. Kaltschmied m. ‘ohne Feuer arbeitender Schmied’ (z. B. Kupferschmied), ahd. kaltsmid (Hs. 12. Jh.), mhd. kaltsmit ‘Kessel-, Kupfer-, Messingschmied’.
Etymologisches Wörterbuch nach Pfeiffer
Sonntag, 11. Dezember 2011
Weihnachten und fremde Kinder
Ich habe sowas noch nie gemacht, aber eine kleine Erinnerung kann doch nicht schaden, oder?
Die SOS-Kinderdörfer haben einen Online-Laden, nur kauft man hier nichts für sich, sondern für Fremde, fremde Kinder genauer gesagt. Eine Geburtstagsfeier, eine Winterausstattung, eine Impfung, Schulsachen, Nähkurse oder ein Moskitonetz, man kann Geschenkpakete im Wert zwischen 3,60€ und 2500,00€ auswählen, online bezahlen und diese werden dann verschickt.
SOS-Kinderdörfer hat momentan das Spendensiegel des DZI (Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen e.V.), und obwohl auch hier immer wieder Kritik laut wird, scheint es mir doch eine seriöse Institution zu sein.
Man erhält sogar eine Spendenquittung für die liebe Steuer.
Oder Ärzte ohne Grenzen!
Mark Rothko Rot und Orange
John Lennon (& Yoko Ono) - So this is Christmas (War is over)
1969, der Krieg der USA in Vietnam ist in seinem 5. Jahr, Yoko Ono und John Lennon mieten in 11 Großstädten große Werbeflächen.
WAR IS OVER! (If You Want It) Happy Christmas from John and Yoko
1971 entsteht das Lied.
1973 im Januar unterzeichnen die Amerikaner das Pariser Friedensabkommen.
Glückliche Weihnachten (Krieg ist vorbei)
Glückliche Weihnachten, Kyoko
Glückliche Weihnachten, Julian
So dies ist Weihnachten
und was hast du getan,
ein Jahr ist vorbei gegangen
ein neues fängt jetzt an
So dies ist Weihnachten,
ich hoffe du hast Spaß,
die Nächsten und die Liebsten
die Alten und die Jungen.
Ein sehr schönes Weihnachten
und ein gutes neues Jahr,
lass uns hoffen es ist ein gutes
ohne jede Angst.
Uns so dies ist Weihnachten, (Krieg ist vorbei)
für die Schwachen und Starken, (Wenn Du es willst)
Die Reichen und Armen, (Krieg ist vorbei)
der Weg ist so lang. (Jetzt)
Und so fröhliche Weihnachten, (Krieg ist vorbei)
für Schwarz und für Weiß, (Wenn Du es willst)
für die Gelbe und Rote, (Krieg ist vorbei)
lass uns das Kämpfen beenden. (Jetzt)
Ein sehr schönes Weihnachten
und ein frohes neues Jahr
lass uns hoffen es ist ein gutes
ohne jede Angst.
Uns so dies ist Weihnachten, (Krieg ist vorbei)
und was haben wir getan. (Wenn du es willst)
ein Jahr ist vorbei gegangen (Krieg ist vorbei)
ein neues fängt jetzt an. (Jetzt)
Und so frohe Weihnachten (Krieg ist vorbei)
wir hoffen du hast Spaß (Wenn du es willst)
die Nächsten und die Liebsten (Krieg ist vorbei)
die Alten und die Jungen. (Jetzt)
Ein sehr schönes Weihnachten
und ein frohes neues Jahr
lass uns hoffen es ist ein gutes
ohne jede Angst.
De Krieg ist vorbei,
wenn du es willst.
Der Krieg ist jetzt vorbei.
Happy Christmas (War is over)
Happy Christmas Kyoko
Happy Christmas Julian
So this is Christmas
And what have you done
Another year over
And a new one just begun
And so this is Christmas
I hope you have fun
The near and the dear ones
The old and the young
A very merry Christmas
And a happy New Year
Let's hope it's a good one
Without any fear
And so this is Christmas (War is over)
For weak and for strong (If you want it)
For rich and the poor ones (War is over)
The road is so long (Now)
And so Happy Christmas (War is over)
For black and for white (If you want it)
For yellow and red ones (War is over)
Let's stop all the fight (Now)
A very merry Christmas
And a happy New Year
Let's hope it's a good one
Without any fear
So this is Christmas (War is over)
And what have we done (If you want it)
Another year over (War is over)
And a new one just begun (Now)
And so Happy Christmas (War is over)
We hope you have fun (If you want it)
The near and the dear one (War is over)
The old and the young (Now)
A very merry Christmas
And a happy New Year
Let's hope it's a good one
Without any fear
War is over if you want it
War is over now
John Lennon/Yoko Ono
Meine allererste West-Platte war "Abbey Road", ein Mitbringsel meiner Eltern von einer West-Tournee. Ich hatte einen Freund, der, mitten in der Nacht geweckt, die vollständigen Texte der Beatles-Songs aufsagen konnte, ohne ein Wort Englisch zu sprechen.
Da man sich zu dieser Zeit für ein Lager entscheiden musste, (Rolling) Stones oder Beatles, schlug ich mich, durch Plattenbesitz, notwendigerweise, auf die Beatles-, die Softie-Seite. Sie sind, bis heute, die einzige Band, deren Liedexte ich mindestens zur Hälfte auswendig kann. Gedichte habe ich mir schon immer leicht merken können. Zum Kreischen und in Ohnmachtfallen war es zu spät, aber einige der Lieder haben mich begleitet, wie geliebte und verläßliche Freunde.
Jahre später, 1980, ich sitze im Büro von Ilse Galfert, der Wunder-Dramaturgin, Alex Lang stürmt in das Zimmer: "Er ist tot." Wir, unisono: "Wer?", Alex: "John, John Lennon."
Erschossen, in New York, vor seinem Wohnhaus dem Dakota Building von Mark David Chapman.
Das letzte Lied auf Abbey Road (Her Majesty ist ein angehängter Schnipsel), der letzten Platte, die die Beatles gemeinsam produziert haben (Let it be war vorher aufgenommen worden und wurde nur später veröffentlicht), heisst: The end.
And in the end
The love you take
Is equal to the love you make
The love you take
Is equal to the love you make
Radio 1, Berlin, mein Lieblingsradiosender, obwohl der Wortanteil auch dort stetig schrumpft, und wo ist überhaupt "Der kleine Tierliebhaber"?, stellen gelegentlich ein Album in voller Länge vor. so, letztes Jahr irgendwann "Abbey Road" - WOW, WOW, WOW!
Mark David Chapman, er hatte John Lennon noch wenige Stunden vor dem Mord um ein Autogramm gebeten und es auch erhalten. |
Samstag, 10. Dezember 2011
Mascha Kaleko - Advent
Advent
Der Frost haucht zarte Häkelspitzen
Perlmuttergrau ans Scheibenglas.
Da blühn bis an die Fensterritzen
Eisblumen, Sterne, Farn und Gras.
Perlmuttergrau ans Scheibenglas.
Da blühn bis an die Fensterritzen
Eisblumen, Sterne, Farn und Gras.
Kristalle schaukeln von den Bäumen,
Die letzen Vögel sind entflohn.
Leis fällt der Schnee ... In unsern Träumen
Weihnachtet es seit gestern schon.
Die letzen Vögel sind entflohn.
Leis fällt der Schnee ... In unsern Träumen
Weihnachtet es seit gestern schon.
Mascha Kaléko
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