Hoffnung ist das Ding mit Federn
Das in der Seele sitzt,
Und singt das Lied--ohne den Text,
Und hört damit nie auf.
Emily Dickinson
Und hört damit nie auf.
Emily Dickinson
Stillleben mit toten Vögeln und Maus, Jean Baptiste Oudry
Vogel und Vogelfänger
Knabenhaft aus Tannensprossen
Baut' ich eine Vogelfalle.
Eins, zwei, drei, – im engen Stalle
Saß der Vogel eingeschlossen.
Und mit grausamem Vergnügen
Trug ich ihn ins Kinderzimmer,
Schreckt' ihn mit erzürnten Zügen,
Kam ihm grimm und immer grimmer.
Bis mir meine spielerische
Folter keinen Spaß mehr machte.
Drauf entfernt' ich mich vom Tische,
öffnete das Türchen sachte.
Ei, wie braucht er seine Schwingen!
Nun fahrt wohl, ihr Angstgespenster!
Freiheit lockt zu neuem Singen;
Doch da prallt er – widers Fenster! –
Armes Tier, du bist gerochen!
Selbst nun sitzt der Bursch gefangen;
Seine Schwinge, fast gebrochen,
Schlägt umsonst des Gitters Stangen.
Auch vor ihm die Fratze lauert
Eines feindlichen Geschickes;
Und er zittert und erschauert
Vor den Tücken dieses Blickes.
Und vermeint er, endlich schiebe
Sich zurück des Fensters Bügel,
Büßt er, mit geknicktem Flügel,
Bums, des Lichts verbotne Liebe.
Baut' ich eine Vogelfalle.
Eins, zwei, drei, – im engen Stalle
Saß der Vogel eingeschlossen.
Und mit grausamem Vergnügen
Trug ich ihn ins Kinderzimmer,
Schreckt' ihn mit erzürnten Zügen,
Kam ihm grimm und immer grimmer.
Bis mir meine spielerische
Folter keinen Spaß mehr machte.
Drauf entfernt' ich mich vom Tische,
öffnete das Türchen sachte.
Ei, wie braucht er seine Schwingen!
Nun fahrt wohl, ihr Angstgespenster!
Freiheit lockt zu neuem Singen;
Doch da prallt er – widers Fenster! –
Armes Tier, du bist gerochen!
Selbst nun sitzt der Bursch gefangen;
Seine Schwinge, fast gebrochen,
Schlägt umsonst des Gitters Stangen.
Auch vor ihm die Fratze lauert
Eines feindlichen Geschickes;
Und er zittert und erschauert
Vor den Tücken dieses Blickes.
Und vermeint er, endlich schiebe
Sich zurück des Fensters Bügel,
Büßt er, mit geknicktem Flügel,
Bums, des Lichts verbotne Liebe.
Henrik IbsenAus: Sämtliche Werke Volksausgabe in fünf Bänden 1907
Pablo Picasso, Chat saisissant un oiseau 1939 |
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt der dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel scheint mir, hat Humor.
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt der dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel scheint mir, hat Humor.
Wilhelm Busch
Emily Dickinson. Der Name ist neu für mich. So wenig Worte, und sie entschleiern ein Leben voll trauriger Sehnsucht.
AntwortenLöschenEin Vogel ist ein wundersames Wesen. Mir fällt kaum eine Regung ein, die sich nicht mit der Vorstellung von seinem Bild und seinen Bewegungen metaphorisch verbinden ließe.
In der Übersetzung von Walter A.Aue klingt das Gedicht wie ein Spruch über der Brötchentheke :
AntwortenLöschenDie Hoffnung ist das Federding
das in der Seel' sich birgt
und Weisen ohne Worte singt
und niemals müde wird.
Man mag es nicht glauben, dass einer so ein feines leichtes Gedankengewebe mit einer Übersetzung derart festlatschen kann.