Mittwoch, 6. Juli 2011

Sissi, Heinrich Heine und Korfu

Elisabeth von Österreich-Ungarn, Sissi oder Sisi, oder die, die im Film mit mit Karlheinz Böhm rummacht, liebte und verehrte den Dichter Heinrich Heine sehr. Sie konnte viele Gedichte und lange Passagen aus seinen Werken auswendig und einmal so erzählte sie, erschien er ihr sogar im Traum. 

Um dem Druck des Wiener Hofes zu entkommen verbrachte Sissi sehr viel Zeit auf Reisen. Sie durchquerte mit ihrer Entourage, aber ohne den Kaiser, ganz Europa, Kleinasien und Nordafrika. Und Korfu war eines ihrer bevorzugten Reiseziele. 1890/91 ließ sie sich dort ein griechisches Schloss im pompejischen Stil, das „Achilleion“ bauen. 
1891 erwarb sie auch eine Skulptur des kranken erschöpften Poeten, auf einem Stuhl sitzend, des dänischen Bildhauers Louis Hasselriis, von dem auch die Büste für Heines Grab auf dem Pariser Friedhof Montmatre stammt. Zunächst bot sie der Stadt Hamburg das Denkmal zum Geschenk an, immerhin die Geburtsstadt von Heines Mutter und er hatte dort ja auch einige Zeit bei seinem Onkel Salomon als Bankkaufmann gearbeitet, aber der Senat lehnte dankend ab. Da stellte sie es in Korfu in den Schlosspark, obwohl ihre Zuneigung zu dem unbequemen Dichter ihr einigen Unmut in Adelskreisen einbrachte.


Nach Sissis Tod kam das Anwesen in den Besitz von Kaiser Wilhelm II. und der ließ das Denkmal sofort entfernen. Er hat Heine einmal „den größte Schmutzfink im deutschen Dichterwald“ genannt. Vom Hofmarschallamt übernahm dann Julius Campe, der Sohn von Heines Verleger, die Skulptur. Er schreibt am 11. August 1909 an den Hamburger Senat: „Der Oberhofmarschall S.M. des Kaisers hat mir als einem quasi Verwandten Heinrich Heines das Standbild desselben überlassen, und ich ersuche den Senat dieses Denkmal in öffentliche Obhut zu nehmen, um ihm einen öffentlichen Platz in der Stadt zuzuweisen.“ Einen Monat später findet im Rathaus eine Diskussion statt und es wird folgendes notiert: „Referent erklärt, dass er bei Würdigung der ganzen Persönlichkeit Heines, zumal in Anbetracht seiner vaterlandsfeindlichen Haltung, der Errichtung eines Denkmals für den Dichter in Deutschland grundsätzlich nicht das Wort reden könne, und er spricht sich ausdrücklich gegen die Aufstellung des angebotenen Denkmals aus, dessen Annahme schon im Hinblick auf die Person des Spenders Julius Campe nicht ratsam erscheine.“

Nun überließ Campe es 1909 dem Hamburger Architekten Franz Albert Bach. Als das daraufhin im Barkhof aufgestellte Denkmal Anfang der 1920er Jahre von Antisemiten beschmiert wurde, ließ es Bach durch einen Bretterverschlag schützen. Die kommunistische „Hamburger Volkszeitung“ sprach von: „Schutzhaft“. 1926 wurde es dann nach Altona gebracht und im Donners Park aufgestellt, in einem „Oktogon“ des Museumspavillons. Hier befand es sich geschützt hinter Museumsmauern bis 1934, dann sollte es verkauft werden, aber es fand sich kein Käufer, bis sich die Tochter von Julius Campe, Olivia Bouchard, geb. Campe erbarmte und es 1939 in ihre Heimatstadt Toulon transportieren ließ, wo es noch heute steht.

Auf dem Grab Heines in Paris steht unter Hasselriis Büste folgendes Gedicht:

Wo?
Wo wird einst des Wandermüden
Letzte Ruhestätte seyn?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?

Werd ich wo in einer Wüste
Eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
Eines Meeres in dem Sand.

Immerhin mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
Und als Todtenlampen schweben
Nachts die Sterne über mir.

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