Sonntag, 17. Juli 2011

F. D. Roosevelt - Die Zweite Bill of Rights

Am 11. Januar 1941 hielt Franklin Delano Roosevelt, der 32. Präsident der USA, eine Rede zur Lage der Nation (State of the Union Adress). 
Er sagte darin, dass die politischen Rechte, die durch die Verfassung und die Bill of Rights garantiert würden, sich als unzureichend erwiesen hätten, die Gleichberechtigung im Streben nach Glück (pursuit of happiness) abzusichern. Daher, erklärte er, wäre eine zweite, ökonomische Bill of Rights notwendig, mit der eine Basis von Sicherheit und Wohlstand für alle, unabhängig von Herkunft, Glauben oder Rasse, geschaffen werden könnte.
Die Bill of Rights sind die ersten zehn Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten. Sie gewähren den Einwohnern bestimmte unveräußerliche Grundrechte.

Die Zweite Bill of Rights - Die Second Bill of Rights 

"Zur Sicherung des Wohlstands und des sozialen Friedens schlage ich weitere Zusätze zur Verfassung vor – eine zweite Bill of Rights, die allen Bürgerinnen und Bürgern der USA unabhängig von Herkunft, Glaube und Rasse eine neue Basis der Sicherheit und des Wohlstands garantiert: 
Das Recht auf eine nützliche und einträgliche Arbeit. 
Das Recht auf ausreichende Bezahlung. 
Das Recht jedes Farmers, seine Produkte zu einem Preis herzustellen und zu verkaufen, der ihm und seiner Familie einen anständigen Lebensunterhalt garantiert. 
Das Recht jedes Geschäftsmanns, seiner Tätigkeit frei von unfairen Bedingungen oder dem Druck in- und ausländischer Monopole nachzugehen. 
Das Recht jeder Familie auf ausreichenden Wohnraum. 
Das Recht auf adäquate medizinische Betreuung. 
Das Recht auf Alterssicherung, Kranken- und Unfallversicherung und Arbeitslosengeld.
Das Recht auf eine gute Erziehung."
 





Weil, solange es keine Sicherheit hier zu Hause gibt, kann es keinen dauernden Frieden in der Welt geben."
"For unless there is security here at home there cannot be lasting peace in the world."
Roosevelt starb im April 1945 ohne dass die Zweite Bill of Rights in Kraft gesetzt worden wären.




Michael Moore hat bei seinen Vorbereitungen zum Film "Kapitalismus - eine Liebesgschichte", den verloren geglaubten Film-Mitschnitt dieser Rede in einem Archiv in Süd-Carolina gefunden.

10 Kommentare:

  1. Alexander Höchst18. Juli 2011 um 14:12

    Gerechtigkeit die allen gerecht wird, hat in unserem System keine Lobby. Da würde es ja ans Eingemachte gehen und das lässt das mächtige, nach absoluten Profit strebende Marktsystem nicht zu.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das System lässt es vielleicht schon zu , aber nicht die heutigen Akteure. Diese Perversion ist die Folge des Neoliberalismus. Durch das Ende des Ost-West Konfliktes wurden die Geldströme umgelenkt von der Rüstung in die "Finanzindustrie". Das ist nichts anderes als Krieg mit anderen Mitteln und selbstzerstörerisch.

      Löschen
  2. Gerechtigkeit, die allen gerecht wird, hat und hatte in keinem größeren System je eine Lobby. Was den Schluß erlaubt, dass das Problem nicht das Marktsystem ist, das Streben nach Profit... sondern schlicht Macht.
    Macht ist ein Problem des Menschen. Wer sie hat fürchtet ihren Verlust. Wer sie hat will sie vergrößern. Wer sie hat verändert sich.
    Gib einem Menschen Macht und du bringst das schlechteste in ihm zum Vorschein.
    Wannimmer Entscheidungen getroffen werden, die viele betreffen, werden sie von einigen getroffen - die diese Macht haben. Die Entscheidungen werden also vorwiegend von jenen getroffen, in denen das schlechteste zum Vorschein gebracht wurde.
    Menschen können Macht schlecht aushalten und dabei Humanist bleiben. Und weil das mehrheitlich nicht gelingt haben wir in jedem System ein Problem. Nicht wegen dem System, mehr wegen den darin befindlichen Machthabern. Und vielleicht nicht mal wegen den Personen, die diese Positionen bekleiden, sondern wegen dem, was diese Position mit ihnen macht.

    AntwortenLöschen
  3. Ich weiss nicht, ich weiss nicht. Keine Erklärung reicht mir. Das System ist von Menschen gemacht und "die Macht" ist doch kein Mysterium, dass Leute so überkommt und verwandelt. Ich weiss nicht, ich weiss nicht.

    AntwortenLöschen
  4. Alexander Höchst18. Juli 2011 um 21:19

    Personen haben Macht über Personen. Doch der Markt hat Macht über alle. Das Marktsystem zerstört die natürlichen Ressourcen und das Material Mensch, auf das er von ihm reduziert wird. Er dominiert alles und letztlich jeden, auch damals die sozialistischen Staaten.
    Es stimmt nicht, dass alle menschlichen Systeme auf Macht von Einzelnen aufgebaut waren. Es gibt bzw. gab menschliche Gesellschaften, die ohne Macht und Markt gut und sehr lange im Gleichgewicht mit sich, anderen und der Natur lebten, wie z.B. die Stämme der Aborigines im Australien vor der Kolonialisierung. Dort bekam jeder seine Aufgabe nach seinen Fähigkeiten, welche er selbstständig finden und weiter entwickeln konnte. So fand der Einzelne seinen Platz in der Gemeinschaft. Keiner hatte Macht über andere. Jeder war unentbehrlich und einzigartig.
    Der Markt und das Streben nach Profit hat jetzt die Macht und erstickt am Ende die Moral der Exekutive. Er ist in seiner zügellosen Form zerstörerisch und unmenschlich. Und so ist es nur logisch, dass Gerechtigkeit für alle keine Lobby entwickeln kann.

    http://www.stern.de/700669.html

    AntwortenLöschen
  5. Stimmt, Alexander, deswegen habe ich geschrieben "größere Systeme". Es gibt humanistische Enklaven, es hat sie immer gegeben. Aber kein Land, kein Staat mit Millionen Einwohnern... vielleicht spielt Anonymisierung eine Rolle. Du hast sicher recht, dass auch Ressourcen eine Rolle spielen. Sie verschärfen Gesetzmäßigkeiten von Macht.
    Aber bauen wir eine Hypothese, nur als Gedankenmodel. Ein Land, nur 500.000 Einwohner. Alle haben das gleiche zu essen, zu trinken, alle haben die gleiche Unterkunft, alle sind notorisch gesund, niemand muss arbeiten für den Lebensstandart - eigentlich großartige Grundlagen. Nun folgende Situation, banal, aber immer gültig. Jemand ist leidenschaftlich verliebt, wird nicht erhört, rastet aus, Verbrechen aus Leidenschaft, jemand ist getötet, seine Familie, Freunde in Schmerz gestürzt... was ist die Strafe? Wer findet sie? Wer bestraft?
    Das Marktsystem ist draußen... trotzdem üben Menschen Macht übereinander aus, auf viele verwobene Weisen. Persönliche Interesse, Leidenschaftlichkeiten, Wut, Begehrlichkeiten, Gefühle haben eine Macht, Wünsche.
    In einem Stamm mag ein Rat das regeln können, auch das ist bereits Macht. Wird die Menge größer brauchst Du mehr Räte, die koordiniert werden müssen. Von da an hast Du eine Regierung... und eine Menge Teilnehmer die ihre Auffassung von der Welt durchbringen wollen. Plötzlich hast Du Parteien und Du hast eine dynamische Machtstruktur.
    Selbst wenn jeder einen traumhaften Lebensstandart hätte... ab einer gewissen Größe wird Macht ein Faktor.

    Johanna fragt zu recht... was ist denn eigentlich Macht? Ich glaube, sie ist eine Zusammenfassung von Instinkten, Gefühlen, Egoismen, die unabhängig vom Markt in uns angelegt sind. Wir wollen etwas, wir gehen dem nach, wir überlegen Mittel das gewollte durchzusetzen. Moral wäre ein Regulativ zur Macht. Aber da kommt wieder der Menschenfeind in mir durch und fragt, was in uns kraftvoller angelegt ist.
    Ich frage das wirklich, ich habe und habe da keine Antwort für mich gefunden, sie wechselt.

    AntwortenLöschen
  6. Alexander Höchst18. Juli 2011 um 23:35

    Einfluss auf jemanden haben, heißt noch lange nicht Macht über ihn zu haben. Klar gab es in archaischen Gesellschaften auch menschliches Fehlverhalten. Aber diese Systeme kannten noch echte Toleranz. Und im schlimmsten Fall musste der Unglückliche die Gemeinschaft verlassen, weil sonst die Existenz aller bedroht sein würde. Erhöhung und Erniedrigung waren nicht so leicht möglich, weil jede Funktion in der Gemeinschaft ihren unverzichtbaren Platz für alle hatte. Diese Begriffe existierten so nicht. Sie hatten ein grundlegend andere Einstellung zum Leben als Teil der Natur, wie sie sich verstanden. Wenn jemand dort Macht ausübte, war es die Gemeinschaft, die natürliche Notwendigkeit. Das ist jedoch nicht mit der unnatürlichen Macht des Marktes heute zu vergleichen; einer politischen Macht mit Kalkül. Der Markt ist ein außer Kontrolle geratenes Monster, dass ohne jegliches Regulativ nur nach Selbsterhaltung strebt und am Ende zusammenbricht. Die Macht wird für ihn von Menschen missbraucht und ihre Moral passt sich seinen Gesetzmäßigkeiten an. Ich glaube nicht an Macht als Zusammenfassung von menschlichen Instinkten usw.. Jedes Tier hat Instinkte und übt keine Macht aus. Macht ist menschlich und verursacht durch sein absurden Gesellschaftsformen, die sicher auch seinem Fortpflanzungserfolg geschuldet ist.

    AntwortenLöschen
  7. Ich weiß nicht genau, was Du mit archaischen Gesellschaften meinst, ich nehme mal an funktionierende Systeme. Und das mag auch funktioniert haben in zahlenmäßig kleineren Gesellschaften und zu Zeiten, als wir noch nicht die 7 Milliardengrenze angepeilt haben (rund um den 31. Oktober 2011 wird's geschafft sein - Statistiken sind fein grotesk, oder? ;)
    Verbannung funktioniert nur noch gebietsweise und selbst ohne Börse, freie Marktwirtschaft und Gewinnbilanz... selbst wenn wir unsere Ressourcen optimal nutzen würden... wir sind zu viele. So einfach. Wenn man 1,5 mal seinen Lebensraum verbraucht ist das einfach nicht zu empfehlen.
    Das ist keine sich selbst regulierende Gemeinschaft mehr, das ist Kampf, überdimensioniert, was wir da tun ist keine natürliche Notwendigkeit, die Spezies eskaliert. Und nicht mal das Eskalationsmanagement kriegen wir moralisch hin.
    Ja, Tiere haben Instinkte. Führt das wirklich nicht zur Machtausübung? Ich bin mir da nicht so sicher. Affen jagen in Gruppen kleinere Affenarten. Sie müssten das nicht tun um zu überleben, sie mögen die Bereicherung ihres Speiseplans ohne ihn zu brauchen. Macht ist: ich will mehr haben als andere. Dieses "mehr" kann ganz verschieden aussehen, was man halt so als Bereicherung ansieht... zu Lasten anderer. Macht bedeutet gegen den Willen, die Bedürfnisse, notfalls das Leben anderer entscheiden zu können.
    Individuen in Überpopulationen treffen solche Entscheidungen. Von der Maus bis zum Menschen. Auch darin könnten Gründe liegen.
    Das Vergnügen an Macht, das halte ich aber in der Tat für menscheneinzigartig.

    AntwortenLöschen
  8. Alexander Höchst19. Juli 2011 um 01:51

    Ich will mehr haben als andere, setzt ein Bedürfniss voraus. Wenn man gute Geschäfte machen will, muss man den Leuten Bedürfnisse einreden. Das passiert bei uns permanent und penetrant. Der Gedanke war, Gerechtigkeit für alle gleichermaßen hat unter dem System des Marktes keine Lobby, weil das den Markt in seinem Profitstreben behindern würde. Ich kann dir nur zustimmen, dass die große Zahl von Menschen nicht in eine archaische Gesellschaftsform zurück kann. Das geht nicht ohne Katastrophen und unermesslichem Leid. Wir hatten die Diskusion schon mal, dass sich das Bewusstsein des Menschen seit der Steinzeit nicht verändert hat (Lorenz) usw.. Nur hat der Mensch eben vor den so genannten Hochkulturen Jahrtausende lang erfolgreich gelebt und inzwischen einen Punkt erreicht, an dem der Abgrund deutlich zu spüren ist. Es geht bei Instinkten vor allem um die Arterhaltung. Das Marktsystem stellt das mit seinem Mechanismen in Frage, da es keine Rücksicht auf unseren wirklichen Bedürfnisse nimmt bzw. die Bedürfnisse pervertiert. Unsere genetischen Anlagen werden missbraucht von einem System, dass wir selbst geschaffen haben; ein Teufelskreis... Die alten menschlichen Gemeinschaften zeigen nur, dass wir auch harmonisch mit unsereins und der Natur leben können. Das siebenmilliarden Menschen ohne Katastrophe einen Ausweg aus dem Dilemma finden werden, ist zumindest fraglich.

    AntwortenLöschen
  9. Man muss mal klar unterscheiden zwischen Marktsystem und Kapitalismus - das geht häufig wild durcheinander.
    Letzterer ist ausschließlich kapital- und gewinnorientert, alles andere wird dem untergeordnet - >Kapitalanhäufung als Selbstzweck.
    Marktwirtschaft ist eine arbeitsteilige ökonomische Organsiation, bei der der Bedarf der Kunden im Mittelpunkt steht. Der Bedarf hinwiederum sind ökonomisierte menschliche Bedürfnisse. Anbieter, die diesen Bedarf bedienen, erzielen automatisch Umsatz und Gewinn. Von dauernden Verlusten (=sinnlosen Produktangeboten) könnten sie nicht existieren.

    Das Problem: historisch gewachsenes Ungleichgewicht zwischen Anbietern und Nachfragern. Anbieter organisieren sich in Firmenverbänden, Nachfrager sind Einzelmenschen geblieben. Damit es noch komplizierter wird: Jeder berufstätiger Mensch ist beides in Personalunion! Während der Arbeitszeit bildet er ein Element der Firma und unterliegt deren separatem Rechtssystem - er funktioniert als "Element" des Anbieters. Nach Feierabend ist er nur noch normaler Verbraucher, noch nicht mal Nachfrager.

    Er müsste als "Nachfrager" aktiv in das Marktgeschehen eingreifen, selbst Firmen gründen mit völlig anderer Zielsetzung.Davon ist er heute weit entfernt. Er konsumiert bisher "auf fremden Zuruf" (>Werbung, gesellschaftlichwe Tradition, ...), nicht aus eigener Erkenntnis. Wäre es anders, müssten Nachfrager - Organisationen bestimmen, was und wo produziert und angeboten wird und nicht, wie bisher, die Anbieter.

    Vorweg müssten wir uns alle erst mal fragen: was brauche ich wikrlich, was nicht? Literatur:
    http://www.amazon.de/gp/product/3502145962?ie=UTF8&tag=reinhgraet-21&linkCode=as2&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=3502145962%22%3EWas%20ich%20wirklich%20brauche%3C/a%3E%3Cimg%20mce_tsrc=%22http://www.assoc-amazon.de/e/ir?t=reinhgraet-21&l=as2&o=3&a=3502145962

    AntwortenLöschen