Erinnert ihr euch an Chalmun's Cantina auch Mos Eisley, Cantina genannt auf dem Planeten Tatooine, eine versiffte, verrauchte Keipe für übles intergalaktisches fahrendes Volk? Eine Band spielt, es wird gesoffen und gedealt, hin und wieder kommt es zu Gewaltaussbrüchen. Was mich damals daran geradezu umgehauen hat, war die scheinbare Normalität der Situation, die Illusion von wirklicher "Wirklichkeit". Kein fremder Ort mit glitzernder, gleißender, hochtechnisierter Ausstattung, keine futuristischen Computeranlagen mit Lämpchen und undefinierten Schaltkreisen. Kein Raumanzug weit und breit. (Erinnert sich noch jemand an das Dampfbügeleisen, eingelassen in das Kontrollzentrum des Raumschiffes "Orion"?) Die Aliens sehen genauso normal oder merkwürdig aus, wie die Menschen und sie sind in der Überzahl.
Schon als Kind hatte ich alle Science Fiction Bücher verschlungen, deren ich habhaft werden konnte. Jules Verne, Lem, Capek, Bradbury, Strugazki und dann, als ich gut genug Englisch konnte, die Billig-Taschenbücher meiner Mutter aus Amerika: Isaac Asimov und A.E. van Vogt und Arthur C. Clarke und Frank Herbert und Heinlein und und und. Mein Kopf war geübt im Entwerfen unbekannter Welten und Wesen, Weltraumkriege interessierten mich schon damals nicht, aber die Ausmaße der Möglichkeiten, die Hoffnung, die in manchen dieser Entwürfe von Zukunft lag, faszinierte mich. Schlußendlich waren es natürlich die gleichen Grundmuster wie in Geschichten anderer Genres, aber es kam ein Freiraum hinzu, eine Erlaubnis zu spinnen und zu phantasieren, ohne, jedenfalls bei den guten Autoren, den Kontakt zur Realität völlig zu verlieren.
Man kann die die Konstruktion der "Star Wars" Geschichte gut mit den Mustern der mythischen Heldengeschichten vergleichen, Aeneas, Herakles, Gilgamesch - Lukas hatte Joseph Campell gründlich gelesen. (Kann manchmal recht nützlich sein "die Reise des Helden" als dramaturgischen Helfer für klassische Dramen zu verwenden.)
Hier in der Cantina, hatte George Lukas, für mich in Bilder gefasst, was ich phantastischen Realismus nennen möchte. Alice im Wunderland, Herr der Ringe, selbst Pinocchio fallen für mich in diese Kategorie.
Viele Wesen sieht man nur im Anschnitt oder von hinten, einmal staksen zwei dünne Vogelbeine durch den Bildvordergrund, vieles bleibt im Geahnten und der Ton der Szene ist wiedererkennbar für jeden, der je in einer runtergekommenen Bar in einer Hafenstadt gewesen ist.
Im Englischen gibt es den schönen Begriff "a sense of wonder", Staunen wäre vielleicht eine Übersetzung - man begegnet Bekanntem in unbekannter Umgebung und begreift es dadurch besser - im Theater nennen wir das wohl Verfremdung.
http://cantinacustoms.tripod.com/id26.htm
1977 - A new hope / Eine neue Hoffnung
1980 - The Empire strikes back / Das Imperium schlägt zurück
1983 - Return of the Jedi / Die Rückkehr der Jedi-Ritter
Date Masamun, japanischer Fürst und Schwertkämpfer 1567-1636, Sein Helm ist wohl die Vorlage für den von Darth Vader |
Daniel Anderson wrote: ""may the force will be with you" - weltliteratur, weil er alle hoffnungen und sehnsüchte ( auch die nach unsterblichkeit) in sich vereint. in einer reihe mit shakespeares sonett nr. 1, goethes schluß von faust 2, brechts "glaubensmonolog" in arturo ui, hölderlins elegien und und und... danke für die erinnerung!"
AntwortenLöschenIch bin immer wieder entzückt über Deinen Bücherschrank! Das ist so selten am Theater. So völlig unverständlich selten. Wie Daniel schreibt... das Theater liebt doch die großen Geschichten. Liebt die Übertragung. Die Hinterfragung auf anderen Ebenen. Nichts anderes ist gute SF-Literatur... um Vorstellungen erweitert, die unserer Zeit vorwegrasen, um Wesen erweitert, Möglichkeiten, Szenarien.
AntwortenLöschenSTAR WARS... die Glaubensfrage, die Geister, Gemüter und Fangemeinde scheidende Glaubensfrage... mag man alle sechs, mag man nur 4, 5 und 6, wünscht man sich die nächsten drei, wenn die in der Machart wie 1, 2 und 3 sind? Hach, was kann man sich darüber die Köpfe heißreden in Kneipen, wunderbar, Weltreligionenhaft.
Ich oute mich mal... ich mag Teil I-III lieber als die meisten Star Wars Fans. Das mag an meiner Hingewendetheit zu Darth Vader liegen und seiner Entwicklung. Jedoch, auch meine Toleranz hat Grenzen. Wenn C3PO sich erkennbar animiert in rund-sportlichen Bewegungen durch den zweiten Teil kalauert, dann ist bei mir Schluss. Yoda zu animieren ist ein Verbrechen. Punkt. Spielkind Lukas ist da über's Ziel hinausgeschossen und seine Technikverliebtheit beschädigt großartige Figuren, die so niemals hätten verändert werden dürfen.
Was er sich außerdem hätte gediegen schenken dürfen ist die Überarbeitung der letzten drei Teile. Soundeffekte nachbessern, bitte. Überall animierte Viecher platzieren? Han Solo auf Jabba's Schwanz steigen lassen bis der die Augen aufreißt wie eine Mangafigur... geht's noch? Massive Verschlechterung des eigenen Produktes durch selbstverschuldeten Wahn. Naja, vielleicht hatte ILM Leerlauf und brauchte was zu tun.
Ja, die letzten drei Teile sind unschlagbar. Handmade ist unschlagbar. Allerdings, muss ich zugeben, haben mich die, wie man in Bayern sagen würde, Viecherl-Ansammlungen, gerade wie in der Kneipe oder im sechsten Teil bei Jabba the Hutt, immer gestört. Die Knicke im Schaumstoff an den Händen der Musiker, die kaugummifarbene Gummiwackelleien der Außerirdischen. Ich fand immer, dass man das hätte besser machen können in der Menge und Masse. Ich meine, da werden Figuren erbaut wie der unvergleichliche Yoda und sein weises ironisches Gesicht, Jabba, das feiste Ekelpaket, oder dieses mauszähnige kichernde Mistvieh, das in Jabbas Fettrollen haust, Chewbacca usw. ... alle mit einem Wahnwitz an Perfektion, der den Schaumstoff vergessen lässt... und dann hat die Band Knicke und die Raumhafenschurken glibbern.
Mein Liebling ist übrigens der fünfte Teil. Er ist auch der erste, den ich gleich sehen durfte und nicht ersteinmal erzählt bekam. Vielleicht deswegen, vielleicht wegen Yoda. Shakespearehaft, sein "Do or do not...". Wird die Religion der Jedi im vierten Teil noch als Relikt vergangener Zeiten und indifferente Anlage in Luke vorgestellt, wird sie im fünften Teil ausgebildet - Luke und die Zuschauer gleich mit.
Ich liebe die Szene, in der Yoda den versumpften Xwing aus dem Morast holt, nachdem Luke daran gescheitert ist. Er umschreitet seinen tropfenden Raumjäger, faßt ihn ungläubig an.... "I don't believe it..."
"That... is why you fail."
Große Worte eines kleinen Jedimeisters.
"Nach meiner Größe beurteilst du mich?... Aber das solltest du nicht."
'Tschuldige, Yoda. Kommt nicht wieder vor.
Und das der gute Yoda so großartig denken kann, aber an der grammatikalischen Struktur des Englischen scheitert? Wunderbar! Deshalb mag ich auch die ungelenken, etwas gepfuschten Alienfiguren. Da ist noch Raum, wo man hinter den Zauber gucken kann. Perfektion erschlägt mich.
AntwortenLöschenNaja, wir wissen ja nicht viel von dem Kerl. Er ist 896 VSY (Vor der Schlacht von Yavin) auf einem unbekannten Planten geboren, vielleicht hatten sie dort eine Sprache, deren Grammatik anders funktioniert und sind höchst unwillens diese Eigenheit wieder aufzugeben... womit sie dann was mit den Franzosen gemeinsam hätten. ;)
AntwortenLöschenAber versaubeuteln die Wortreihenfolge er tut... im Englischen klingt es schöner. "You must unlearn what you have learned." - "Vergessen musst was früher du gelernt."...
An meinen perfektionistischen Sehgewohnheiten, ist mehr oder weniger Lucas selbst schuld. Eigentlich hatte ich vorher nur "Mondbasis Alpha 1" gesehen. Wir hatten keinen Fernseher, also ging's nur Sonntags bei den Großeltern. Kein "Star Trek", nix mit "Raumschiff Orion". Und dann gleich dieser Quantensprung. Gigantisch. George Lucas hat mich so erzogen! ;)
Aber ich schaue heute sehr gerne auf andere Unperfektion. Wenn die Sturmtruppen die Todesstern-Kontrollzentrale kapern und einer sich den Helm am Durchgang ansemmelt. (In "Star Wars- the Clone Wars, der Animationsserie, zitieren sie diese Szene. Ein Sturmtruppenkommandant haut sich den Helm an und gibt dann das Kommando: "Switch to nightvision!")
Oder wann der Laser von den Laserschwertern danaben liegt und man den Stock sehen kann. Die Verschwindejacke in Obi Wan's Behausung (Ganz Jedi-like), C3PO's Beule von den Sandleuten, die anschließend Takeweise auf Wanderschaft geht, Han Solo, der vor seinem Kryotrip ins Karbonit seltsamwerweise mal 'ne Weste trägt und mal nicht, obwohl seine Hände gefesselt sind - die dann später auch seltsamerweise in einer Abwehrgeste eingefroren sind, ganz ungefesselt.
Oder die arme Tänzerin, die Jabba abweist und dann via Falltür dem Rancormonster zum Fraß vorgeworfen wird... mitten im Sturz hupst ihr Busen aus dem gewagten Top... welcher Lüstling da wohl die Macht mißbraucht und nachgeholfen hat? Oder die Szene, in der Darth Vader sich entscheiden muss, ob er Luke vor dem Imperator rettet und sein Helm ist voller Fingerabdrücke - und dann wieder blank.
Die Filme sind voll davon. Und eine Horde Fans scannt sie ...
http://www.youtube.com/watch?v=owH54AiCheg&NR=1
Hier übrigens noch ein Video mit weiteren Bildern behind the scenes der letzten drei Teile (Hinweis: macht die Musik dabei aus, um Gottes Willen macht die Musik aus... wie jemand dabei auf "Tarzan" kommen kann ist nicht zu erklären!)
http://www.youtube.com/watch?v=pgrbbHfP4Qg&feature=related
Für Silvia:
AntwortenLöschenhttp://www.kino.de/news/eigener-film-fuer-star-wars-schurken-boba-fett/307547.html
Danke! Das wusste ich noch gar nicht. Höchst erfreulich, dieses animierte Clone Wars Zeug ist wahrlich nur was für den hohlen Zahn. Erschreckenderweise kennen die Kinder von heute eher Clone Wars als Star Wars, ich bin stets sehr bemüht ihr Wissen da zu erweitern und auf die Filme umzulenken. (Ich habe übrigens einen zehnjährigen Padawan, der meine Vorlieben da absolut teilt! ;)
AntwortenLöschenDas ist eine gute Wahl, da ist Futter in der Geschichte - und sie ist in Teil II bereits etabliert. Außerdem dürfte der Darsteller des Jango Fett, der ja auch Boba als Erwachsenen spielen müsste, weil Boba der unveränderte Klon von Jango ist, noch in dem Alter sein wo man ihn für die Figur besetzen kann.
Das ist ja der große Mist... diese lange Zeitspanne zwischen 4-6 und heute. Alle Darsteller sind verfügbar, aber nicht in dem Alter der Geschichte von Teil 7. Man müsste gleich zu dem Teil springen, in dem ihre Kinder erwachsen sind, dann wäre man wieder in der optischen Zeitschiene. Oder man müsste nachbearbeiten was das Zeug hält und das kann nicht gut aussehen.
Nee, wirklich, diese Nebengeschichte aufzugreifen ist keine dumme Idee. Und wenn man sich die Filme von Joe Johnston beguckt, dann haben die zwar Spezialeffekte, aber im notwendigen Rahmen der Geschichte. Man könnte also hoffen, dass er da ein besseres Maß findet als Lucas, der ab Teil I losgebrettert ist à la "Juhu, ich bin ein Kind im Süßigkeitenladen vom Animationswunderland und ich hole mir jetzt den ultimativen Zuckerschock!".
Nachtrag: Fans warten ja schon ewig und drei Tage auf den Fanfilm "Tydirium", Laufzeit ca.30 Minuten und eigentlich seit, ich glaube, rund drei Jahren abgedreht.
AntwortenLöschenAber alle warten immer noch vergeblich... irgendwie ist er nicht verfügbar. Die Homepage gibt auch keine aktuellen Informationen her. (http://www.tydirium-derfilm.de/cms/index.php?id=56)
Vorab veröffentlichte Trailer spiegeln aber die wirklich beeindruckende Qualität der Produktion und Lucas stellt sich eigentlich auch nicht gegen diese Fanfilme... keine Ahnung, warum der immer noch nicht zu kriegen ist.
Ist zwar mehrheitlich Weltraumschlacht wegen Shuttle-Erbeutung, und die Schlachten magst Du ja nicht so, aber das Niveau ist wirklich atemberaubend gut.
http://www.youtube.com/watch?v=V9D-MjJfyHI&feature=related