Sonntag, 17. April 2011

Theater ist absurd


Ein Bühne, die Vorstellung läuft, "Adam und Eva" von Peter Hacks, zwei Herren mittleren Alters, beide großartige Schauspieler, verkörpern einen Engel und die Schlange. Ohne erkennbaren Anlass beginnt einer der beiden gurgelnd zu kichern, er kämpft dagegen an, doch das Lachen ist stärker, es bahnt sich trotz aller Bemühung seine Bahn, schwillt an, das Publikum lacht mit, ist aber verwirrt, der Schauspieler wird mittlerweile von Lachkrämpfen geschüttelt - der Vorhang muß fallen, etwa 5 Minuten dauert es, bis der Kollege Schlange wieder in der Lage ist zu sprechen.
Auf die Frage:"Warum? keucht er, mit lachtränenüberströmten Gesicht und unter Schluckauf hervor:" Einen Moment lang, habe ich klar gesehen, was wir hier tun. Du bist 40, ich bin 50, du trägst Flügel mit Wattetupfern und ich schlängele die ganze Zeit."
Sie haben die Vorstellung dann noch zu Ende gespielt.
Ich habe nur selten solche Momente des kalt von außen auf das Spiel Guckens erlebt. Gott sei Dank. Nicht, dass ich die ganze Zeit in Trance dahinschwanke und man muß ja genug praktische Dinge mitbedenken während man auf der Bühne leidet, liebt, argumentiert, trickst und stirbt. Wovon ich spreche, ist als wenn man den Geliebten einen Moment lang ohne Liebe ansähe. Ganz kalt und distanziert. Oh.
Da ist dann Lachen noch das beste was einem passieren kann.

4 Kommentare:

  1. Alexander Höchst18. April 2011 um 00:19

    Ich liebe solche Momente, auch als Spieler. Meistens kommt man da ja irgentwie wieder raus... Sie erinnern mich daran, es ist alles nur Spiel...
    Ich spielte in Frankfurt/Oder den Amphitryon von Kleist. Es kommt der Moment, da er nicht mehr weiß, wer er ist und wer vor ihm steht, vor den Mauern seiner Burg. Ich schaue einem meiner Offiziere ins Gesicht, das ca. zehn Zentimeter von meinem entfernt ist. Spontan mache ich eine Handbewegung, völlig benommen, so als würde ich vorsichtig ein Trugbild wegwischen wollen. Es herrscht eine große Spannung zwischen uns, doch diese neue Geste lässt mein Gegenüber schmunzeln. Ich registriere das und stelle mich für eine Sekunde neben mich. Ich finde es so komisch, dass ich von nun an gegen das Lachen ankämpfe... Diese Szene überstanden, muss ich meine Offiziere zusammen scheißen. Nur stehe ich mit dem Gesicht zum Publikum und die Offiziere zwischen mir und dem selben mit den Gesichtern zu mir und sie lachten sich scheckig. Selber angegriffen, versuchte ich mein Lachen in schimpfen umzuwandeln; mit mäßigem Erfolg... Von nun an war diese Stelle im Stück immer eine Gefährdung... Es sind absolut wahrhaftige Momente...

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  2. Ötti schrieb:
    Innen - Außen.
    Davor - Dahinter.
    Real - Irreal - Surreal.
    Angst - Komik.
    Oft bizarr dazwischen.

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  3. Martin wrote: "...also, du weißt "Wintermärchen", machst du demnächst, Bochum, I.Ritter schaute Buhre an, schon als Skulptur...und ?!!!...muss lachen...versucht aufzuhören...und kann nicht...alle lachen mit...nur Buhre nicht...dann reißt die Ritter sich zusammen, endlich...und es geht hochkonzentriert weiter, wie noch nie...nach der Vorstellung...Kantinenskandal..."

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  4. Ötti schreibt:
    Ja, was ist das, was da im Schauspieler passiert, wenn im scharfen Schnitt die Lachnot in glasklares Spiel umschlägt ?

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