Donnerstag, 14. April 2011

Theater hat einen Kritiker 2


Seit vier Wochen lese ich wieder Tageszeitung, in meinem Fall die Berliner Zeitung und den Tagesspiegel. Den Wirtschaftsteil muss ich weglassen, da ich ihn nicht verstehe, Sport interessiert mich nicht, eine Unterkunft und ein Auto hab ich schon, es bleibt: Politik, Regionales und der Kulturteil. Ein gemischtes Vergnügen. Auch wörtlich, da die vermischte oder "bunte" Seite irgendwie immer am Kulturteil dranhängt. Ist ja alles irgendwie Kultur. Königshochzeiten, schielende Opossums (Ob das der Plural seien könnte?), Oscarverleihungen und Nekrophilie in Brandenburg/Land. Ja, heute über Letzteres gelesen; und die Theaterkritiken, hmmm.
Ich bin mir bewusst, im Lande des Regietheaters zu leben, eine Bezeichnung, die unter der Last der unterschiedlichen Theaterformen, für die sie herhalten muss, schier zusammenbrechen müsste und mag sogar einige, der in solcher Art entstandenen Inszenierungen, aber die Abwesenheit von auch nur ansatzweisen Beschreibungen oder Meinungen über die doch beteiligten Schauspieler ist leicht verstörend. Wenn überhaupt erwähnt, dann meist unter Zusatz einer belanglosen Formel, als da wären: "Wie aus einer anderen Welt", kräftig, sensibel, überzeugend, zart, blah, blah, blah. Manchmal, nein oft, aber auch gar nicht vorkommend. Man spielt da so vor sich hin, gut oder nicht, wenn kümmerts?
Ich will nicht sentimental werden, aber es scheint mir, als wäre das mal anders gewesen. Auch "damals" war selten etwas dabei, was einem weitergeholfen oder wirklich geschmeichelt hätte, aber die Bemühung war vorhanden, und die soll man doch bekanntlich loben. Obwohl, wenn ich es mir nochmal überlege, es gab ein paar Kritiken, in denen wäre ich lieber nicht aufgetaucht oder lieber unter Pseudonym.

Laurence Olivier als Shylock:

"Jeder Disney Fan könnte den Fernseher anmachen und sehen, dass er seine Äußeres Scrooge McDuck nachempfunden hat."

"Any fan of Disney comics could turn on the set and see that he had modelled his appearance on Scrooge McDuck."

5 Kommentare:

  1. Alexander Höchst14. April 2011 um 16:33

    Um Schauspieler auf der Bühne beschreiben zu können, muss ich wenigstens eine Ahnung von dem haben, was die dort eigentlich tun; was ist das spielen, darstellen... wie auch immer man das nennt. Dieser konkrete Bezug zum Spielen auf der Bühne, scheint mir sehr oft zu fehlen. Im besten Fall wird das beschrieben, was der Abend mit dem Kritiker gemacht hat; seine Wirkung allgemein. Wie die aber zustande kommt... dafür gibt es oft wenig Verständnis. Die Kritisierenden kommen meist nicht aus einer Theaterpraxis, sondern werden halt ins Theater deligiert, ohne echte Prüfung der Eignung. Dann gibt es gegenüber dem Theater wenig Demut und Ineresse. So passiert es, dass eine Kritikerin der Jungen Welt über drei verschiedene Abende schreibt, den ersten Abend aber garnicht gesehen hat (in einem kleinen Theater fällt sowas halt auf). Was dann rauskommt, ist nur peinlich, da auch noch falsch aus den Infomaterial des Theaters abgeschrieben wurde, oder in einem anderen Fall Figuren zum Sohn statt Freund werden usw.. Aber wir sind ja dankbar, wenn überhaupt geschrieben wird... ohne Presse ist das Theater nicht existent.

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  2. Ötti schrieb: Wir sind uns gegenüber meist zu recht misstrauisch, wenn wir meinen, dass FRÜHER etwas besser war.
    Aber, dass Schauspiel mittels Schauspielern stattfindet, dass Schauspieler ihren Leib und ihre Seele einbringen, haben die professionellen Wahrnehmer einst doch noch schreibend zur Kenntnis genommen. Wie auch immer.
    Sind die Gründe dafür vielleicht auch theaterselbst verursacht. Ist das Ignorieren von Schauspielkunst in der Kritik vielleicht auch eine Reaktion auf den Platz in der Hierarchie, den viele Regisseure den Schauspielern zugestehen. (Das habe ich häufig bereits bei Regiestudenten beobachtet.)

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  3. Alexander Höchst14. April 2011 um 21:25

    Übrigens, in Luxemburg werden Theaterkritiker vom Theater dafür bezahlt, dass sie ins Haus kommen und ihre Arbeiten kritisieren... soweit sind wir hoffentlich noch nicht, oder?

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  4. Einige würde man bezahlen, wenn sie nicht kommen. Ich nenne keine Namen.

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  5. Alexander Höchst14. April 2011 um 22:36

    Hi, hi, hi...

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