Montag, 16. Dezember 2013

LIRUM LARUM - LÖFFELSTIEL


Lernst du wohl,
wirst du gebratener Hühner voll.
Lernst du übel,
mußt du mit der Sau zum Kübel.
 
Martin Luther

KINDERLIED
 
Lirum, larum Löffelstiel alte Weiber essen viel,
junge müssen fasten. s'Brot liegt im Kasten,
s'Messer liegt daneben, ei welch ein lustig Leben!

Lirum, larum Löffelstiel wer nichts lernt, der kann nicht viel.
Reiche Leute essen Speck,arme Leute essen Dreck.
Lirum, larum Leier,die Butter, die ist teuer.

VARIANTEN
 
Lirum larum Löffelstiel. Kleine Kinder fragen viel. 
 Warum dies, warum das. Warum ist das Wasser nass? 
 Warum ist der Himmel blau? Warum ist der Mann keine Frau? 
 Lirum larum Löffelstiel. Kleine Kinder fragen viel.
 
Lirum Larum Löffelstiel, wer viel fritt, der schitt auch viel

Lirum larum Löffelstiel, wer das nicht kann, der kann nicht viel. 
Alte Weiber essen viel, junge müssen fasten. Das Brot, das liegt im Kasten,
 Der Wein, der ist im Keller, lauter Muskateller, 
Das Messer liegt daneben, ei! was ein lustig Leben! 
Lirum larum Löffelstiel, für zwei Kreuzer gibt's nicht viel. 


SUMMA SUMMARUM

Eine kleine Stellung, ein kleiner Orden
(Fast wär’ ich auch mal Hofrat geworden),
Ein bißchen Namen, ein bißchen Ehre,
Eine Tochter „geprüft“, ein Sohn im Heere,
Mit siebzig ’ne Jubiläumsfeier,
Artikel im Brockhaus und im Meyer ...
Altpreußischer Durchschnitt. Summa Summarum,
Es drehte sich immer um Lirum Larum,
Um Lirum Larum Löffelstiel.
Alles in allem – es war nicht viel.
 
Theodor Fontane 1908
 

Hamlet 2. Akt 2. Szene

POLONIUS
Die Schauspieler sind hergekommen, gnädiger Herr.

HAMLET
Lirum, larum.

POLONIUS
Auf meine Ehre -

HAMLET
»Auf seinem Eselein jeder kam« -


Shakespeare übersetzt von A.W. von Schlegel


Samstag, 14. Dezember 2013

KIM JONG-UN - Verdienter Mörder des Volkes


EINIGE DER LETZTEN SÄTZE JESU ALS ER SCHON AM KREUZ HING:


Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.(Lk 23,34)
Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?(Mk 15,34; Mt 27,46)
Mich dürstet.(Joh 19,28)
Es ist vollbracht.(Joh 19,30)
Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.(Lk 23,46)


Ein Vater tötet seinen unschuldigen Sohn für die Entsühnung der Menschheit, das ultimate Verbrechen, die Vielen sind mehr wert als der Eine, die GROSSE SACHE, die Erlösung der Menschheit ent-schuldigt das Leiden, den Tod des Einen.

Seit einigen Wochen arbeite ich mit Studenten an Der Maßnahme von Bertolt Brecht und Mauser von Heiner Müller. Texte, deren nahezu unerträgliche Konsequenz zu einer schrecklichen Frage führt: Bist Du bereit für die GROSSE SACHE zu sterben? Jesus und auch der Prinz von Homburg haben ihre Antworten bereits gegeben.

Wiki schreibt: Die Sühnopfertheologie ist eine in der christlichen Theologie grundlegende Sinndeutung des gewaltsamen Todes Jesu Christi. Sie spielt eine zentrale Rolle in der christlichen Lehre von der Erlösung des Menschen. Der Kreuzestod Jesu wird vor dem Hintergrund alttestamentlicher Aussagen von Sünde und Sühne als Opfer zur Versöhnung von Gott und Mensch und zur Beseitigung der Sündenfolgen gedeutet.

http://www.ebbemunk.dk/stalin/chruschtschow5.html

Wo beginnt die Verführung durch eine GROSSE SACHE? Wann wird sie wichtiger als das banale, kleine Leben eines Menschen. Wo liegt der Punkt, an dem das neue Maß angelegt wird? Oder, um es akuter, persönlicher zu formulieren, wann entscheiden wir, dass sich die "kleine" Gerechtigkeit dem großen Ziel der erhofften zukünftigen Glückseligkeit unterzuordnen hat?



"Ich habe nur eine Zeit.
" sagt der junge Genosse in Der Maßnahme, als von ihm gefordert wird, sich der GROSSEN SACHE zu opfern.

In einem vom 16. September datierten und mit vollem Namen gezeichneten Brief an die Redaktion des "Kommunist" bedauerte der Außenminister der Sowjet-Union Wjatscheslaw M. Molotow : "Ich betrachte meine Feststellung (vom 8. Februar), aus der geschlossen werden könnte, daß in der Sowjet-Union bisher erst die Grundlage für eine sozialistische Gesellschaft gelegt worden ist, als theoretisch falsch und politisch schädlich. Die politische Schädlichkeit einer solchen Formulierung liegt darin, daß sie in ideologischen Fragen Verwirrung anstiftet, den Parteibeschlüssen zur Bildung einer sozialistischen Gesellschaft widerspricht und darüber hinaus noch die Existenz einer sozialistischen Gesellschaftsordnung in unserem Lande, wo sie in grundlegender Hinsicht bereits besteht, anzweifelt."


Margot Honecker sagt in der Dokumentation "Der Fall":
„Es wurden Fehler in der Geschichte gemacht, die muss man bedauern, die kann man nicht nur bedauern, die muss man bedauern, aber ähäh, die von uns verlangen das wir uns dafür entschuldigen, die sollen sich erstmal dafür entschuldigen das über Jahrhunderte die Menschheit ausgebeutet wird, in Kriege gestürzt wird ähäh und die Menschheit heute noch ausgebeutet wird und bombardiert wird, sollen sie sich doch dafür entschuldigen. Warum suchen sie immer in unserer Geschichte einen Grund für Entschuldigung. Dafür haben wir uns nicht zu entschuldigen, die haben sich zu entschuldigen.“



Moskau 20.5.1920 Lenin mit Trotzki rechts neben der Tribüne


30er Jahre, Lenin nun ohne Trotzki

Der Kim Jong-un hat seinen Onkel Jang Sung-Thaek hinrichten lassen.
Ein Mörder bringt einen anderen um.




ALLE ZITATE STAMMEN AUS MELDUNGEN DER KCNA, der Zentralen Koreanischen Nachrichten Agentur, wobei das erste in der offiziellen englischen Transcription, nicht zu finden war.


... Es ist eine elementare Verpflichtung des Menschen, Vertrauen mit einem Gefühl von Verpflichtung und Wohlwollen mit Loyalität zu vergelten. Wie auch immer, der verabscheuungswürdige menschliche Dreck Jang, der schlechter als ein Hund war, beging dreimal-verfluchte Akte des Verrats in Untreue gegenüber einem solchen großen Vertrauen und der wärmsten väterlichen Liebe der Partei und des Führers für ihn ...

Die folgenden Übersetzungen habe ich von einem Nordkoreablog übernommen.
... Es ist eine unveränderliche Wahrheit, bewiesen von der nahezu 70-jährigen Geschichte der PdAK, dass die Partei ihre revolutionäre Natur und ihre historische Mission nur als die Partei des Führers erhalten und erfüllen kann, wenn sie fest ihre Einheit und ihren Zusammenhalt sicherstellt, basierend auf der monolithischen Idee und dem einheitlichen Zentrum der Führung.
Die gesamte Partei, die ganze Armee und alle Menschen schreiten dynamisch voran in Richtung des finalen Triumphs, auf dem Weg des Aufbaus einer gedeihenden Nation, unter der Führung Kim Jong Uns allen Herausforderungen der Geschichte entgegentretend und entschieden die Verzweiflungstaten der Feinde der Revolution vereitelnd. Diese Situation verlangt es notwendig, die einmütige Geschlossenheit der Partei und der revolutionären Reihen mit Kim Jong Un als ihrem einheitlichen Zentrum felsenfest zu konsolidieren und das monolithische Führungssystem der Partei innerhalb der Partei und der Gesellschaft noch sorgfältiger umzusetzen ...

... Die Jang Song-thaek-Gruppe, beging jedoch solche anti-Partei, konter-revolutionären, Splittergruppen-Aktionen wie das Nagen an der Einheit und dem Zusammenhalt der Partei. So störten sie die Arbeit an der Etablierung des einheitlichen Führungssystems der Partei. Sie bereitete solch anti-staatliche Verbrechen gegen das Volk vor, wie das enorme Schädigen der Bemühungen, eine gedeihende Nation zu errichten und den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern.
Jang gab vor, die Partei und ihren Führer zu unterstützen, war jedoch vertieft in Splittergruppenaktivitäten wie das Träumen anderer Träume und das Mittun in Unaufrichtigkeiten hinter den Kulissen ...

... Jang arbeitete verzweifelt daran, eine Gruppe innerhalb der Partei aufzubauen, indem er Illusionen über sich schuf und so diejenigen, die schwach im Glauben waren und die Opportunisten auf seine Seite brachte.
Bedingt von seiner politisch motivierten Ambition versuchte er seine Macht zu vergrößern und eine Basis sie zu nutzen aufzubauen, indem er diejenigen, die für ihre ernsthaften Vergehen in der Vergangenheit bestraft worden waren, in die Reihen der Funktionäre der Abteilungen des Zentralkomitees der Partei und den Einheiten unter diesen einpflanzte.
Jang und seine Gefolgschaft akzeptierten nicht ehrlich die Linie und Politik der Partei, den Organisationswillen der PdAK, sondern vernachlässigten bewusst ihre Umsetzung, verdrehten sie und spielten die politischen Maßnahmen der Partei offen herunter. Am Ende hatten sie noch nicht einmal mehr Skrupel, solch konter-revolutionäre Akte wie die Missachtung der Anordnungen des obersten Kommandanten der Koreanischen Volksarmee vorzubereiten.
Indem sie das Finanzverwaltungssystem in Konfusion stürzte und verräterische Taten wie das Verkaufen wertvoller Ressourcen des Landes zu billigen Preisen beging, machte es die Gruppe unmöglich, die Weisungen Kim Il Sungs und Kim Jong Ils umzusetzen, Juche-Eisen, Juche-Dünger und Juche-Vinalon [nordkoreanisches selbstentwickeltes Plastikersatzprodukt] zu entwickeln.
Vom kapitalistischen Lebensstil beeinflusst, war Jang für Regelverstöße und Korruption verantwortlich und führte ein zügelloses und verderbtes Leben.
Die Partei hatte Jang wiederholt, auch durch konkrete Maßnahmen, gewarnt. Dabei beobachtete sie die anti-Partei, konter-revolutionären Splittergruppenaktivitäten, weil sie seit langer Zeit um diese wusste. Aber Jang beachtete das nicht und überschritt die Toleranzgrenzen. Deshalb schaltete die Partei Jang aus und nahm eine Säuberung gegen seine Gruppe vor, da es unmöglich war, noch länger Zuschauer dieser Aktivitäten zu bleiben, indem sie vielsagende Schritte gegen sektirerische Taten ergriff, die sich innerhalb der Partei manifestierten.
Unsere Partei wird unabhängig von seiner Position und seinen Verdiensten, niemals jemandem verzeihen, der gegen das Prinzip der Revolution verstoßend, ihre Führerschaft herausfordert und die Interessen des Staates und der Menschen verletzt.
Ganz egal wie boshaft eine winzige Handvoll anti-Partei, konter-revolutionärer Splittergruppenelemente auch arbeitet, sie können niemals das revolutionäre vertrauen aller Parteimitglieder, Arbeitnehmer und Menschen erschüttern, die Kim Jong Un in Hochachtung als das einheitliche Zentrum der Einheit und einheitliches Zentrum der Führung betrachten ...

Meldung von KCNA zur Verhaftung von Jang Sung-Thaek, der Ton ist herzerkaltend und bekannt.

http://www.youtube.com/watch?v=RGMwQGbIN8Q#t=14

WIKI schreibt: Im November 2012 proklamierte die amerikanische Satirezeitschrift The Onion Kim Jong-un zum Sexiest Man Alive. Die chinesische Parteizeitung People's Daily übernahm diese Darstellung, gratulierte Kim zur Auszeichnung und stellte eine ausführliche Fotostrecke online.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-03/nordkorea-hilfsorganisationen


Freitag, 13. Dezember 2013

Fack ju Göhte


FACK JU GÖTHE
Wiki sagt: Fack ju Göhte (absichtliche Falschschreibung von Fuck you, Goethe) ist eine deutsche Komödie von Bora Dagtekin aus dem Jahr 2013. In den Hauptrollen spielen Elyas M’Barek und Karoline Herfurth, während die Nachwuchsschauspieler Max von der Groeben und Jella Haase in Nebenrollen zu sehen sind. Der Film wurde von der Rat Pack Filmproduktion in Koproduktion mit Constantin Film produziert.


Da erklärt man mir fürsorglich, da ich ja blöd bin, den Titel und im selben Satz taucht das Wort "deutsche Komödie" auf, und schon ist klar: hier werde ich auf einen weiteren Versuch, deutscher Film-Künstler lustig zu sein und doch eine Aussage unterzubringen, treffen, diesmal mit Problemfeld Schule und Migranten. 

Der Grundplot ist bekannt, neuer Lehrer kommt in eine Schule und verändert das Leben seiner unzufriedenen Schüler durch unkonventionelles Verhalten zum Besseren. Es gibt Dutzende Filme diesen Musters: To Sir with love (Junge Dornen) mit Sidney Poitier und Lulu; Der Club der toten Dichter; Dangerous minds (Wilde Gedanken) mit Michelle Pfeiffer undsoweiter. (Eine kleine Pause für den poetischen Irrwitz deutscher Titel!)
Dennoch überredete ich in einem Anfall von Unternehmungslust, einen Freund mit mir in diesen Film zu gehen, da ich in den frisch renovierten Zoopalast  wollte. 

Die Vorurteile waren gefällt, die Erwartungen niedrig, Schokolinsen und Cola gekauft. Und es begann wie erwartet, vorausgeahnt, auf Nullniveau. Meine Sitznachbarinnen waren dennoch sofort bereit sich, wie man in Berlin sagt, zu beölen, so ein eifriges Lachen kann beängstigend sein! Was geht in diesen Gehirnen vor sich, welche ungeahnten Reservoire von Blödheit werden hier und jetzt angezapft?
Aber dann... aber dann geschah das Unerwartete: ich habe mich blendend amüsiert, und mein Freund auch.



Die spielen sich da oben auf der Leinwand den Arsch ab, es gibt mehr Pointen als unbedingt nötig, gute Dialoge, eine idiotische, aber in sich stimmige Handlung und schnelle Schnitte. Bevor bedeutungsvolle Tiefe aufkommen könnte, war ich schon wieder am Lachen. Alle rauchen, der Umgangston ist krass und niemand entschuldigt sich, wenn der Humor zu rau wird.
Die Spieler sind eine Freude! Und das der Held auch noch gut aussieht, fand ich zumindest, beim sonstigen deutschen Angebot von komödiantischen Charakterkörpern, sehr angenehm, und sein Timing ist immer auf den Punkt. Jella Haase ist der Hammer. Die Riemann auch und selbst Uschi Glas, als Lehrerin mit Hang zum dramatischen Suizid.
Der Regisseur liebt ganz offensichtlich die 80er und zitiert sich fröhlich durch die Jugendfilme dieser Zeit, von Beat Street, Breakfast Club bis zu Ferris Beuler's Day Off.
Der Film ist einfach, aber sehr gut gemacht. Ich habe den Rest des Abends gute Laune gehabt und ein leichtes Grinsen im Gesicht.

APROPOS:

Personenverzeichnis des Goethe Stückes "Hanswursts Hochzeit", das aus drei Seiten Besetzungsliste und vier Seiten Dialog besteht:

Hanswurst, Bräutigam
Urselblandine, Braut
Ursel mit dem kalten Loch, Tante
Kilian Brustfleck, Vormund Hanswursts
Hans Arsch von Rippach
Hans Arschchen von Rippach, empfindsam
Matzfotz von Dresden
Tölpel von Passau
Reckärschchen, Nichte
Schnuckfötzchen, Nichte
Herr Urian Kuppler
Meister Hämmerlein
Lochkönig
Windehals
Jungfrau Klunke, Putzmacherin
Maulaff
Peter Sauschwanz
Scheißmatz
Lauszippel
Grindschiepel
Rotzlöffel, Page
Gelbschnabel,  Page
Schwanz, Kammerdiener
Hundsfutt, wird extemporisiert, auch Gastrolle
Klaus Narr, Vetter
Simplizissimus, kommt von der Reise um die Welt
Hans Tapp ins Mus, Stammhalter
Quirinus Schweinigel, Belesprit
Thomas Stinkloch, nichts Gerings
Jungfrau Rabenaas
Blackscheißer, Poet
Fratz, Reisemarschall
Hans Hasenfuß
Schindluder
Saufaus
Vollzapf
Dr. Saft
Faulenz
Schlucker
Hungerdarm
Schlüffel
Schlingel
Flegel
Fladen, Kandidat
Magister Sausack, Pastor loci
Stinkwitz, Kammer Junker
Hans Dampf, Haushofmeister
Jungfrau Flöhhot
Hauslümmel, Hausknecht
Bieresel, Kellerknecht
Mademoiselle Firlefanz
Leckarsch
Hosenscheißer
Rauchelse
Runkunkel Alt
Spritzbüchse
Lapparsch, Original
Nimmersatt
Karl Behagel
Dr. Bonefurz
Anne Plans, Maulaffens Liebschaft
Haareule
Herr Bumbam
Blaufinke, Pritschmeister
Eulenspiegel
Fozzenhut
Dreckfinke
Saumagen
Faselhans
Kropflieschen
Piphan  |
Margretlin
Schnuddelbutz
Hundejunge
Schwerenöter, Projektmacher
Grobian
Steffen Rundhut
Matzpumpes, genannt Kühfladen, Junker
Staches
Schlingschlangschlodi, kommt von Akademien
Heularsch 


Johann Wolfgang von Goethe 1773
 
Goethe 1668

http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/warum-kalle-fack-ju-goehte-nicht-sehen-will-in-der-originalitaetsfalle/9181710.html

http://www.zeit.de/2013/50/teenagerkomoedie-fack-ju-goehte-sprachkritik


Donnerstag, 12. Dezember 2013

Für Ö. - Karl Valentin


     Am 12. Dezember 1892 wurde Liesl Karlstadt als Elisabeth Wellano in 
     München als Tochter eines aus Italien stammenden Bäckers geboren.


    Karl Valentin zu Liesl Karlstadt, als er sie singen gehört hatte und daraufhin 
    überreden wollte, seine Bühnenpartnerin zu werden: "Sie, Fräulein, Sie sind 
    als Soubrette aufgetreten. Des is nix. A Soubrette muss kess sein, die muss 
    an Busen haben. Des is nix für Sie. Sie müssen sich aufs Komische verlegen."


    DIE FREMDEN

 
    Karlstadt: 
    Wir haben in der letzten Unterrichtsstunde über die Kleidung des Menschen 
    gesprochen und zwar über das Hemd. Wer von euch kann mir nun einen
    Reim auf Hemd sagen?  
    Valentin: 
    Auf Hemd reimt sich fremd!
    Karlstadt: 

    Gut - und wie heißt die Mehrzahl von fremd?
    Valentin: 

    Die Fremden.
    Karlstadt: 

    Jawohl, die Fremden. - Und aus was bestehen die Fremden?
    Valentin: 

    Aus "frem" und "den".
    Karlstadt: 

    Gut - und was ist ein Fremder?
    Valentin: 

    Fleisch, Gemüse, Obst, Mehlspeisen und so weiter.
    Karlstadt: 

    Nein, nein, nicht was er ißt, will ich wissen, sondern wie er ist.
    Valentin: 

    Ja, ein Fremder ist nicht immer ein Fremder.
    Karlstadt: 

    Wieso?
    Valentin: 

    Fremd ist der Fremde nur in der Fremde.
    Karlstadt: 

    Das ist nicht unrichtig. - Und warum fühlt sich ein Fremder nur in der
    Fremde fremd?
    Valentin: 

    Weil jeder Fremde, der sich fremd fühlt, ein Fremder ist und zwar so lange, 
    bis er sich nicht mehr fremd fühlt, dann ist er kein Fremder mehr. 
    Karlstadt: 
    Sehr richtig! - Wenn aber ein Fremder schon lange in der Fremde ist, bleibt 
    er dann immer ein Fremder? 
    Valentin: 
    Nein. Das ist nur so lange ein Fremder, bis er alles kennt und gesehen hat, 
    denn dann ist ihm nichts mehr fremd. 
    Karlstadt: 
    Es kann aber auch einem Einheimischen etwas fremd sein!
    Valentin: 

    Gewiß, manchem Münchner zum Beispiel ist das Hofbräuhaus nicht fremd, 
    während ihm in der gleichen Stadt das Deutsche Museum, die Glyptothek,
    die Pinkothek und so weiter fremd sind. 
    Karlstadt: 
    Damit wollen Sie also sagen, daß der Einheimische in mancher Hinsicht in 
    seiner eigenen Vaterstadt zugleich noch ein Fremder sein kann. - Was sind 
    aber Fremde unter Fremden? 
    Valentin:
    Fremde unter Fremden sind: wenn Fremde über eine Brücke fahren und
    unter der Brücke fährt ein Eisenbahnzug mit Fremden durch, so sind die  
    durchfahrenden Fremden Fremde unter Fremden, was Sie, Herr Lehrer, 
    vielleicht so schnell gar nicht begreifen werden.  
    Karlstadt: 
    Oho! - Und was sind Einheimische?
    Valentin: 

    Dem Einheimischen sind eigentlich die fremdesten Fremden nicht fremd. Der 
    Einheimische kennt zwar den Fremden nicht, kennt aber am ersten Blick, 
    daß es sich um einen Fremden handelt.  
    Karlstadt: 
    Wenn aber ein Fremder von einem Fremden eine Auskunft will?
    Valentin: 

    Sehr einfach: Frägt ein Fremder in einer fremden Stadt einen Fremden um 
    irgend etwas, was ihm fremd ist, so sagt der Fremde zu dem Fremden, das 
    ist mir leider fremd, ich bin hier nämlich selbst fremd.  
    Karlstadt: 
    Das Gegenteil von fremd wäre also - unfremd?
    Valentin: 

    Wenn ein Fremder einen Bekannten hat, so kann ihm dieser Bekannte zuerst 
    fremd gewesen sein, aber durch das gegenseitige Bekanntwerden sind sich 
    die beiden nicht mehr fremd. Wenn aber die zwei mitsammen in eine fremde 
    Stadt reisen, so sind diese beiden Bekannten jetzt in der fremden Stadt 
    wieder Fremde geworden. Die beiden sind also - das ist zwar paradox - 
    fremde Bekannte zueinander geworden.

    Valentins Eltern waren auch Zuwanderer in Bayern: der Vater war Hesse aus 
    Darmstadt und die Mutter Sächsin aus Zittau.

ICH KAUF MIR LIEBER EINEN TIROLERHUT


     Billy Mo wurde als Peter Mico Joachim am 22. Februar 1923 auf Trinidad 
     geboren, er verstarb am 16. Juli 2004 in Hannover. Billy Mo war bekannt als 
     Jazz-Trompeter und Schlagersänger. Billy Mo, der auf Trinidad aufwuchs 
     und in einer Band spielte, studierte ab 1945 Gesang und Trompete an der 
     Londoner Musikhochschule, wo er 1953 promovierte. 1956 wechselte der 
     Musiker nach Hamburg, wo er zunächst als Unterhaltungsmusiker  
     arbeitete. Unter anderem spielte er das Trompeten-Solo in Bert 
     Kaempferts Fassung von Franz Grothes „Mitternachts-Blues“. Ab 1960 hatte
     er Erfolge mit Schlagern wie „Wenn die Elisabeth“ (1960). Bekannt wurde er
     1963 durch den Nummer-eins-Hit Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut, an 
     diesen Erfolg konnte er mit „Das Humbta-Täterä“ anschließen. Seit den 
     1970er Jahren lebte er in Wunstorf, Niedersachsen und engagierte sich auch
     im örtlichen Musikleben. Bis zu seinem 79. Lebensjahr trat er in Jazzclubs 
     auf, zuletzt vor allem im Jazz Club Hannover. Nach einem Auftritt im 
     Dezember 2001 erlitt er einen Schlaganfall, wonach er das Bett nicht mehr 
     verlassen konnte. Im Sommer 2002 wurde Mo das Bundesverdienstkreuz
     am Bande verliehen. Er war Mitglied der Freimaurerloge „Zum Schwarzen 
     Bär“ in Hannover; seine Beisetzung wurde im freimaurerischen Ritual 
     vollzogen.

Dienstag, 10. Dezember 2013

WITZ


Im Wald herrscht neuerdings Angst, ein böses Gerücht macht die Runde: der Bär hätte eine Todesliste geschrieben. Die Angst wächst, wird unerträglich.

Endlich geht, all ihren Mut zusammennehmend, die Maus zum Bären und fragt zitternd: 

"Du, Bär, man sagt, du hättest eine Todesliste, stimmt das?"
Der Bär antwortet: "Todesliste? Todesliste? Ja."
Die Maus stellt ihre nächste Frage mit dünner, zitternder Stimme: "Du Bär, stehe ich auf dieser Todesliste?"
Der Bär antwortet: "Du? Du? Hmmm" Er blickt auf ein zerknittertes Stück Papier: "Du? hmm, ja".
Drei Tage danach ist die Maus tot. 


Kurze Zeit später wagt es der Fuchs und geht zum Bären.

Auch er fragt: "Du, Bär, man sagt, du hättest eine Todesliste, stimmt das?"
Der Bär denkt kurz nach:  "Todesliste? Todesliste? Ja."
Der Fuchs stellt todesmutig die unausweichliche, nächste Frage: "Du Bär, und stehe ich auf dieser Todesliste?"
Der Bär antwortet nach kurzem Nachdenken: "
Du? Du? Hmmm.", wirft wieder einen Blick auf das zerknitterte Blatt, und grummelt schließlich: "Du? hmm, ja".  
Drei Tage danach ist der Fuchs tot.

Genauso ergeht es dem Maulwurf, dem Hirsch, dem Wolf, dem Luchs und dem Löwen.

Da faßt sich schließlich die Amsel ein Herz, fliegt zum Bären und fragt ihn:
"Du Bär, stehe ich auch auf deiner Todesliste?
Der Bär antwortete: "
Du? hmm, hmm, hmm, du bist die Amsel, hmm. Ja".
Da sagt die Amsel: "Könntest du mich vielleicht streichen?".
Der Bär nickt, nimmt seinen Stift und streicht den Namen Amsel durch. 


 

Sonntag, 8. Dezember 2013

Weihnachtsmarkt oder Untergang des Abendlandes


     Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind

     und  hatte kindische Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was 
     kindisch war.
     1. Korinther 13:11 Luther 1912 - Oder natürlich "da ich eine Frau wurd".
     
     In meiner frühen Kindheit war der jährliche Besuch des Weihnachtsmarktes
    
ein sehnlichst erwarteter, nahezu magischer Familien-Ausflug.
      
     Ost-Berlin hatte damals nur einen einzigen dieser Märkte, auf der Karl-Marx-
     Allee, stadtauswärts linker Hand, und soweit ich mich erinnere kurz vor dem 
     Frankfurter Tor in einer der größeren Häuserlücken. Franziska Trögner sagt, 
     es war da, wo die Sporthalle stand, zwischen Lebuser und Koppenstraße, da,
     wo, nur wenige Jahre vorher, noch direkt gegenüber das Stalin-Denkmal
     gestanden hatte.
     Es gab ein paar Karussels, eine recht kleine, aber damals aus meiner 
     Perspektive (circa 80 cm), himmelhohe Achterbahn, ein Kettenkarussel, 
     eine Berg-und-Tal-Bahn und, als herrlichste der Herrlichkeiten, die 
     Zehnerbahn, was eine Riesenrutsche mit individueller Rutschdecke war.  
     Und auch eine versiffte Geisterbahn mit echten, lebendigen Gespenstern und
     noch einige, wenige Freßstände inklusive langer geduldiger Warteschlangen.
     In einer provisorischen Weihnachtshütte, mit Wänden aus echten 
     ungeschälten Baumstämmen, oder direkt in der Sporthalle, da bin ich mir
     nicht sicher, konnten wir, die Kinder, Weihnachtsgeschenke basteln,
     das hieß Kleiderbügel mit Lötkolben bemustern oder Luftschlangen zu 
     sinnfreien Untersetzern umformen. Meine arme Mutter muß eine großartige 
     Schauspielerin sein, wenn ich mir ihre jubelnden Freudenbezeugungen im 
     Angesicht meiner doppellinkshändig gefertigten Monstrositäten ins
     Gedächtnis rufe.
     Den Höhepunkt bildete jedesmal die Photosession mit dem Weihnachtsmann 
     oder, siehe unten, dem Weihnachtseisbären, manchmal unter Tränen und
     und dem Druck elterlicher Überredung, manchmal als Mutprobe gegen die 
     eigene Kinderangst.
     Sentimentalisierte Erinnerungen an lang vergangene Zeiten?


 Der Weihnachts-Horror-Bär. Und das linke Kind weiß um die Gefahr.

      Gestern, nur vierzig Jahre später, der Weihnachtsmarkt in Rostock auf

      dem Weg zu einer Verabredung. Mehr oder weniger ist Rostock im
      Dezember ein einziger nichtendenwollender Weihnachtsmarkt, mit der
      Betonung auf Markt. Buden mit Nippes, Buden mit Tand, Buden mit 
      Ramsch, Buden mit fettigem Freßzeug, Buden mit hochprozentigem Gesöff, 
      Buden, Buden, Buden. Die Besucher, sonst Menschen genannt, fressen,
      kaufen, grapschen, saufen, schubsen, rempeln, drängeln, brüllen, blöken,
      wanken, torkeln. Vor mir ein Mann um die 60, an jedem Arm einen
      weiblichen Zwilling um die 40, alle drei im Zustand des vorkomatösen 
      Trunkes. Fröhliche Weihnacht! Wenn der doppelt sieht, hat er vier Frauen 
      dabei.
      Kinder werden gezerrt, beschimpft, überfüttert, angemeckert, mit
      häßlichen Strickmützchen verunstaltet und gucken von weit unten mit 
      panischen Augen, ob der sich über sie hinwegwälzenden Menge von
      unachtsamen und sehr viel größeren Leuten.
      Eine Freundin nannte es: Schweinestall mit Glitzer, ich will es hier, aus 
      Rücksicht gegenüber  den sprachlichen Empfindlichkeiten meiner Leser,
      gar nicht benennen. Nur so viel: im Angesicht dieser Manschmasse 
      mißgelaunter Konsumenten, scheint mir für Momente das Überleben
      unserer Spezies ein nur bedingt wünschenswertes Ziel.
      Ich, die ich Weihnachten liebe, bin verstört.

Samstag, 7. Dezember 2013

„Und sie kommen nicht durch!“


„Und sie kommen nicht durch!“
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Das Leben ist schön

FRESKEN IN DEN FESTUNGSANLAGEN DER MAGINOT LINIE

Im Ersten Weltkrieg, zwischen 1914 und 1918 starben 1,3 Millionen französische Soldaten. Dazu sollte es, bei einem erneuten deutschen Angriff, nicht nochmals kommen.

Die Maginot-Linie war ein, aus einer Linie von Bunkern bestehendes, Verteidigungssystem entlang der französischen Grenze zu Belgien, Luxemburg, Deutschland und Italien. Das System ist benannt nach dem französischen Verteidigungsminister André Maginot. (Wiki)

Gebaut zwischen den beiden Weltkriegen, erwies sich die riesige Anlage von Untergrundbunkern als nicht ausreichend, ja, als völlig unzulänglich, um dem Ansturm der faschistischen deutschen Armee standzuhalten.


Die Fresken wurden 1939/40 von französischen Soldaten gemalt.

Nach Kriegsausbruch konzentrierte sich Frankreich ganz auf seine Defensivtaktik hinter der Maginot-Linie, wo von September 1939 bis Mai 1940 über 20 Divisionen kampfbereit ausharrten. Dieser "Sitzkrieg" endete mit der deutschen Westoffensive, die nach dem von Generalleutnant Erich von Manstein ausgearbeiteten Angriffsplan "Sichelschnitt" erfolgte: Ein Teil der deutschen Streitkräfte griff die neutralen Niederlande und Belgien an, um die stark befestigte französische Maginot-Linie im Norden zu umgehen. Wie erwartet rückten französische und britische Truppen nach Belgien zur Unterstützung des belgischen Heeres vor. Währenddessen stieß die Heeresgruppe A unter Generaloberst Gerd von Rundstedt durch Luxemburg und die dicht bewaldeten Ardennen bis zur französischen Kanalküste vor. Dadurch konnten bereits in der ersten Phase der deutschen Offensive starke alliierte Truppenverbände eingeschlossen und die strategische Ausgangsbasis für die Einnahme Frankreichs errungen werden. Der Heeresgruppe C unter Generaloberst Wilhelm Ritter von Leeb gelang es, die Maginot-Linie bei Sedan im Rücken der alliierten Truppen zu durchbrechen. Die Maginot-Linie trug letztendlich wenig zur Verteidigung Frankreichs bei. Außerdem wurde es der französischen Militärführung zum Verhängnis, dass sie in ihren strategischen Planungen einen Durchbruch der motorisierten Wehrmacht durch die als schwer passierbar geltenden Ardennen nicht mit einkalkulierte. Die französische Armee und die Bevölkerung wurden vom deutschen Durchbruch durch die Maginot-Linie überrascht. Sie hatten dem von staatlicher Seite als unbezwingbar gepriesenen Verteidigungsgürtel vertraut. Der Schock über den Zusammenbruch der Maginot-Linie führte zur panikartigen Flucht von Millionen Franzosen in den Süden Frankreichs.  



 
http://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article114245894/Die-Maginot-Linie-Frankreichs-nutzloses-Monstrum.html


 
Fast alle Photographien © Ben Schreck
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Und ein Link zu Wandmalereien der, deutschen, also der Gegenseite.