BROT
Als Kind im Sommerurlaub auf dem Land der frühe Gang zum Bäcker,
Brötchen (in Unkenntnis jeden Treibmittels) und warmes Brot. Wenn ich
ein Loch in die Kruste pule, kann ich ein ganz kleines Bisschen vom leicht
matschigen Innenleben kosten, und noch ein Bisschen und ...
noch ein Bißchen. Die völlig ausgehöhlte Kruste kommt zum Schluß,
noch vor dem Ärger zu Hause.
Gebratenes Mischbrot zum Frühstück bei meiner Lieblingstante mit ihrem
selbsteingekochten Pflaumenmus und dem Nesquick-Kakaogetränk aus
dem Westen.
Auf einem Gastspiel in Paris das erste echte Baguette, hauchzart,
knusprig und weg war es! Croissants! Butterwunder.
Matze mit Gouda, ein restlos unkoscheres Vergnügen.
Fladen in Marokko, Graubrot in Moskau, Brot in Olivenöl gestippt in Italien,
Bagel mit Creamcheese und Lox (Lachs) in einem jüdischen Diner in
New York. Ich esse mich um die Welt.
Vater unser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden. Unser täglich Brot gib uns heute ... Frühere evangelische Fassung des Vaterunser Evangelisches Kirchengesangbuch 1950
Lukas Cranach d. Ältere 1520/30
Die Jungfrau mit Kind unter einem Apfelbaum
Das Baby ißt Apfel und - Brot.
Der Mensch lebt nicht vom BROT allein; wer nie sein BROT mit Tränen aß; bei nichts als Wasser und trocken BROT; ButterBROT; wes BROT ich ess, des Lied ich sing; in der allergrößten Not schmeckt die Wurst auch ohne BROT; Gott gab Zähne, Gott wird auch BROT geben. Ist er tot, so ißt er nimmer BROT.
Paul Cezanne Brot und Wein
Das hungrige Kind (Volksweise)
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe
ich."
"Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir säen geschwind."
Und als das Korn gesäet war, Rief das Kind
noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot,
sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir ernten geschwind."
Und als das Korn geerntet
war, Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert
mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir dreschen geschwind."
Und als das Korn gedroschen war, Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es
hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes
Kind, Morgen wollen wir mahlen geschwind."
Und als das
Korn gemahlen war, Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter!
es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein
liebes Kind, Morgen wollen wir backen geschwind."
Und als das Brot gebacken war, Lag das Kind auf der Totenbahr.
Lotte schneidet Brot - Kupferstich, um 1870
nach einem Gemälde des Münchner Malers Wilhelm von Kaulbach
Johann Wolfgang von Goethe Aus "Die Leiden des jungen Werther":
... Ich gieng durch den Hof nach dem wohlgebauten Hause, und da ich
die vorliegenden Treppen hinaufgestiegen war und in die Thüre trat, fiel
mir das reizendste Schauspiel in die Augen, das ich jemals gesehen
habe. In dem Vorsaale wimmelten sechs Kinder, von eilf zu zwey
Jahren,
um ein Mädchen von schöner mittlerer Taille, die ein
simples weisses
Kleid mit blaßrothen Schleifen an Arm und Brust
anhatte. Sie hielt ein
schwarzes Brod und schnitt ihren Kleinen rings
herum jedem sein Stük
nach Proportion ihres Alters und Appetites ab,
gabs jedem mit solcher
Freundlichkeit, und jedes rufte so
ungekünstelt sein: Danke! indem es
mit den kleinen Händchen lang in
die Höh gereicht hatte, eh es noch
abgeschnitten war, und nun mit
seinem Abendbrode vergnügt entweder
wegsprang, oder nach
seinem stillem Charakter gelassen davon nach dem
Hofthore zugieng ...
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