Montag, 10. Dezember 2012

Brot


    BROT


      Als Kind im Sommerurlaub auf dem Land der frühe Gang zum Bäcker,
      Brötchen (in Unkenntnis jeden Treibmittels) und warmes Brot. Wenn ich
      ein Loch in die Kruste pule, kann ich ein ganz kleines Bisschen vom leicht
      matschigen Innenleben kosten, und noch ein Bisschen und ...  
      noch ein Bißchen. Die völlig ausgehöhlte Kruste kommt zum Schluß, 
      noch vor dem Ärger zu Hause.
      Gebratenes Mischbrot zum Frühstück bei meiner Lieblingstante mit ihrem 
      selbsteingekochten Pflaumenmus und dem Nesquick-Kakaogetränk aus 
      dem Westen.
      Auf einem Gastspiel in Paris das erste echte Baguette, hauchzart, 
      knusprig und weg war es! Croissants! Butterwunder.
      Matze mit Gouda, ein restlos unkoscheres Vergnügen. 

      Fladen in Marokko, Graubrot in Moskau, Brot in Olivenöl gestippt in Italien,
      Bagel mit Creamcheese und Lox (Lachs) in einem jüdischen Diner in 
      New York. Ich esse mich um die Welt.   

     Vater unser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Name.
     Dein Reich komme.
     Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.
     Unser täglich Brot gib uns heute ...

    
      Frühere evangelische Fassung des Vaterunser
       Evangelisches Kirchengesangbuch 1950


     Lukas Cranach d. Ältere 1520/30 
Die Jungfrau mit Kind unter einem Apfelbaum
Das Baby ißt Apfel und - Brot.

     Der Mensch lebt nicht vom BROT allein; wer nie sein BROT mit Tränen 
     aß; bei nichts als Wasser und trocken BROT; ButterBROT; wes BROT 
     ich ess, des Lied ich sing; in der allergrößten Not schmeckt die Wurst 
     auch ohne BROT; Gott gab Zähne, Gott wird auch BROT geben. 
     Ist er tot, so ißt er nimmer BROT. 

 Paul Cezanne Brot und Wein

     Das hungrige Kind (Volksweise)
   
     "Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir säen geschwind."
     Und als das Korn gesäet war, Rief das Kind noch immerdar: 
     "Mutter, ach    Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir ernten geschwind."
     Und als das Korn geerntet war, Rief das Kind noch immerdar: 
     "Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir dreschen geschwind."
     Und als das Korn gedroschen war, Rief das Kind noch immerdar: 
     "Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir mahlen geschwind."
     Und als das Korn gemahlen war, Rief das Kind noch immerdar: 
     "Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir backen geschwind."
     Und als das Brot gebacken war, Lag das Kind auf der Totenbahr.


 Lotte schneidet Brot - Kupferstich, um 1870 
nach einem Gemälde des Münchner Malers Wilhelm von Kaulbach

     Johann Wolfgang von Goethe Aus "Die Leiden des jungen Werther":

     ... Ich gieng durch den Hof nach dem wohlgebauten Hause, und da ich 
     die vorliegenden Treppen hinaufgestiegen war und in die Thüre trat, fiel 
     mir das reizendste Schauspiel in die Augen, das ich jemals gesehen 
     habe.  In dem Vorsaale wimmelten sechs Kinder, von eilf zu zwey 
     Jahren, um ein Mädchen von schöner mittlerer Taille, die ein 
     simples weisses Kleid mit blaßrothen Schleifen an Arm und Brust 
     anhatte. Sie hielt ein schwarzes Brod und schnitt ihren Kleinen rings 
     herum jedem sein Stük nach Proportion ihres Alters und Appetites ab, 
     gabs jedem mit solcher Freundlichkeit, und jedes rufte so 
     ungekünstelt sein: Danke! indem es mit den kleinen Händchen lang in 
     die Höh gereicht hatte, eh es noch abgeschnitten war, und nun mit 
     seinem Abendbrode vergnügt entweder wegsprang, oder nach 
     seinem stillem Charakter gelassen davon nach dem Hofthore zugieng ...
 

Sonntag, 9. Dezember 2012

Challa - Hefezopf


Happy Hannukah!

Die Tora sagt: „Erstling eures Teigs sollt ihr einen Kuchen als Opfergabe darbringen.“ – Numeri 15,20a


Und Wiki sagt:
Das hebräische Wort Challa (‏חַלָּה‎), auch Challah, (Pl. Challot), deutsch: Teighebe, bezeichnet im 4. Buch Mose 15,17-21, wo die Erstlingsopfer beschrieben sind, den Teil des Brotteiges, der als Opfergabe abgesondert und den Priestern des Tempels gegeben wurde. Nach der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 u. Z. wurde von den Rabbinen festgelegt, dass ein kleiner Teil des Teiges auch weiterhin abzusondern ist. Da er jedoch nicht mehr den Priestern gegeben werden kann, wird er stattdessen verbrannt. Das Challa-Nehmen ist eine der drei religiösen Pflichten der Frau im Judentum. Heute steht das Wort Challa für:
den oben beschriebenen abgesonderten Teil vom Teig
die Schabbat-Brote (ostjidd. Challe, westjidd. Barches oder Berches)


Eine Freundin bäckt zum Sabbath immer einen Hefezopf, Challe oder Challa und er ist köstlich. Ich habe sie gebeten mir das Rezept als Gastblogger aufzuschreiben. Es stammt von der Frau den Vorstitzenden des Zentralrates der Juden, Simone Graumann und ist in dem Buch "Von Avocado bis Zimmes" zu finden, das man hier bestellen kann: http://www.wizo-ev.org/wizo-kochbuch/. Paula Feldmann, Esther Shefi und Katharina Palm haben darin Rezepte der jüdischen Küche aus aller Welt zusammengestellt.
Der Hefezopf ist übrigens auch für Nichtjuden geeignet. Er schmeckt!!!
Hier das Challe Rezept:

1 kg Mehl
2 Päckchen frische Hefe
2 Eier
2-3 Eigelb
1 gestr. EL Salz
6-7 EL Zucher
1/4 Glas neutrales Öl
300-350 ml kaltes Wasser
Mohn oder Sesam

Die zerbröselte Hefe in 50 ml warmen Wasser auflösen.
Das Mehl, die aufgelöste Hefe, 1 Ei, das Sals und den Zucker mit der Küchenmaschine (Knethaken) bei mittlerer Geschwindigkeit vermengen.
Dann abwechselnd Öl und etwas von dem Wasser dazu geben.
Der Teig muss sich gut vom Knethaken ablösen lassen. Sonst noch Wasser oder Mehl dazu geben.
Den Teil in in einer Schüssel noch mal von Hand durchkneten und mit einem Geschirrtuch 2 Stunden ruhen lassen.
Dann nochmals mit der Hand durchkneten. 
Den Teig in 2 Teile teilen. Jedes Teil in 3 Teile teilen, dünn ausrollen und die Challot flechten. (Flechtanleitung findet sich im WIZO Kochbuch)
Auf dem mit Backpapier ausgelegten Backblecht noch eineml 15 Minuten gehen lassen und mit dem verquirlten ganzen Ei bestreichen und anschließend mit 1-2 Eigelb.
Mit Mohn oder Sesam bestreuen.
Die Challot im Backofen mit Heißluft bei 200°C 8 Minuten und dann bei 160°C 35 Minuten backen.

Ganz liebe Grüße und Chag Sameach

Katharina

Samstag, 8. Dezember 2012

e.e. cummings - somewhere i have never travelled, gladly beyond




 
somewhere i have never travelled, gladly beyond 
any experience, your eyes have their silence: 
in your most frail gesture are things which enclose me, 
or which i cannot touch because they are too near

your slightest look easily will unclose me 
though i have closed myself as fingers, 
you open always petal by petal myself as Spring opens 
(touching skilfully, mysteriously) her first rose

or if your wish be to close me, i and my life 
will shut very beautifully, suddenly, 
as when the heart of this flower imagines 
 the snow carefully everywhere descending;

nothing which we are to perceive in this world equals 
 the power of your intense fragility: whose texture 
compels me with the colour of its countries, 
rendering death and forever with each breathing 

(i do not know what it is about you that closes and opens; 
only something in me understands 
the voice of your eyes is deeper than all roses) 
nobody, not even the rain, has such small hands



 
 Paula Rego 1994 Mulher-cão
 Hund-Frau

da wohin ich noch nie gereist bin, freudig jenseits
jeder erfahrung, haben deine augen ihre stille:
noch in deiner zartesten geste ist etwas, das mich umschließt,
oder das ich nicht berühren kann, weil es zu nah ist

dein geringster blick schließt mich spielend auf
obwohl ich mich geschlossen habe wie finger,
du öffnest mich blütenblatt um blütenblatt wie Frühling öffnet
(berührend erfahren und geheimnisvoll) seine erste rose

oder wenn es dein wäre wunsch mich zu schließen, ich und 
mein leben schließen sich wunderschön, plötzlich
als stellte das herz der blume sich vor
den schnee sorgfältig überall fallend;

nichts das wir in dieser welt wahrnehmen gleicht
der macht deiner starken zerbrechlichkeit: deren textur
mich bezwingt mit der farbe ihrer länder,
gebend tod und auf ewig mit jedem atem

(ich weiss nicht was es ist an dir, das schließt
und öffnet; doch etwas in mir versteht
die stimme deiner augen ist tiefer als alle rosen)
niemand, nicht einmal der regen, hat solch kleine hände
 
            Eigentlich hat der letzte Vers die Reimstruktur ABAB, schwierig, 
            Rose und Hände wären die idealen Reimwörter. Schwierig.

(ich weiss nicht was es ist an dir, das schließt
und öffnet; doch wenn ich worte fände:
die stimme deiner augen ist tiefer als alle rosen)
niemand, nicht einmal der regen, hat solch kleine hände

            Schwierig. 

Paula Rego 1991 Familie

Ludwig Hirsch sieht schwarz




Die gottverdammte Pleite


Als die Kinder Kröten nach Hause brachten
und im Zirkus nicht mehr lachten,
als sie ihr Brot nicht mehr aßen
und statt dessen die Kröten fraßen,
als sie Teddybären zerrissen
und in Autoreifen bissen,
als schließlich Kindergärten brannten
und Lehrer um ihr Leben rannten,
da wußten wir, es ist aus.

Begonnen hat sie damals,
diese gottverdammte Pleite,
Ende März, im vergangenen Jahr.
"Operation Tiger" hieß das Manöver,
im Raum Waldburg und Umgebung,
wie üblich, der Grenze ziemlich nah.
Man steckte Felder in Brand,
man schoß Löcher in den Wald
und das Haus vom alten Förster traf man voll.
Doch das Schlimme an der Sache,
und das wußten wir noch nicht,
da hat ein Panzer einen Hasen überrollt.
Ja, das Schlimme an der Sache,
und das wußten wir noch nicht,
da hat ein Panzer einen Hasen überrollt.

Lisa, das kleine Mädchen,
mit der großen rosa Schleife,
spielt im Garten, vor dem Haus, mit ihrem Hund.
Die Eltern sitzen im Salon,
„Was Herr Klavierlehrer, Sie gehen schon?",
fragt die Mutter und schiebt ihm Marzipan in den Mund.
Da tritt Lisa durch die Tür, zieht ihren Hund hinterher,
ihren Hund, dem wer die Kehle durchgebissen hat.
Der Vater schreit, die Mutter weint,
der Klavierlehrer kotzt ihr Marzipan auf's Kleid,
nur Lisa lächelt, mit blutverschmiertem Mund.
Ja im Raum Waldburg an der Grenze,
hat dieser gottverdammte Panzer
diesen gottverdammten Hasen überrollt.

Der kleine Thomas ist 7 Jahr',
und er freut sich jedesmal,
wenn ihn am Wochenende Großvater besucht,
denn der liest ihm schöne Mähren,
von Prinzessinnen und Zwergen,
aus dem mitgebrachten, alten Märchenbuch.
Ja, dem Großvater, so sagen sie,
dem schlägt das Herz am rechten Fleck,
nur dieses Wochenende hat ihm wer
den Schrittmacher versteckt.
In seinem Zimmer baut allein,
der kleine Thomas ganz geheim,
in seine Eisenbahn den Herzschrittmacher ein.
Ja, im Raum Waldburg an der Grenze,
hat dieser gottverdammte Panzer
diesen gottverdammten Hasen überrollt.

Bis auf die Zähne bewaffnet und zitternd vor Angst,
die Kerze wirft Schatten, die Kellerwand tanzt,
so hocken wir da unten und Tränen weinen wir, Tränen.
Unsere Kleinen, da draußen, verbrennen die Erde,
es kochen die Flüsse, es verdampfen die Meere,
oben am Himmel der kleine Bär, schläft auch nicht mehr.
Ja, unsere Kleinen, unsere Kleinen haben uns den Krieg erklärt,
haben Dir, Mutter mir, Vater, den Krieg erklärt,
weil im Raum Waldburg, an der Grenze,
hat dieser gottverdammte Panzer den Osterhasen überrollt.

Ludwig Hirsch 


Freitag, 7. Dezember 2012

Paula Rego - Krieg




KRIEG
Paula Rego 2003


  
        Wiki sagt: Paula Rego wuchs in Lissabon in einer wohlhabenden, anglophilen 
        Familie auf. Von 1945 bis 1951 besuchte sie die englische Schule St. Julian’s 
        School in Carcavelos nahe Lissabon. Im darauffolgenden Jahr wechselte sie 
        nach England, wo sie von 1952 bis 1956 an der Slade School of Fine Art studierte. 
        Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann Victor Willing kennen. 
        Nach  anfänglichem Pendeln zwischen England und dem Wohnsitz in 
        Ericeira,  Portugal, zog das Paar 1975 permanent nach London. 1988 starb 
        Victor Willing an den Folgen einer Multiplen Sklerose.



Donnerstag, 6. Dezember 2012

Take Five - Dave Brubeck tut es


Take Five - die kurze Pause, für Raucher eine Zigarrettenlänge, für andere einfach fünf Minuten, kein wirkliches Aussteigen, kein Erholen, mehr ein Atemholen, gefüllt mit Nikotin oder Frischluft, um wieder einzusteigen, da wo man unterbrochen hat. Der Kopf oder der Bauch bleiben im Rhythmus, es ist ein Anhalten der Spannung.  

Jazz ist vielleicht die einzige heute existierende Kunstform, bei der der Einzelne frei ist, ohne den Kontakt zur Gruppe zu verlieren. D.B.

Dave Brubeck ist mit fast 92 Jahren an Herzversagen gestorben. Das heißt, er wurde 1920 geboren, in der Zeit als der Jazz noch in der Pubertät war. Er hat musiziert bis zur endgültigen Herzrhythmusstörung. RIP. (Rest in Peace) Oder Ruhe in dem Takt, der Dir der liebste war.
TAKE FIVE. Ruhe Dich aus, aber verlier nicht den Takt!

Ein Stück im Fünfviertel Takt, zu schräg, um als Fahrstuhlmusik nutzbar zu sein und doch
seltsam entspannend. Geschrieben hat es Paul Desmond, aber Dave Brubecks Name ist es, der mir in den Kopf schießt, wenn ich das leicht atemlose, oder unruhig auf langem Atem klingende Stück höre. Take Five - Mach mal kurz Pause! oder der fünfte Take, die fünfte Aufnahme einer Musiknummer im Studio.

Die Gelder aus den Rechten für Take Five gehen übrigens, dem Testament Paul Desmonds folgend, an das Rote Kreuz.

Die Komposition umfasst 24 Takte, ist in der Liedform ABA geschrieben und wird in moderatem Tempo gespielt. (Wiki)

 Dave Brubeck und Paul Desmond 1954

Take Five 1966
http://www.youtube.com/watch?v=faJE92phKzI
Dave Brubeck - piano
Paul Desmond - alto sax
Eugene Wright - bass


Take Five 1968
http://www.youtube.com/watch?v=o2In5a9LDNg

Take Five Al Jarreau 1976
http://www.youtube.com/watch?v=hhq7fSrXn0c

Es würde den Bruchteil eines Bomberflügels kosten, Jazzmusiker durch die Welt fliegen zu lassen. Durch den Jazz können wir unsere Kultur der Freiheit zu den Leuten bringen. Das ist es, was Diktatoren immer zuerst stoppen: Jazzmusik im Radio oder die Möglichkeit, Jazzplatten zu kaufen. Denn dafür braucht es Freiheit. D.B.
 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

300 000 Klicks!


300 000 Klicks!

Hihihihihihihihi!

UnRechtschreibung


Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ohne Hilfe je einen längeren Text in fehlerloser deutscher Rechtschreibung verfertigen werde, tendiert gegen Null. Kann auch gar nicht anders sein, (gar nicht, wird gar nicht zusammengeschrieben!) denn die Regeln der deutschen Orthographie (-fie),  entpuppen sich, wenn man sie genauer betrachtet, als zwischen Radikalität, ängstlicher Spießigkeit und widerwillige Anpassung an die ohnehin bestehenden Fakten hin- und herschwankende Zwitterwesen.
Auf der Zweiten Orthographischen Konferenz von 1901 in Berlin wurde unter anderem entschieden, dass: in heimischen Wörtern das h nach t grundsätzlich fallen (Tal, Tür statt Thal, Thür) sollte. In Fremdwörtern wie Thron und Theater sowie germanischen Begriffen wie Thing und Thor wurde die th-Schreibung beibehalten. Ohne allgemeine tiefe Kenntnis der Etymologie öffnete man damit der Verwirrung Tür und Thor. 
Eine anekdotische Überlieferung behauptet allerdings, der Deutsche Kaiser habe auf die Mitteilung der geplanten Reform mit etwa folgendem Satz reagiert: Mit Tür und Tor können sie machen, was sie wollen, aber der Thron bleibt Unser. Ob er das Theater auch für sich beanspruchte, ist nicht überliefert.
Und so haben wir nun Köln und Köthen, aber eben auch Cottbus, nur der Kottbusser Platz deutet daraufhin, dass Kottbus auch möglich gewesen wäre. Celle bleibt aber Celle, nicht Zelle.
Der Reformkritiker Theodor Ickler schrieb: »Die „Rechtschreibreform von 1901“ – eine Legende: Unter Fachleuten ist bekannt, daß die um 1900 übliche Rechtschreibung nach der Zweiten Orthographischen Konferenz keineswegs „reformiert“, sondern im Gegenteil gegen willkürliche Veränderungen unter staatlichen Schutz gestellt wurde. (Wiki)

Meinen Eltern ist es zu aufwändig, alle Stängel einzeln zu beschneiden. 
Warum nicht, dennschon wennschon, Ältern von Alter, älter? Würde sich die betreffende Bevölkerungsgruppe gekränkt, (gekrenkt sieht auch ganz niedlich aus,) fühlen? Der Stengel/Stängel und das Bendel/Bändel sind belemmert/belämmert dran, von ihnen ist kein Widerstand zu erwarten.
Wenn's mit Dir abwärtsgeht ist's ein Wort, doch wenn Du abwärts gehst, nicht. Ein Wort für den Zustand und zwei für die Tat. Das geht mir nah. - nahegehen und nahe gehen. Jetzt nicht mehr, jetzt schreiben wir beides getrennt. What the fuck??? Oder WTF, wie die sich gänzlich den Orthographieregeln verweigernden Twitterer, Smser etc. schreiben würden. Jetzt ist's einfacher, aber ist es schöner? 
Hatte auch nicht gewusst, dass nun auch der O-fen getrennt werden darf, das U-fer aber nicht! 
Oder, alt: par-allel und Neu: par-allel / pa-ral-lel, LOL? 
LOL ist Laughing out loud! 



DAU, dümmster anzunehmender user (Benutzer), ist das die Zielgruppe der Reformer? 

Und für Ö.

Das Mal, das Mahnmal:
in der neuhochdeutschen Form sind zusammengefallen mittelhochdeutsch, althochdeutsch meil = Fleck, Zeichen; Sünde, Schande und eine Vermischung aus mittelhochdeutsch māl mit mittelhochdeutsch māl, althochdeutsch māl(i) = Zeichen, Fleck, Markierung. (Duden)
Das Ehrenmal, kann also ein Ort zum Ehren sein oder ein Ort der schändlichen Ehre. Und ein Ehrenmahl ist ein Essen, dass jemandem zu Ehren gegeben wird.

ein Mal und einmal:
Wenn du einmal sagen willst, "Könntest Du mir wenigstens ein Mal zuhören?", dann lägest Du richtig. Noch einmal, oder ich könnte es auch hundertmal sagen, wenn ich beide Wörter betone, das Zahlwort vielleicht etwas mehr, dann wird es getrennt geschrieben, wenn ich es nur so dahin sage, einmal, zweimal oder wie oft auch immer, dann ist es ein Wort.

Liste von Abkürzungen/Akronymen aus dem Netz
Zur Orthographischen Konferenz von 1901

Sonntag, 2. Dezember 2012

Adventus Domini


  Advent, Adventus Domini - Der Herr kommt. 
  Eine mehr als zweitausend Jahre alte Ankündigung, ein Jubel, Vorfreude:

  Das Volk das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über die da wohnen 
  im finstern Lande, scheint es hell. Du machst des Volkes viel; du machst groß 
  seine Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, 
  wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn du hast das Joch ihrer Last 
  und die Rute ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie
  zur Zeit Midians. Denn alle Rüstung derer, die sich mit Ungestüm rüsten, 
  und die blutigen Kleider werden verbrannt und mit Feuer verzehrt werden. 
  Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft 
  ist auf seiner Schulter; er heißt Wunderbar, Rat, Held, Ewig-Vater Friedefürst; 
  auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl 
  Davids und in seinem Königreich, daß er's zurichte und stärke mit Gericht 
  und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.

  Jesaja 9, 1-6

Sandro Botticelli 1487 Die Madonna vom Granatapfel

  Der Friedefürst mit lässigem Gruß

  Jesaja oder, was schöner klingt, Jeschajahu ben Amoz lebte im 7. Jahrhundert 
  vor Christus in Juda, das damals von Assyriens Macht bedroht war, und war 
  ein Prophet.
  Wiki sagt: Er verkündete Juda, Israel und Assur Gottes Gericht, aber auch 
  eine endzeitliche Wende zu universalem Frieden, Gerechtigkeit und Heil. 
  Als erster Prophet Israels verhieß er den Israeliten einen zukünftigen Messias 
  als gerechten Richter und Retter der Armen. 
  Im Schrein des Buches in Jerusalem kann man die Jesajarolle sehen, ein Duplikat
  zumindest, in den Höhlen von Qumran gefunden, gilt sie als das älteste voll-
  ständig erhaltene Manuskript eines Buches der Bibel und wurde um 200 v. Chr. nieder
  geschrieben. 
   
  Jesaja 42,9 

  Seht, das Frühere ist eingetroffen, Neues kündige ich an. Noch ehe es zum 
  Vorschein kommt, mache ich es euch bekannt.
  
  So bei Luther, bei Martin Buber heisst es: 
   
  Neues melde ich an, eh es wächst, lasse ich euch es erhorchen.

Ehe es wächst, lasse ich euch es lauschen.

Lange haben wir das Lauschen verlernt!
Hatte Er uns gepflanzt einst zu lauschen
Wie Dünengras gepflanzt, am ewigen Meer,
Wollten wir wachsen auf feisten Triften,
Wie Salat im Hausgarten stehn.

Wenn wir auch Geschäfte haben,
Die weit fort führen
Von Seinem Licht,
Wenn wir auch das Wasser aus Röhren trinken,
Und es erst sterbend naht
Unserem ewig dürstenden Mund –
Wenn wir auch auf einer Straße schreiten,
Darunter die Erde zum Schweigen gebracht wurde
Von einem Pflaster,
Verkaufen dürfen wir nicht unser Ohr,
O, nicht unser Ohr dürfen wir verkaufen.
Auch auf dem Markte,
Im Errechnen des Staubes,
Tat manch einer schnell einen Sprung
Auf der Sehnsucht Seil,
Weil er etwas hörte,
Aus dem Staube heraus tat er den Sprung
Und sättigte sein Ohr.
Presst, o presst an der Zerstörung Tag
An die Erde das lauschende Ohr,
Und ihr werdet hören, durch den Schlaf hindurch
Werdet ihr hören
Wie im Tode
Das Leben beginnt.

Nelly Sachs
Stockholm 1945 oder 46

 

Samstag, 1. Dezember 2012

Herkules Seghers


Hercules Pieterszoon Seghers

Geboren um 1590 in Haarlem, Niederlande; gestorben um 1638 in Amsterdam. 
Von ihm hat sich Anna Seghers ihren Künstlernamen geliehen.
Über sein Leben weiss man wenig, er stammt aus einer flandrischen Mennonitenfamilie, 
hat bei einem Landschaftsmaler studiert, eine 16 Jahre ältere Frau geheiratet, in späteren Jahren stark getrunken und soll gestorben sein, als er im Trunk eine Treppe herunterfiel.

Scharteken - Bücher


Landschaft mit hereinhängender Tanne


Blick auf den Rhein