Montag, 10. Dezember 2012

Brot


    BROT


      Als Kind im Sommerurlaub auf dem Land der frühe Gang zum Bäcker,
      Brötchen (in Unkenntnis jeden Treibmittels) und warmes Brot. Wenn ich
      ein Loch in die Kruste pule, kann ich ein ganz kleines Bisschen vom leicht
      matschigen Innenleben kosten, und noch ein Bisschen und ...  
      noch ein Bißchen. Die völlig ausgehöhlte Kruste kommt zum Schluß, 
      noch vor dem Ärger zu Hause.
      Gebratenes Mischbrot zum Frühstück bei meiner Lieblingstante mit ihrem 
      selbsteingekochten Pflaumenmus und dem Nesquick-Kakaogetränk aus 
      dem Westen.
      Auf einem Gastspiel in Paris das erste echte Baguette, hauchzart, 
      knusprig und weg war es! Croissants! Butterwunder.
      Matze mit Gouda, ein restlos unkoscheres Vergnügen. 

      Fladen in Marokko, Graubrot in Moskau, Brot in Olivenöl gestippt in Italien,
      Bagel mit Creamcheese und Lox (Lachs) in einem jüdischen Diner in 
      New York. Ich esse mich um die Welt.   

     Vater unser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Name.
     Dein Reich komme.
     Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.
     Unser täglich Brot gib uns heute ...

    
      Frühere evangelische Fassung des Vaterunser
       Evangelisches Kirchengesangbuch 1950


     Lukas Cranach d. Ältere 1520/30 
Die Jungfrau mit Kind unter einem Apfelbaum
Das Baby ißt Apfel und - Brot.

     Der Mensch lebt nicht vom BROT allein; wer nie sein BROT mit Tränen 
     aß; bei nichts als Wasser und trocken BROT; ButterBROT; wes BROT 
     ich ess, des Lied ich sing; in der allergrößten Not schmeckt die Wurst 
     auch ohne BROT; Gott gab Zähne, Gott wird auch BROT geben. 
     Ist er tot, so ißt er nimmer BROT. 

 Paul Cezanne Brot und Wein

     Das hungrige Kind (Volksweise)
   
     "Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir säen geschwind."
     Und als das Korn gesäet war, Rief das Kind noch immerdar: 
     "Mutter, ach    Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir ernten geschwind."
     Und als das Korn geerntet war, Rief das Kind noch immerdar: 
     "Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir dreschen geschwind."
     Und als das Korn gedroschen war, Rief das Kind noch immerdar: 
     "Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir mahlen geschwind."
     Und als das Korn gemahlen war, Rief das Kind noch immerdar: 
     "Mutter, ach Mutter! es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich." 
     "Warte nur, mein liebes Kind, Morgen wollen wir backen geschwind."
     Und als das Brot gebacken war, Lag das Kind auf der Totenbahr.


 Lotte schneidet Brot - Kupferstich, um 1870 
nach einem Gemälde des Münchner Malers Wilhelm von Kaulbach

     Johann Wolfgang von Goethe Aus "Die Leiden des jungen Werther":

     ... Ich gieng durch den Hof nach dem wohlgebauten Hause, und da ich 
     die vorliegenden Treppen hinaufgestiegen war und in die Thüre trat, fiel 
     mir das reizendste Schauspiel in die Augen, das ich jemals gesehen 
     habe.  In dem Vorsaale wimmelten sechs Kinder, von eilf zu zwey 
     Jahren, um ein Mädchen von schöner mittlerer Taille, die ein 
     simples weisses Kleid mit blaßrothen Schleifen an Arm und Brust 
     anhatte. Sie hielt ein schwarzes Brod und schnitt ihren Kleinen rings 
     herum jedem sein Stük nach Proportion ihres Alters und Appetites ab, 
     gabs jedem mit solcher Freundlichkeit, und jedes rufte so 
     ungekünstelt sein: Danke! indem es mit den kleinen Händchen lang in 
     die Höh gereicht hatte, eh es noch abgeschnitten war, und nun mit 
     seinem Abendbrode vergnügt entweder wegsprang, oder nach 
     seinem stillem Charakter gelassen davon nach dem Hofthore zugieng ...
 

6 Kommentare:

  1. Skuld Norne schrieb:
    Du sprichst mich mit deinen Worten emotional sehr an. Im Krieg geboren und dann einige Jahre immer Hunger gehabt, was war es eine Freude, mal ein Stück Brot zusätzlich zu bekommen.

    Katharina Palm schrieb:
    dieser Duft, dieser Duuuft von frisch gebackenem Brot ...

    Gabriele Bigott-Kleinert schrieb:
    Ja, zum Bäcker gehen, Brot holen, die Stelle suchen, wo man möglichst unauffällig unter die knusprige Kruste kommt und den noch warmen Teig rauspolken,das gehört auch zu meinen Kindheitserinnerungen - und "Brot titschen" mit der Großmutter, das inzwischen harte Brot in Muckefuck titschen, und hinterher kurz in Zucker stippen. Das waren die "schlechten Zeiten" - Bis heute kann ich kein Brot wegwerfen, bin froh, daß ich einen Abnehmer für die im Leinenbeutel gesammelten Reste habe, eine Bekannte hat Kinder mit einem Pferdehof und sammelt das.

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  2. Mireille Adieu schrieb:
    Und ein richtiges Brot schmeckt noch nach Tagen und was wirklich zu hart geworden ist, kann man noch rösten oder als Würfelchen in Butter gebraten in ein Süppchen geben...

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  3. Ich hatte eine andere Brötchentechnik :)
    Das noch warme Brötchen aufschneiden, weichen luftigen, manchmal noch heißen Teig entfernen, es bilden sich zwei Brötchenschälchen, die bedeutend mehr Belag aufnehmen können, entfernte Brötchenmasse in der Hand zusammenkneten - dann erhält man eine formbare, höchst leckere Masse aus der man kleine Figürchen kneten kann. So ist man beim essen gut beschäftigt. Und der verknetete weiche Teig schmeckt sehr gut, irgendwie süß.
    Ich durfte als Kind wirklich viel mit Essen spielen... allerdings unter der Maßgabe: das Spielzeug wird komplett gegessen. Weil meine Mutter eben auch Kriegskind ist. Sie fand es ok, wenn wir aus Pumpernickel Schachbretter gemacht haben (man lege eine Käsescheibe auf das Brot, schneide eine Gitter hinein und entferne vorsichtig jedes zweites Quadrat)und damit Fantasieschach gespielt haben - aber irgendwann musste das Spielfeld im Magen landen.

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  4. Sabine Pommerening schrieb:
    ...hab mit meinen töchtern im sommer oft weizen per hand gedroschen, die körner in die alte kaffemühle meiner mutter gesteckt und gemahlen, dann brot daraus gebacken...es war köstlich. Wenn ich heute zu einer wohnungseinweihungsparty geladen bin, schenke ich frisches brot,eine flasche wein und einen kleinen beutel salz

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  5. Mitnehmestullen.
    Heimliches Abbrechen unter der Bank und Essen während des Unterrichts. Gegenseitiges Besichtigen der Brote in der Pause. Lass mal beißen. Tauschen. Ringtausch.
    Die verbogenen Stullen vom Vortag.
    In der S-Bahn gab ich einem Bettelpunkmädchen meine Mitnehmestulle. Sie wickelte die Stulle aus und heulte.
    Studenten gucken alte Dozenten erstaunt und etwas mitleidig an, wenn die in der Pause ihre Schichtbüchsen öffnen und Stullen rausholen.

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  6. Warum waren die Stullen der Mitschüler immer besser als die eigenen. Fanden die Mitschüler allerdings auch. Stullentausch! Glück!

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