Omnia vincit amor et nos cedamus amori
Vergil aus der Ekloge Nº 10
Gemalt 1602 für Marchese Vincenzo Giustiniani
BERLINER ZEITUNG 28.02.2014
Kunst unter Pädophilieverdacht
Caravaggios anstößiger Amor
Kunst unter Verdacht! Besorgte Sittenwächter
verlangen, dass die Berliner Gemäldegalerie Alte Meister ihren
weltberühmten „Amor als Sieger“ 1602 von Caravaggio gemalt, ins Depot
verbannt - wegen der aktuellen Pädophilie-Debatte um den Fall Edathy.
Stopp
dem Irrsinn! Soeben wird in der aktuellen, durch den Fall des
Ex-Bundestagspolitikers Edathy ausgelösten – und gesellschaftlich auch
dringend notwendigen! – Debatte über Kinderpornografie sozusagen das
nackte Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Die Affäre
des Politikers um verdächtige (Nackt-)Kinderfotos in seinem Besitz
verlässt nämlich den gesellschaftspolitisch-moralischen, möglicherweise
auch juristischen Raum, in den sie zweifellos gehört. Denn nun blasen
Sittenwächter zum Gefecht wider die Kunst. Eine jahrhundertealte
wohlgemerkt. Und sei es, als von der Kunstgeschichte längst als
Weltkunsterbe geadelte Allegorie, als Gestalt unserer abendländischen
Mythologie. Es geht um Amor, der in ungenierter Pose sagt: Ich bin der
kleine Gott der großen Liebe. Meinem Pfeil kann keiner entkommen.
Offener Brief an die Galerie
Ein
offener Brief an die Berliner Gemäldegalerie Alter Meister richtet
allergrößte Bedenken gegen Caravaggios Meisterwerk „Amor als Sieger“,
gemalt 1602 und schon seit der Erwerbung aus der Sammlung Giustiani 1815
ein weltberühmtes und vielbeneidetes Juwel der preußischen Museen. Das
Bild soll nun, ginge es nach den Briefschreibern, wegen seiner
„unnatürlichen und aufreizenden Position“ schleunigst von der Wand. Die
„ausdrücklich obszöne Szene“ diene „zweifellos der Erregung des
Betrachters“. Auch unter Rücksicht auf das Alter des „Modells“ sei
dieses „künstlerische Produkt“ höchst verwerflich. Es könnten Pädophile
ihre perversen Neigungen darauf projizieren.
Auf
solch eine Idee kam nicht mal der prüde Kaiser Wilhelm, derweil er
Realisten und Impressionisten „Rinnsteinkünstler“ schimpfte. Und nahm
etwa die Barock-Epoche all ihre Putten-Bildnisse (auch in Kirchen) mit
obszönen Hintergedanken auf? Kunst gerät unter Verdacht. So müssten nun
gar alle Museen – von Dresden über Prag, Paris bis London – ihre
Bildwerke mit nackten Kindern verbannen.
Kommentar:
die Autoprojektion war immer schon eine Stärke der Schwachen...
AntwortenLöschenes wurden immer die anderen verurteilt von der falschen Angst: Forscher, Heiler, Kräuterfrauen, Künstler...wider besseren Wissens...