Montag, 3. März 2014
Jean-Luc Godard - Lear
Tolle Geschichte über einen Film den es gibt, obwohl er nicht gedreht wurde.
Menahem Golan, Produzent von solch unsterblichen Filmen wie Delta Force mit Chuck Norris oder Missing in Action mit Chuck Norris, etc. schloß, während der Filmfestspiele in Cannes 1985, mit dem französischen Regisseur Jean-Luc Godard einen Vertrag ab, auf einer Papierserviette. Sie wollten gemeinsam einen Film drehen, dessen Drehbuch Norman Mailer schreiben würde, eine moderne Fassung des König Lear von Shakespeare.
Mailer schrieb ein Drehbuch über einen Mafia-Boss names Don Learo, Le-aro gesprochen, seine Töchter und Kapos, Don Gloster und Don Kent, aber stellte die Bedingung, dass er die Hauptrolle spielen müsse und seine Tochter die Cordelia. Oder, so behaupten andere, Godard bestand darauf, dass Mailer spielen sollte. Nach dem ersten Drehtag jedenfalls reisten Mailer und seine Tochter ab. Über die Gründe dafür gibt es sehr widersprüchliche Aussagen.
Und doch gibt es einen Film - Drei Reisen zu Lear von Godard - ganz offensichtlich mit minimalem Budget gedreht, auch wenn zu Beginn und am Ende der MGM Löwe brüllt.
Die erste Szene noch mit Mailer und Tochter, sie trinken Orangensaft und diskutieren kurz über das Drehbuch.
Dann folgen, Bilder, Sätze, Worte geschrieben, gesprochen, assoziiert, verzerrt; Spielszenen, Shakespearetexte, Godardtexte, alberne Witze, Anspielungen, Toncollagen, immer wieder Möwenschreie.
Bei der Katastrophe von Tschernobyl sind alle Bücher vernichtet worden und nun versucht ein Urururururenkel Shakespeares den Lear zu rekonstruieren. Das könnte die Geschichte sein, muß es aber nicht.
Eine Geschichte, oder doch keine.
Und immer wieder die Antwort Cordelias auf die unerhörte Frage ihres Vaters:
Lear:
Von welcher solln Wir sagen, sie liebt uns am meisten?
... was sagst du, ... Sprich."
Cordelia:
Nichts.
Oder im Original: Nothing. No thing.
Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung warum, aber auf mysteriöse Weise hat dieser Bild-Ton-Wort Misch-Masch hat bei mir tiefen Eindruck hinterlassen.
Quentin Tarantino hat zu Beginn seiner Laufbahn in seinen Lebenslauf geschrieben, dass er in diesem Film mitgespielt hätte. Hat er nicht. Aber Woody Allen und Peter Sellars und Burgess Meredith und Julie Delpy haben.
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