Sonntag, 5. Juni 2011

Eine biblische Geschichte mit lauter Happy-Endings

Nebukadnezar sprach: So sei nun dies mein Gebot: Welcher unter allen Völkern, Leuten und Zungen dem Gott Sadrachs, Mesachs und Abed-Negos lästert, der soll in Stücke zerhauen und sein Haus schändlich verstört werden. Denn es ist kein andrer Gott, der also erretten kann, als dieser.  (...because there is no other God that can deliver after this sort.)

Eine Bibelgeschichte, die für alle Beteiligten gut ausgeht! Mal was anderes. Einen schönen Sonntag noch!
Michelangelo Buonarotti, The Prophet Daniel, Detail Sixtinische Kapelle 1511
Der Prophet Daniel lebte nach der Vertreibung der Juden aus Jerusalem im Babylon des Königs Nebukadnezar.
Als erstes setzt er durch, dass die Juden koscher essen dürfen, indem er beweist, dass sie nur Gemüse und Wasser zu sich nehmend, immer noch besser aussehen, als der durchschnittliche Babylonier. Sie sind auch viel gebildeter natürlich! (Wie schön, wenn man "auserwählt" ist!) Dann macht er sich unersetzlich, als er einen Traum Nebukadnezars deutet, der diesen sehr beunruhigt.

Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen, geringer als deines, danach das dritte Königreich, das aus Kupfer ist und über alle Länder herrschen wird. Und das vierte wird hart sein wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen. Dass du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: Das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton vermengt. Und dass die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: Zum Teil wird's ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. Und dass du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: Sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen lässt.
Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben...
Die drei Männer im Feuerofen, Inkunabel 1486
Daniel steigt in immer höhere Staatsämter auf und erregt Neid. Was Wunder! Schließlich werden seine drei besten Freunde denunziert und in einen Feuerofen geworfen und später er selbst in eine Löwengrube - und - dies ist eines der wenigen Male, wo Gott sich kümmert - keinem passiert was. Die drei Männer im Feuerofen (The three men in the fiery furnace) ist eine Nebengeschichte aus dem Buch Daniel.
3. Jahrhundert. Die drei Jünglinge im Feuerofen. Fresko. Rom, Katakomben der Priscilla
Da ward Nebukadnezar voll Grimms, und befahl, man sollte den Ofen siebenmal heißer machen, denn man sonst zu tun pflegte. Und befahl den besten Kriegsleuten, daß sie Sadrach, Mesach und Abed-Nego bänden, und in den glühenden Ofen würfen. Und man schürte das Feuer in dem Ofen so sehr, daß die Männer, so den Sadrach, Mesach und Abed-Nego hinaufbrachten, verdarben von des Feuers Flammen. Aber die drei Männer fielen hinab in den glühenden Ofen, wie sie gebunden waren. Da entsetzte sich der König, und sprach: Haben wir nicht drei Männer gebunden in das Feuer werfen lassen? Sehe ich doch vier Männer los im Feuer gehen, und sind unversehrt; und der vierte ist gleich, als wäre er ein Sohn der Götter. Und Nebukadnezar trat hinzu vor das Loch des glühenden Ofens und sprach: Ihr Knechte Gottes, des Höchsten, gehet heraus, und kommt her! Da gingen Sadrach, Mesach und Abed-Nego heraus aus dem Feuer.
Künstler unbekannt
Es gibt recht wenig Kunst zu dieser Geschichte, wahrscheinlich, weil keiner gelitten hat und sich Märtyrium besser gestaltet. Daniel wurde uralt und war hochangesehen, ja, Nebukadnezar wies sogar an, dass sein Gott in Babylon verehrt werden sollte. Happy End in der Bibel? Geht gar nicht.
Peter Paul Rubens Daniel in der Löwengrube
Nebukadnezar hatte etwas mehr Pech, erst erscheint seinem Sohn Belšazar das Berüchtigte Menetekel und dieser stirbt daraufhin in derselben Nacht und dann wird N. irrsinnig und lebt sieben Jahre wie ein Tier in der Wildnis.
William Blake Nebukadnezar
ABER, ihm wird verziehen, er gesundet, hat Einsicht und kann von nun an in Ruhe weiter regieren.

Holzschnitt ital. um 1520: Nebukadnezars Feuerofen

BYZANTINE MOSAIC 11. Jahrhundert
Shadrach, Meshach and Abednego, the Three Youths in the Fiery Furnace of Nebuchadenosor.
Der Feuerofen (Wandgemälde von Franz Joseph Hermann, 1771) Detail
Jacob Willemsz. de Wet - Drei Männer im Feuerofen

Shadrach, Meshach and Abednego in the Fiery Furnace by Simeon Solomon

1 Kommentar:

  1. „Der Mensch sinkt, wenn er einmal sinkt, immer unter das Tier.“

    Friedrich Nietzsche (Wie man wird, was man ist)

    Wo ist eigentlich das Paradies geblieben? Tatsächlich befinden wir uns noch immer mitten darin, aber wir sehen es nicht. Wir können es nicht sehen, weil Heerscharen von Schweinepriestern uns erzählen, das Paradies sei ein „Obstgarten“, in dem es Verbote einzuhalten gilt, die gar nicht einzuhalten sind. Diese Lüge verbreiten die Priester seit Jahrtausenden; zuerst, weil sie uns belügen mussten, und später, weil sie nicht mehr anders konnten. Das Lügen wird zur Gewohnheit, wenn die Wahrheit längst vergessen und die Lügerei umso besser bezahlt ist, je höher das Lügengebäude wird, das mit verbogenen Balken gerade noch errichtet werden kann.

    Unser schöner Garten Eden wurde zu jener „modernen Zivilisation“, in der das Lügen mittlerweile so gut bezahlt wird, dass die ehrliche Arbeit es kaum noch tragen kann.

    Alles begann mit der Erbsünde. Als noch niemand wusste, wie der Himmel auf Erden zu gestalten ist, in der niemand einen unverdienten Gewinn auf Kosten der Mehrarbeit anderer erzielen kann, durfte das arbeitende Volk nicht wissen, dass im Privatkapitalismus ein nachhaltiges Wirtschaften unmöglich und der nächste Krieg unvermeidlich ist. Priester wurden verpflichtet, allen Zinsverlierern zu erzählen, die Marktwirtschaft sei ein „Obstgarten“ und manche Früchte seien eigentlich verboten aber wohl in der Praxis nicht zu vermeiden. So verschaffte die Erbsünde denen ein Auskommen, die außer lügen nichts gelernt hatten.

    Problematisch wurde es erst, als ein Prophet erklärte, dass mit konstruktiv umlaufgesichertem Geld der Allokationsmechanismus zwischen Kreditangebot und Kreditnachfrage erhalten bleibt, auch ohne dass das Finanzkapital mit dem Urzins belohnt werden muss, damit es rentable Sachkapitalien gebiert. In diesem Fall wäre das Kreditangebot mit der Summe aller Ersparnisse identisch, der Geldkreislauf stabil, der Geldverleih gerecht, jede Geldbewegung intelligent, jeder Anspruch auf Geld gesichert, und Gott würde nicht mehr gebraucht.

    Das Paradies von der Erbsünde befreien und das auch noch ohne Verbote? Diese „Unverschämtheit“ konnte man nicht durchgehen lassen, denn dann würden sogar die Lügner wieder von ehrlicher Arbeit leben müssen.

    So wurden alle Priester zu Schweinepriestern; und alle, die nicht gestorben sind, belügen uns noch heute.

    Herzlich Willkommen in der wirklichen Welt:

    http://www.deweles.de/willkommen/himmel-und-hoelle.html

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