Als wir uns trennten...
Als wir uns trennten
Schweigend, mit Schmerz,
Das Band zerschnitten,
Halbgebrochen das Herz,
Blass Deine Wange, kalt,
Kälter dein Kuss,
Die Stunde wusste, dass bald,
Leid kommen muss.
Der Tau auf dem Morgen,
Wurde Frost auf dem Lid,
Vorbote dessen
Was jetzt mir geschieht.
Deine Eide gebrochen,
Grinsend, hör ich, voll Gram
Deinen Namen gesprochen,
Und zittre vor Scham.
Ihr Lästern beschämt mich,
Grabgeläut für mein Ohr;
Schauder überläuft mich-
Warum liebt ich Dich so?
Keiner weiß von uns beiden,
Nur ich weiß zu viel,
Lang, lang werde ich leiden,
Für Dich war es Spiel.
Nur heimlich besessen,
Nur lautlos beweint,
Dein Herz hat vergessen,
Deine Seele verneint.
Und treffe ich Dich
Nach sehr langer Zeit,
Wie grüße ich Dich?
Schweigend mit Leid.
Edward Munch Trennung 1900 |
When we two parted...
When we two parted
In silence and tears,
Half broken-hearted
To sever for years,
Pale grew thy cheek and cold,
colder they kiss,
Truly that hour foretold
Sorrow to this.
The dew of the morning
Sunk chill on my brow-
It felt like the warning
Of what I feel now.
Thy vows are all broken,
And light is thy fame;
I hear thy name spoken,
And share in its shame.
They name thee before me,
A knell to mine ear;
A shudder comes o'er me-
Why wert thou so dear?
They know not I knew thee,
Who knew thee too well -
Long, long shall I rue thee,
Too deeply to tell.
In secret we met -
In silence I grieve
That thy heart could forget,
Thy spirit deceive.
If I should meet thee
After long years,
How should I greet thee?
With silence and tears.
Rene Magritte Die Liebenden um 1928 |
Als wir uns trennten
Als wir uns trennten
In Schweigen und Leid,
Brechenden Herzens,
Für lange Zeit,
Brechenden Herzens,
Für lange Zeit,
Bleich war die Wang' und kalt,
Kälter der Kuß, -
Wahrlich, mein Ahnen galt
Bitterem Schluß.
Der Tau fiel schaurig
Im Morgenrot;
Mein Herz war traurig
Von künft'ger Not.
Dein Schwur ist verweht nun,
Dein Nam' ist entehrt,
Ich hör' ihn geschmäht nun,
Bis Scham mich verzehrt.
Sie nennen den Namen,
Da schaudert' es mich, -
Mein Herz will erlahmen, -
So liebte ich dich!
Sie flüstern und scherzen,
Sie kennen ja nicht
Den Gram hier im Herzen,
Den Schmerz, der nicht spricht.
Geheim, wie die Lust war,
Geheim ist der Schmerz,
Daß falsch deine Brust war,
Und treulos dein Herz.
Und säh ich dich wieder
Nach langer Zeit, -
Wie sollt' ich dich grüßen?
In Schweigen und Leid.
1808 übersetzt von Otto Gildemeister 1823-1902
Als sich mit Schmerzen
Als sich mit Schmerzen,
In Tränen und stumm,
Trennten die Herzen,
Wer sagt, warum? -
In Tränen und stumm,
Trennten die Herzen,
Wer sagt, warum? -
Kalt dein Gesicht und blass,
Kälter dein Kuss;
O damals ahnt ich, was
Nun kommen muss.
Es taute der Morgen
So schaurig kühl,
Mich warnte verborgen
Ein Vorgefühl.
Die Schwüre verwehten,
Die Ehre zerbrach,
Dein Ruf ist zertreten
Und mein deine Schmach.
Dein Name umklingt mich
Wie Totengeläut.
Ein Schauer durchdringt mich,
Als liebt ich noch heut.
Wie gut ich dich kannte,
Wem ist es bewusst?
Wer weiß, wie mir brannte
Von Reue die Brust?
Verstohlen besessen,
Verstohlen beweint,
Dass du mich vergessen,
Verraten den Freund!
Nach langem Büßen,
Wenn Jahre herum,
Wie soll ich dich grüßen? -
In Tränen und stumm.
aus dem Englischen von Paul Heyse
George Gordon Noel Byron (1788-1824)
- Einerseits
AntwortenLöschenWenn es weh tut, tut es weh!
- Andererseits
Gute Wörter können trösten, wenn sie verstehen.Else Lasker Schüler, aus "Ein Lied":"...Als an deinem steinernen Herzen meine Flügel brachen, fielen die Amseln wie Trauerrosen hoch vom blauen Gebüsch..."
- Nochandererseits
Der alte Benno Besson sagte auf einer Probe in seinem unwiderstehlichen Akzent "Es ist ein Gefühl von Wonne und Schmäärz"
Na ja..., aber ein Lächeln...
Magrittes Bild:
AntwortenLöschenVoll Sehnsucht und so hoffnungslos.
Verstecken voreinander. Warum können sie die Hüllen nicht abnehmen. Vielleicht wollen sie es nicht. Lieber verhüllt als preisgegeben. Verflixte Hintertüren?
So traurig und doch schön. Ein Stich ins Herz. Die Übersetzung von Paul Heyse gefällt mir am besten: "Dein Name umklingt mich.."
AntwortenLöschenAber der Paul betreibt Gefühlsunterstellung, der malt mit Worten und zwar eigenständig. ;)
AntwortenLöschenOriginal: "A shudder comes o'er me-
Why wert thou so dear?"
In der ersten Übersetzung wird daraus: "Schauder überläuft mich-
Warum liebt ich Dich so?" Das ist sehr authentisch. Hab' überlegt, ob man statt "überläuft mich"
"überkommt mich" sagen sollte, bin aber unentschlossen. "Überkommen" klingt nach Überwältigung, "überlaufen" nach stillstehen und aushalten, was wahrscheinlich sogar besser übersetzt ist.
Gildemeister baut Reime und deswegen Zeilen um, dadurch trennt sich der Schauder von der gewesenen Liebe: "Sie nennen den Namen,da schaudert' es mich, Mein Herz will erlahmen, so liebte ich dich!" Und er verfälscht schon ein wenig. Das "?" zum "!". Aus der schaudererregenden Frage "Wie konntest du mir so wert sein?" wird ein Schauder über die Feststellung wie sehr man diesen Menschen liebte. Nicht ganz statthaft.
Aber Heyse macht daraus "Ein Schauer durchdringt mich, als liebt ich noch heut." Und da coloriert er romantischst. Er reißt die Betrachtung eines Gefühls der Vergangenheit in die Gegenwart und läßt es andauern. Ich kann Romatiker gut leiden, aber eigentlich steht das im Original nicht mehr drin und Übersetzer dürfen nicht selbst malen. ;)
Ist aber sehr sehr spannend das Original und die drei Übersetzungen mal nacheinander zu lesen. Das ist ein ungewolltes Plädoyer dafür sich den Originaltext neben das Textbuch zu legen, wenn man die Originalsprache ein bißchen im Griff hat. Man ist der Originalgedankenwelt näher und ich finde es ziemlich erstaunlich wie weit da manchmal Formulierungen von Text und Übersetzungen in unterschiedliche Richtungen verweisen.