Gottes Vergessene Kinder - ein Film aus dem Jahr 1986 über eine für mich fremde Welt, die Welt der Gehörlosen, über eine mir unbekannte Art der Stille, über das, was Körper und Hände ausdrücken können. Über Musik. Über Liebe und Freiheit.
Der eigentliche Titel, den Randa Haines ihrem Film gab, war Children of a lesser God, was man mit Kinder eines geringeren Gottes übersetzen könnte. Eine Provokation, eine Verhöhnung zum Zwecke des Aufmerksam-Machens. Aber damit konnte sich der deutsche Filmverleih nicht anfreunden, er wollte sicherstellen, dass wir auf die "richtige" Weise gucken, vorbereitet sind, um in unserem Urteil nicht unwissend irren.
William Hurt - Kuss der Spinnenfrau, Body Heat, Der Große Frust (The Big Chill), Gorki Park, Die Reisen Des Mr. Leary (The Accidental Tourist), Broadcast News und und und - ein schöner Mann mit einem großflächigen, sehr amerikanischen Gesicht, über das seine Gedanken, Gefühle wie zarte Wellen liefen. Sechzehn unterschiedliche Dinge hintereinander, sich auseinander entwickelnd. Augen verändern den Winkel, der Mund verbiegt sich, der Körper verändert die Spannung. Ganz und gar außergewöhnlich. Er hat viel Theater gespielt und machte seinem Ruf als anstrengend alle Ehre. Anstrengend klingt abfällig, das schwer Erreichbare erreichen wollen, verlangt aber manchmal eben diese Anstrengung. Kompatibel ist nicht wirklich ein Kompliment, aber es ist wirtschaftlicher.
Hurt war hübsch genug, um jedermans Liebling zu sein und einsam genug, um dies nicht ertragen zu können. Er hat sich fast zu Tode gesoffen, schlechte Filme gemacht und kämpft sich jetzt langsam wieder in die Rollen vor, die ihm zustehen.
Es gibt sie wirklich, die gigantischen Talente, die zu empfindsam, zu aufmerksam, zu verletzbar, zu unsicher sind, um das schwere Gewicht ihrer Gabe unter dem Druck der industriellen Verwertung auf die Dauer auszuhalten. Brando und Elvis haben sich totgefressen, Ledger, Phoenix, Belushi sich totgedröhnt, die weiblichen Mitglieder dieser Gruppe flüchten in chirurgische Experimente oder eben auch in den Alkohol oder die Chemie. Andere wachsen stabiler auf. Ihr Glück. Welchen Preis bezahlen sie?
Montag, 28. Januar 2019
Sonntag, 27. Januar 2019
The Favourite - ein tolles Stück Schauspielkunst
The Favourite
Favourite heißt Günstling, Liebling, Lieblingsstück, wobei in diesem Fall alle Wörter weiblich gemeint wären.
The Favourite - Intrigen und Irrsinn
Da Favourite als Titel so einfach ist und ich so den Film vielleicht nicht verstehen würde, wurde, wie meist bei deutschen Titelübersetzungen, ein neongrelles Wegweiserchen, hier ein peinlich-pädagogisch-putziges Wortspiel, hintendran gehängt. Boa eh!
Aber der Film ist toll!
The Favourite
Giorgos Lanthimos hat Regie geführt und zwar im schönsten Sinne des Wortes, er bringt verschiedene Künstler zusammen, bündelt ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten, verdichtet sie, erhöht durch kluge Auswahl den Druck und es entsteht: ein Diamant.
Olivia Colman, Rachel Weisz, Emma Stone bilden eine entsetzliche Triade, entsetzlich komisch und ebenso traurig. Die spielen sich wirklich in hoher Dezenz den Arsch ab und die Seele aus dem Leib. Großartig. Colman als alternde, gichtgeplagte Queen Anne, Mutter von 17 toten Kindern, die sie nun als kleine weiße Kaninchen verhätschelt. Weisz ist ihre Kindheitsfreundin und Geliebte, politische Planerin und Jongleurin brennender Schwerter in einer von Männern dominierten Welt. Sie sagt den zentralen Satz des Films: "Liebe ist Wahrheit." Stone gerät in diese eigenartige, aber funktionierende Partnerschaft, als verarmte Verwandte mit gutem Herzen oder giftigem Ehrgeiz, oder beidem? Die drei spielen sich die Bälle zu, dass es nur so blitzt.
England führt wieder einmal Krieg mit Frankreich, Tories & Whigs kämpfen verbissen für ihre Interessengruppen. Krieg kostet Geld, Steuern sollen ihn finanzieren. Das Volk kommt nur als realpolitisches Erpressungsmittel und als Dienerschaft vor. Die Herrschenden bleiben unter sich.
Liebe und Politik, Kalkül und Sehnsucht, Verwöhntheit und Verletztheit, eins kippt ins andere und dann in wieder etwas anderes und man versteht und kichert und bedauert und erschrickt und wechselt die Fronten, nimmt mal für die eine, dann für ihre Gegnerin Partei und am Ende starrt man auf drei einsame kaputtgespielte Wesen, die wissen, das nichts Schönes mehr kommen wird.
Robbie Ryan, von I, Daniel Blake hat die Kamera geführt, manchmal ganz gradlinig, manchmal mit verzerrenden Linsen, die Schönheit der Interieurs einsaugend, auf Gesichtern lange verharrend. Die Kostüme sind von historischer Form, aber Farben, Material, Details schneiden dagegen, ebenso bei der Musik.
Fein, sehr fein.
Favourite heißt Günstling, Liebling, Lieblingsstück, wobei in diesem Fall alle Wörter weiblich gemeint wären.
The Favourite - Intrigen und Irrsinn
Da Favourite als Titel so einfach ist und ich so den Film vielleicht nicht verstehen würde, wurde, wie meist bei deutschen Titelübersetzungen, ein neongrelles Wegweiserchen, hier ein peinlich-pädagogisch-putziges Wortspiel, hintendran gehängt. Boa eh!
Aber der Film ist toll!
The Favourite
Giorgos Lanthimos hat Regie geführt und zwar im schönsten Sinne des Wortes, er bringt verschiedene Künstler zusammen, bündelt ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten, verdichtet sie, erhöht durch kluge Auswahl den Druck und es entsteht: ein Diamant.
Olivia Colman, Rachel Weisz, Emma Stone bilden eine entsetzliche Triade, entsetzlich komisch und ebenso traurig. Die spielen sich wirklich in hoher Dezenz den Arsch ab und die Seele aus dem Leib. Großartig. Colman als alternde, gichtgeplagte Queen Anne, Mutter von 17 toten Kindern, die sie nun als kleine weiße Kaninchen verhätschelt. Weisz ist ihre Kindheitsfreundin und Geliebte, politische Planerin und Jongleurin brennender Schwerter in einer von Männern dominierten Welt. Sie sagt den zentralen Satz des Films: "Liebe ist Wahrheit." Stone gerät in diese eigenartige, aber funktionierende Partnerschaft, als verarmte Verwandte mit gutem Herzen oder giftigem Ehrgeiz, oder beidem? Die drei spielen sich die Bälle zu, dass es nur so blitzt.
England führt wieder einmal Krieg mit Frankreich, Tories & Whigs kämpfen verbissen für ihre Interessengruppen. Krieg kostet Geld, Steuern sollen ihn finanzieren. Das Volk kommt nur als realpolitisches Erpressungsmittel und als Dienerschaft vor. Die Herrschenden bleiben unter sich.
Liebe und Politik, Kalkül und Sehnsucht, Verwöhntheit und Verletztheit, eins kippt ins andere und dann in wieder etwas anderes und man versteht und kichert und bedauert und erschrickt und wechselt die Fronten, nimmt mal für die eine, dann für ihre Gegnerin Partei und am Ende starrt man auf drei einsame kaputtgespielte Wesen, die wissen, das nichts Schönes mehr kommen wird.
Robbie Ryan, von I, Daniel Blake hat die Kamera geführt, manchmal ganz gradlinig, manchmal mit verzerrenden Linsen, die Schönheit der Interieurs einsaugend, auf Gesichtern lange verharrend. Die Kostüme sind von historischer Form, aber Farben, Material, Details schneiden dagegen, ebenso bei der Musik.
Fein, sehr fein.
© 2019 Twentieth Century Fox Film Corporation.
Freitag, 25. Januar 2019
Spielen macht Spaß
Ja!
Spielen macht Spaß.
Und wie. Noch immer, auch nach 25 Jahren auf der "anderen", der dunklen Seite.
Acht Wochen Proben von 12 bis circa 20.00 Uhr. Die Regisseurin ist hochmusikalisch, scheint das Stück als eine durchkomponierte Partitur im Kopf zu haben. Eine für mich neue, aber durchaus mögliche Arbeitsweise. Fragen, Einwände, Eigenwilligkeiten mag sie eher nicht.
12 Spieler, darunter drei Regisseure, liefern sich aus.
Wir alle wollen spielen.
Szenenübergreifende Zusammenhänge sind diesmal nicht meine Verantwortung. Bühne, Kostüme (außer mein eigenes), Licht, Ton, Requisiten gehen mich nichts an. Ich bin nur zuständig für Frau Dupperi, die siebzigjährige Nachbarin, die erst nach der Pause auftritt, flehentlich nach Familienanschluss sucht und dann völlig unerwartet Kraft zum Widerstand findet.
Meist gelingt mir diese Konzentration in den Proben gut. Die völlige Fixation auf die Geschichte meiner Figur hält mich wach und gebündelt.
Wie spielt man eine Einsamkeit, die sich jemand selbst nicht eingestehen kann?
Die Regisseurin gibt die Form, den Ton, die Melodie vor, diese Artifizialität zu unterfüttern ist mein Job, den ich gerne tue. Sie ist präzise und kurzangebunden, energiegeladen und ungeduldig. Ihr Text ist gut, sozial auf den Punkt, wenn auch schwankend zwischen der Entstehungszeit des Stücks in den 80ern und den Aktualisierungen zu unserer Zeit. Handys werden erwähnt, aber nicht genutzt und Mamas Familiengeschichte aus einem Land nach dem Zweiten Weltkrieg ist sehr stark, aber verschiebt die Zeitlinie.
Erwischt, hier spricht die Regisseurin.
Spielen in innerer Freiheit, alle Verabredungen einhaltend, das ist Glück!
Und dieses Glück ist nur selten zu haben, man muß es sich erkämpfen, erarbeiten.
Aber.
Immer dieses Aber. Warum feiern im deutschen Theater hierarchische Strukturen ihr Überleben, die wir an anderen Orten verächtlich niedermachen würden? Ich meine nicht, die notwendige Aufgabenverteilung zwischen Spieler und Hutaufhaber, die für mich in der Notwendigkeit des distanzierten Blickes begründet ist. Aber sozialer und psychologischer Druck sind subtil oder gleißend grell immer ein Mittel der Machtausübung oder des Mißbrauchs derselben. Ich habe also Einiges gelernt, was meinen eigentlichen Beruf betrifft. Will ich brave Spieler? Wieviel Widerspruch halte ich aus, wieviel ist sogar unbedingt nötig, um meine Arbeit voranzutreiben, besser zu machen? Ich will Kooperation, zu deutsch Zusammenarbeit, bei klarer Aufgabenverteilung, Respekt und Strenge, Höflichkeit ist angebracht, auch wenn es eine geradezu vom Aussterben bedrohte Umgangsform scheint. Der Regisseur sollte sich genauso ausliefern wie die Spieler. Wir sollten das Risiko gemeinsam tragen, oder?
Das schönste Kompliment hat mir zur Premiere ein Kollege gemacht, den ich sehr verehre. "Du bist gut, weil Du nicht weißt, was Du tust." Ich: "Hä?" Er: "Du spielst einfach. Wenn einer Schauspieler ist, nehme ich an, dass er einen Handstand kann, er muß ihn nicht zeigen, muß auch nicht andeuten, dass er ihn jederzeit könnte, er muß nur spielen."
Der unsichtbare Handstand, das ist Spiel im Glück.
Spielen macht Spaß.
Und wie. Noch immer, auch nach 25 Jahren auf der "anderen", der dunklen Seite.
Acht Wochen Proben von 12 bis circa 20.00 Uhr. Die Regisseurin ist hochmusikalisch, scheint das Stück als eine durchkomponierte Partitur im Kopf zu haben. Eine für mich neue, aber durchaus mögliche Arbeitsweise. Fragen, Einwände, Eigenwilligkeiten mag sie eher nicht.
12 Spieler, darunter drei Regisseure, liefern sich aus.
Wir alle wollen spielen.
Szenenübergreifende Zusammenhänge sind diesmal nicht meine Verantwortung. Bühne, Kostüme (außer mein eigenes), Licht, Ton, Requisiten gehen mich nichts an. Ich bin nur zuständig für Frau Dupperi, die siebzigjährige Nachbarin, die erst nach der Pause auftritt, flehentlich nach Familienanschluss sucht und dann völlig unerwartet Kraft zum Widerstand findet.
Meist gelingt mir diese Konzentration in den Proben gut. Die völlige Fixation auf die Geschichte meiner Figur hält mich wach und gebündelt.
Wie spielt man eine Einsamkeit, die sich jemand selbst nicht eingestehen kann?
Die Regisseurin gibt die Form, den Ton, die Melodie vor, diese Artifizialität zu unterfüttern ist mein Job, den ich gerne tue. Sie ist präzise und kurzangebunden, energiegeladen und ungeduldig. Ihr Text ist gut, sozial auf den Punkt, wenn auch schwankend zwischen der Entstehungszeit des Stücks in den 80ern und den Aktualisierungen zu unserer Zeit. Handys werden erwähnt, aber nicht genutzt und Mamas Familiengeschichte aus einem Land nach dem Zweiten Weltkrieg ist sehr stark, aber verschiebt die Zeitlinie.
Erwischt, hier spricht die Regisseurin.
Spielen in innerer Freiheit, alle Verabredungen einhaltend, das ist Glück!
Und dieses Glück ist nur selten zu haben, man muß es sich erkämpfen, erarbeiten.
Aber.
Immer dieses Aber. Warum feiern im deutschen Theater hierarchische Strukturen ihr Überleben, die wir an anderen Orten verächtlich niedermachen würden? Ich meine nicht, die notwendige Aufgabenverteilung zwischen Spieler und Hutaufhaber, die für mich in der Notwendigkeit des distanzierten Blickes begründet ist. Aber sozialer und psychologischer Druck sind subtil oder gleißend grell immer ein Mittel der Machtausübung oder des Mißbrauchs derselben. Ich habe also Einiges gelernt, was meinen eigentlichen Beruf betrifft. Will ich brave Spieler? Wieviel Widerspruch halte ich aus, wieviel ist sogar unbedingt nötig, um meine Arbeit voranzutreiben, besser zu machen? Ich will Kooperation, zu deutsch Zusammenarbeit, bei klarer Aufgabenverteilung, Respekt und Strenge, Höflichkeit ist angebracht, auch wenn es eine geradezu vom Aussterben bedrohte Umgangsform scheint. Der Regisseur sollte sich genauso ausliefern wie die Spieler. Wir sollten das Risiko gemeinsam tragen, oder?
Foto: Franziska Strauss |
Der unsichtbare Handstand, das ist Spiel im Glück.
Sonntag, 13. Januar 2019
Macbeth am Berliner Ensemble
Ja. - Morgen und morgen und morgen. Das kriecht
Mit diesem kleinen Schritt von Tag zu Tag
Zur letzten Silbe. Der Rest ist aus der Zeit.
All unsere Gesten , von Blinden am Seil geführt
In staubiges Nichts. Weißt du was anderes, Seyton.
Aus, kurze Flamme. Leben ein Schatten der umgeht
Ein armer Spieler, der sich spreizt und sperrt
Auf seiner Bühne eine Stunde lang
Und nicht gehört wird nachdem. Ein Märchen, erzählt
Von einem Irren, voll mit Lärm und Wut
Bedeutend nichts.
Wenn Shakespeare und Müller aufeinandertreffen, entsteht wundervolle
Sprachkunst, in deutscher Sprache.
Und nun dieser Abend inszeniert von Michael Thalheimer in strenger Konsequenz.
Der Bühnenraum ausschließlich über Licht definiert, großartige Lichtkompositionen, sparsam, genau und schlau die Farbfilter nutzend.
Etwas weniger "schottischer" Nebel hätte auch genügt. Die Kostüme klar und irgendwie wie immer. Schwarze Anzüge, edle Damenkleider, Nacktkörperanzüge.
Sehr viel Blut.
Die Spieler sprechen, schreien, pressen, brüllen präzise und verständlich.
Nur sechs Spieler übrigens, Nathan, Becker, Nest, Wehlisch, Hülsmann, Kohrt.
Einige ganz tolle Bilder.
Der tote Banquo, der auf dem Rücken des schwadronierenden Macbeth imaginäre
Herrschaftsgesten in die Runde wirft, die kleine "Weg!"-Geste von Macbeth, wie
er entdeckt, was fünf leicht bewegte Finger bewirken können, wenn man König ist.
Aber. Aber was genau ist diese Macht, die hier durchexperimentiert wird. Sie bleibt
im Vagen, MACHT AN SICH. Aber. Über wen? Zu welchem Zweck? Macht es Spaß
sie zu haben? Hier nicht. Was kann ich mit Macht tun, was ich sonst nicht tun könnte?
Wann genau kommt mir mein Gewissen abhanden? Oder ist auch das Gewissen nur
ein zivilisatorisches Konstrukt? Macht ist konkret. Machtmißbrauch auch.
Flüchten wir uns in solch apokalyptischen Visionen, weil wir zu träge, zu ängstlich, zu
selbstbezogen sind konkret zu denken? Niemand hat eine Lösung, aber wenn wir nur noch ganz allgemeine Fragen stellen, nein, nicht Fragen, mulmige Unterstellungen, dann wird
der Weltuntergang ein bisschen wie ein Disneyland für Zyniker. Unsere Todesangst wird als "Ausrede" für all das Schlechte in der Welt stilisiert.
Die Welt ist schlecht, der Mensch ist es auch, es ist ein ewiger Kreislauf. Ist das so?
Aber auch Herr Thalheimer ißt nach der Vorstellung ein Nachtmahl, küsst seine Frau, Freundin, oder küsst niemanden und guckt Fernsehen, liest ein Buch, er mag Regen oder Sonnenschein, das Laub im Herbst oder Sand unter den Füßen.
Und weil ich diesen Widerspruch fühle, lassen mich Abende wie dieser, merkwürdig kühl.
Ich liebe das Leben, will noch lang nicht sterben und erfahre immer wieder, dass der
Mensch halt nicht nur mies und böse ist. Nennt mich einen zynischen Optimisten.
Mit diesem kleinen Schritt von Tag zu Tag
Zur letzten Silbe. Der Rest ist aus der Zeit.
All unsere Gesten , von Blinden am Seil geführt
In staubiges Nichts. Weißt du was anderes, Seyton.
Aus, kurze Flamme. Leben ein Schatten der umgeht
Ein armer Spieler, der sich spreizt und sperrt
Auf seiner Bühne eine Stunde lang
Und nicht gehört wird nachdem. Ein Märchen, erzählt
Von einem Irren, voll mit Lärm und Wut
Bedeutend nichts.
Wenn Shakespeare und Müller aufeinandertreffen, entsteht wundervolle
Sprachkunst, in deutscher Sprache.
Und nun dieser Abend inszeniert von Michael Thalheimer in strenger Konsequenz.
Der Bühnenraum ausschließlich über Licht definiert, großartige Lichtkompositionen, sparsam, genau und schlau die Farbfilter nutzend.
Etwas weniger "schottischer" Nebel hätte auch genügt. Die Kostüme klar und irgendwie wie immer. Schwarze Anzüge, edle Damenkleider, Nacktkörperanzüge.
Sehr viel Blut.
Die Spieler sprechen, schreien, pressen, brüllen präzise und verständlich.
Nur sechs Spieler übrigens, Nathan, Becker, Nest, Wehlisch, Hülsmann, Kohrt.
Einige ganz tolle Bilder.
Der tote Banquo, der auf dem Rücken des schwadronierenden Macbeth imaginäre
Herrschaftsgesten in die Runde wirft, die kleine "Weg!"-Geste von Macbeth, wie
er entdeckt, was fünf leicht bewegte Finger bewirken können, wenn man König ist.
Aber. Aber was genau ist diese Macht, die hier durchexperimentiert wird. Sie bleibt
im Vagen, MACHT AN SICH. Aber. Über wen? Zu welchem Zweck? Macht es Spaß
sie zu haben? Hier nicht. Was kann ich mit Macht tun, was ich sonst nicht tun könnte?
Wann genau kommt mir mein Gewissen abhanden? Oder ist auch das Gewissen nur
ein zivilisatorisches Konstrukt? Macht ist konkret. Machtmißbrauch auch.
Flüchten wir uns in solch apokalyptischen Visionen, weil wir zu träge, zu ängstlich, zu
selbstbezogen sind konkret zu denken? Niemand hat eine Lösung, aber wenn wir nur noch ganz allgemeine Fragen stellen, nein, nicht Fragen, mulmige Unterstellungen, dann wird
der Weltuntergang ein bisschen wie ein Disneyland für Zyniker. Unsere Todesangst wird als "Ausrede" für all das Schlechte in der Welt stilisiert.
Die Welt ist schlecht, der Mensch ist es auch, es ist ein ewiger Kreislauf. Ist das so?
Aber auch Herr Thalheimer ißt nach der Vorstellung ein Nachtmahl, küsst seine Frau, Freundin, oder küsst niemanden und guckt Fernsehen, liest ein Buch, er mag Regen oder Sonnenschein, das Laub im Herbst oder Sand unter den Füßen.
Und weil ich diesen Widerspruch fühle, lassen mich Abende wie dieser, merkwürdig kühl.
Ich liebe das Leben, will noch lang nicht sterben und erfahre immer wieder, dass der
Mensch halt nicht nur mies und böse ist. Nennt mich einen zynischen Optimisten.
Foto: Matthias Horn
Montag, 31. Dezember 2018
Auld Lang Syne - Längst Vergangene Zeit
Meine Mama ist nun schon ziemlich lang tot, aber als sie noch lebte, hat sie zu Silvester um Mitternacht immer eine Trompeten-Version eines alten schottischen Liedes gespielt. Eines über "alte Zeiten", und dass wir ein Glas voll Freundlichkeit trinken sollten, for the sake of auld lang syne, um der alten Zeiten willen, weil es einst gut war und weil wir vergessen könnten und unser Vergessen die guten Leute zum zweiten Mal töten würde. Mein Liebling Annette ist mit 42 Jahren gestorben, völlig widersinnig mitten im vollen Leben an bösem Krebs, ich möchte auf sie ein Glas Freundlichkeit trinken und auf meine Mama und auf meinen Vater und auf meine Oma Helli und auf die vielen guten Leute, die früher starben, als es mir nötig erschien. Der Tod ist demokratisch, aber er ist auch kalt und grausam. Da ich nicht den Trost gläubiger Menschen habe, ist das wirklich ein existentielles Problem für mich. Wir sind auf dieser Welt für eine beschränkte Zeit und eine undurchsichtige Lebenslotterie entscheidet wie eng diese Beschränkung seien wird. Pinochet stirbt mit über 90 Jahren im Kreis seiner Familie, meine wunderbare Tante Gerda starb mit 60 Jahren, bevor sie, als DDR-Bürgerin, endlich den Rhein sehen konnte, wo ist da Gerechtigkeit? Das macht für mich überhaupt keinen Sinn. Sterben ist endgültig und ohne jede begreifbare Auswahlkriterien. Ich will nicht sterben und werde es doch. Weniger rauchen, trinken könnte helfen, muß es aber nicht.
The very old grandmother of my cousin twice removed said: “If things go too smoothly in life, you get dull!”
https://www.focus.de/kultur/musik/silvesterhit-auld-lang-syne-denn-sie-wissen-nicht-was-sie-singen_aid_698134.html
Lasst uns ein Glas Freundlichkeit miteinander trinken.
Sollen alte Freunde vergessen werden und nicht mehr in unseren Gedanken sein? Sollen alte Freunde vergessen werden und die lang vergangenen Zeiten? Auf die lang vergangenen Zeiten, mein Lieb, auf die die lang vergangenen Zeiten, wir werden ein Glas Freundlichkeit trinken, auf die lang vergangenen Zeiten. Und gewiss wirst Du dir ein Glas bestellen und sicher wirst du meins bezahlen. und gewiss werden wir ein Glas Freundlichkeit trinken, auf die alten Zeiten.
Auld Lang Syne
Robert Burns 1788
Should old acquaintance be forgot,
And never brought to mind?
Should old acquaintance be forgot,
And old lang syne?
CHORUS:
For auld lang syne, my dear,
For auld lang syne,
We’ll take a cup of kindness yet,
For auld lang syne.
And surely you’ll buy your pint cup!
And surely I’ll buy mine!
And we’ll take a cup o’ kindness yet,
For auld lang syne.
We two have run about the slopes,
And picked the daisies fine;
But we’ve wandered many a weary foot,
Since auld lang syne.
CHORUS
We two have paddled in the stream,
From morning sun till dine;
But seas between us broad have roared
Since auld lang syne.
CHORUS
And there’s a hand my trusty friend!
And give me a hand o’ thine!
And we’ll take a right good-will draught,
For auld lang syne.
CHORUS
ODER ABER
Kleines Lied
Es war einmal ein Mann
Der fing das Trinken an
Mit achtzehn Jahren und -
Daran ging er zugrund.
Er starb mit achtzig Jahr
Woran, ist sonnenklar.
Es war einmal ein Kind
Das starb viel zu geschwind
Mit einem Jahr und -
Daran ging es zugrund.
Nie trank es: das ist klar
Und starb mit einem Jahr.
Daraus erkennt ihr wohl
Wie harmlos Alkohol...
Bertolt Brecht
The very old grandmother of my cousin twice removed said: “If things go too smoothly in life, you get dull!”
https://www.focus.de/kultur/musik/silvesterhit-auld-lang-syne-denn-sie-wissen-nicht-was-sie-singen_aid_698134.html
Lasst uns ein Glas Freundlichkeit miteinander trinken.
Sollen alte Freunde vergessen werden und nicht mehr in unseren Gedanken sein? Sollen alte Freunde vergessen werden und die lang vergangenen Zeiten? Auf die lang vergangenen Zeiten, mein Lieb, auf die die lang vergangenen Zeiten, wir werden ein Glas Freundlichkeit trinken, auf die lang vergangenen Zeiten. Und gewiss wirst Du dir ein Glas bestellen und sicher wirst du meins bezahlen. und gewiss werden wir ein Glas Freundlichkeit trinken, auf die alten Zeiten.
Auld Lang Syne
Robert Burns 1788
Should old acquaintance be forgot,
And never brought to mind?
Should old acquaintance be forgot,
And old lang syne?
CHORUS:
For auld lang syne, my dear,
For auld lang syne,
We’ll take a cup of kindness yet,
For auld lang syne.
And surely you’ll buy your pint cup!
And surely I’ll buy mine!
And we’ll take a cup o’ kindness yet,
For auld lang syne.
We two have run about the slopes,
And picked the daisies fine;
But we’ve wandered many a weary foot,
Since auld lang syne.
CHORUS
We two have paddled in the stream,
From morning sun till dine;
But seas between us broad have roared
Since auld lang syne.
CHORUS
And there’s a hand my trusty friend!
And give me a hand o’ thine!
And we’ll take a right good-will draught,
For auld lang syne.
CHORUS
ODER ABER
Kleines Lied
Es war einmal ein Mann
Der fing das Trinken an
Mit achtzehn Jahren und -
Daran ging er zugrund.
Er starb mit achtzig Jahr
Woran, ist sonnenklar.
Es war einmal ein Kind
Das starb viel zu geschwind
Mit einem Jahr und -
Daran ging es zugrund.
Nie trank es: das ist klar
Und starb mit einem Jahr.
Daraus erkennt ihr wohl
Wie harmlos Alkohol...
Bertolt Brecht
Sonntag, 30. Dezember 2018
Feuerwerk und Böllerrei - Kunst und tja was?
Ein Feuerwerk ist eine pyrotechnische Darstellung, zumeist am Nachthimmel, bei der Feuerwerkskörper planmäßig gezündet werden.
(So sagt Wiki.)
Im Jahr 2018 gaben deutsche Menschen zu Silvester 137 000 000, in Worten Einhundertmillionenundsiebenunddreissig Millionen Euro für Raketen, Frösche, Heuler, Schwärmer, Kracher, etc. aus. Weniger wird es wohl dieses Jahr auch nicht werden.
Ich liebe ein von wissenden Händen genau orchestriertes nächtliches Feuerwerk. Der Himmel, schon sonnen- oder monderleuchtet, ein sich ständig veränderndes, hinreißendes Mysterium wird wenn er von roten, grünen, goldenen, weißen Lichtexplosionen erleuchtet wird, nur noch faszinierender. Un das Knallen ist dann nur der Beginn von etwas Unerwartetem, Schönen, Atemberaubenden.
Aber ich erinnere mich auch an meinen Nachtdienst zu Silvester im Krankenhaus Friedrichshain etwa 1979, meine Station, Nr.16, Chirurgie, lag direkt über der Notaufnahme, in kurzen Abständen fuhren Krankenwagen vor mit Leuten, die Feuerwerkskörper etwas zu lang in der Hand behielten oder denen ein Witzbold ein solches Ding ins Gesicht hatte. Kein schöner Anblick.
https://www.pyroweb.de/informationen/geschichte/
Lautes Knallen erschreckt mich. Ich zucke zusammen, im Kino, auf der Bühne und erst recht im richtigen Leben. Dem Himmel sei Dank, dass ich nie Krieg erleben mußte.
Wenn ich, was ich intensivst vermeide, Sylvester auf die Strasse muß, verhalte ich mich, wie jemand der Strassenkämpfe erwartet, ich laufe gebückt, mit höchster Aufmerksamkeit, in ständiger Erwartung eines Angriffs. Dämlich, ängstlich, ja, aber so ist es nun mal.
Und außerdem verstehe ich nicht, warum ich mit einer Spendenkampagne für "Ärzte ohne Grenzen" nicht einmal 1000 Euro zusammenkriege, und das sind wirklich hochanständige Leute, aber Lidl, REWE, Aldi und all diese Ketten Zig-Millionen einsacken, damit nur wild rumgeknallt wird, ohne Schönheit, nur mit Krach und Eile. Da bricht sich irgendwie eine Aggression Bahn, die mir Angst macht.
Sicher werde ich nicht alle Knaller-Liebhaber über einen Kamm scheren, ein Freund, liebender Vater von drei Töchtern, böllert am 31.12. um 24 Uhr mit seinen drei Elfen, ausgestattet mit Ohrschonern, voller Begeisterung. Ich gehe nicht mit, aber ich nehme es auch nicht übel.
Was ist die Moral von der Geschicht? Spendet für "Ärzte ohne Grenzen". Bitte. Bitte. Bitte.
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden-sammeln?cfd=d49t6&fbclid=IwAR0E2zcfvzcFfi4yClJxcSbZtJODsJXxeSzq_K68I1gCojZPHVFp56cTcK0
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spende-wirkt?pc=A_A-Brand_aerzte-ohne-grenzen&pk=%C3%A4rzte%20ohne%20grenzen&gclid=CjwKCAiA9qHhBRB2EiwA7poaeDfMxNWjfLuSXeUn7YQEvmlwjCvzXAW3RIlvttQJDPfWsIE0AJmBmhoCDfAQAvD_BwE
(So sagt Wiki.)
Im Jahr 2018 gaben deutsche Menschen zu Silvester 137 000 000, in Worten Einhundertmillionenundsiebenunddreissig Millionen Euro für Raketen, Frösche, Heuler, Schwärmer, Kracher, etc. aus. Weniger wird es wohl dieses Jahr auch nicht werden.
Ich liebe ein von wissenden Händen genau orchestriertes nächtliches Feuerwerk. Der Himmel, schon sonnen- oder monderleuchtet, ein sich ständig veränderndes, hinreißendes Mysterium wird wenn er von roten, grünen, goldenen, weißen Lichtexplosionen erleuchtet wird, nur noch faszinierender. Un das Knallen ist dann nur der Beginn von etwas Unerwartetem, Schönen, Atemberaubenden.
Aber ich erinnere mich auch an meinen Nachtdienst zu Silvester im Krankenhaus Friedrichshain etwa 1979, meine Station, Nr.16, Chirurgie, lag direkt über der Notaufnahme, in kurzen Abständen fuhren Krankenwagen vor mit Leuten, die Feuerwerkskörper etwas zu lang in der Hand behielten oder denen ein Witzbold ein solches Ding ins Gesicht hatte. Kein schöner Anblick.
https://www.pyroweb.de/informationen/geschichte/
Lautes Knallen erschreckt mich. Ich zucke zusammen, im Kino, auf der Bühne und erst recht im richtigen Leben. Dem Himmel sei Dank, dass ich nie Krieg erleben mußte.
Wenn ich, was ich intensivst vermeide, Sylvester auf die Strasse muß, verhalte ich mich, wie jemand der Strassenkämpfe erwartet, ich laufe gebückt, mit höchster Aufmerksamkeit, in ständiger Erwartung eines Angriffs. Dämlich, ängstlich, ja, aber so ist es nun mal.
Und außerdem verstehe ich nicht, warum ich mit einer Spendenkampagne für "Ärzte ohne Grenzen" nicht einmal 1000 Euro zusammenkriege, und das sind wirklich hochanständige Leute, aber Lidl, REWE, Aldi und all diese Ketten Zig-Millionen einsacken, damit nur wild rumgeknallt wird, ohne Schönheit, nur mit Krach und Eile. Da bricht sich irgendwie eine Aggression Bahn, die mir Angst macht.
Sicher werde ich nicht alle Knaller-Liebhaber über einen Kamm scheren, ein Freund, liebender Vater von drei Töchtern, böllert am 31.12. um 24 Uhr mit seinen drei Elfen, ausgestattet mit Ohrschonern, voller Begeisterung. Ich gehe nicht mit, aber ich nehme es auch nicht übel.
Was ist die Moral von der Geschicht? Spendet für "Ärzte ohne Grenzen". Bitte. Bitte. Bitte.
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden-sammeln?cfd=d49t6&fbclid=IwAR0E2zcfvzcFfi4yClJxcSbZtJODsJXxeSzq_K68I1gCojZPHVFp56cTcK0
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spende-wirkt?pc=A_A-Brand_aerzte-ohne-grenzen&pk=%C3%A4rzte%20ohne%20grenzen&gclid=CjwKCAiA9qHhBRB2EiwA7poaeDfMxNWjfLuSXeUn7YQEvmlwjCvzXAW3RIlvttQJDPfWsIE0AJmBmhoCDfAQAvD_BwE
Mittwoch, 26. Dezember 2018
Salzige Karamel Eiscreme und Melassepudding - Phantastisch!
Salzige Karamel-Eiscreme mit Melassepudding klingt irgendwie nicht so genüsslich wie salty caramel ice-cream and sticky toffee pudding.
Drei Zutaten muss man vorab bestellen:
Black Treacle - schwarzen Syrup
Muscovado Zucker - fast schwarzen Zucker
Dulce de Leche - Carnation Caramel - dicke Caramel Creme
Der Rest ist einfach, das Ergebnis überraschend & köstlich. Selbst Leute, die keinen Nachtisch mögen, freuen sich. Für Diätinteressierte ist das hier nix.
Die Eiscreme:
Eine Dose Nestle Carnation Caramel (Nestle lehne ich sonst ab.)
300 ml Sahne oder, noch fetter und besser, Doppel-Sahne
1/4 Teeöffel Salz
Meersalz zum Dekorieren
Die Caramelcreme durchrühren, die Sahne dazugeben und das Salz, das Ganze schlagen bis die Masse dick und fest ist. Also bis sie steht.
In einem luftdichten Behältnis in den Gefrierschrank stellen, über Nacht wenn möglich. Und dann mit einigen Flocken Meersalz servieren.
Der Kuchen:
200 g kernlose Datteln, grob geschnitzelt
200 ml heißes Wasser
ein Teelöffel Natron
75 g Butter
zwei Teelöffel schwarzen Syrup (Treacle)
50 g Muscovado Zucker
zwei Eier
150 g Mehl
zwei Eßlöffel Backpulver
FÜR DIE SAUCE:
150 g Butter
300 g Muscovado Zucker
ein Esslöffel schwarzer Syrup (Treacle)
200 ml Sahne oder Doppel Sahne
ZUBEREITUNG DES KUCHENS:
Den Ofen auf 180 Grad Celsius vorheizen, die Kuchenform mit Butter einreiben, dann die geschnitzelten Datteln in kochendem Wasser mit dem Natron einweichen, im Mixer Butter und schwarzen Syrup (treacle) vermischen, Zucker dazugeben und weitermixen, in aller Ruhe zwei Eier dazu, schön achtgeben, dass keine Klümpchen verbleiben, Mehl und Backpulver dazu, bis eine dicke, weiche Masse entsteht. Die Datteln und einen Teil der Einweichflüssigkeit unterrühren.
In die Kuchenform gießen und für 30 bis 35 Minuten in den Backofen stellen.
ZUBERETUNG DER SAUCE:
Die Butter, den Syrup und den Zucker über kleiner Hitze verrühren und dann aufkochen.
ZULETZT:
Den fertig gebackenen Kuchen mit einer Nadel oder einem spitzen Messe überall einstechen und dann die Sauce darüber verteilen. 20 oder 30 Minuten ruhen lassen und dann mit dem Rest der Sauce und der salzigen Eiscreme servieren.
Stellt euch dazu hellgelbe Carameleiscreme mit einer leichten Salzigkeit vor. Das geht weg wie warme Semmeln.
Drei Zutaten muss man vorab bestellen:
Black Treacle - schwarzen Syrup
Muscovado Zucker - fast schwarzen Zucker
Dulce de Leche - Carnation Caramel - dicke Caramel Creme
Der Rest ist einfach, das Ergebnis überraschend & köstlich. Selbst Leute, die keinen Nachtisch mögen, freuen sich. Für Diätinteressierte ist das hier nix.
Die Eiscreme:
Eine Dose Nestle Carnation Caramel (Nestle lehne ich sonst ab.)
300 ml Sahne oder, noch fetter und besser, Doppel-Sahne
1/4 Teeöffel Salz
Meersalz zum Dekorieren
Die Caramelcreme durchrühren, die Sahne dazugeben und das Salz, das Ganze schlagen bis die Masse dick und fest ist. Also bis sie steht.
In einem luftdichten Behältnis in den Gefrierschrank stellen, über Nacht wenn möglich. Und dann mit einigen Flocken Meersalz servieren.
Der Kuchen:
200 g kernlose Datteln, grob geschnitzelt
200 ml heißes Wasser
ein Teelöffel Natron
75 g Butter
zwei Teelöffel schwarzen Syrup (Treacle)
50 g Muscovado Zucker
zwei Eier
150 g Mehl
zwei Eßlöffel Backpulver
FÜR DIE SAUCE:
150 g Butter
300 g Muscovado Zucker
ein Esslöffel schwarzer Syrup (Treacle)
200 ml Sahne oder Doppel Sahne
ZUBEREITUNG DES KUCHENS:
Den Ofen auf 180 Grad Celsius vorheizen, die Kuchenform mit Butter einreiben, dann die geschnitzelten Datteln in kochendem Wasser mit dem Natron einweichen, im Mixer Butter und schwarzen Syrup (treacle) vermischen, Zucker dazugeben und weitermixen, in aller Ruhe zwei Eier dazu, schön achtgeben, dass keine Klümpchen verbleiben, Mehl und Backpulver dazu, bis eine dicke, weiche Masse entsteht. Die Datteln und einen Teil der Einweichflüssigkeit unterrühren.
In die Kuchenform gießen und für 30 bis 35 Minuten in den Backofen stellen.
ZUBERETUNG DER SAUCE:
Die Butter, den Syrup und den Zucker über kleiner Hitze verrühren und dann aufkochen.
ZULETZT:
Den fertig gebackenen Kuchen mit einer Nadel oder einem spitzen Messe überall einstechen und dann die Sauce darüber verteilen. 20 oder 30 Minuten ruhen lassen und dann mit dem Rest der Sauce und der salzigen Eiscreme servieren.
Photo by Jonathan Lovekin |
Mittwoch, 19. Dezember 2018
Flohmärkte und Plasteschmuck
Meine Mama hat Antikmärkte geliebt. Ihre Mutter hatte die Familie viele Jahre durch billige Einkäufe auf Flohmärkten, in Second Hand Shops und beim Roten Kreuz über Wasser gehalten und sie hat also eine Art Tradition fortgeführt, wie ein Echo. Und mich hat sie mitgeschleppt, morgens vor sieben mit Taschenlampe und sehr warm angezogen.
London, nass, neblig, kühl, wie in den alten Edgar Wallace Filmen, außer uns nur ein paar frühaufstehende jüdisch-orthodoxe Silberhändler, die Stände sind vollgepackt mit jedem nur vorstellbaren Tineff, aber auch mit Kostbarkeiten und in Kisten unter den Tischen, die noch nicht sortierte Ware, der Ausschuss, das Übersehene.
Ein orangener Ring, Plaste, oder, wie der westdeutsch Sozialisierte, sagen würde Plastik, oval, mit feinziselierten Rosen geschmückt, kostete sowas wie 2£. Viel später habe ich herausgefunden, das er aus Bakelit war.
Unter dem Namen Bakelit wurde der erste vollsynthetische, industriell produzierte Kunststoff hergestellt und vermarktet, der 1905 von dem belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entwickelt und nach ihm benannt wurde. So beginnt Wiki den Artikel über Bakelit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bakelit
Vorher schon gab es ja Zelluloid, aber das hatte die schwierige Eigenschaft leicht entzündbar zu sein. Nun gab es den ersten industriellen Kunststoff, aus ihm wurden Kabelummantelungen, Radios, Küchengeräte, Griffe und eben auch Schmuck gemacht. Schmuck für Leute, die sich Gold und Silber nicht leisten konnten, doch schon in den Zwanzigern gab es Bakelitschmuck auch in Edelvarianten. Andere Plasik-Varianten wurden entwickelt und ab 1933 ging die gesamte Produktion in den Dienst des großen Krieges.
Die Älteren unter euch kennen sicher noch die wohlgestalten, dicklichen schwarzen Telephone mit Wählscheibe?
Ich habe in den 70ern angefangen Bakelit zu sammeln, kein Schwein hat sich damals dafür interessiert und es war entsprechend billig. Armreifen, Ringe, Ohrgehänge, Ketten in vielen Farben, die mehrfarbigen heißen "End-of-day", weil am Ende des Tages alle Reste zusammengeschmissen wurden. Die Franzosen arbeiteten viel mit Silber, andere schliffen Punkte ein - Polka-Dots, in durchsichtiges Material wurden Blumen versenkt, wie unter Glas, feinste Ätzungen und Schliffe wurden eingesetzt, Strasssteine eingelassen, Lagen verschiedenfarbigen Bakelits verbunden.
Irgendwann wurde Bakelit Sammelobjekt und Leute mit viel Geld kauften alles, was ihnen in die Hände fiel zu immer irrer steigenden Preisen. Da hab ich aufgehört, zu sammeln, der Spaß war vorbei.
Mal nur Ohrringe, mal klickernde Armreifen, durch meine Mama sind viele Broschen auf mich gekommen. Meine Schätze werden getragen. Und die, die ich nicht tragen kann, bringe ich unter die Leute, damit sichtbar bleibt, was für wunderschöne Dinge Menschen aus so einem profanen Werkstoff wie Plastik geschaffen haben..
London, nass, neblig, kühl, wie in den alten Edgar Wallace Filmen, außer uns nur ein paar frühaufstehende jüdisch-orthodoxe Silberhändler, die Stände sind vollgepackt mit jedem nur vorstellbaren Tineff, aber auch mit Kostbarkeiten und in Kisten unter den Tischen, die noch nicht sortierte Ware, der Ausschuss, das Übersehene.
Ein orangener Ring, Plaste, oder, wie der westdeutsch Sozialisierte, sagen würde Plastik, oval, mit feinziselierten Rosen geschmückt, kostete sowas wie 2£. Viel später habe ich herausgefunden, das er aus Bakelit war.
Unter dem Namen Bakelit wurde der erste vollsynthetische, industriell produzierte Kunststoff hergestellt und vermarktet, der 1905 von dem belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entwickelt und nach ihm benannt wurde. So beginnt Wiki den Artikel über Bakelit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bakelit
Vorher schon gab es ja Zelluloid, aber das hatte die schwierige Eigenschaft leicht entzündbar zu sein. Nun gab es den ersten industriellen Kunststoff, aus ihm wurden Kabelummantelungen, Radios, Küchengeräte, Griffe und eben auch Schmuck gemacht. Schmuck für Leute, die sich Gold und Silber nicht leisten konnten, doch schon in den Zwanzigern gab es Bakelitschmuck auch in Edelvarianten. Andere Plasik-Varianten wurden entwickelt und ab 1933 ging die gesamte Produktion in den Dienst des großen Krieges.
Die Älteren unter euch kennen sicher noch die wohlgestalten, dicklichen schwarzen Telephone mit Wählscheibe?
Ich habe in den 70ern angefangen Bakelit zu sammeln, kein Schwein hat sich damals dafür interessiert und es war entsprechend billig. Armreifen, Ringe, Ohrgehänge, Ketten in vielen Farben, die mehrfarbigen heißen "End-of-day", weil am Ende des Tages alle Reste zusammengeschmissen wurden. Die Franzosen arbeiteten viel mit Silber, andere schliffen Punkte ein - Polka-Dots, in durchsichtiges Material wurden Blumen versenkt, wie unter Glas, feinste Ätzungen und Schliffe wurden eingesetzt, Strasssteine eingelassen, Lagen verschiedenfarbigen Bakelits verbunden.
Irgendwann wurde Bakelit Sammelobjekt und Leute mit viel Geld kauften alles, was ihnen in die Hände fiel zu immer irrer steigenden Preisen. Da hab ich aufgehört, zu sammeln, der Spaß war vorbei.
Mal nur Ohrringe, mal klickernde Armreifen, durch meine Mama sind viele Broschen auf mich gekommen. Meine Schätze werden getragen. Und die, die ich nicht tragen kann, bringe ich unter die Leute, damit sichtbar bleibt, was für wunderschöne Dinge Menschen aus so einem profanen Werkstoff wie Plastik geschaffen haben..
Freitag, 7. Dezember 2018
Mein Name ist Johanna und ich bin Schauspielerin.
Mein Name ist Johanna und ich bin Schauspielerin.
Regelmäßig Theater gespielt habe ich bis 1995, danach nurmehr kleine Notübernahmen, Kinderprogramme und einmal als Ersatz für eine verhinderte Kollegin.
Jetzt probiere ich seit zwei Wochen in mehr als zwanzig Jahren zum ersten mal wieder ganz gewöhnlich als Schauspielerin.
Es ist toll. Es ist anstrengend. Es ist toll.
Ich bin ausschließlich nur für mich und meinen Part zuständig. Bühne, Kostüme, Licht - was geht's mich an? Der Bogen der Figur liegt in meiner Verantwortung, der Riss des Abends in denen der Regisseurin. Sie kennt die ganze Partitur, ich nur meine Noten.
Ich stelle mich zur Verfügung.
Bewege Muskeln, lange Zeit unbenutzt. Muskelkater, volksetymologische Eindeutschung von Katarrh, bezeichnet einen Schmerz, der nach körperlicher Anstrengung, besonders bei hohen Belastungen von Muskelpartien, auftritt, sagt Wiki.
Ich erinnere mich an die Freiheit in der Unfreiheit, bin zustimmender Entgegennehmer von Regie-Anweisungen und mein Körper, meine Stimme, mein Hirn realisieren sie, verändern sie.
Wie leicht das von unten, vom Regiestuhl aussieht, wie glasklar. "Warum begreift der Idiot, die Idiotin das nicht?"
Die Idiotin im Moment bin ich.
Es ist toll. Es ist anstrengend. Es ist toll.
Regelmäßig Theater gespielt habe ich bis 1995, danach nurmehr kleine Notübernahmen, Kinderprogramme und einmal als Ersatz für eine verhinderte Kollegin.
Jetzt probiere ich seit zwei Wochen in mehr als zwanzig Jahren zum ersten mal wieder ganz gewöhnlich als Schauspielerin.
Es ist toll. Es ist anstrengend. Es ist toll.
Ich bin ausschließlich nur für mich und meinen Part zuständig. Bühne, Kostüme, Licht - was geht's mich an? Der Bogen der Figur liegt in meiner Verantwortung, der Riss des Abends in denen der Regisseurin. Sie kennt die ganze Partitur, ich nur meine Noten.
Ich stelle mich zur Verfügung.
Bewege Muskeln, lange Zeit unbenutzt. Muskelkater, volksetymologische Eindeutschung von Katarrh, bezeichnet einen Schmerz, der nach körperlicher Anstrengung, besonders bei hohen Belastungen von Muskelpartien, auftritt, sagt Wiki.
Ich erinnere mich an die Freiheit in der Unfreiheit, bin zustimmender Entgegennehmer von Regie-Anweisungen und mein Körper, meine Stimme, mein Hirn realisieren sie, verändern sie.
Wie leicht das von unten, vom Regiestuhl aussieht, wie glasklar. "Warum begreift der Idiot, die Idiotin das nicht?"
Die Idiotin im Moment bin ich.
Es ist toll. Es ist anstrengend. Es ist toll.
Die Schauspielerin
Das Stichwort fällt, gleich trittst du auf,
es drängen Partner sich zuhauf,
und stets gebeten, nie bedankt
spielst du, was man von dir verlangt,
und wie den vielen es gefiel,
stehst du und alles auf dem Spiel,
und oft gespielt und immer neu
und jeder will, daß er es sei,
und jeder durch die Maske spricht,
der nicht erkennt das Urgesicht
der monotonen Vielgestalt
und Wechselblicks Naturgewalt;
blickst insgeheim dich um und um,
spielt mit das ganze Publikum
und jeder fragt, wer heut sie wär',
man flüstert, Eros sei Souffleur;
süß schwindet diese Stimme hin,
die sich verlor von Anbeginn,
es lebt sich, bis der Vorhang fallt –
Applaus, versunken ist die Welt.
Das Stichwort fällt, gleich trittst du auf,
es drängen Partner sich zuhauf,
und stets gebeten, nie bedankt
spielst du, was man von dir verlangt,
und wie den vielen es gefiel,
stehst du und alles auf dem Spiel,
und oft gespielt und immer neu
und jeder will, daß er es sei,
und jeder durch die Maske spricht,
der nicht erkennt das Urgesicht
der monotonen Vielgestalt
und Wechselblicks Naturgewalt;
blickst insgeheim dich um und um,
spielt mit das ganze Publikum
und jeder fragt, wer heut sie wär',
man flüstert, Eros sei Souffleur;
süß schwindet diese Stimme hin,
die sich verlor von Anbeginn,
es lebt sich, bis der Vorhang fallt –
Applaus, versunken ist die Welt.
Karl Kraus
Dienstag, 4. Dezember 2018
Organtransplantation - Ich liebe meinen Körper
Ich bin radikaler Organspender.
Von mir aus können sie jeden letzten Zipfel meines Körpers weiterverwenden, wenn ich das "Zeitliche" gesegnet habe. Mein Organspendeausweis steckt seit Jahren in meinem Portemonnaie - einer der irrsinnigsten Rechtschreibeprüfungsworte unserer Sprache.
Das Zeitliche segnen.
Ich verschwinde aus der Zeit und segne sie. Der Redensarten-Index übersetzt so: Das Zeitliche, die Zeitlichkeit sind alte Begriffe für die vergängliche Welt. Von ihr nimmt der Sterbende Abschied, indem er Gottes Segen für sie herbeiwünscht. Der letzte Wunsch eines Sterbenden wird für besonders wirkungsvoll gehalten, und so ist der Segen das Letzte, was er für die Welt und seine Hinterbliebenen tun kann. Einige der dafür früher üblichen Segenssprüche sind erhalten. Einer davon, aus dem frühen 17. Jahrhundert, lautet wie folgt: "Nun sieht mich kein Mensch nimmermehr, Gott gesegn euch alle, wo ihr seyt! Gott gesegn mir alle Wollustbarkeit! Gott gesegn mein Herren und Gemahl! Gott gesegn euch, Berg und tiefe Tal!".
Mein Segen wäre, die Erlaubnis zur Wiederverwendung der Teile meines Körpers, die noch von Nutzen sein können.
Obwohl meine vielgeplagten Raucherlungen wird wohl keiner wollen, auch wenn sie wirklich außergewöhnlich tapfere und widerstandsfähige Organe sind, die Guten. Auch mein Herz ist schon etwas angegriffen. Aber meine Nieren zum Beispiel sind topfit!
Ich sterbe, heißt, mein Körper hört auf zu leben. Er ist tot, nicht mehr lebend, eine Ansammlung nichtaktiver, sich-nicht-mehr-teilender Zellen.
Vielleicht entflieht meine Seele, vielleicht bleibt Energie erhalten, vielleicht wird diese Energie zu Licht, vielleicht - ist einfach Schluß, Ende, Finito. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück. Was man auch positiv sehen könnte, ich wurde genährt und werde Nahrung sein.
Übrigens, sollte es, wider alle Vernunft, eine physische Widerauferstehung geben, dann sicher nicht in unseren abgenutzten, mangelhaft gewordenen, gestorbenen Körpern. "The Walking Dead" als großartige Endzeitvorstellung, das Paradies als gigantische Altkörper Show?
Wer partout nicht spenden will, soll "Nein" sagen und dann, vielleicht im persönlichen Notfall auch auf ein helfendes Organ verzichten? Aber das klingt zu sehr nach Rache.
Aber "Nein" sagen, darf gefordert werden. Verantwortlich entscheiden, was man will, warum sollte das so ungeheuerlich schwierig sein?
https://www.organspende-info.de/organspendeausweis/bestellen
Leute, bitte gönnt eure Nieren, Lebern, Herzen, etc. nach eurem Ableben, anderen, die noch eine Chance und die Lust zum Weiterleben haben.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-11/widerspruchsloesung-organspende-selbstbestimmung-ignoranz?utm_term=facebook_zonaudev_int&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost_zon.link.sf&utm_medium=sm&utm_campaign=ref&fbclid=IwAR2CAY7V8f7lqaFSQkhIdhMBrAQlctLdG0A6It8wDK0KFGVRkiFRhkn6I9A
Von mir aus können sie jeden letzten Zipfel meines Körpers weiterverwenden, wenn ich das "Zeitliche" gesegnet habe. Mein Organspendeausweis steckt seit Jahren in meinem Portemonnaie - einer der irrsinnigsten Rechtschreibeprüfungsworte unserer Sprache.
Das Zeitliche segnen.
Ich verschwinde aus der Zeit und segne sie. Der Redensarten-Index übersetzt so: Das Zeitliche, die Zeitlichkeit sind alte Begriffe für die vergängliche Welt. Von ihr nimmt der Sterbende Abschied, indem er Gottes Segen für sie herbeiwünscht. Der letzte Wunsch eines Sterbenden wird für besonders wirkungsvoll gehalten, und so ist der Segen das Letzte, was er für die Welt und seine Hinterbliebenen tun kann. Einige der dafür früher üblichen Segenssprüche sind erhalten. Einer davon, aus dem frühen 17. Jahrhundert, lautet wie folgt: "Nun sieht mich kein Mensch nimmermehr, Gott gesegn euch alle, wo ihr seyt! Gott gesegn mir alle Wollustbarkeit! Gott gesegn mein Herren und Gemahl! Gott gesegn euch, Berg und tiefe Tal!".
Mein Segen wäre, die Erlaubnis zur Wiederverwendung der Teile meines Körpers, die noch von Nutzen sein können.
Obwohl meine vielgeplagten Raucherlungen wird wohl keiner wollen, auch wenn sie wirklich außergewöhnlich tapfere und widerstandsfähige Organe sind, die Guten. Auch mein Herz ist schon etwas angegriffen. Aber meine Nieren zum Beispiel sind topfit!
Ich sterbe, heißt, mein Körper hört auf zu leben. Er ist tot, nicht mehr lebend, eine Ansammlung nichtaktiver, sich-nicht-mehr-teilender Zellen.
Vielleicht entflieht meine Seele, vielleicht bleibt Energie erhalten, vielleicht wird diese Energie zu Licht, vielleicht - ist einfach Schluß, Ende, Finito. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück. Was man auch positiv sehen könnte, ich wurde genährt und werde Nahrung sein.
Übrigens, sollte es, wider alle Vernunft, eine physische Widerauferstehung geben, dann sicher nicht in unseren abgenutzten, mangelhaft gewordenen, gestorbenen Körpern. "The Walking Dead" als großartige Endzeitvorstellung, das Paradies als gigantische Altkörper Show?
Wer partout nicht spenden will, soll "Nein" sagen und dann, vielleicht im persönlichen Notfall auch auf ein helfendes Organ verzichten? Aber das klingt zu sehr nach Rache.
Aber "Nein" sagen, darf gefordert werden. Verantwortlich entscheiden, was man will, warum sollte das so ungeheuerlich schwierig sein?
https://www.organspende-info.de/organspendeausweis/bestellen
Leute, bitte gönnt eure Nieren, Lebern, Herzen, etc. nach eurem Ableben, anderen, die noch eine Chance und die Lust zum Weiterleben haben.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-11/widerspruchsloesung-organspende-selbstbestimmung-ignoranz?utm_term=facebook_zonaudev_int&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost_zon.link.sf&utm_medium=sm&utm_campaign=ref&fbclid=IwAR2CAY7V8f7lqaFSQkhIdhMBrAQlctLdG0A6It8wDK0KFGVRkiFRhkn6I9A
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