Dienstag, 4. Dezember 2018

Organtransplantation - Ich liebe meinen Körper

Ich bin radikaler Organspender. 
Von mir aus können sie jeden letzten Zipfel meines Körpers weiterverwenden, wenn ich das "Zeitliche" gesegnet habe. Mein Organspendeausweis steckt seit Jahren in meinem Portemonnaie - einer der irrsinnigsten Rechtschreibeprüfungsworte unserer Sprache.

Das Zeitliche segnen. 
Ich verschwinde aus der Zeit und segne sie. Der Redensarten-Index übersetzt so: Das Zeitliche, die Zeitlichkeit sind alte Begriffe für die vergängliche Welt. Von ihr nimmt der Sterbende Abschied, indem er Gottes Segen für sie herbeiwünscht. Der letzte Wunsch eines Sterbenden wird für besonders wirkungsvoll gehalten, und so ist der Segen das Letzte, was er für die Welt und seine Hinterbliebenen tun kann. Einige der dafür früher üblichen Segenssprüche sind erhalten. Einer davon, aus dem frühen 17. Jahrhundert, lautet wie folgt: "Nun sieht mich kein Mensch nimmermehr, Gott gesegn euch alle, wo ihr seyt! Gott gesegn mir alle Wollustbarkeit! Gott gesegn mein Herren und Gemahl! Gott gesegn euch, Berg und tiefe Tal!".
Mein Segen wäre, die Erlaubnis zur Wiederverwendung der Teile meines Körpers, die noch von Nutzen sein können.


Obwohl meine vielgeplagten Raucherlungen wird wohl keiner wollen, auch wenn sie wirklich außergewöhnlich tapfere und widerstandsfähige Organe sind, die Guten. Auch mein Herz ist schon etwas angegriffen. Aber meine Nieren zum Beispiel sind topfit!


Ich sterbe, heißt, mein Körper hört auf zu leben. Er ist tot, nicht mehr lebend, eine Ansammlung nichtaktiver, sich-nicht-mehr-teilender Zellen.  
Vielleicht entflieht meine Seele, vielleicht bleibt Energie erhalten, vielleicht wird diese Energie zu Licht, vielleicht - ist einfach Schluß, Ende, Finito. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück. Was man auch positiv sehen könnte, ich wurde genährt und werde Nahrung sein.

Übrigens, sollte es, wider alle Vernunft, eine physische Widerauferstehung geben, dann sicher nicht in unseren abgenutzten, mangelhaft gewordenen, gestorbenen Körpern. "The Walking Dead" als großartige Endzeitvorstellung, das Paradies als gigantische Altkörper Show?

Wer partout nicht spenden will, soll "Nein" sagen und dann, vielleicht im persönlichen Notfall auch auf ein helfendes Organ verzichten? Aber das klingt zu sehr nach Rache.
Aber "Nein" sagen, darf gefordert werden. Verantwortlich entscheiden, was man will, warum sollte das so ungeheuerlich schwierig sein? 



https://www.organspende-info.de/organspendeausweis/bestellen

Leute, bitte gönnt eure Nieren, Lebern, Herzen, etc. nach eurem Ableben, anderen, die noch eine Chance und die Lust zum Weiterleben haben.


https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-11/widerspruchsloesung-organspende-selbstbestimmung-ignoranz?utm_term=facebook_zonaudev_int&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost_zon.link.sf&utm_medium=sm&utm_campaign=ref&fbclid=IwAR2CAY7V8f7lqaFSQkhIdhMBrAQlctLdG0A6It8wDK0KFGVRkiFRhkn6I9A 

4 Kommentare:

  1. Ich bin skeptisch. Als Mensch werde ich von Geburt an verwertet. Ständig wird von mir erwartet, daß ich für das, was die Gesellschaft für mich getan hat, dankbar und für die Gesellschaft nützlich sein soll.

    Interessant ist doch, wie es zu der Hirntod-Definition gekommen ist. Früher war der Mensch tot, wenn sein Herz nicht mehr schlug. Jetzt ist der Mensch tot, wenn keine Hirnaktivität mehr nachweisbar ist. Der Grund für die Änderung der Definition ist die Organtransplantation. So kommt man schneller an die gewünschten Organe. Man kürzt also einfach das Sterben ab, und der Mensch ist jetzt früher tot.

    Ich finde das pervers. Nichtmal mehr das Sterben soll mir gehören. Ich werde buchstäblich bis zum Schluß verwertet.

    Übrigens gibt es ein tiefes Koma, das mit der Hirntoddefinition nicht erfaßt ist. Die Geräte zeigen zwar keine Gehirnaktivität an, aber das Gehirn ist trotzdem noch aktiv, und es sind sogar Menschen schon aus diesem tiefen Koma wieder erwacht.

    Ich möchte, daß mein Sterben mir gehört.

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  2. Die genaue Festlegung des Zustandes "tot" ist sicher ein Problem über das ich zu wenig nachgedacht habe. Widersprechen, für mich persönlich, würde ich dem Verwertungsgedanken im kapitalistischen Sinne in Bezug auf Organspende. Für mich ist es wirklich eine Spende, ich gebe jemandem etwas, das ich mir leisten kann, wegzugeben.

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  3. Spenden kann ich eigentlich nur als Lebender. Wenn ich als Lebender ein Organ für jemanden spende, den ich kenne und der/die mir nahesteht, ist das was anderes. Und wenn ich tot bin, bin ich tot. Um den toten Körper mache ich mir keine Sorgen.

    Was mir aber Probleme bereitet, ist, wie im Umfeld der Organtransplantation über diesen Körper geredet wird. Wenn wir den Geräten zufolge hirntot sind, passiert noch eine ganze Menge mit und in diesem Körper. Da wird dann abwertend von Reflexen geredet. Alles reine Mechanik, da entweichen nur Gase und so. Aber eine hirntote Frau kann noch schwanger sein und ein Kind zur Welt bringen. In welchem Zustand befindet sie sich also?

    Ich mag diese Abwertung des Körpers (und die Fixierung auf das Gehirn) nicht. Einerseits wird der Körper 'verwertet' - ja, ich denke dabei an den Kapitalismus -, andererseits aber wird er abgewertet; alles das in einem Atemzug.

    Wie gesagt: wenn ich tot bin, bin ich tot. Was dann mit meinem Körper geschieht, ist für mich nicht das Problem. Aber ich möchte gerne den Weg zu Ende gehen und nicht vorzeitig für tot erklärt werden. Es sei denn, es geht mir so dreckig, daß ich selbst früher Schluß machen will.

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  4. liebe johanna, mein lieblingslungenarzt hat mit "ultibro breezhaler" ein wahres wunder für meine raucherlunge vollbracht.

    liebe grüße marie

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