Montag, 14. Oktober 2013

Für Burkhard, der jetzt keine Krücken mehr braucht


DIE KRÜCKEN

Sieben Jahre wollt kein Schritt mir glücken.
Als ich zu dem großen Arzte kam,
Fragte er: Wozu die Krücken?
Und ich sagte: Ich bin lahm.

Sagte er: das ist kein Wunder.
Sei so freundlich, zu probieren!
Was Dich lähmt, ist dieser Plunder.
Geh, fall, kriech auf allen Vieren!

Lachend wie ein Ungeheuer
Nahm er meine schönen Krücken,
Brach sie durch auf meinem Rücken,
Warf sie lachend in das Feuer.

Nun, ich bin kuriert: ich gehe.
Mich kurierte ein Gelächter.
Nur zuweilen, wenn ich Hölzer sehe,
Gehe ich für Stunden etwas schlechter. 

Bertolt Brecht 1938

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ICK MISCHTE MIR IMMER MANG
ZEIT - Artikel von 1957 über ein Berliner Original genannt Krücke:


DAS SIEHT DOCH EIN BLINDER MIT 'NEM KRÜCKSTOCK!
 Redewendung

TÄNZER & KRÜCKEN


Companie Marie Chouinard
bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS



 

Samstag, 12. Oktober 2013

Eleanor Rigby


EIN LIED

Ein Mann improvisiert am Klavier.
Eine Frau mit wunderschönen Namen, ursprünglich sollte sie Miss Daisy Hawkins heißen, ein Priester namens McCartney, nein, McKenzie. Sie reinigt die Kirche, freiwillig, unbezahlt, er ist der Gemeindepfarrer, er hat keine Haushälterin, drum muß er seine Socken selber stopfen. Sie stirbt, er begräbt sie. Sie haben oft ganz knapp aneinander vorbeigelebt. Einsam. Was ist das? Allein sein müssen, wenn man nicht allein sein möchte. Beschämt sein ob dieses Mangels. 
All diese einsamen Leute, wo kommen sie her. All diese einsamen Leute, wohin gehen sie?


ELEANOR RIGBY

Eleanor Rigby sammelt den Reis in der Kirche auf, in der eine Hochzeit stattgefunden hat.
Sie lebt in einem Traum.
Wartet am Fenster, trägt das Gesicht, dass sie in einem Glas in der Tür bewahrt.
Für wen trägt sie es?

All die einsamen Leute,
woher kommen sie?
All die einsamen Leute,
wohin gehören sie?

Vater McKenzie schreibt die Wörter einer Predigt, die keiner hören wird.
Keiner kommt hin.
Sieh wie er arbeitet, er stopft Socken in der Nacht, wenn niemand da ist.
Was kümmert es ihn?

All die einsamen Leute,
woher kommen sie?
All die einsamen Leute,
wohin gehören sie?

Ah, sieh dir all die einsamen Leute an,
Ah, sieh dir all die einsamen Leute an.

Eleanor Rigby, starb in der Kirche und wurde zusammen mit ihrem Namen begraben,
Niemand kam.
Vater McKenzie wischt sich den Schmutz von den Händen, wenn er vom Grab weggeht.
Keiner wurde gerettet.

All die einsamen Leute,
woher kommen sie?
All die einsamen Leute,
wohin gehören sie?

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Eleanor Rigby picks up the rice in the church where a wedding has been
Lives in a dream
Waits at the window, wearing the face that she keeps in a jar by the door
Who is it for?
All the lonely people
Where do they all come from?
All the lonely people
Where do they all belong?

Father McKenzie writing the words of a sermon that no one will hear
No one comes near.
Look at him working, darning his socks in the night when there's nobody there
What does he care?

All the lonely people
Where do they all come from?
All the lonely people
Where do they all belong?

Ah, look at all the lonely people
Ah, look at all the lonely people

Eleanor Rigby died in the church and was buried along with her name
Nobody came
Father McKenzie wiping the dirt from his hands as he walks from the grave
No one was saved

All the lonely people
Where do they all come from?
All the lonely people
Where do they all belong?


 Eleanor Rigby in Liverpool, Stanley Street, all den einsamen Menschen gewidmet
Tommy Steele, 1982




Geschrieben von: Lennon-McCartney
Aufgenommen: 28, 29 April, 6 June 1966
Produzent: George Martin
Toningeneur: Geoff Emerick

Veröffentlicht am 5. August 1966 (UK), 8 August 1966 (US)
Paul McCartney: Gesang
John Lennon: zweite Stimme
George Harrison: Background
Tony Gilbert, Sidney Sax, John Sharpe, Jurgen Hess: Violine
Stephen Shingles, John Underwood: Viola
Derek Simpson, Norman Jones: Cello

Freitag, 11. Oktober 2013

Leonard Freed 2 - Kinder




Indonesische Kinder in Holland 1958/60
© Leonard Freed/Magnum Photos


Weihnachten in Harlem N.Y. 60er Jahre
© Leonard Freed/Magnum Photos


WAS EIN KIND GESAGT BEKOMMT

Der liebe Gott sieht alles.
Man spart für den Fall des Falles.
Die werden nichts, die nichts taugen.
Schmökern ist schlecht für die Augen.
Kohlentragen stärkt die Glieder.
Die schöne Kinderzeit, die kommt nicht wieder.
Man lacht nicht über ein Gebrechen.
Du sollst Erwachsenen nicht widersprechen.
Man greift nicht zuerst in die Schüssel bei Tisch.
Sonntagsspaziergang macht frisch.                         
Zum Alter ist man ehrerbötig.
Süßigkeiten sind für den Körper nicht nötig.
Kartoffeln sind gesund.
Ein Kind hält den Mund. 


Bertolt Brecht


Chassidische Kinder N.Y. 1954
© Leonard Freed/Magnum Photos

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Theater hat auch eine Probensituation



Wir probieren Richard II. von William Shakespeare.

Der gottgewählte König Richard II. wird mit unerhörten Forderungen eines seiner Untertanen konfrontiert. Sein Gefolgsmann York läuft zum Gegner über. Der Noch-König wirft überraschend seine Krone den völlig verwirrten Herausforderern vor die Füsse und schlägt nebenbei Yorks Kopf hart auf den Verhandlungstisch. Der König erklärt sich zum Nicht-König. Er setzt sich selber ab. ("Das trifft nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich" - Schabowsky am 9.11.1989) - gänzliche bühnenweite Verwirrung!

Alles ist plötzlich neu, neuer König, neue Loyalitäten. York hat Nasenbluten vom Zusammentreffen seines Kopfes mit dem Tisch und er ist ein Überläufer, ihm ist also nicht wirklich zu vertrauen und seine Nase hört nicht auf zu bluten. Eine Kollegin bietet ihm Tampons zum Stillen der Blutung an. York, im verzweifelten Versuch, seine noch frische Treue zum neuen König zu beweisen, wirft seinen Sohn dem neuen Wolf zum Fraß vor - während er Tampons in den Nasenlöchern stecken hat.
Das wird sicher bei der Premiere so nicht stattfinden, sicher nicht. Aber die Erinnerung an den panischen Mann, der verlangt, dass sein Sohn wegen Hochverrats, also der Treue zu eben dem König Richard II., dem er selbst nur kurze Zeit zuvor selbst noch diente, hingerichtet wird, während ihm die blauen Bänder zweier o.b. Tampons vor dem angestrengt Hass produzierenden Mund hängen, wird als surrealer Schatten hinter der irgendwann endgültigen Szene bleiben, nie gesehen und doch vorhanden.
Diese Beschreibung macht vielleicht nicht sehr viel Sinn für die, die bei unserer Probe nicht anwesend waren, aber ich hatte heute den Gedanken, dass die Dinge hinter den Dingen, das Ungesagte doch Mitgedachte, das Nicht-Jetzt-Stattfindende doch Erinnerte, einstmals Erfahrene oft genauso stark sind, wie das, was wir wirklich erleben, ob im Leben oder im Theater.
Das Jetzt ist immer nur scheinbar nur ein Jetzt.
Die Probe wurde übrigens wegen nicht beendbaren Lachkrämpfen vorzeitig beendet.


Wisława Szymborska - Vermeer


Wisława Szymborska


Jan Vermeer Dienstmagd mit Milchkrug 1658 -166



Vermeer 


Solange diese Frau im Rijksmuseum

in gemalter Hingabe und Stille

Tag für Tag die Milch

aus dem Krug in die Schüssel gießt,

solange hat unsere Welt

keinen Weltuntergang verdient.

Übersetzung Gerhard Gnauck





Ein Beitrag zur Statistik

Von hundert Leuten:

Besserwisser
- zweiundfünfzig,

unsicher auf Schritt und Tritt
- fast der ganze Rest.

hilfsbereit,
wenn es nicht zu lange dauert
- ganze neunundvierzig,

immer gutmütig,
denn sie können es nicht anders
- vier, na vielleicht fünf,
fähig zu bewundern ohne Neid
- achtzehn,

irregeleitet
durch die Jugend, die vergeht
- plus minus sechzig,

mit denen nicht zu scherzen,
- vierzig und vier,
die in ständiger Furcht leben
vor jemandem oder etwas
- siebenundsiebzig,

mit einer Begabung für das Glück
- höchstens über zwanzig,

einzeln ungefährlich,
wild in der Masse
- sicher über die Hälfte,

grausam,
wenn die Umstände sie zwingen
- das sollte man besser nicht wissen
auch nicht annähernd,

aus Schaden klug
- nicht viel mehr
als klug vor dem Schaden,

die dem Leben nichts abgewinnen außer Sachen
- dreißig,
obwohl ich mich gern irrte,

geduckt, leidend
und ohne Taschenlampe im Dunkeln
- dreiundachtzig
früher oder später,

gerecht
- ziemlich viele, weil fünfunddreißig,

wenn diese Eigenschaft sich verbindet
mit der Mühe zu begreifen
- drei,

bemitleidenswert
- neunundneunzig,

sterblich
- hundert von hundert.
Eine Zahl, die bislang unverändert bleibt.

Aus der Zeitschrift "Twórczość" Nr. 10/1996, Warszawa.
Deutsche Übersetzung © Urszula Usakowska-Wolff und Manfred Wolff




 

Agnolo Bronzino - ein anderer Manierist


Agnolo Bronzino - Der Rötliche

Porträts, von faszinierender, hypnotischer Unpersönlichkeit. Die Mängel, der Abrieb, Leidenschaften, Schwächen, Falten, Warzen, Asymmetrie und Weichheit sind ausgemerzt, verbindliche Wiedererkennbarkeiten über-malt. Hier herrscht Distanz. Hände werden zu spinnenartigen Werkzeugen, Augen senden Tiefsttemperaturen, hier wird nicht um Verständnis gebettelt, Fremdheit ist erwünscht. Der Maler malt, der Porträtierte sitzt, es gibt kein Gespräch. Aber ein Mikroskop? Was ist der Preis solcher Perfektion? Wieviel Kälte erträgt die Schönheit, bevor sie zu etwas anderem wird? Aber ich werde auch nicht verlogen einbezogen. Der Abstand bleibt deutlich, man versucht nicht mir Mitgefühl, Sympathie abzugewinnen. Der Preis wird bezahlt.



Anfänge des Manierismus sind bei römischen und florentinischen Gemälden bereits um 1520 erkennbar. Für gewöhnlich wird der Manierismus mit exaltiert, übertrieben, ungewöhnlich, geziert, geschraubt und gekünstelt bis abstrus gleichgesetzt, d. h. mit einer Vorliebe am Absonderlichen, Kuriosen. In manieristischer Art ausgeführte Figuren sind langgestreckt, kleinköpfig und wirken meist sehr bewegt. 
Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann

„Bronzino war und ist sehr sanftmütig, ein dienstwilliger Freund, angenehm in der Unterhaltung und rechtschaffen in seinem ganzen Tun. Er war freigebig und liebreich in Mitteilung dessen, was er besaß, so sehr als ein edler Künstler gleich ihm es sein kann. Von Gemütsart ruhig, sagte er anderen niemals etwas Beleidigendes und liebte die vorzüglichen Menschen unseres Berufs.“ 
Vasari

 Lucrezia Panciatichi, Pendant zum Porträt ihres Gatten Bartolomeo Panciatichi 1545

 Bartolomeo Panciatichi 1540

Die Panciatichis als Heilige Familie
 

Sonntag, 6. Oktober 2013

Theater hat auch Eigenwerbung


   Vor Jahren, in einer öffentlichen Diskussionsrunde,
   oder trendiger, auf einem Panel, gemeinsam mit anderen 
   Regisseuren während der Berliner Festtage, über irgendein
   theaterbezogenes Thema gelang es dem, zugegebenermaßen, 
   erfolgreichsten unter uns mit blitzschnellem Charme und 
   nahezu unbemerkbarer Frechheit immer wieder die Höhepunkte 
   seiner Karriere in das Gespräch einzuflechten. Großartig. 
   Beim Mittagessen mit einem nur flüchtig bekannten älteren
   Kollegen werden mir die genauen Premieren-Applausminuten jeder  
   seiner mir unbekannten Produktionen serviert. Nicht wirklich 
   appetitanregend.
   Ich werde zur Premiere eines Bekannten eingeladen und drücke 
   bedauernd den Absagen-Button, weil ich wieder mal keine Zeit
   habe oder in einer anderen Stadt hocke. Schade.
   Eine fremde Dame postet auf Facebook fast täglich Aufrufe, ihre 
   acting Kurse zu besuchen, die sich an einer mir unbekannten 
   acting-Technik orientieren und die mir helfen sollen relaxter zu 
   acten. Und auch mal abgesehen davon, dass ich innerhalb 
   Deutschlands eh zu nix gehen würde, was sich acting-irgendwas 
   nennt, nervt sie mir die Seite voll. Sie wird entfreundet, aber 
   schnell.

   Facebook und all die anderen sozialen Netzwerke sind voll von 
   Vorankündigungen, Privatrezensionen, Crowdfunding-Aufrufen,  
   Inszenierungsphotos, letzten und allerletzten Terminen, Website-
   Links, Projekt-Einladungen und dringlichen Bitten um 
   Unterstützung, Besuch und Weiterverbreitung.

   Wir alle befahren eine unsichere, verunsichernde Strasse
   zwischen notwendiger und interessanter Werbung, auch wenn es 
   Eigenwerbung ist und Anbiederung mit verzweifelten Untertönen, 
   Glatteis allüberall, oder?
   Die einen verkaufen Homestories, Hochzeitsphotos, Diättipps und  
   oder ergreifende Berichte über weltwichtige Aufenthalte bei 
   hungernden Kindern, an der Front oder im Entzug. Von 
   Selbstvermarktung durch Werbeauftritte will ich gar nicht erst 
   anfangen.

© Mike Köppel

   Andere versuchen so entspannt wie möglich über ihre Arbeit zu 
   sprechen, Interesse zu erwecken. Und manche haben fast gar keine 
   Chancen sich überhaupt vorzustellen. 
   Klinken putzen, klappern, das zum Handwerk gehört, sich anbieten 
   wie Sauerbier* und was der abfälligen Formulierungen mehr sind 
   für den einfachen Fakt, dass nur die wenigsten unter uns 
   "gefragt" genug sind, um nie nach Arbeit Ausschau halten zu 
   müssen. Es ist verflixt. Ohne Veröffentlichung geht es nicht, 
   aber wie macht man's ohne Peinlichkeit? Humor hilft. 
   Selbstvertrauen auch. Wenn das, was wir machen Qualität hat, dann
   sollen es die Leute auch wissen. Sie müssen ja nicht zuhören.
   Aber vielleicht verpassen sie dann etwas Schönes und/oder 
   Wichtiges.


"Du kannst ein erfolgreicher Künstler sein"

   *In früheren Zeiten kam es bei der Bierproduktion häufiger zu 
   Misserfolgen, so dass anstelle des gewünschten Produkts "saures" 
   Bier entstand. Um den Schaden zu begrenzen, wurde dieses 
   minderwertige Produkt mit marktschreierischen Methoden (meist 
   erfolglos) angepriesen. Die Redensart kommt schon bei Hans Sachs 
   und bei Grimmelshausen vor. 
 

Chandigarh - Le Corbusier



       Le Corbusier geboren am 6. Oktober 1887, also heute vor 126 
       Jahren, entwarf 1951 im Auftrag der indischen Regierung eine 
       Stadt.

Chandigarh

       Panjabi: ਚੰਡੀਗੜ੍ਹ
       Hindi: चंडीगढ़

       „Es ist völlig unerheblich, ob es einem gefällt oder nicht; es ist das größte 
       Unternehmen seiner Art in Indien, … denn es ist ein Schlag auf den Kopf, 
       es bringt einen zum Denken … und das, was Indien in so vielen Bereichen 
       braucht, ist ein Schlag auf den Kopf.“ Nehru über Chandigarh


Das Gerichtsgebäude
 
       Vor 64 Jahren beschloss die Regierung Indiens die Gründung einer neuen 
       Hauptstadt für den Gliedstaat Punjab: Chandigarh. Sie besitzt den Status 
       eines eigenen Unionsterritoriums und ist heute zugleich die Hauptstadt der 
       beiden indischen Bundesstaaten Punjab und Haryana, an deren Grenze sie 
       liegt.

       Für die Errichtung einer neuen Hauptstadt wurden zunächst der 
       amerikanische Städteplaner Albert Mayer und sein Partner, der Architekt 
       Maciej Nowicki beauftragt. Nachdem Nowicki tödlich verunglückte, schied 
       auch sein Partner Mayer aus der Planung aus. Nachfolger für die Planung 
       wurde auf besonderen Wunsch Nehrus, des Ministerpräsidenten des 
       befreiten Indiens, der Schweizer Architekt Le Corbusier, sagt Wiki.


Die Offene Hand, Skulptur von Le Corbusier


      Ausgangspunkt für seine Arbeit war ein von der Regierung schon im Jahr 
      zuvor beim amerikanischen Architekten Albert Mayer in Auftrag gegebener 
      Masterplan. Innerhalb weniger Tage modifizierte Le Corbusier Mayers 
      Vorlage und fertigte einen neuen Plan an: Die Grundfläche wurde reduziert 
      und die fächerförmige Figur des Stadtgrundrisses zum Rechteck korrigiert. 
      Zudem verhalf er den Prinzipien der Congrès Internationaux d'Architecture 
      Moderne, insbesondere den 1933 in der Charta von Athen aufgestellten 
      Richtlinien zu ihrem Recht. Diese verlangten die Trennung der vier 
      Basisfunktionen der Stadt (Wohnen, Arbeiten, Erholung, Zirkulation), die 
      Aufteilung in autonome Sektoren sowie eine siebenstufige Hierarchie des 
      Strassensystems. Die Grundkonzeption bewältigte Le Corbusier sehr 
      effizient; die genauere Ausarbeitung und die Entwurfsarbeit für die 
      städtische Infrastruktur überliess er seinem Cousin Pierre Jeanneret sowie 
      seinen Mitarbeitern Jane Drew und Maxwell Fry, die das örtliche 
      Planungsteam leiteten. (Aus einem Artikel von nextroom.at
      Indische Architekten wie M.N. Sharma und Aditya Prakash waren ebenfalls 
      an der Planung beteiligt.

 Teilansicht des Parlamengebäudes

      Nicht alles wurde fertiggestellt und heute ist ein Großteil der Gebäude in
      beklagenswertem Zustand. Trotzdem gilt den Indern Chandigarh noch
      immer, als eine der schönsten Städte ihres Landes. City beautiful wird sie
      genannt.
     
      Was für eine erstaunliche Geschichte, und man bedenke, dass dies in 
      den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts stattgefunden hat. Ein 
      Schweizer Architekt mit für seine Zeit hochmodernen Ideen und fragwür-
      digen politischen Affiliationen entwirft eine neue Stadt in einem gerade
      sich von der Kolonialherrschaft befreit habendem Land. Eine Vision in 
      Beton und starken harten Linien im subtropischen Klima des Punjab
      zwischen Afghanistan und Himalaya.


      Seite mit Sehr vielen Photos:
      Hochinteressanter Artikel zum Thema:

      Das Mobiliar der öffentlichen Gebäude wurde nach langjährigem Gebrauch
      entsorgt und rottete dann, draussen abgestellt, vor sich hin.
      Einiges wurde gerettet, restauriert und wird jetzt für irre Summen an
      Sammler verauktioniert.  
      A Curious Path to Auction for India’s Modernist Furniture