Mittwoch, 9. Oktober 2013

Agnolo Bronzino - ein anderer Manierist


Agnolo Bronzino - Der Rötliche

Porträts, von faszinierender, hypnotischer Unpersönlichkeit. Die Mängel, der Abrieb, Leidenschaften, Schwächen, Falten, Warzen, Asymmetrie und Weichheit sind ausgemerzt, verbindliche Wiedererkennbarkeiten über-malt. Hier herrscht Distanz. Hände werden zu spinnenartigen Werkzeugen, Augen senden Tiefsttemperaturen, hier wird nicht um Verständnis gebettelt, Fremdheit ist erwünscht. Der Maler malt, der Porträtierte sitzt, es gibt kein Gespräch. Aber ein Mikroskop? Was ist der Preis solcher Perfektion? Wieviel Kälte erträgt die Schönheit, bevor sie zu etwas anderem wird? Aber ich werde auch nicht verlogen einbezogen. Der Abstand bleibt deutlich, man versucht nicht mir Mitgefühl, Sympathie abzugewinnen. Der Preis wird bezahlt.



Anfänge des Manierismus sind bei römischen und florentinischen Gemälden bereits um 1520 erkennbar. Für gewöhnlich wird der Manierismus mit exaltiert, übertrieben, ungewöhnlich, geziert, geschraubt und gekünstelt bis abstrus gleichgesetzt, d. h. mit einer Vorliebe am Absonderlichen, Kuriosen. In manieristischer Art ausgeführte Figuren sind langgestreckt, kleinköpfig und wirken meist sehr bewegt. 
Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann

„Bronzino war und ist sehr sanftmütig, ein dienstwilliger Freund, angenehm in der Unterhaltung und rechtschaffen in seinem ganzen Tun. Er war freigebig und liebreich in Mitteilung dessen, was er besaß, so sehr als ein edler Künstler gleich ihm es sein kann. Von Gemütsart ruhig, sagte er anderen niemals etwas Beleidigendes und liebte die vorzüglichen Menschen unseres Berufs.“ 
Vasari

 Lucrezia Panciatichi, Pendant zum Porträt ihres Gatten Bartolomeo Panciatichi 1545

 Bartolomeo Panciatichi 1540

Die Panciatichis als Heilige Familie
 

1 Kommentar:

  1. Es ist schwierig - wie so oft, gerade in den Übergangsphasen - zwischen der zeitlichen, der kunsthistorischen Zuordnung und der Wirkung von Kunst auf den Betrachter, auf mich, zu unterscheiden.

    Charakteristika des Manierismus, vor allem die pejorativen, finde ich kaum bei Bronzino.
    Pantiatichis Porträt ist fein überzeichnet, aber ich sehe einen Menschen, dessen Gesichtsaudruck andeutet, was seine Hände weitererzählen.
    In seinen seinen zahlreichen Frauenporträts sehe ich Wachheit und Schönheit überschattet von Traurigkeit. Aufrechte Haltungen, bedacht positionierte Hände wie in den großartigen Renaissanceporträts von Leonardo bis Raffael. Keine kalten Schönheiten, sondern wohlhabende kluge sinnliche Frauen an der Grenze zur Melancholie.

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