Montag, 3. September 2012

Pablo Picasso - Don Quijote - Dick und Doof



Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha, ein Roman in zwei Teilen von Miguel de Cervantes, erschienen 1605 und 1615.


Pablo Picasso 10.3.1955 Don Quichote auf seinem Pferd Rosinante und Sancho Pansa auf seinem Esel
Dick und Doof in ihrer Urform, die erdige Vorsicht des einen ermöglicht den waghalsigen Irrsinn des anderen. Wo wären wir ohne unser Gegengewicht, unsern Anderen? 
Die Windmühle ganz klein dazwischen, das Bild würde auseinanderfallen, wäre der Eine oder der Andere nicht "da". Die Sonne macht den Kleinen größer, der Blick nach unten den Großen menschlicher.
Der viel zitierte Kampf des langen Dürren gegen Windmühlen benötigt den Rückhalt des kleinen Dicken.

Adelbert von Chamisso

Don Quixote

Noch ein Abenteuer,
Welches Ruhm verspricht;
Siehst du auf dem Hügel
Dort die Riesen nicht?
Thurmhoch, mißgeschaffen,
Drohend in den Wind,
Welche anzuschauen
Fast wie Mühlen sind?
    Mit Vergunst, Herr Ritter,
    Kann ich da nur seh'n
    Mühlen, die im Winde
    Ihre Flügel dreh'n.

Seien, feiger Knappe,
Deinem stumpfen Sinn
Diese ungeheuer
Mühlen immerhin;
Hülle sich mit Trugschein
Zauberhaft der Graus,
Findet doch der Ritter
Sich die Riesen aus.
    Mit Vergunst, Herr Ritter,
    Glaubt's mir, auf mein Wort,
    Das sind echte Mühlen,
    Auf dem Hügel dort.

Dürft ihr's euch erfrechen,
Haltet mir nur Stand,
Strauß mit Euresgleichen
Ist mir Kindertand.
Einer gegen Alle,
Falsche Höllenbrut,
Und die Erde trinkt bald
Eures Herzens Blut.
    Mit Vergunst, Herr Ritter,
    Hört mich doch nur an,
    Mühlen sind's, nur Mühlen,
    Wie ich schwören kann.

Süße Dulcinea,
Blick' auf mich herab!
So der wack're Ritter,
Spornt den Gaul in Trab;
Treibet auf den ersten,
Der da seiner harrt -
Und geschleudert stürzt er
Auf die Erde hart.
    Lebt ihr, guter Ritter,
    Oder seid ihr todt?
    Aber that's mit Mühlen
    Euch zu raufen Noth?

Sollte wer mich fragen;
Wie man vieles fragt,
Ob es Riesen waren,
Wie der Herr es sagt,
Oder bloße Mühlen,
Wie es meint der Knecht;
Geb' ich unbedenklich
Unserm Ritter Recht.
    Mit den Herr'n es halten,
    Bleibt das Klügste noch;
    Was von solchen Dingen
    Wissen Knechte doch!



Sonntag, 2. September 2012

Theater oder 'Als ob" ist eine ernsthafte Angelegenheit

Wie bekommt man einen Elefanten in den Kühlschrank?
Kühlschranktür auf, Elefant rein. Tür zu.
Wie bekommt man eine Giraffe in den Kühlschrank?
Tür auf. Giraffe rein...nein, erst den Elefanten rausholen, sonst reicht der Platz nicht.

"So tun als ob" ist möglicherweise das Einzige, was allen Formen von Theater gemeinsam ist, denn jedes Gerede von Authenzität erledigt sich in dem Augenblick von selbst, in dem eine, wie auch immer geartete, vorherige Verabredung getroffen wird, und sei es nur die, dass man um 7 Uhr beginnt. (Wäre ja auch schön blöd zu beginnen, wenn noch gar keiner da ist, um zuzugucken.)

Wiki sagt: Authentizität, von griechisch αυθεντικός authentikós „echt“; spätlateinisch authenticus „verbürgt, zuverlässig“, bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“.

Nichts auf dem Theater ist echt, das Original ist immer woanders. Echtheit ist dem Theater fremd, feindlich, uneigen. Schon das Leben selbst hat es ja manchmal schwer genug echt zu sein, beladen mit all den Mustern und Schemata, die Theater/Film und Fernsehen und Bücher uns ins Hirn gegraben haben. 

"Crazy Joe" Gallo, ein New Yorker Mafioso der alten Schule, begann schwarze Hemden mit weissen Krawatten zu tragen, nachdem er 1955 Marlon Brando in "Guys and Dolls" in eben diesem Kostüm gesehen hatte.

Wiki sagt: Die Echtheit ist der Grad der Übereinstimmung zwischen einer Tatsache und deren Darstellung. Die Darstellung ist umso echter, je genauer sie die Tatsache widerspiegelt. Bei Gegenständen bezeichnet die Echtheit die Übereinstimmung zwischen Original und Kopie.

Da liegt eine Welt zwischen erstem und zweitem Satz. Genauigkeit ist von Nöten, Übereinstimmung keineswegs.

Meine Nichte, zu dem Zeitpunkt vielleicht drei Jahre alt,spielte Koch - eine Schüssel mit etwas Wasser verwandelte sich in eine Portion Spaghetti, in ein Schnitzel, in was auch immer bestellt wurde. Ihr Vater "bestellte" scherzhaft eine Schüssel mit Wasser. Der Blick, mit dem sie ihm aus schmalen Augen antwortete, war voll von Enttäuschung und gerechter Empörung.

 'Als ob' funktioniert nur, wenn alle mitmachen. Verweigerung von Spiel ist Verrat.
Deshalb hier ein Loblied auf das "Als ob", es läßt uns ausprobieren, irren, stolpern, übertreiben, ohne uns zu töten.

Ein Pferd sitzt im Kino. in der Reihe vor ihm eine Kuh mit einem riesigen blumengeschmückten Hut auf dem Kopf . Das Pferd kann die Leinwand nicht sehen, der Hut ist im Weg. Das Pferd klopft der Kuh auf die Schulter. Keine Reaktion. Wiederholtes Klopfen. Die Kuh dreht sich schließlich um, das Pferd sagt: " Könnten Sie bitte ihren Hut absetzen?", die Kuh blickt erbost und antwortet: " Unglaublich, sprechende Pferde im Kino!"

Freitag, 31. August 2012

Schöne Wörter mit ö




Schöne Wörter mit ö

Öse (Es klingt, wie das was es ist, so, wie es ausschaut.)

Nein, das Wort Möse mag ich nicht, klingt zu sehr nach Dose, nach Blech, nicht zart, nicht zärtlich, nicht sexy.

ö

dösen (Träumen, vielleicht schlafen...)

Getöse ( Lärm ist knapper, Getöse muß länger ertragen werden.)

Schnösel  (Solche kenne ich, zuhauf.) Und

Kröten auch.

ö
 
Lösung (Erklärt sich selbst.)

böse (Der Klang ist schön und das Gefühl genauer als "ich bin sauer". )

schön (Ist schön.)

bekömmlich und gewöhnlich

Möglich ist es auch und löblich. Wohingegen lobenswert eher herablassend klingt.

Börse (Anstatt Geldbeutel.) 

ö
rösten, löten, flöten, erröten

Tröte (Wohingegen Vuvuzela nur angestrengt fremdländisch klingt .)

Dödel. Klingt wie Knödel und ist liebevoller als Dummkopf.

Malheur schreibt man nur in Köln Malör.

Möchtegern. 


ö
von Nöten (Notwendig ist gebräuchlicher, aber manchmal, wenn man in wagemutiger Stimmung ist, ist von Nöten von Nöten.)

Schwerenöter, gibt es leider nur sehr selten.

ö
versöhnen, beschönigen, benötigen, verwöhnen, trösten (Sicher, beschönigen ist inhaltlich unschön, aber das Wort sagt genau, was es meint.)

tönen und tönern, wie auf auf tönernen Füßen stehend und Lieder die tönen.

Höhle und Hölle, Schutz und Strafe, und nur die Länge des ö macht den Unterschied.

Und
dann gibt es noch töten, tödlich und nötigen und nötig und Köter, Möbel und löten, die sind auch mit ö, aber harsch und sogar etwas grob, eben das was sie ausdrücken. 


Illustrationen und Umschlaggestaltung: Fred Westphal

Ö..i, ein Kösename, den ich mag.

Donnerstag, 30. August 2012

Gabriele D'Annunzio - Trost


TROST
 
Nicht länger weine! der geliebte sohn
Kehrt heim zu dir. Er ist des lügens müde.
Komm mit hinaus! zeit ist es neu zu blühen ·
Du bist zu weiss · dein antlitz gleicht einer lilie.

Komm mit ins freie! der verlassne garten
Bewahrt für uns noch manchen seitenweg.
Ich sage dir wie das geheimnis süss ist
Das auf gewissen fernen dingen schwebt.

Noch manche rose ist am rosenbusche.
Noch manches kraut gibt schüchtern seinen duft.
Obwohl verlassen wird die teure stätte
Noch lächeln wenn du lächeln wirst.

Ich sage dir wie süss das lächeln ist
Gewisser dinge die vergessen dulden.
Was dächtest du wenn jetzt mit einem male
Die erde dir zu füssen blumen brächte?

Dies wird geschehen wenn es auch kein mai ist.
Komm mit · bedecke nicht dein haupt! sanft ist
Septembersonne und noch scheint kein silber
Auf deinem haupt und fein ist noch die falte.

Warum verweigerst du mit müdem blicke?
Die mutter tut des guten sohnes willen ·
Du musst ein wenig sonnenschein geniessen ·
Ein wenig sonne auf dein weisses antlitz.

Du musst getrosten mutes sein · du musst
An alle bösen dinge nicht mehr denken ..
Wenn wir nach jenen rosenbüschen gehen
So red ich leis und deine seele träumt.

Träume · träume! teure seele. Alles
Wird wie in den vergangnen jahren sein.
Ich will in deine reinen hände legen
Mein ganzes innre. Nichts ist noch verloren. 

Träume · träume! ich will dein leben leben ·
In einem neuen leben tief und einfach
Erstehn. Die leichte hostie die reinigt
Ich will aus deinem finger sie empfangen.

Träume! da des träumens zeit gekommen.
Ich rede. Sag · versteht mich deine seele?
Sieh! in den lüften schaukelt und entfacht sich
Fast das gespenst von einem toten mai.

September (sag! vernimmt mich deine seele?)
Hat in den düften und in seiner blässe
So etwas wie die düfte und die blässe
Von einem lenz der aus dem grabe steigt.

Träumen wir! es ist die zeit zu träumen ·
Und lächeln wir! dies hier ist unser lenz.
Zuhause später in den abendstunden
Schlag ich den flügel wieder auf und träume. 

Wie lang lag er im schlaf der flügel! damals
Schon fehlte eine saite · eine saite
Fehlt immer und die tasten mahnen an
Der ahnin wächserne und schmale hände.

Inzwischen von dem abgeblassten vorhang
Wird ein geruch ein zarter sich verbreiten ·
(Du hörst mich?) etwas wie der schwache atem
Von veilchen die ein wenig schon im welken.

Ich werde einen alten walzer spielen
Sehr alt sehr edel · auch ein wenig traurig ·
Der klang wird heiser und verschleiert sein
Als ob er aus dem andern zimmer käme.

Für dich allein will ich ein lied verfassen
Das dich wie eine wiege schaukeln soll
Nach einem alten tone · doch mit etwas
Nachlässiger und schwanker zierlichkeit. 

Wie in der fernen zeit wird alles sein ·
Die seele einfach werden wie sie war
Und wenn du wünschest sachte zu dir kommen
Wie in die hohle hand das wasser kommt.

Gabriele D'Annunzio übersetzt von Stefan George

Egon Schiele 1910 Porträt des Karl Zakovsek

Trost ist zwischenmenschliche Zuwendung an jemanden, der trauert oder anderen seelischen bzw. körperlichen Schmerz zu ertragen hat. Derjenige wird getröstet. Trost kann durch Worte, Gesten und Berührung gespendet werden. Der Schmerz und die Traurigkeit des Getrösteten sollen gelindert werden; er soll spüren, dass er nicht allein gelassen ist; seine seelische Verfassung soll gestärkt werden.
Das Wort Trost hängt etymologisch mit dem indogermanischen Wortstamm treu zusammen und bedeutet eigentlich (innere) Festigkeit. Das griechische Wort für „Trost“ bedeutet auch „Ermutigung“.
 
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 66-71.

Mittwoch, 29. August 2012

Hugo von Hofmannsthal über Gabriele d'Annunzio



"Man hat manchmal die Empfindung, als hätten uns unsere Väter, ... uns, den Spätgeborenen, nur zwei Dinge hinterlassen: hübsche Möbel und überfeine Nerven. Die Poesie dieser Möbel erscheint uns als das Vergangene, das Spiel dieser Nerven als das Gegenwärtige. Von den verblaßten Gobelins nieder winkt es mit schmalen weißen Händen und lächelt mit altklugen Quattrocento-Gesichtchen; aus den weißlackierten Sänften von Marly und Trianon, aus den prunkenden Betten der Borgia und der Vendramin hebt sichs uns entgegen und ruft: »Wir hatten die stolze Liebe, die funkelnde Liebe; wir hatten die wundervolle Schwelgerei und den tiefen Schlaf; wir hatten das heiße Leben; wir hatten die süßen Früchte und die Trunkenheit, die ihr nicht kennt.« Es ist, als hätte die ganze Arbeit dieses feinfühligen, eklektischen Jahrhunderts darin bestanden, den vergangenen Dingen ein unheimliches Eigenleben einzuflößen. Jetzt umflattern sie uns, Vampire, lebendige Leichen, beseelte Besen des unglücklichen Zauberlehrlings! Wir haben aus den Toten unsere Abgötter gemacht; alles, was sie haben, haben sie von uns; wir haben ihnen unser bestes Blut in die Adern geleitet; wir haben diese Schatten umgürtet mit höherer Schönheit und wundervollerer Kraft als das Leben erträgt; mit der Schönheit unserer Sehnsucht und der Kraft unserer Träume. Ja alle unsere Schönheits- und Glücksgedanken liefen fort von uns, fort aus dem Alltag, und halten Haus mit den schöneren Geschöpfen eines künstlichen Daseins, mit den schlanken Engeln und Pagen des Fiesole, mit den Gassenbuben des Murillo und den mondänen Schäferinnen des Watteau. 
Bei uns aber ist nichts zurückgeblieben als frierendes Leben, schale, öde Wirklichkeit, flügellahme Entsagung. Wir haben nichts als ein sentimentales Gedächtnis, einen gelähmten Willen und die unheimliche Gabe der Selbstverdoppelung. Wir schauen unserem Leben zu; wir leeren den Pokal vorzeitig und bleiben doch unendlich durstig: denn, wie neulich Bourget schön und traurig gesagt hat, der Becher, den uns das Leben hinhält, hat einen Sprung, und während uns der volle Trunk vielleicht berauscht hätte, muß ewig fehlen, was während des Trinkens unten rieselnd verlorengeht; so empfinden wir im Besitz den Verlust, im Erleben das stete Versäumen. Wir haben gleichsam keine Wurzeln im Leben und streichen, hellsichtige und doch tagblinde Schatten, zwischen den Kindern des Lebens umher.
Wir! Wir! Ich weiß ganz gut, daß ich nicht von der ganzen großen Generation rede. Ich rede von ein paar tausend Menschen, in den großen europäischen Städten verstreut. Ein paar davon sind berühmt; ein paar schreiben seltsam trockene, gewissermaßen grausame und doch eigentümlich rührende und ergreifende Bücher; einige, schüchtern und hochmütig, schreiben wohl nur Briefe, die man fünfzig, sechzig Jahre später zu finden und als moralische und psychologische Dokumente aufzubewahren pflegt; von einigen wird gar keine Spur übrigbleiben, nicht einmal ein traurig-boshaftes Aphorisma oder eine individuelle Bleistiftnotiz, an den Rand eines vergilbten Buches gekritzelt.
Trotzdem haben diese zwei- bis dreitausend Menschen eine gewisse Bedeutung: es brauchen keineswegs die Genies, ja nicht einmal die großen Talente der Epoche unter ihnen zu sein; sie sind nicht notwendigerweise der Kopf oder das Herz der Generation: sie sind nur ihr Bewußtsein. Sie fühlen sich mit schmerzlicher Deutlichkeit als Menschen von heute; sie verstehen sich untereinander, und das Privilegium dieser geistigen Freimaurerei ist fast das einzige, was sie im guten Sinne vor den übrigen voraushaben. Aber aus dem Rotwelsch, in dem sie einander ihre Seltsamkeiten, ihre besondere Sehnsucht und ihre besondere Empfindsamkeit erzählen, entnimmt die Geschichte das Merkwort der Epoche..."

Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Reden und Aufsätze 1–3. Band 1, Frankfurt a.M. 1979, S. 174-185,479-480.
Hugo von Hofmannsthal 1910 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid

Dienstag, 28. August 2012

Kanada - Der Ahornbaum




DER TROST - AHORN

The Comfort Maple

Der 530 Jahre alte Zucker Ahorn (acer saccharum) hat eine Höhe von 24 Metern und einen Stamm von 6 Metern Umfang. Er gilt als einer der ältesten, wenn nicht der älteste Ahornbaum Kanadas und steht in Pelham / Ontario. Blitzeinschläge, Alterserscheinungen und dergleichen haben Reparaturarbeiten nötig gemacht, Stützhilfen, ein bißchen Zement und ein paar Meter Draht. Ein Veteran halt.

Der schöne Name stammt ganz einfach von den ehemalige Besitzern des umgebenden Landes her, die Mr. und Mrs. Comfort hießen.




© The Canadian Blogger

Das rote Ahornblatt als Symbol Kanadas, war noch auf den Uniformen der Soldaten im 2. Weltkrieg grün und wurde, des größeren Kontrastes wegen, erst 1957 zu dem uns bekannten roten.


© Paul Charette

Buttermilchpfannkuchen mit Ahornsirup


Ein Trost-Essen

2 Eier
4 El geschmolzene Butter
225 - 250 ml Buttermilch
175 g Mehl
je 1/2 TL Natron und Backpulver
1 EL Zucker, 1/2 TL Salz
Öl zum Braten
Die flüssigen Zutaten gut verschlagen, anschließend in einer extra Schüssel Mehl, Backpulver, Natron, Zucker und Salz vermengen. Das Mehl in die Eimischung geben und schnell durchrühren, einige Minuten quellen lassen. Den Teig in einer nicht zu heißen Pfanne von beiden Seiten goldbraun backen.

Quelle: USA Culinarisch


 
Die Dinger müssen schön dick sein, nicht wie dünne Eierkuchen und ein Stück kalte gesalzene Butter gehört auf den Stapel, der Sirup schmeckt mir umso besser, je dunkler er ist, im Handel ist das Klasse AA, die Süße bleibt die gleiche, aber der herbe Unterton ist stärker. Ich habe gern noch eine Handvoll Rosinen im Teig.

Sonntag, 26. August 2012

William Butler Yeats - Vor der Erschaffung der Welt




Vor Der Erschaffung Der Welt

Mal ich die Wimpern dunkler,
Dass die Augen strahlender sind
Die Lippen noch scharlachröter
Oder sage, hübsch, mein Kind,
Dann hab mich nicht aus Eitelkeit
Vor Spiegel um Spiegel gestellt.
Ich suchte nur nach meinem Gesicht
Vor der Erschaffung der Welt.

Und hätte ich auch einen Mann
Wie einen Geliebten verführt,
Und mein Blut war kalt unterdessen
Und mein Herz blieb ungerührt?
Warum sollt er mich grausam nennen,
Oder durch meinen Betrug entstellt?
Ich ließ ihn lieben das Ding, das es gab
Vor der Erschaffung der Welt.

Andrea Paluch & Robert Habeck überarbeitet von mir

Henri Rousseau 1910 Der Traum
Before The World Was Made 
If I make the lashes dark
And the eyes more bright
And the lips more scarlet,
Or ask if all be right
From mirror after mirror,
No vanity's displayed:
I'm looking for the face I had
Before the world was made.

What if I look upon a man
As though on my beloved,
And my blood be cold the while
And my heart unmoved?
Why should he think me cruel
Or that he is betrayed?
I'd have him love the thing that was
Before the world was made.

W.B. Yeats 

Gott bei der Erschaffung der Welt. Mit einem Zirkel bringt er Ordnung in das Chaos der Elemente.  Miniatur, "Bible moralisé", Reims um 1235


Zeit und Ort


Berlin 13.05 Abflug, die Frisur sitzt. - zwei Stunden Flugzeit - London Ankunft 14.05, eine Stunde Zeitverschiebung - das anschließende Flugzeug hat einige Stunden Verspätung - Abflug nach Toronto um 22.00 Uhr, acht Stunden Flug und Landung in Toronto gegen 1/2 2 am Morgen. In Berlin ist es jetzt bereits 1/2 8. 6 Stunden sind weg oder wohl eher dazugekommen. Ich bin der Sonne entgegen geflogen. Würde ich von nun an für immer in Toronto bleiben, würde ich auf ewig diesen "verlorenen" 6 Stunden hinterhinken. Wie merkwürdig.

Ein Kollege hat vor Jahren darüber gesprochen, wie sich Reisen, sich von einem Ort zu einem anderen begeben, in den letzten Jahrhunderten verändert hat. Zu Fuß, auf einem Pferd, selbst noch in einer Kutsche sind Weg und Veränderung der Umgebung körperlich erfahrbar. Hier wächst Gras, da steht ein Wald, hinter diesem Hügel kann ich die nächste Stadt sehen, dieser Berg ist steil, jenes Feld scheinbar endlos. Meine Füße sind diesen Weg gegangen, mein Hintern hat diesen Huckelweg gespürt, ich habe gefroren, geschwitzt, die Zeit, die ich unterwegs war ist innig mit der Strecke, die ich zurückgelegt habe verbunden. Ich begegne dem Neuen, dem Fremden gemächlich. (Gemächlichkeit, ein altmodisches Wort, von althochdeutsch "gimah" = "passend", "bequem".)

Ich bin gestern von einem Kontinent zum anderen gereist, etwa 6500 Kilometer, aber das was dazwischen liegt, Meer, Inseln, Land habe ich nur überflogen, nicht betreten, nie gesehen. Zwischen A und B liegt nichts, als enge Sitze und schlechtes Essen im Flugzeug. Und plötzlich bin ich hier, in anderem Klima, anderen Sitten, anderer Geschichte und bin 6 Stunden aus "meiner" Zeit gefallen.

So um das Jahr 1991 herum hatte ich ein ähnliches, allerdings surreales Gefühl gelegentlich in Berlin, ich war nicht verreist, aber die Stadt um mich herum war plötzlich eine andere, ich war am selben Ort geblieben, aber der Ort war ein anderer geworden. Derselbe Bäcker verkaufte mir fremde Brötchen, dieselben Ämter vermittelten bis dahin unbekannte Dienstleistungen, ich bezahlte zwar noch in Mark, aber die war nun D und nicht mehr 'der DDR'. Manches war wie ehemals und vieles wie nie. Da war die Zeit eine Zeit lang schneller als ich.


The Apollo 11 Moonwalk Pictures
AS11-40-5878 © 2012 by Joseph O'Dea and Eric Jones. All rights reserved.

Neil Armstrong starb heute im Alter von 82 Jahren.

Armstrong war, abgesehen von wenigen öffentlichen Auftritten, ein stiller und schweigsamer Mensch. Nach seiner Karriere züchtete er auf seiner Farm in Cincinnati Vieh und baute Mais an. Besser als die großen Worte passt zu seinem Tod daher wahrscheinlich der Satz seiner Familie. Sie hat eine bescheidene Bitte: "Das nächste Mal, wenn Sie in einer klaren Nacht draußen sind und sehen, wie der Mond auf sie herab lächelt, denken Sie an Neil und zwinkern Sie ihm zu." Süddeutsche Zeitung vom 25.8.2012

Donnerstag, 23. August 2012

Max Beckmann - Schauspieler - Ein Triptychon



Max Beckmann 1942 Actors - Schauspieler

Die Kunst ist verflucht schwer. Wenn man abends bei einer Flasche Wein sitzt, meint man, es müsse wie von selber gehen. Am nächsten Morgen, nüchtern vor der großen weißen Leinwand, die Sachen wieder aus dem Nichts zu holen, da ist einem ganz anders zumute. Wenn ich morgens gemalt habe, bin ich den übrigen Tag nur noch ein lebender Leichnam.
M.B.

Mittwoch, 22. August 2012

Koffer packen


ich trage dein herz mit mir(ich trage es in
meinem herzen)ich bin nie ohne es(überall
wo ich gehe gehst du,mein schatz;wasimmer nur von mir
getan wird ist dein tun,mein liebling)
ich fürchte kein schicksal(denn du bist mein schicksal,meine süße)ich wünsche
keine welt(denn schöne du bist meine welt,meine wahre)
und du bist wasimmer ein mond schon immer bedeutete
und wasimmer eine sonne immer singen wird bist du
                                                          
hier ist das tiefste geheimnis das niemand weiss
(hier ist die wurzel der wurzel und die knospe der knospe
und der himmel des himmels eines baumes der leben heisst;der wächst
höher als die seele hoffen kann oder der verstand verstecken kann)
und dies ist das wunder das die sterne festhält

ich trage dein herz (ich trage es in meinem herzen)

e.e. cummings
(leider ohne die schönen versteckten reime)


© Chris Sott 2010 Gepäck, Stuhl, Hemd

i carry your heart with me(i carry it in
my heart)i am never without it(anywhere
i go you go,my dear;and whatever is done
by only me is your doing,my darling)
        i fear no fate(for you are my fate,my sweet)i want
no world(for beautiful you are my world,my true)
and it’s you are whatever a moon has always meant
and whatever a sun will always sing is you

here is the deepest secret nobody knows
(here is the root of the root and the bud of the bud
and the sky of the sky of a tree called life;which grows
higher than soul can hope or mind can hide)
and this is the wonder that's keeping the stars apart

i carry your heart(i carry it in my heart)
e.e. cummings

©  Chris Stott 2011 Gepäck II

Die Bilder sind übrigens keine Photographien, sie sind gemalt.