"Wer weiß, ob wir morgen noch das Leben haben."
REIGEN
Reigen - die Liebe hält manchmal
im Löschen der Augen ein,
und wir sehen in ihre eignen
erloschenen Augen hinein.
im Löschen der Augen ein,
und wir sehen in ihre eignen
erloschenen Augen hinein.
Kalter Rauch aus dem Krater
haucht unsre Wimpern an;
es hielt die schreckliche Leere
nur einmal den Atem an.
haucht unsre Wimpern an;
es hielt die schreckliche Leere
nur einmal den Atem an.
Wir haben die toten Augen
gesehn und vergessen nie.
Die Liebe währt am längsten
und sie erkennt uns nie.
gesehn und vergessen nie.
Die Liebe währt am längsten
und sie erkennt uns nie.
Ingeborg Bachmann
10 Dialoge nennt Schnitzler das Stück, ein Reigen von Werbung, Lockung, Paarung, Sättigung
und Ernüchterung.
Aus den Notizen Schnitzlers:
a)
„Einer in Scheidung begriffen, mit seiner Frau im Restaurant. Zank mit
einem Ungezogenen, der die Frau beleidigt. Duell und Tod.“
b)
„Ein junger Bursch, dessen Schwester die Geliebte irgend eines Mannes
ist, was ihm ganz gleichgültig ist. Der Bursch wird Kadett, Offizier; plötzlich
bekommt er eine Ehre und muss diesen Menschen fordern.
c) „Die Frau zu ihrem Liebhaber: Mein Mann hat
Verdacht. Wenn wir also heute ins Orpheum gehen, müssen sie sich in die
Chansonettensängerin Violetta verliebt stellen. Es gelingt wunderbar. Violetta
ist nämlich wirklich die Mätresse des Geliebten, eventuell auch des Ehemannes.“
Emil Nolde 1908 Ringelreihe
Der Tod und das Mädchen
Das Mädchen:
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod:
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod:
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!
Matthias Claudius
Das Stück:
1897 geschrieben / 1903 erstveröffentlicht im
Eigenverlag / 1920 uraufgeführt
Die
eigentliche Uraufführung fand am 23. Dezember 1920 im Kleinen Schauspielhaus in
Berlin statt.
Am
22. Februar 1921 kam es in Berlin zu Ausschreitungen, nachdem ein hoher Beamter
der Berliner Polizei eine systematische Hetze gegen die Aufführungen initiiert
hatte. Viele Organisationen wurden veranlasst, gegen die Aufführung zu
protestieren, vorgedruckte Formulare wurden verschickt und Politiker wurden
mobilisiert. Am 22. Februar (wenige Tage nach den Protesten in Wien) gab es
organisierte Tumulte in der Aufführung und eine johlende Saalschlacht. Abkommandierte
völkische Beobachter, die meisten von ihnen im jugendlichen Alter, warfen Stinkbomben.
„Man schändet unsere Weiber!“ Theaterleiter und
Darsteller wurden in der Folge wegen „unzüchtiger Handlungen“ im sogenannten
Reigen-Prozess vor Gericht gestellt.
Wegen
der Polemik gegen "Reigen" bat Arthur Schnitzler 1922 den S. Fischer
Verlag, der die Rechte besaß, keine weiteren Aufführungen des Stücks mehr zu
genehmigen. Dieses Aufführungsverbot wurde von Schnitzlers Sohn Heinrich über
den Tod des Autors hinaus verlängert. Erst seit 1.Januar 1982 darf
"Reigen" wieder aufgeführt werden. (Wiki)