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Dienstag, 2. August 2016

KROATIEN 2 - NICOLA TESLA

NICOLA TESLA 
1856 - 1943

If you want to find the secrets of the universe, think in terms of energy, frequency and vibration.
Wenn Du die Geheimnisse des Universums finden willst, denke in den Begriffen von Ernergie, Frequenz und Vibration. 
Tesla 1896 in New York

Smiljan ist ein sehr kleines Dorf in Zentralkroatien, etwa 15 Kilometer von der Fernstraße Zagreb–Split entfernt, auf der ich am letzten Samstag gefahren bin. In Smiljan wurde Nicola Tesla geboren. 

Diocletian, Rudolf Steiner, Miroslav Nemec, eventuell Marco Polo & Ödön von Horváth, sie alle wurden auf dem Territorium des heutigen Kroatiens geboren, und ich hatte wiedermal keine Ahnung. 

Nicola Tesla der Sohn eines serbischen orthodoxen Priesters, begann 1876 in Graz Maschinenbau zu studieren, spielte aber lieber Karten & Billard, wurde exmatrikuliert, zog nach Marburg, wurde der Stadt wegen flatterhafter Lebensweise verwiesen, kehrte nach Hause zurück, verlor seinen Vater und arbeitete eine Zeit über als Aushilfslehrer. Ein zweiter, von einem Onkel finanzierter Studienversuch, in Prag verlief erfolglos, weil er die Gebühren nicht bezahlte. In Budapest und Paris verdingte er sich in verschiedenen Funktionen bei Niederlassungen von Thomas Alva Edison und ging dann nahezu mittellos nach New York, um dort für Edison selbst zu arbeiten. Sie schieden nach kurzer Zeit im Streit voneinander. 
Aber seine ganze scheinbar driftende Jugendzeit über hat Tesla in seinem Kopf elektrische Apparate entwickelt. 
Er wird sein Leben lang großartige Maschinen erfinden & bauen und immer wieder ausgebootet werden, nie wirklich die verdienten Früchte seiner Arbeit bekommen und doch immer weitermachen. Edison bekriegt ihn, Geschäftspartner tricksen ihn aus. 
Marconi nicht ihm, obwohl sein Patent früher angemeldet war, gelang die erste transatlantische Funkverbindung. Er lebt verschwenderisch, wenn er Geld hat und auch wenn nicht. Er träumt von weltweiter drahtloser Energieübertragung und verschreckte Geldgeber mit der Dimension seiner Visionen. Lebenslang neurotisch, werden seine Ideen mit zunehmendem Alter mehr und mehr esoterisch. 1943 stirbt er verarmt in New York mit mehr als 300 Patenten weltweit in seinem Namen.
The scientists of today think deeply instead of clearly. One must be sane to think clearly, but one can think deeply and be quite insane.

Die heutigen Wissenschaftler denken tief anstatt klar. Man muß bei gesundem Verstand sein, um klar zu denken, aber man kann tief denken und ziemlich wahnsinnig sein.


Dienstag, 18. August 2015

Die Straße, die man nicht geht - Robert Frost

 
Poetry is what gets lost in translation.
Poesie ist, was in der Übersetzung verloren geht.
 
In Amerika ist dies eines der Gedichte, die zu Kalenderweisheiten herunterzitiert worden sind. Großmutter an Enkel, Vater zu Sohn, Poesiealbenkitsch. Schön ist es aber trotzdem. Zwei der Übersetzer haben sich gegen die Reime zu Gunsten der Worte entschieden. Ein Titel gibt schon eine Entscheidung vor, was schade ist, denn das "Was wäre wenn..." braucht Unsicherheit.
 
  
 
THE ROAD NOT TAKEN

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I –
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.

 
DER UNBEGANGENE WEG

In einem gelben Wald, da lief die Straße auseinander,
und ich, betrübt, daß ich, ein Wandrer bleibend, nicht
die beiden Wege gehen konnte, stand
und sah dem einen nach so weit es ging:
bis dorthin, wo er sich im Unterholz verlor.

Und schlug den andern ein, nicht minder schön als jener,
und schritt damit auf dem vielleicht, der höher galt,
denn er war grasig und er wollt begangen sein,
obgleich, was dies betraf, die dort zu gehen pflegten,
sie beide, den und jenen, gleich begangen hatten.

Und beide lagen sie an jenem Morgen gleicherweise
voll Laubes, das kein Schritt noch schwarzgetreten hatte.
Oh, für ein andermal hob ich mir jenen ersten auf!
Doch wissend, wie’s mit Wegen ist, wie Weg zu Weg führt,
erschien mir zweifelhaft, daß ich je wiederkommen würde.

Dies alles sage ich, mit einem Ach darin, dereinst
und irgendwo nach Jahr und Jahr und Jahr:
Im Wald, da war ein Weg, der Weg lief auseinander,
und ich – ich schlug den einen ein, den weniger begangnen,
und dieses war der ganze Unterschied.
 
Übersetzung von Paul Celan


Was wäre, wenn jede unserer Entscheidungen und alle die, die auch möglich gewesen wären, in unzählig vielen Universen nebeneinander existierten?
 
 
 
DIE VERPASSTE STRASSE

Zwei Straßen gingen ab im gelben Wald,
Und leider konnte ich nicht beide reisen,
Da ich nur einer war; ich stand noch lang
Und sah noch nach, so weit es ging, der einen
Bis sie im Unterholz verschwand;

Und nahm die andre, grad so schön gelegen,
Die vielleicht einen bessern Weg versprach,
Denn grasbewachsen kam sie mir entgegen;
Jedoch, so weit es den Verkehr betraf,
So schienen beide gleichsam ausgetreten,

An jenem Morgen lagen beide da
Mit frischen Blättern, noch nicht schwarz getreten.
Hob mir die eine auf für’n andern Tag!
Doch wusste ich, wie’s meist so geht mit Wegen,
Ob ich je wiederkäm, war zweifelhaft.

Es könnte sein, dass ich dies seufzend sag,
Wenn Jahre und Jahrzehnte fortgeschritten:
Zwei Straßen gingen ab im Wald, und da –
Wählt‘ ich jene, die nicht oft beschritten,
Und das hat allen Unterschied gemacht.

 Übersetzung von Eric Boerner


DER NICHTGEGANGENE WEG
 
Zwei Wege trennten sich im fahlen Wald
und, weil ich nicht auf beiden konnte gehn
und einer bleiben, macht’ ich lange Halt
und schaute auf des einen Wegs Gestalt,
soweit ich durch die Büsche konnte sehn.

Ging dann den andern – der, genauso schön,
den grösser’n Anspruch hatte auf Gebrauch,
denn Gras wuchs drauf und brauchte Drübergehn –
obgleich die Wand’rer, muss ich schon gestehn,
gebrauchten einen wie den andern auch.

Sie lagen vor mir, beide gleich, zuhauf
mit Blättern, die kein Tritt noch aufgestört.
Ich hob mir einen Weg für später auf!
Doch Wege führ’n zu and’rer Wege Lauf:
Ich wußte wohl, dass keiner wiederkehrt.

Und seufzend werd’ ich einmal sicherlich
es dort erzählen, wo die Zeit verweht:
Zwei Waldeswege trennten sich und ich –
ich ging und wählt’ den stilleren für mich –
und das hat all mein Leben umgedreht. 

Übersetzung von Walter A. Aue


Happiness makes up in height for what it lacks in length. 
 Glück macht durch Höhe wett, was ihm an Länge fehlt.
 

Donnerstag, 6. August 2015

Eine Reise - Pärnu - Herr Richmann wird vom Blitz erschlagen



Um 1750 herum wurde an verschiedenen Orten in der Welt daran gearbeitet, ein Gerät zu bauen, dass die Energie von Blitzen sicher und ohne Schaden für Mensch und Ding in den Boden leiten würde. Als letztendlich offizieller  "Erfinder" gilt Benjamin Franklin, aber gleichzeitig führte eben auch Georg Wilhelm Richmann in Russland Experimente durch. Er wurde 1753 an seinem Schreibtisch, wohin er den Blitzableiter geleitet hatte, vom Blitz getroffen und starb auf der Stelle, was daraufhin deutet, dass seine Konstruktion nicht wirklich gut funktionierte. 

 Regenschirm mit angebautem Blitzableiter entworfen von Jacques Barbeu-Dubourg. Druck aus dem 18. Jahrhundert.


Georg Wilhelm Richmann (* 11. Julijul./ 22. Juli 1711greg. in Pernau (heute Pärnu, Estland); † 26. Julijul./ 6. August 1753greg. in Sankt Petersburg) war ein deutschbaltischer Physiker.
Richmann studierte Mathematik und Physik an den Universitäten Halle und Jena bei Georg Erhard Hamberger, bevor er 1735 nach Sankt Petersburg ging, wo er Erzieher der Söhne von Graf Ostermann war. 1741 wurde er an der dortigen Akademie der Wissenschaften außerordentlicher Professor für Physik und 1745 ordentlicher Professor als Nachfolger von Georg Wolfgang Krafft. Außerdem wurde er Direktor ihres Physikalischen Labors.
Richmann erforschte Naturgesetze, die in der Kältetechnik Anwendung fanden. Die von ihm experimentell gefundene Mischungsregel wurde zum Ausgangspunkt für die spätere Entdeckung der spezifischen und der latenten Wärme. Angeregt durch Benjamin Franklin erforschte er gemeinsam mit Michail Lomonossow die Ursachen der Reibungselektrizität. Richmann entwickelte ein Elektrometer, mit dem er feststellte, dass die von einem geladenen Körper ausgehende Kraftwirkung nicht nur von dessen Masse, sondern auch von dessen Form abhängt. Er untersuchte die elektrische Aufladung der Atmosphäre vor und während eines Gewitters mit Hilfe einer an seinem Haus installierten Eisenstange, an deren Ende ein Elektrometer installiert war. Als er während eines Gewitters am 26. Juli 1753 das Gerät ablesen wollte, schlug der Blitz in die Eisenstange ein und tötete ihn.

Zitiert aus: Wiki



"Der Akademiker Georg Wilhelm Richmann war einer der ersten Wissenschaftler in der ganzen Welt, der sein Liebstes - sein Leben - opferte für die schnellere Entwicklung der Menschheit."
Zitat aus obiger Inschrift


Sonntag, 5. Juli 2015

EIGENGRAU


Was für ein schönes Wort: eigengrau.
Das Grau, das ich sehe, wenn es vollkommen dunkel ist.
Mein ganz eigenes Grau.
Schwarz kann ich nur sehen, wenn es noch Weißes zum Vergleich gibt.
Wenn alles Licht gelöscht ist, wird alles grau.

EIGENGRAU IST DIE FARBE, DIE WIR IN VOLLKOMMENER DUNKELHEIT SEHEN.

Was wir im Dunkeln sehen ist nicht Schwarz (000000), sondern Eigengrau 
(16161D hex or 22,22,29 RGB).

EIGENGRAU, auch Eigenlicht oder Eigenrauschen (die deutsche Bezeichnung ist auch im englischen Sprachraum üblich), ist die Farbe, die man in völliger Dunkelheit sieht. Der Begriff wurde um 1860 von Gustav Theodor Fechner eingeführt. Damals war aufgefallen, dass bei sehr großen wie bei sehr kleinen Helligkeiten die Empfindlichkeit des Auges von der Vorhersage des Fechnerschen Gesetzes (dass sich die subjektiv empfundene Stärke von Sinneseindrücken proportional zum Logarithmus der objektiven Intensität des physikalischen Reizes verhält.) abweicht.
Eigengrau wird heller wahrgenommen als schwarze Objekte bei normalen Lichtbedingungen. Das liegt daran, dass bei der Wahrnehmung der Kontrast wichtiger als die eigentliche Helligkeit ist. Zum Beispiel erscheint der Nachthimmel wegen des durch die Sterne hervorgerufenen Kontrastes dunkler als eigengrau. Eine reine Schwarzempfindung des Auges ist nur bei gleichzeitigem Kontrast zu einer Weißempfindung möglich, wie Ewald Hering 1874 beschrieb. Wiki

DU DUNKELHEIT, AUS DER ICH STAMME

Du Dunkelheit, aus der ich stamme
ich liebe dich mehr als die Flamme,
welche die Welt begrenzt,
indem sie glänzt
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –:
für irgend einen Kreis,
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.

Aber die Dunkelheit hält alles an sich:
Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie's errafft,
Menschen und Mächte –

Und es kann sein: eine große Kraft
rührt sich in meiner Nachbarschaft.

Ich glaube an Nächte.
 
Rainer Maria Rilke 1919


Dienstag, 9. Juni 2015

Das größte, jemals aufgenommene Foto


DIE NASA PRÄSENTIERT DAS GRÖSSTE, JEMALS AUFGENOMMENE PHOTO  

Sehr kleiner Ausschnitt!

Das VIDEO zum Photo:
http://www.huffingtonpost.de/2015/06/06/nasa-groesstes-bild_n_7524556.html?utm_hp_ref=germany#comments

Der Andromedanebel ist eine Spiralgalaxie vom Typ Sb. Sie ist im Messier-Katalog als M31 und im New General Catalogue als NGC 224 verzeichnet. Am Sternenhimmel ist sie im Sternbild Andromeda, nach dem sie benannt ist, zu finden. In klaren Nächten kann die Andromedagalaxie von einem dunklen Standort aus mit bloßem Auge gesehen werden. Sie ist das fernste Objekt, das regelmäßig mit bloßem Auge gesehen werden kann... Sie
ist rund 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. 

WIKI



Ein Lichtjahr ist die Strecke, die eine elektromagnetische Welle wie das Licht in einem julianischen Jahr im Vakuum zurücklegt. Das sind 9,461 Billionen Kilometer (9,461 · 1012 km).
WIKI

9461.000.000.000.000 Kilometer mal 2.500.000 Lichtjahre = ???

Wir Menschen sind Meister der Unterschätzung. Wir haben wieder und wieder die Größe des Kosmos unterschätzt – alles, was wir kennen, ist nur ein winziger Teil einer viel größeren Struktur, eines Planeten, eines Sonnensystems, einer Galaxie und so weiter. Aber wir haben auch die Fähigkeit des menschlichen Geistes unterschätzt, diesen Kosmos zu verstehen. Was ist nun das Besondere am Hier und Jetzt? Wenn wir tatsächlich die einzige Lebensform in dem Teil des Raums sind, den wir überblicken, dann hat es 13,8 Milliarden Jahre gedauert, bis jemand die Galaxien da draußen und ihre Schönheit sehen konnte. Davor waren sie nur eine große Platzverschwendung. Zum ersten Mal in diesen 13,8 Milliarden Jahren ist der Kosmos selbstbewusst geworden. Aber wir haben auch zum ersten Mal die Technik, dass wir entweder das Leben über den gesamten Kosmos verbreiten können – oder aussterben. Entweder reißen wir uns zusammen und schaffen etwas Stabiles, eine dauerhafte Form der Zivilisation, oder wir versauen es. Das ist dann das Ende von Leben und Bedeutung im Kosmos. Und diese Frage wird hier auf diesem kleinen Planeten entschieden.
Max Tegmark


http://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/kosmologe-max-tegmark-glaubt-an-paralleluniversen-12966431.html 

Mittwoch, 9. April 2014

Schöne menschenerdachte Zeichen (in Mitteleuropa und Australien)




Ich bewege meinen Kopf von unten nach oben und
wieder nach unten, mit leichter Betonung der 
Bewegung abwärts und meine "Ja", und ein anderer 
übersetzt meinen Kopfwackler als Zustimmung. Ein kleines 
gewöhnliches Wunder. Unsere Tage sind gefüllt mit Zeichen, 
solchen, die wir uns geschaffen haben. Ohne sie würden 
wir verstummen. Zeichensprache, tonlos, genährt von 
anderen Zeichen. Ein Zeichen ist im weitesten Sinne etwas, 
das auf etwas anderes hindeutet, etwas bezeichnet, sagt
Wiki. Ich richte meinen "Zeigefinger" auf einen Punkt, und mein
Gegenüber erkennt wohin ich deute. Und dann wird der Finger
zum Pfeil, nur ein Strich mit einer an einer Seite angehängten
Spitze. Nichts weiter. Drei Striche und die Richtung einer 
Bewegung wird dadurch bestimmt, in die Richtung des Pfeils 
oder in eine davonabweichende, wird nun gegangen. 
Die Existenz des Zeichens verändert die Bewertung der Realität.
Ein ovaler Punkt auf einer Linie erzeugt im Wissenden einen Ton.
Eine andere ovale Form hinter zwei Strichen, die sich in einem spitzen 
Winkel treffen, und zehn Pferde oder Gläser oder Menschen sind 
benannt. Die gemeine 10 ein alltägliches Weltwunder.


a² + b² = c²


? undund π und &


A B C D E F G H I J K L M N O 
P Q R S T U V W 
X Y Z

 
0
 

Freitag, 28. Februar 2014

Der Bleistift der Natur - William Henry Fox Talbot

„Man muß sich darauf gefaßt machen, daß so große Neuerungen die gesamte Technik der Künste verändern, dadurch die Invention selbst beeinflussen und schließlich vielleicht dazu gelangen werden, den Begriff der Kunst selbst auf die zauberhafteste Art zu verändern.“
Paul Valéry in Pièces sur l’art, ein Zitat, dass Walter Benjamin seinem Text "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" voransetzte.


WILLIAM HENRY FOX TALBOT

Mister Talbot, geboren am 11. Februar 1800 in Melbury in der Grafschaft Dorset und gestorben am 17. September 1877 in Lacock Abbey, in der Grafschaft Wiltshire war ein wohlhabender englischer Privatgelehrter & Erfinder mit breitgefächerten wissenschaftlichen Interessen, unter anderem, auf den Gebieten der Politik, Chemie,Botanik, Astronomie,  Mathematik, Philosophie und Altertumsforschung. Er war z.B. einer der ersten Übersetzer von Keilschrifttexten aus Niniveh.

Ein Bericht über die Kunst fotogenen Zeichnens, oder der Prozess, durch den Gegenstände der Natur veranlasst werden, sich selbst abzuzeichnen, ohne den Stift eines Künstlers, ist der Titel eines Traktates, das W.H.F. Talbot 1839 veröffentlichte. 

Was für eine treffend schöne Beschreibung des Ursprungsgedanken der Photographie.


Es begann, als er feststellte, dass er nie ein guter Zeichner werden würde, selbst nicht mit Hilfe, der damals vorhandenen Hilfswerkzeuge, wie zum Beispiel der Camera lucida. Zwischen Blick und Abbild versagte das Talent.  

Er experimentierte mit verschiedenen Chemikalien. Um 1834 präparierte er Schreibpapier mit Lösungen von Kochsalz und Silbernitrat und machte sie dadurch lichtempfindlich. Dann legte er undurchsichtige Objekte darauf und setzte das Papier der Sonne aus. Die belichteten Partien verfärbten sich dunkel, die übrigen blieben hell.(Wiki) Diese Versuche trieb er weiter, bis die Beschichtung so empfindlich war, dass er eine Kamera benutzten konnte, also kein direkter physischer Kontakt zwischen Objekt und Photopapier mehr nötig war, dann entwickelte ein Freund ein Verfahren mit dem die Bilder "fixiert" werden konnten, dies nun schon im Wettrennen mit dem Franzosen Daguerre, der zeitgleich eine gänzlich andere Methode der Haltbarmachung visueller Eindrücke entwickelt hatte.  
Dann mußte noch ein Weg entwickelt werden, dass Negativ in ein Positiv umzuformen. All dies gelang.
Die Aufnahme erfolgte auf Jodsilberpapier, wurde in Gallussäure und Silbernitrat entwickelt, in Natriumthiosulfat fixiert, durch Baden in Wachs transparent gemacht und schließlich wiederum auf Jodsilberpapier zum Positiv umkopiert. (Wiki)
Aber Daguerre wurde als erster öffentlich anerkannt und gilt seitdem als Erfinder der Photographie, Talbot hatte das Nachsehen.

Beweisführung vor Gericht mit Hilfe von Photographien, war eine der Verwendungen, die er betreffs der Nützlichkeit, Verwendbarkeit seiner Erfindung ins Feld führte, eine andere war, "der Photographierende, entdeckt bei der genauen Betrachtung, vielleicht sogar erst viel später, dass er viele Dinge dargestellt hat, die er zum Zeitpunkt des Photographierens nicht bemerkt hat." Toll!

"Es ist wichtig zu wissen, dass die Bildplatten die jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt werden, die Bilder selbst sind, die durch die Einwirkung von Licht zustande kamen, und keine Imitationen ... Die Platten ... werden mit großer Sorgfalt angefertigt, ausschließlich durch optische und chemische Prozesse. Es ist nicht beabsichtigt, sie irgendwie zu verändern, und die Szenen, die dargestellt werden, werden nichts als die echten Berührungen des Bleistiftes der Natur enthalten." W.H.F. Talbot

„It must be understood that the plates of the work now offered to the public are the pictures themselves, obtained by the action of light, and not imitations of them (...) The plates of the present work will be executed with the greatest care, entirely by optical and chemical processes. It is not intended to have them altered in any way, and the scenes represented will contain nothing but the genuine touches of Nature’s Pencil.“
 Spitze 1845

„Ich behaupte nicht, eine Kunst zur Perfektion gebracht zu haben, aber ich habe etwas begonnen, dessen Grenzen heute noch nicht genau zu bestimmen sind.“ W.H.F.Talbot

 Heuhaufen 1844

ERINNERUNG AN DIE MARIE A.

1
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst.
3
Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

Bertolt Brecht

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/william-henry-fox-talbot-the-pencil-of-nature-zum-bild-wird-hier-die-zeit-1628149.html 
 

Freitag, 20. Juli 2012

Innen ist Außen ist Innen



DAS MÖBIUS BAND

Mathematik ist wie Magie. Für mich jedenfalls. Dies ist ein Text für Mathematikbestauner, nicht für Versteher derselben.

Meine Nichte (8) lernt gerade das kleine und große Einmaleins. Das scheint recht einfach, aber fremd betrachtet, ist es ganz und gar erstaunlich. Warum ist 6 x 6 = 36?
Die 6 kann man an den Fingern, mit Löffeln oder Steinchen zählen, muß sich aber zumindest darauf festlegen, dass genau diese Anzahl SECHS heißt. Aber wie ist es mit der Dreißig? Da braucht es sehr viele Steinchen oder mehrere Hände; und die NULL. 

Eine einzeln stehende Null bezeichnet den Wert von Nichts. Wenn die Ziffer 0 jedoch an eine Ziffernfolge angehängt wird, multipliziert sich deren Wert mit der Basis des Stellenwertsystems. (Wiki)

Eine großartige Behauptung, ohne die wir computerlos, geldmarktlos, insgesamt sehr ...los dastünden. So gesehen, ist der Satz: "Du bist eine Null", eigentlich ein Kompliment.

Ich hatte am Grauen Kloster den wunderbarsten vorstellbaren Mathematiklehrer, Herrn Kubitzky. Ein Mann in ständigem Kampf mit seinen zwei Brillen, beide kreideverschmiert und stets schiefsitzend. Er war kein SED-Mitglied und schwul, deshalb durfte er nicht Direktor werden. Begabt mit schrägem Humor und geradezu unendlicher Geduld, hat er mich erstaunlicherweise gemocht, obwohl ich seinem Fach meist nur hilfloses Unverständnis entgegenbrachte. Aber wenigstens hat er erreicht, dass ich der Mathematik, in aller Ahnungslosigkeit, mit großem Respekt begegne. Dankeschön.

Gideon Möbius-Sherman Möbius-Film-Streifen

Das Möbiusband ist eine der mathematischen Ideen, die ich, da man sie bastelnd herstellen und dann anfassen kann, in der Lage bin, nachzuvollziehen. 
Ein Möbiusband stellt man her, indem man einen langen Streifen Papier mit beiden Enden ringförmig zusammenklebt und dabei ein Ende vor dem Zusammenkleben um 180° verdreht.
Wiki sagt: Es ist eine zweidimensionale Struktur in der Topologie, die nur eine Kante und eine Fläche hat. Sie ist nicht orientierbar, das heißt, man kann nicht zwischen unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden.

Mathematisch gesehen ist das Möbiusband eine nicht-orientierbare Mannigfaltigkeit. 
 Ist das ein schöner Satz, oder nicht?

Mit so einem Ding, kann man Unendlichkeit vorführen. Ein Bleistiftstreifen der dem Band folgt, trifft sich immer wieder selbst. Bemalt man "eine Seite" des Bandes, ist im Ergebnis das ganze Band bunt.

M.C. Escher Möbius Band II

DIE KLEINSCHE FLASCHE

Der deutsche Professor Felix Klein veröffentlichte 1882 eine Verallgemeinerung des Möbius'schen Bandes. Die Kleinsche Flasche ist ein geometrisches Objekt welches die Eigenschaft hat, dass innen und außen nicht unterschieden werden können. Anders formuliert hat sie nur eine einzige Seite, die gleichzeit innen und außen ist.


Ein wunderschönes Objekt finde ich. Das Außen stülpt sich nach innen und vice versa.



Eine Klein'sche Flasche ist eine endliche gekrümmte Fläche im vierdimensionalen Raum, die keinen Rand und nur eine Seite besitzt. Im Bild oben ein Modell einer solchen Flasche, wobei zu beachten ist, dass es sich nur um eine Projektion der Flasche im vierdimensionalen Raum handelt, die sich im dreidimensionalen Raum leider selbst schneidet.

M.C. Escher 1948 Zeichnende Hände

Obwohl das Wort science (Wissenschaft) vom lateinischen scire (zu wissen) herstammt, gibt es doch einen falschen Eindruck davon warum es die Grundlage und der Lieferant von Zivilisation ist. Wissenschaft ist nicht "zu wissen", sondern eine Methode zu haben "herauszufinden". 
Although the word "science" is derived from the Latin scire (to know), this misrepresents why it is the foundation and deliverer of civilisation. Science is to not know but have a method to find out. 
Quelle: Adam Rutherford im Guardian



Hymne an den Unendlichen

Zwischen Himmel und Erd' hoch in der Lüfte Meer,
In der Wiege des Sturms trägt mich ein Zackenfels;
Wolken thürmen unter mir sich zu Stürmen,
Schwindelnd gaukelt der Blitz umher,
Und ich denke dich, Ewiger!  

Deinen schauernden Pomp borge den Endlichen,
Ungeheure Natur! du der Unendlichkeit Riesentochter!
Sei mir Spiegel Jehovahs!
Seinen Gott dem vernünft'gen Wurm
Orgle prächtig, Gewittersturm! 

Horch! er orgel; den Fels wie er herunter dröhnt!
Brüllend spricht der Orkan Zebaoth's Namen aus,
Hin geschrieben mit dem Griffel des Blitzes:
Creaturen, erkennt ihr mich?
Schone, Herr! wir erkennen dich! 

Friedrich Schiller

Donnerstag, 19. April 2012

Charles Darwin starb vor 130 Jahren am 19. April 1882


Photographie: Charles Darwin by Maull und Polyblank für den Literary and Scientific Portrait Club 1855

Darwin schrieb an Joseph Dalton Hooker, einen befreundeten Botanisten: "Wenn ich wirklich so einen bösen Gesichtsausdruck habe, wie auf meiner Photographie, ist es überraschend, dass ich überhaupt einen Freund besitze" 


Dienstag, 27. März 2012

Maria Sibylla Merian


„… ja es ist kein Wurm so abscheulich und so geringe in unseren Augen, der uns nicht, wenn wir nur die gehörige Aufmercksamkeit daran wenden wollten, von der Weißheit des großen Baumeisters Himmels und der Erden völlig überzeugete“
Johann Heinrich Zedler (1706-1751) Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste

Lurch zu Frosch Metamorphosis Insectorum Surinamensium 1705

Maria Sybilla Merian kam in Frankfurt am Main als Tochter eines ältlichen Verlegers und Kupferstechers zur Welt, der schon drei Jahre nach ihrer Geburt starb. Die Mutter verheiratete sich abermals, diesesmal mit einem Blumenmaler aus Holland, der aber viel unterwegs und selten als Stiefvater anwesend war. Der Mutter mißfiel die Neigung der Tochter zur Malerei und sie sprach Verbote aus. Maria zeichnete heimlich. Der Stiefvater verhalf ihr dann zu einer Ausbildung. Sie heiratete, bekam Kinder und zeichnete weiter.

 

Wiki sagt: 1670 übersiedelte die Familie in Graffs Geburtsstadt Nürnberg. Zur Sicherung des Lebensunterhaltes musste Maria Sibylla durch vielfältige Tätigkeit beitragen. Allerdings waren ihr als Frau in der Freien Reichsstadt Nürnberg beruflich enge Grenzen gesetzt. Die „Maler-Ordnung“ vom Ende des 16. Jahrhunderts erlaubte es nur Männern, mit Ölfarben auf Leinwand zu malen und sicherte ihnen damit jene Aufträge, die Ansehen und gute Einkünfte versprachen. Frauen durften allenfalls kleine Formate bearbeiten, mit Aquarell- und Deckfarben auf Papier oder Pergament. Zur Haupteinnahmequelle der Familie wurde schließlich der Handel mit Farben, Firnis und Malutensilien, den Maria Sibylla Merian betrieb. Sie übernahm daneben eine Vielzahl von Auftragsarbeiten, stickte zum Beispiel Seidendecken oder bemalte Tafeltücher. Außerdem unterrichtete sie junge Frauen in der Kunst der Blumenmalerei und -stickerei. 

 Pampelmuse aus Metamorphosen der Insekten 1726

"Schon als Heranwachsende widmet sich Merian der Kupferstecherei und Malerei. Ihre Blumenbilder schmückt sie häufig mit Darstellungen von Insekten. Bald ­bildet sich ein tieferes Interesse an Insekten heraus. Zu dieser Zeit gelten diese Tiere in christlicher Perspektive als „Teufelsgeziefer“ und sind noch kaum Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung. Maria ­Sibylla Merian beginnt mit der Zucht von Raupen und geht besonders der bis dahin nicht beachteten Frage nach, wie sich die Entwicklung und Verwandlung der Insekten vollzieht.
Ihre langjährige Beobachtung der Insekten mündet in dem zweibändigen Werk „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ (1679/1683), in dem auf jedem Blatt die Entwicklungsstadien der jeweiligen Schmetterlingsart sowie die den Insekten als Nahrung dienenden Pflanzen gezeigt werden. ...
Merians Hauptwerk ist zweifelsohne die Naturgeschichte der Insekten Surinams, die aus ihren Reisebeobachtungen in der südamerikanischen Kolonie zwischen 1699 und 1701 schöpft. Auf Bildtafeln mit eindrucksvollen Kupferstichen und in Erläuterungstexten werden die Lebenszyklen der Insekten jener farbenprächtigen Tropenwelt dargestellt."
Christian Winterhalter auf der Website der Humboldt Universität 

Korallenbaum und Augenspinner in verschieden Entwicklungsstadien aus Metamorphosis Insectorum Surinamensium 1705

"Ich habe mich von Jugend an mit der Erforschung der Insekten beschäftigt. Zunächst begann ich mit Seidenraupen in meiner Geburtsstadt Frankfurt am Main. Danach stellte ich fest, dass sich aus anderen Raupen viel schönere Tag- und Eulenfalter entwickelten als aus Seidenraupen. Das veranlasste mich, alle Raupen zu sammeln, die ich finden konnte, um ihre Verwandlung zu beobachten. Ich entzog mich deshalb aller menschlichen Gesellschaft und beschäftigte mich mit diesen Untersuchungen.

Zweig eines Bananenbaums (Musa paradisaica) mit Raupe und Motte (Aotumeris liberia) ca. 1701-05 

"Maria Sibylla Merian trennte sich 1685 von ihrem Mann und zog mit ihren beiden Töchtern und ihrer alten Mutter zu ihrem Stiefbruder Caspar auf das Schloß Waltha nach Holland. Ihr Bruder hatte sich dort der Glaubensgemeinschaft der Labadisten angeschlossen. Schloß Waltha gehörte der Familie des Gouverneurs von Surinam, Cornelis van Sommelsdijk. Maria Sibylla Merian erfuhr hier von der Wunderwelt der tropischen Flora und Fauna Südamerikas. Sie konnte nie gesehene exotische Schlangen, riesige metallisch schillernde Schmetterlinge, bizarre Käfer und Zikaden bestaunen, die von Reisenden aus Surinam mitgebracht wurden.
Nachdem ihre Mutter und auch ihr Stiefbruder gestorben waren, zog sie 1686 mit ihren beiden Töchtern nach Amsterdam. Im weltaufgeschlossenen Amsterdam war die Autorin des Raupenbuchs längst keine Unbekannte mehr. Daher erhielt sie Zutritt zu den vielen privaten Raritätenkabinetten, Orangerien und Volieren der begüterten Bürger, die dort tropische Pflanzen und Insekten hielten. Schnell reifte in ihr der Wunsch nach Surinam zu reisen, um dort die Tier- und Pflanzenwelt genauer zu erforschen. Als ihr Wunsch bekannt wird, raten ihr viele Freunde ab, da eine Reise über den Ozean zu jener Zeit gefährlich ist und heimtückische Krankheiten in der fernen südamerikanischen Kolonie sie bedrohen würden. Doch ihr Entschluß stand fest. Nach achtjähriger Vorbereitung und einem Reisestipendium der Stadt Amsterdam stach sie im Jahre 1699 endlich in See und reiste mit ihrer jüngsten Tochter Dorothea auf einem Kauffahrteisegeler nach Surinam.
Die holländischen Kolonisten belächelten die beiden Frauen, als sie von derer Interesse erfahren. Sie konnten nicht verstehen, dass jemand eine so weite und beschwerliche Reise auf sich nimmt, um "Ungeziefer" zu studieren und zu malen. Von der Hauptstadt aus unternahm Maria Sibylla Merian mit ihrer Tochter mehrmals weite Exkursionen bis tief ins Landesinnere. Was sie hier im Regenwald entdeckten, ging weit über die Erfahrungen mit der Metamorphose der heimischen Schmetterlinge hinaus. Sie dokumentierte minutiös die Metamorphose der tropischen Insekten Surinams im Regenwald und an der Küste und schuf unzählige Zeichnungen und Aquarelle. Im Frühjahr 1701 erkrankte Maria Sibylla Merian so schwer an Malaria, dass sie ihre Arbeiten einstellen mußte und viel früher als geplant kehrten die beiden Frauen daraufhin mit reicher Ausbeute nach Holland zurück. ...
1717 starb Maria Sibylla Merian im Alter von 70 Jahren in Amsterdam.
 

 

Sonntag, 5. Februar 2012

Kälte ist relativ


Vorgestern nacht in Augsburg, 17°-. Eine Freiluftveranstaltung. Wenige, aber hoch interessierte Zuschauer, Zuhörer, Diskutanten. Brechttexte werden gesprochen, gerufen, gesungen und mitgeteilt. Um 22.30 Uhr ist Schluss, aber eine halbe Stunde später stehen die Schauspieler immer noch um eine der aufgestellten Holzfeuer-Tonnen und reden, scheinbar unempfindlich für diese, für unsere Breiten, unübliche klirrende Kälte. Eine schöne kalte Nacht.

 
nele azevedo's 'melting men' on the steps of the concert hall in berlin's gendarmenmarkt squareimage © reuters

Im September 2009, in Berlin schuf Nele Azevedo mehr als eintausend Eis-Menschen für den WWFN (World Wide Fund for Nature), sie schmolzen innerhalb von 30 Minuten.
'melting men'
image courtesy of nele azevedo
  
Der Webersche drei-Schalen-Versuch

Drei Schalen vor mir auf dem Tisch, die rechte ist mit kaltem Wasser gefüllt, die linke mit heißem, in der Mitte eine etwas größere mit lauwarmem Wasser.

Wenn ich nun meine rechte Hand circa eine Minute in das kalte Wasser lege und meine linke gleichzeitig ebensolang in das heiße (Nicht zu heiß bittesehr!) und danach, ebenfalls gleichzeitig, beide in die mittlere, meldet die rechte Hand: Warm! und die linke: Kalt! Je größer die Temperaturdifferenz zwischen den beiden äußeren Schalen, desto intensiver ist auch der gefühlte Unterschied der beiden Hände in der mittleren, lauwarmen Schale.
Auch Temperaturempfindung ist relativ! Wir können nur Differenzen empfinden, keine Absolute.
Kältesensoren kommen in der Haut etwa 10 mal so häufig vor wie Wärmesensoren und arbeiten deutlich schneller. Denn Kälte ist dem Menschen gefährlicher als Wärme.

Ernst Heinrich Weber (1795-1878) gilt, gemeinsam mit Gustav Theodor Fechner, als der Begründer der Psychophysik, die die gesetzmäßigen Wechselbeziehungen zwischen subjektivem psychischen Erleben und quantitativ messbaren, also objektiven physikalischen Reizen untersucht. 

Apropos: Wir haben etwa 10-Mal mehr Kälterezeptoren als Wärmerezeptoren. Dazu kommt, dass die Kälterezeptoren schneller adaptieren, da die Kälte für den menschlichen Körper gefährlicher ist, als Wärme.




Der kleine Unterschied

Es sprach zum Mister Goodwill
ein deutscher Emigrant:
»Gewiß, es bleibt dasselbe,
sag ich nun land statt Land,
sag ich für Heimat homeland
und poem für Gedicht.
Gewiss, ich bin sehr happy:
Doch glücklich bin ich nicht.«

Mascha Kaléko


Das Webersche Gesetz


Die Abhängigkeit der Unterschiedsschwellen vom Ausgangsreiz ist in einem mittleren Gültigkeitsbereich konstant und wurde im Weberschen Gesetz festgehalten:
∆S / S = k
(∆S = Veränderung eines Stimulus, S = Ausgangsstimulus, k = Konstante)



'melting men'
image courtesy of nele azevedo