Dienstag, 11. Oktober 2011

Mistwetter!


Nur so zwischendurch:

Mistwetter! Sauwetter! Dreckwetter! Hundewetter! Schmuddelwetter! (Kachelmanns Rache!) Nippelwetter! Kalter Nieselregen, der in bis in die Knochen zieht! Es regnet Bindfäden! Es gießt wie aus Eimern! Frösteln! Schlottern! Bibbern! Bei dem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür! Das Wetter ist schlecht und die Stimmung entsprechend! Ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter! Ich sehe aus wie ein begossener Pudel! 
Um Mißverständnissen vorzubeugen: ICH HASSE KALTES NASSES WETTER! 
So fühle ich mich:

Oder so:

Oder so:


Es regnet dicke Tropfen
die Jungen muß man klopfen
die Mädchen muß man schonen
wie die Zitronen

Es regnet
Gott segnet
die Männer gehn ins Wirtshaus
und trinken alle Gläser aus
strecken den Kopf zum Fenster naus


In diesem Wetter, in diesem Braus

In diesem Wetter, in diesem Braus,
Nie hätt' ich gesendet die Kinder hinaus;
Man hat sie hinaus getragen,
Ich durfte dazu nichts sagen.

In diesem Wetter, in diesem Saus,

Nie hätt' ich gelassen die Kinder hinaus,
Ich fürchtete, sie erkranken,
Das sind nun eitle Gedanken.

In diesem Wetter, in diesem Graus,

Hätt' ich gelassen die Kinder hinaus,
Ich sorgte, sie stürben morgen,
Das ist nun nicht zu besorgen.

In diesem Wetter, in diesem Braus,

Sie ruhn als wie in der Mutter Haus,
Von keinem Sturme erschrecket,
Von Gottes Hand bedecket.

Friedrich Rückert


Dauerhaftem schlechtem Wetter
Mußt du mit Geduld begegnen,
Mach es wie die Schöppenstedter:
Regnet es, so laß es regnen.

Wilhelm Busch

Montag, 10. Oktober 2011

Mein Herz

Ich habe heute mein Herz gesehen. 

Und es sah wundersam aus. Viel zarter, als ich erwartet hätte. Wie eine Alraunenwurzel mit zwei Armen, die unentwegt auf und nieder schlagen. Die Arme wären die Herzklappen.


Wiki sagt: Das Herz pumpt in Ruhe etwa das gesamte Blutvolumen des Körpers einmal pro Minute durch den Kreislauf, das sind etwa fünf Liter pro Minute. Bei körperlicher Belastung kann die Pumpleistung etwa auf das Fünffache gesteigert werden...
Die Herzfrequenz (Schläge/Minute) beträgt in Ruhe 50–80/min (bei Neugeborenen über 120–160) und kann unter Belastung auf über 200/min ansteigen. 


Das heißt: bei circa 80 Schlägen in der Minute, wären es 4800 in der Stunde, 115 200 am Tag, 42 048 000 im Jahr und demnach, bei meinem Alter von 53 Jahren:
etwa 2 228 544 000 Schläge
seit meiner Geburt, und davor hat es ja auch schon eine Weile gearbeitet. Und manchmal habe ich mich aufgeregt und öfter war ich erregt, und gerannt bin ich und Treppen gestiegen, und mein Herz immer dabei. Und geliebt habe ich auch, ich habe es ihm wohl nicht leicht gemacht. Und natürlich das Rauchen noch dazu! Und bis heute habe ich nicht einmal wirklich begriffen, wie sehr es das Zentrum aller meiner Taten ist, und nicht nur das mechanische.

Unglaublich!

Besonders, wenn man bedenkt, wie oft man Waschmaschinen, Fernseher oder Computer zur Reparatur bringen muß oder einfach, wenn kaputt, entsorgt. Und dieses kleine pumpende Ding arbeitet ohne Pause durch. Jahr für Jahr, Kammer öffnen, Blut rein, Kammer zu, zusammenziehen, Kammer öffnen, Blut raus, und, und, und.......................................

Es war eine Ultraschalluntersuchung bei einem sehr vergnüglichen Arzt, der mir geduldig alles gezeigt und beschrieben hat. Und es war wie eine Reise ins eigene Innere.


Mandragora oder Alraune


HERBSTHAUCH

Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet. 

Friedrich Rückert

Rilke - Schiele - Benn - Herbst

HERBSTTAG

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage

dräng sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird lesen, wachen, lange Briefe schreiben

und wird auf den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


Rainer Maria Rilke Herbst 1902


Egon Schiele Vier Bäume 1917
Egon Schiele Herbstsonne I - Sonnenaufgang 1912
Egon Schiele Pflaumenbaum 1909/10





Egon Schiele Herbstsonne 1914





Egon Schiele Herbstbaum in bewegter Luft 1912





Egon Schiele Kleiner Baum im Spätherbst 1911




Egon Schiele Herbstbäume 1911


ASTERN

Astern - schwälende Tage,
alte Beschwörung, Bann,
die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.

Noch einmal die goldenen Herden,
der Himmel, das Licht, der Flor,
was brütet das alte Werden
unter den sterbenden Flügeln vor?

Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du -
der Sommer stand und lehnte
und sah den Schwalben zu,

Noch einmal ein Vermuten,
wo längst Gewissheit wacht:
Die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht. 

Gottfried Benn

Sonntag, 9. Oktober 2011

Die Wohlgesinnten am Maxim Gorki Theater


Hm. Vorweg, ich habe den Roman nicht gelesen und teile die Einwände mancher nicht, dass man dann dem Abend nicht folgen könnte. Im Gegenteil, ich wünschte, ich wäre mehr verwirrt, irritiert, verstört worden. 
Nachdem Peter Kurth, als alter Max Aue, (er wird später noch wunderbar Klarinette spielen.) aus dem ersten Rang, den Prolog, gespickt mit schweren Pausen, beendet hatte, wusste ich, für meinen Geschmack, bereits zu viel. Vereinfacht: auch in mir steckt die Möglichkeit des Unmenschen, des Mörders, des Monsters. Ja. Schrecklich. Mit diesem schwer erträglichen Gedanken mußte ich mich bereits vor Jahren unwillig, doch intensiv beschäftigen und werde mit der Auseinandersetzung damit wohl auch nie zu einem Ende kommen. Aber ich habe an diesem Abend wenig Neues erfahren, nur fühlte ich mich gelegentlich schwerfällig belehrt. Ganz ungewöhnlich für Armin Petras, dessen Arbeiten mich oft auf den Rand des Sitzes treiben und mich dann tagelang beschäftigen.
Was folgt, ist ein hybrides, abgebremstes Gemisch aus chorischem Sprechen und Bewegen und manchmal fast simpler Individualisierung, Statisch, streng geformt, aber doch irgendwie behauptet privat und manchmal eigenartig illustrierend.
Die Bühne, ein riesiger, den Zuschauerraum und damit das Publikum widerspiegelnder Spiegel, wird im Lauf des Abends immer mehr schräg geneigt, ein toller Effekt, der aber nach 10 Minuten an Wirkung verliert und seltsam wenig bespielt wird. Ein einzelnes Cello (natürlich) begleitet lange Passagen. Wie immer am MGT sind großartige Schauspieler auf der Bühne, auch wenn ich sie alle schon glücklicher gesehen habe.
Ist diesem Thema mit Theater heute überhaupt noch nahe zu kommen? Lassen wir uns noch erschrecken? Ist Katharsis noch erreichbar? Und überhaupt wünschenswert? Oder, wie kann die intellektuelle und emotionale Auseinandersetzung theatralisch gereizt werden? Ich weiß es nicht.

The Debt - Eine offene Rechnung - Helen Mirren

John Madden, Regisseur von "Shakespeare in Love", ok., aber auch von "Corellis Mandoline" einem unsäglich sentimentalen Machwerk, dass Nicolas Cage nahezu pausenlos mit tränenfeuchten Augen und zitternder Unterlippe durchleidet, hat einen neuen Film gedreht, der mich überrascht hat. Ein Agententhriller dachte ich, kenne ich, weiss ich wie es geht. Ansehen und vergessen, aber doch ansehen, weil Helen Mirren mitspielt. 

Und dann sehe ich einen klassischen Thriller, aber auch noch etwas anderes, aber was genau? 

Einen Film über drei Mossad-Agenten, die in den 60er Jahren einen in der DDR untergetauchten KZ-Arzt aufstöbern und nach Israel vor Gericht bringen sollen. Sie finden und kidnappen ihn, er entkommt unter psychologisch höchst komplizierten Umständen und... Und sie beschliessen, zu lügen. Um des eigenen Ansehens willen, und auch zum Wohle des Staates, dem sie dienen, melden sie bei ihrer Rückkehr den Tod des Gefangenen.

Zeitsprung. Die drei sind nun, als Helden verehrt, alt und erfolgreich geworden, und plötzlich wird der damals Entflohene und mittlerweile gut Verdrängte von einem Journalisten in einem russischen Krankenhaus wiedergefunden und wird zur Gefahr für die lang gelebte Lüge.

Es ist ncht wirklich ein guter Film, aber auch kein schlechter - weil die Schauspieler besser sind, als die Dramaturgie, und weil, in zwei Szenen, Dinge, den Holocaust betreffend, zur Sprache kommen, die meist unbefragt bleiben und weil Heldentum einmal nicht als ungebrochener, glorifizierter Zustand beschrieben wird. 

Und weil Helen Mirren mitspielt! Und hier mal ein paar ältere Photos, jetzt ist sie anders genauso schön.

Helen Mirren
Helen Mirren
Helen Mirren

Samstag, 8. Oktober 2011

Mascha Kaleko - Sozusagen grundlos vergnügt



Sozusagen grundlos vergnügt

Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen
und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,
wenn Heckenrosen und Holunder blühen.
- Dass Amseln flöten und das Immen summen,
Dass Mücken stechen und dass Brummer brummen.
Dass rote Luftballons ins Blaue steigen.
Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.

Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht
und dass die Sonne täglich neu aufgeht.
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,
wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freu mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem. Dass ich bin.

In mir ist alles aufgeräumt und heiter;
Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
die von der Erde in den Himmel führt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
- weil er sich selber liebt – den Nächsten lieben.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freue mich, dass ich… Dass ich mich freu.

Mascha Kaléko ("in meinen Träumen läuft es Sturm", dtv)


Das Mohnfeld bei Vetheuil von Claude Monet um 1880

Manchmal ist man fröhlich, auch wenn vieles dagegen spricht. Manchmal geht es einem einfach ungehörig gut. Ist das nicht herrlich? Wie öde wäre das Leben, wenn alles immer einen Sinn ergäbe. Demnächst bin ich wieder traurig ohne Anlaß.

Schwächen
Du hattest keine
Ich hatte eine:
Ich liebte.
Bertolt Brecht

Donnerstag, 6. Oktober 2011

The Rest is Noise - das 20. Jahrhundert hören von Alex Ross


Das Wenige, was ich über klassische Musik weiß, löst sich leider mit dem Beginn des letzten Jahrhunderts vollends in Verwirrung auf, 12-Ton Musik, atonale Musik - Begriffe und oft auch Töne, die mich verstört und hilflos zurücklassen. 
Und nun dieses Buch, Alex Ross ist Musik-Kritiker beim New Yorker, einer altehrwürdigen Wochenzeitschrift, berühmt für ihre Cartoons und Kunst/Theater/Musik-Beiträge und die beinah unglaubwürdig lange Liste ihrer berühmten Artikellieferanten, unter anderen: Roald Dahl, Sallinger, Phillip Roth, Nabokov, John Updike und Kurt Vonnegut 
Alex Ross kann schreiben, Kreuz- und Querverbindungen aufzeigen, und so Musik und Musiker in die politischen, künstlerischen und zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen, manchmal Grabenkämpfe, ihrer Zeit einordnen. 

Er kann Musik beschreiben, sinnlich und poetisch, und lustmachend aufs Anhören.

Er setzt einen Anfang: Richard Strauss, Gustav Mahler und den Fin de Siècle, um den Leser dann über fast 600 Seiten durch die vielfältigen und widersprüchlichen Verzweigungen des folgenden "musikalischen" Jahrhunderts zu führen. Er schreibt über musikalische Revolutionen und Revolten, Konterrevolutionen, Restaurationsversuche, Außenseiter, Trendsetter, Haßlieben und Freundschaften. Dabei legt er zwar ein besonderes Gewicht auf die amerikanischen Komponisten, aber nicht so, dass es unverhältnismäßig wirkt. Und die Kapitel über Nazi-Deutschland und die stalinistische Sowjetunion sind hochspannend und sehr ausführlich.

Ich höre jetzt vorsichtig aber neugierig klassische Musik des 20. Jahrhunderts. Nicht leicht, weiß Gott nicht, aber das Buch hat mir geholfen die gigantische Schwellenangst des totalen Laien zu überwinden. Zum Beispiel Arvo Pärt's Variationen zur Gesundung von Arinuschka haben mich sehr berührt.

 
Es gibt zum Buch eine Website mit vielen Musikbeispielen, eine weitere herrliche Möglichkeit des digitalen Zeitalters, oder?

Aus dem Englischen hat es Ingo Herzke übersetzt. 


Mittwoch, 5. Oktober 2011

Basel - Kunstmuseum - Schiele - Erich Lederer

Egon Schiele, Porträt Erich Lederer

Dieses Bild hängt im Kunstmuseum Basel, ist der schön, oder wie? Was das wohl für rote Dreiecke seien mögen?
 
Egon Schiele verstarb, erst 28 Jahre alt, am 31. Oktober 1918.

"Im Herbst 1912 machte Egon Schiele durch die Vermittlung seines Mentors Gustav Klimt die Bekanntschaft des Industriellen August Lederer, der als einer der führenden Spirituosenhersteller der Monarchie mit Fabriken in Ungarn und Böhmen zu Reichtum gelangt war. Gemeinsam mit seiner Frau Serena hatte Lederer eine bedeutende Kunstsammlung, insbesondere von Werken Klimts, angelegt. Auf Einladung Lederers traf Schiele am 21. Dezember 1912 auf dessen Anwesen im ungarischen Raab (heute Györ) ein, wo er mit der Familie des Gastgebers die Weihnachtsfeiertage verbrachte und ein Porträt des fünfzehnjährigen Sohnes Erich malte. Dazu entstanden um den Jahreswechsel 1912/13 zahlreiche vorbereitende Skizzen in verschiedenen Techniken und Ausführungszuständen, die das Modell in unterschiedlichen Haltungen wiedergeben. Mit Erich Lederer, der selbst künstlerische Ambitionen hegte, blieb Schiele zeitlebens in Kontakt, gab ihm Zeichenunterricht und porträtierte ihn in späteren Jahren noch mehrmals.








Basel - Helvetia - Nachträglich zum Tag der Einheit

Das ist "Helvetia", die weibliche Personifizierung der Schweiz, bzw. der Helvetier (ein gallischer Stamm, der das Schweizer Gebiet vor der römischen Eroberung bewohnte). Bettina Eichin hat die Skulptur geschaffen, die 1980 in Basel aufgestellt wurde.
Gefällt mir sehr. 
Sie hat ihre Symbole, den Speer und den Schild abgelegt, wahrscheinlich erschöpft von einer Reise durch die Schweiz, daher wohl der Koffer, und schaut nachdenklich rheinabwärts.
Nun stelle man sich die Goldelse oder Marianne oder die Freiheitsstatue oder auch unseren Reichsadler mal nachdenklich vor, innehaltend!
Als über die Nationalhymne der neuzugründenden DDR diskutiert wurde, soll Brecht, außer der später abgelehnten  "Kinderhymne", vorgeschlagen haben, die Hymne mit der Zeile: "Mir san ein Scheißvolk" zu beginnen. Vielleicht hätte das was genützt?


Montag, 3. Oktober 2011

Nick Hornby - Juliet Naked

Wie groß muß Erfolg sein, um Erfolg zu sein? Wie klein ist Glück, wenn es kein Glück mehr ist?

Nick Hornby - seine Romane wurden oft verfilmt - "High Fidelity" mit John Cusack als Plattenladenbesitzer, der die Urgründe von Liebe und Kunst in unterschiedlichsten Listen obskurer Langspielplatten unter noch obskureren Gesichtspunkten, zu ergründen sucht.
Oder "About a Boy", wo Hugh Grant einen nahezu erfolgreichen Windmühlenkampf gegen
die Verstrickung in menschliche Beziehungen kämpft. 
Immer geht es um Musik, immer um intensiv ignorierte Einsamkeit, immer um Verweigerung des eigenen Anspruches auf Verzweiflung oder Jubel. Die Figuren erlauben sich nicht, wirklich unglücklich zu sein, sie verspotten sich für ihre Erwartung von außergewöhnlichem Glück und beschreiben ihren Zustand von üblichem Elend mit Witz und Selbstironie und Unmengen musikalischer Zitate.

Wenn ich diese Bücher, kleine Bücher nenne, meine ich das keineswegs abwertend, weil Hornby selbst, wahrscheinlich, den Anspruch große literarische "Werke" zu schreiben, mit peinlich berührtem Gesicht und einigen bittersüßen Bonmots abwehren würde, um dann zu gehen und ein weiteres kleines, wahres Buch über Menschen, die er (und ich) kennen, zu schreiben.