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Sonntag, 14. Oktober 2012

Bill "Bojangles" Robinson - Stepptänzer



Bill "Bojangles" Robinson
1878 - 1949
 
Ich lese gerade eine Geschichte des Jazz und höre dazu viel ganz altes Zeugs, Jelly Roll Morton und Ma Rainey und Johnny Dodds und Gene Krupa und und und die Musik ist so schön und sinnlich und noch die unfaßbar traurigsten Lieder heben meine Laune merkbar. Und dann all diese Biographien, viele kurze wundersame Leben: arm gewesen, totgesoffen, früh gestorben, verunfallt, Syphilis, Lungenentzündung, aber bis dahin: Musik gemacht, Musik gelebt. Rhythmen, die ich nicht fassen kann und doch im Körper spüre, der will sich bewegen. 
Und da fiel mir eins meiner Lieblingslieder ein, Sammy Davis Jr., der Kleine von der berühmten Dreiergruppe, Jude, Schwarzer und ein Glasauge, die Originalversion von "My way" hat übrigens er gesungen. Mr. Bojangles - mittendrin lacht Mr. Davis einmal, dafür liebe ich das Lied.

Der "wirkliche" Mr. Bojangles hieß eigentlich Bill Robinson, kam aus Virginia, die Eltern starben früh, mit 9 Jahren rannte er aus dem Haus seiner Großmutter fort und schloß sich einer reisenden Truppe als Tänzer an. Er wurde außerordentlich erfolgreich, tanzte im Cotton Club in Harlem und in vielen Holywoodfilmen, er tanzte und er lächelte, oder grinste - und starb arm wie eine Kirchenmaus. 






Bill "Bojangles" Robinson 1939 in einer "hot" Version der Gilbert and Sullivan Operette "Der Hot Mikado", welche eine all-black Besetzung hatte.
Color carbro print von Harry Warneke, 1939. 
Warneke had designed a special camera in the 1930s that could hold 3 plates to make color prints. The edges of this photograph show the 3 different color extremities of the 3 images that made up the final color print.

Mit Shirley Temple
http://www.youtube.com/watch?v=AjCFYpWDmfM

Mit einer Treppe
http://www.youtube.com/watch?v=fIQJzcldzAw

"King for a day" Vitaphone Kurzfilm
http://www.youtube.com/watch?v=ZI7IcVSgp1s 

Sammy Davis Jr. singt Mr. Bojangeles von Jerry Jeff Walker:
http://www.youtube.com/watch?v=NvYmL5KsvYA

Mr. Bojangles 

Deutsche Übersetzung des Textes von einem Unbekannten
 
Ich hab mal einen gekannt - Bojangles, ja, so hat er geheißen - der tanzte.
Tanzte mit seinen ausgelatschten Schuhen,
seinem ausgefransten Hemd,
den ausgebeulten Hosen.
Graues, fast silbernes Haar.
Ganz weich hat der getanzt.
Springen konnte er wie kein anderer, hoch,
und aufgekommen wie "ne Feder so leicht.
Getroffen hab" ich ihn in einer Gefängniszelle in New Orleans.
Ich war ziemlich fertig damals.
Kaputt.
Unten.
Er hat mich damals angesehen,
als wäre er die Weisheit des Alters in Person.
Und dann hat er begonnen zu erzählen.
Hat mir sein ganzes Leben erzählt.
Dann hat er gelacht,
ist auf die Beine gesprungen.
Bojangles, hat er gesagt, heißt er.
Und dann hat er getanzt.
Zwei, drei schnelle Schritte durch die Zelle.
Auf einmal hat er sich in Position gestellt,
und dann ist er aus dem Stand hochgesprungen
und hat in der Luft die Hacken zusammengeschlagen.
Kam wieder auf, hat gelacht, und hat seine Kleidung wieder zurechtgerückt.
Das war Mr Bojangles.
Mein Gott, der konnte tanzen !

Er hat mir von der Zeit erzählt,
als er durch den ganzen Südstaaten tingelte.
Und dann sprach er von dem fünfzehn Jahren,
als er mit seinem Hund überall rumzog.
Und dann war sein Hund gestorben.
Und jetzt, nach zwanzig Jahren,
mußte er immer noch weinen deswegen.

Er hatte nie "ne Chance aus gelassen, in einer Tanzkneipe aufzutreten.
Da gabs immer was zu essen und vor allem zu trinken.
Aber die meiste Zeit hatte er wohl doch im Knast verbacht.
"Alkohol, mein Junge", hat er gesagt.
Dann hat er den Kopf geschüttelt.
Und in dem Moment
- ich könnte schwören -
war da diese Stimme und die sagte:
Hey, Mr Bojangles, komm, tanz für uns.
Bitte !
Einmal noch.
Los.


Ein Star zu sein, ermöglichte es mir an Orten beleidigt zu werden, an die der durchschnittliche Negro nie gelangen würde, um beleidigt zu werden.

Being a star has made it possible for me to get insulted in places where the average Negro could never hope to go and get insulted.  
S.D.jr

Selbstgefertigte Steppschuhe

Dienstag, 19. Juni 2012

Hänschen Klein oder einfach abhauen


Vor Jahren erzählte ein Kollege folgende Kindheitserinnerung, womöglich seine früheste:
Er war drei Jahre alt und fühlte er sich, wieder einmal, von seinen Eltern ungerecht behandelt, wusste nicht wie sich wehren und beschloß, seine Eltern zu verlassen.
Sein Kinderkoffer war schnell gepackt, zur theatralischen Verstärkung suchte er sich noch ein Stöckchen, verabschiedete sich dann und begann, die sehr gerade und lange Dorfstrasse hinfort zu wandern, unter Absingen des "Hänschen Klein"!
Er hat es, mit seinen drei Jahren, immerhin auf eine halbe Stunde Abwesenheit gebracht.
 Was für eine grandiose Szene!


Hänschen klein
Ging allein
In die weite Welt hinein.
Stock und Hut
Steht ihm gut,
Ist gar wohlgemut.
Doch die Mutter weinet sehr,
Hat ja nun kein Hänschen mehr!
„Wünsch dir Glück!"
Sagt ihr Blick,
„Kehr’ nur bald zurück!"
Sieben Jahr
Trüb und klar
Hänschen in der Fremde war.
Da besinnt
Sich das Kind,
Eilt nach Haus geschwind.
Doch nun ist’s kein Hänschen mehr.
Nein, ein großer Hans ist er.
Braun gebrannt
Stirn und Hand.
Wird er wohl erkannt?

Eins, zwei, drei
Geh’n vorbei,
Wissen nicht, wer das wohl sei.
Schwester spricht:
„Welch Gesicht?“
Kennt den Bruder nicht.
Kommt daher sein Mütterlein,
Schaut ihm kaum ins Aug hinein,
Ruft sie schon:
„Hans, mein Sohn!
Grüß dich Gott, mein Sohn!"

Wie oft war ich als Kind hilflos-wütend auf Erwachsene, Alte, Macht- und Rechthaber! Die durften über mich bestimmen und hatten dann auch noch diese dämliche Ausrede, es sei zu meinem Besten! Wegrennen war eine Phantasie, oder sterben, um dann die leidenden reuigen alten Leute auf dem Begräbnis zu beobachten und hämisch auszulachen, und dann gab es noch eine detaillierte und vollständige Traumwelt, in der ich und mein imaginärer Zwillingbruder mit Zauberei und Wohlwollen über andere Kinder herrschten.
 

© Zico

Das Folgende ist die Variante für Mütter und andere Erwachsene:

Das Erkennen

Ein Wanderbursch, mit dem Stab in der Hand,
Kommt wieder heim aus dem fremden Land.
Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt,
Von wem wird der Bursch' wohl zuerst erkannt?

So tritt er ins Städtchen durchs alte Tor,
Am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor.
Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund,
Oft hatte der Becher die Beiden vereint.

Doch sieh -- Freund Zollmann erkennt ihn nicht,
Zu sehr hat die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht;
Und weiter wandert nach kurzem Gruß 
Der Bursche, und schüttelt den Staub vom Fuß.

Da schaut aus dem Fenster sein Schätzel fromm,
"Du blühende Jungfrau, viel schönen Willkomm!"
Doch sieh' -- auch das Mägdlein erkennt ihn nicht,
Die Sonn' hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht.

Und weiter geht er die Straße entlang,
Ein Tränlein hängt ihm an der braunen Wang'.
Da wankt von dem Kirchsteig sein Mütterchen her,
"Gott grüß euch!" so spricht er, und sonst nicht mehr.

Doch sieh'! das Mütterchen schluchzet voll Lust:
"Mein Sohn!" und sinkt an des  Burschen Brust.
Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt,
Das Mutteraug' hat ihn gleich erkannt. 
 
Johann Nepomuk Vogl 
 
 


Samstag, 31. Dezember 2011

2011 / 2012 - Wenn ich mir was wünschen dürfte



Ich wünschte, ich könnte so geheimnisvoll schreiben wie eine Katze.
Edgar Allen Poe


Ich wünschte, jeder spürte den Schmerz, den er einem anderen zufügt.
Ich wünschte, Kettenrauchen wäre gut für die Gesundheit.
Ich wünschte, Zähne wüchsen immer wieder nach.
Ich wünschte, Zellulitis würde durch unmäßiges Essen von Schokolade verschwinden.
Ich wünsche nicht nochmal 20 zu sein. Ganz sicher nicht.
Ich wünschte, Theater wäre hilfreicher. 
Ich wünschte, Theater wäre unterhaltsamer. 
Ich wünschte, Theaterkritiker hätten mehr Humor und wenigstens ein wenig Enthusiasmus.
Ich wünschte, deutsche Menschen hätten mehr Humor und wenigstens ein wenig Enthusiasmus. 
Ich wünschte, alle, die gesund seien wollen, wären es auch.
Ich wünschte, ich wünschte nicht so manchem die Pest an den Hals.
Ich wünschte, ich wäre cool, wenigstens gelegentlich.  
Ich wünschte, drei mal drei wäre manchmal sieben, nur so.
Ich wünschte, ich könnte beim Fleischer "ein bisschen Frieden" verlangen und er fragte mich: "Kann's ein bisschen mehr sein?"
Ich wünschte, jemand würde mir mal wieder Blumen schenken.
Ich wünschte, daß uns endlich Aliens besuchen kämen.
Ich wünschte, die Nachwelt würde den Mimen Kränze flechten. Nicht allen.
  Ich wünschte, gute Bücher hätten keine letzte Seite.
Ich wünschte, ich könnte Berlin überall mithinnehmen.
Ich wünschte, ich wäre noch da, um solch eine Wunschliste für 2080 zu schreiben. 
 
Wenn ich mir was wünschen dürfte

Man hat uns nicht gefragt,
als wir noch kein Gesicht,
ob wir leben wollen,
oder lieber nicht.

Jetzt gehe ich ganz allein,

durch eine große Stadt,
und ich weiß nicht einmal,
ob diese Stadt mich lieb hat?

Dann schau ich in die Stuben,

durch Tür und Fensterglas,
und ich höre, warte,
auf etwas, (aber was)

Wenn ich mir was wünschen dürfte,

käm ich in Verlegenheit,
was ich mir denn wünschen sollte,
eine schlimme, oder gute Zeit?

Wenn ich mir was wünschen dürfte,

möchte ich etwas glücklich sein,
denn sobald ich gar zu glücklich wär,
hät ich Heimweh nach dem Traurigsein.

Menschenskind,

warum glaubst du bloß,
gerade dein Leid, dein Schmerz,
währen riesengroß,

Wünsch dir nichts!
Dummes Menschenkind,
Wünsche sind nur schön,
solang sie unerfüllbar sind.

Friedrich Hollaender 1931 


Eine der letzten Tonaufnahmen von Marlene Dietrich:

Und circa 50 Jahre früher:


Sonntag, 11. Dezember 2011

John Lennon (& Yoko Ono) - So this is Christmas (War is over)


1969, der Krieg der USA in Vietnam ist in seinem 5. Jahr, Yoko Ono und John Lennon mieten in 11 Großstädten große Werbeflächen.
WAR IS OVER! (If You Want It) Happy Christmas from John and Yoko
1971 entsteht das Lied. 
1973 im Januar unterzeichnen die Amerikaner das Pariser Friedensabkommen. 
 
Glückliche Weihnachten (Krieg ist vorbei)

Glückliche Weihnachten, Kyoko
Glückliche Weihnachten, Julian

So dies ist Weihnachten
und was hast du getan,
ein Jahr ist vorbei gegangen
ein neues fängt jetzt an
So dies ist Weihnachten,
ich hoffe du hast Spaß,
die Nächsten und die Liebsten
die Alten und die Jungen.

Ein sehr schönes Weihnachten
und ein gutes neues Jahr,
lass uns hoffen es ist ein gutes
ohne jede Angst.

Uns so dies ist Weihnachten, (Krieg ist vorbei)
für die Schwachen und Starken, (Wenn Du es willst)
Die Reichen und Armen, (Krieg ist vorbei)
der Weg ist so lang. (Jetzt)
Und so fröhliche Weihnachten, (Krieg ist vorbei)
für Schwarz und für Weiß, (Wenn Du es willst)
für die Gelbe und Rote, (Krieg ist vorbei)
lass uns das Kämpfen beenden. (Jetzt)

Ein sehr schönes Weihnachten
und ein frohes neues Jahr
lass uns hoffen es ist ein gutes
ohne jede Angst.

Uns so dies ist Weihnachten, (Krieg ist vorbei)
und was haben wir getan. (Wenn du es willst)
ein Jahr ist vorbei gegangen (Krieg ist vorbei)
ein neues fängt jetzt an. (Jetzt)
Und so frohe Weihnachten (Krieg ist vorbei)
wir hoffen du hast Spaß (Wenn du es willst)
die Nächsten und die Liebsten (Krieg ist vorbei)
die Alten und die Jungen. (Jetzt)

Ein sehr schönes Weihnachten
und ein frohes neues Jahr
lass uns hoffen es ist ein gutes
ohne jede Angst.

De Krieg ist vorbei,
wenn du es willst.
Der Krieg ist jetzt vorbei.



Happy Christmas (War is over)

Happy Christmas Kyoko
Happy Christmas Julian

So this is Christmas
And what have you done
Another year over
And a new one just begun
And so this is Christmas
I hope you have fun
The near and the dear ones
The old and the young

A very merry Christmas
And a happy New Year
Let's hope it's a good one
Without any fear

And so this is Christmas (War is over)
For weak and for strong (If you want it)
For rich and the poor ones (War is over)
The road is so long (Now)
And so Happy Christmas (War is over)
For black and for white (If you want it)
For yellow and red ones (War is over)
Let's stop all the fight (Now)

A very merry Christmas
And a happy New Year
Let's hope it's a good one
Without any fear

So this is Christmas (War is over)
And what have we done (If you want it)
Another year over (War is over)
And a new one just begun (Now)
And so Happy Christmas (War is over)
We hope you have fun (If you want it)
The near and the dear one (War is over)
The old and the young (Now)

A very merry Christmas
And a happy New Year
Let's hope it's a good one
Without any fear

War is over if you want it
War is over now

John Lennon/Yoko Ono

Meine allererste West-Platte war "Abbey Road", ein Mitbringsel meiner Eltern von einer West-Tournee. Ich hatte einen Freund, der, mitten in der Nacht geweckt, die vollständigen Texte der Beatles-Songs aufsagen konnte, ohne ein Wort Englisch zu sprechen. 
Da man sich zu dieser Zeit für ein Lager entscheiden musste, (Rolling) Stones oder Beatles, schlug ich mich, durch Plattenbesitz, notwendigerweise, auf die Beatles-, die Softie-Seite. Sie sind, bis heute, die einzige Band, deren Liedexte ich mindestens zur Hälfte auswendig kann. Gedichte habe ich mir schon immer leicht merken können. Zum Kreischen und in Ohnmachtfallen war es zu spät, aber einige der Lieder haben mich begleitet, wie geliebte und verläßliche Freunde. 

Jahre später, 1980, ich sitze im Büro von Ilse Galfert, der Wunder-Dramaturgin, Alex Lang stürmt in das Zimmer: "Er ist tot." Wir, unisono: "Wer?", Alex: "John, John Lennon."

Erschossen, in New York, vor seinem Wohnhaus dem Dakota Building von Mark David Chapman.

Das letzte Lied auf Abbey Road (Her Majesty ist ein angehängter Schnipsel), der letzten Platte, die die Beatles gemeinsam produziert haben (Let it be war vorher aufgenommen worden und wurde nur später veröffentlicht), heisst: The end.

And in the end
The love you take
Is equal to the love you make

.



Radio 1, Berlin, mein Lieblingsradiosender, obwohl der Wortanteil auch dort stetig schrumpft, und wo ist überhaupt "Der kleine Tierliebhaber"?, stellen gelegentlich ein Album in voller Länge vor. so, letztes Jahr irgendwann "Abbey Road" - WOW, WOW, WOW!

Mark David Chapman, er hatte John Lennon noch wenige Stunden vor dem Mord um ein Autogramm gebeten und es auch erhalten.

Freitag, 2. Dezember 2011

Französische Freiheit und die Weihnachts-Marseillaise

Ferdinand-Victor-Eugène Delacroix 1830 Die Freiheit führt das Volk. 

Die Freiheit heisst hier Marianne und ist eines der National-Symbole Frankreichs, neben Hahn und Trikolore. Seit der Zeit nach der Grossen Revolution gilt sie als Allegorie auf Freiheit und Vernunft. Man stelle sich die deutsche Freiheit als Frau mit nackter Brust und wehendem Gewand vor. Die Christel oder die Erna. (Nichts gegen die Träger dieser Namen!) Ob das ginge? Vielleicht mit Iris Berben als Vorbild für die Büste? Die Büste der Marianne wird nämlich von Zeit zu Zeit nach dem Vorbild wechselnder prominenter Französinnen neu gefertigt und dann in den örtlichen Rathäusern ausgestellt:
 1970: Brigitte Bardot
 1978: Mireille Mathieu
 1985: Catherine Deneuve
 1989: Ines de la Fressange
 2000: Laetitia Casta
 2004: Evelyne Thomas (Fernsehmoderatorin)
 2009: Florence Foresti
 
Die Marseillaise: was für ein wildes Lied, angeblich wurde es in einer Nacht geschrieben und war ursprünglich für die Rheinarmee bestimmt und dann ist es 1795 zur Nationalhymne erhoben worden. Der Autor heisst: Claude Joseph Rouget de Lisle.

DIE MARSEILLAISE 1

Auf, Kinder des Vaterlands!
Der Tag des Ruhms ist da.
Gegen uns wurde der Tyrannei
Blutiges Banner erhoben.
Blutiges Banner erhoben.
Hört Ihr im Land
Das Brüllen der grausamen Krieger?
Sie rücken uns auf den Leib,
Eure Söhne, Eure Frauen zu köpfen!

Refrain:
Zu den Waffen, Bürger!
Schließt die Reihen,
Vorwärts, marschieren wir!
Das unreine Blut
Tränke unserer Äcker Furchen!

Was will diese Horde von Sklaven,
Von Verrätern, von verschwörerischen Königen?
Für wen diese gemeinen Fesseln,
Diese seit langem vorbereiteten Eisen?
Diese seit langem vorbereiteten Eisen?
Franzosen, für uns, ach! welche Schmach,
Welchen Zorn muß dies hervorrufen!
Man wagt es, daran zu denken,
Uns in die alte Knechtschaft zu führen!

Refrain

Was! Ausländisches Gesindel
Würde über unsere Heime gebieten!
Was! Diese Söldnerscharen würden
Unsere stolzen Krieger niedermachen!
Unsere stolzen Krieger niedermachen!
Großer Gott! Mit Ketten an den Händen
Würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.
Niederträchtige Despoten würden
Über unser Schicksal bestimmen!

Refrain

Zittert, Tyrannen und Ihr Niederträchtigen
Schande aller Parteien,
Zittert! Eure verruchten Pläne
Werden Euch endlich heimgezahlt!
Werden Euch endlich heimgezahlt!
Jeder ist Soldat, um Euch zu bekämpfen,
Wenn Sie fallen, unsere jungen Helden,
Zeugt die Erde neue,
Die bereit sind, gegen Euch zu kämpfen!

Refrain

Franzosen, Ihr edlen Krieger,
Versetzt Eure Schläge oder haltet sie zurück!
Verschont diese traurigen Opfer,
Die sich widerwillig gegen uns bewaffnen.
Die sich widerwillig gegen uns bewaffnen.
Aber diese blutrünstigen Despoten,
Aber diese Komplizen von Bouillé,
Alle diese Tiger, die erbarmungslos
Die Brust ihrer Mutter zerfleischen!

Refrain

Heilige Liebe zum Vaterland,
Führe, stütze unsere rächenden Arme.
Freiheit, geliebte Freiheit,
Kämpfe mit Deinen Verteidigern!
Kämpfe mit Deinen Verteidigern!
Damit der Sieg unter unseren Flaggen
Den Klängen der kräftigen Männer zu Hilfe eilt,
Damit Deine sterbenden Feinde
Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!

Refrain

Wir werden des Lebens Weg weiter beschreiten,
Wenn die Älteren nicht mehr da sein werden,
Wir werden dort ihren Staub
Und ihrer Tugenden Spur finden.
Und ihrer Tugenden Spur finden.
Eher ihren Sarg teilen
Als sie überleben wollend,
Werden wir mit erhabenem Stolz
Sie rächen oder ihnen folgen.

Refrain


http://www.youtube.com/watch?v=NxTGwAtxwzs 


Ha, und es gibt auch eine Weihnachts-Marseillaise!  

MARSEILLAISE 2 - Verstummt Ihr Engel und Ihr Hirten 


Verstummt Ihr Engel und Ihr Hirten
verstummt, ihr trägen Litanei´n
Eh nicht gelöst der Völker Bürden
kann Frieden nicht auf Erden sein
Wie könnten Freudenlieder schallen
wo Unterdrückung herrscht und Not
Ein solcher Sang, er wär ein Spott
den Menschen wär´s kein Wohlgefallen


Auf Proletariat
auf, rüste dich zur Tat
zur Wahl! Zur Wahl! Zum ersten Schritt
auf der Befreiungsbahn!


Laß dich in süßen Traum nicht wiegen
mit Orgelton und Glockenklang
sieh doch die roten Banner fliegen
sie winken zum Befreiungsgang
Hat wohl ein Römer süß geschlafen
zur Zeit, da Brennus wog das Schwert?
Wer tatlos zaudert, ist es wert
daß ihn die Peitsche trifft den Sklaven


Auf Proletariat
auf, rüste dich zur Tat
zur Wahl! Zur Wahl! Zum ersten Schritt
auf der Befreiungsbahn!


Nicht hoffe mehr nach alter Sitte
daß dir ein Wunderstern erscheint
dich führend zu des Heilands Hütte
so ist die Sage nicht gemeint
Blick auf, ein Stern in hellem Scheine
der Sozialismus winkt dir zu
und der Erlöser der bist du
und jene Hütte ist die deine


Auf Proletariat
auf, rüste dich zur Tat
zur Wahl! Zur Wahl! Zum ersten Schritt
auf der Befreiungsbahn!


Wohlauf, zum Kampfe, auf zum Siege
damit es Fried´auf Erden wird
damit der Menschheit Feind erliege
der freie Volksgeist triumphiert
und wenn vertilgt die letzten Reste
des Elends und der Sklaverei
wenn alle Menschen froh und frei
dann feiern wir Erlösungsfeste


Auf Proletariat
auf, rüste dich zur Tat
zur Wahl! Zur Wahl! Zum ersten Schritt
auf der Befreiungsbahn!



Film von 1938!


Das französische Original


Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé!
Contre nous de la tyrannie,
L’étendard sanglant est levé,
L’étendard sanglant est levé,
Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans vos bras
Égorger vos fils, vos compagnes!

Refrain:
Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons!
Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons!

Que veut cette horde d’esclaves,
De traîtres, de rois conjurés?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps préparés?
Ces fers dès longtemps préparés?
Français, pour nous, ah! quel outrage
Quels transports il doit exciter!
C’est nous qu’on ose méditer
De rendre à l’antique esclavage!

Refrain

Quoi! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers!
Quoi! Ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers guerriers!
Terrasseraient nos fiers guerriers!
Grand Dieu! par des mains enchaînées
Nos fronts sous le joug se ploieraient
De vils despotes deviendraient
Les maîtres de nos destinées!

Refrain

Tremblez, tyrans et vous perfides
L’opprobe de tous les partis,
Tremblez! vos projets parricides
Vont enfin recevoir leur prix!
Vont enfin recevoir leur prix!
Tout est soldat pour vous combattre,
S’ils tombent, nos jeunes héros,
La terre en produit de nouveaux,
Contre vous tous prêts à se battre!

Refrain

Français, en guerriers magnanimes,
Portez ou retenez vos coups!
Épargnez ces tristes victimes,
A regret s’armant contre nous.
A regret s’armant contre nous.
Mais ces despotes sanguinaires,
Mais ces complices de Bouillé,
Tous ces tigres qui, sans pitié,
Déchirent le sein de leur mère!

Refrain

Amour Sacré de la Patrie,
Conduis, soutiens nos bras vengeurs
Liberté, Liberté chérie,
Combats avec tes défenseurs!
Combats avec tes défenseurs!
Sous nos drapeaux que la victoire
Accoure à tes mâles accents,
Que tes ennemis expirants
Voient ton triomphe et notre gloire!

Refrain

Nous entrerons dans la carrière
Quand nos aînés n’y seront plus,
Nous y trouverons leur poussière
Et la trace de leur vertus
Et la trace de leur vertus
Bien moins jaloux de leur survivre
Que de partager leur cercueil,
Nous aurons le sublime orgueil
De les venger ou de les suivre

Refrain

Montag, 4. Juli 2011

Der Regen regnet jeglichen Tag


Als ich ein Bub war, ganz klein und noch dumm, 
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Nahm keiner meine Streiche krumm, 
Denn der Regen der regnet jedweden Tag.

Doch als ich verlorn hatt die Kinderschuh, 
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Warf man mir die Tür vor der Nase zu, 
Denn der Regen, der regnet jedweden Tag.

Doch als ich, ach, ein Weib gefreit, 
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Kam ’s End von meiner Herrlichkeit, 
Denn der Regen, der regnet jedweden Tag.

Doch als ich dann an Krücken kroch, 
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Blieb ’s Saufen nur als Freud mir noch, 
Denn der Regen, der regnet jedweden Tag.

Die Welt geht rund, und sie macht sich nicht draus,
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Ist eh alles eins, und das Stück ist nun aus,
Und wir wolln euch erfreuen an jedwedem Tag

Aus William Shakespeare "Was Ihr Wollt" übersetzt von Frank Günther
 
unbekannt
When that I was and a little tiny boy,
With hey, ho, the wind and the rain,
A foolish thing was but a toy,
For the rain it raineth every day.

But when I came to man's estate,
With hey, ho, the wind and the rain,
'Gainst knaves and thieves men shut their gate,
For the rain it raineth every day.

But when I came, alas! to wive,
With hey, ho, the wind and the rain,
By swaggering could I never thrive,
For the rain it raineth every day.

But when I came unto my beds,
With hey, ho, the wind and the rain,
With toss-pots still had drunken heads,
For the rain it raineth every day.

A great while ago the world begun,
With hey, ho, the wind and the rain,
But that's all one, our play is done,
And we'll strive to please you every day.
 
From "Twelfth Night" 
 
unbekannt
 
Und als ich ein winzig Bübchen war,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da machten zwei nur eben ein Paar,
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.

Und als ich vertreten die Kinderschuh,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da schloss man vor Dieben die Häuser zu,
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.

Und als ich ach! ein Weib tat frei'n,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da wollte mir Müßig gehn nicht gedeihn,
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag. 
 
Und als der Wein mir steckt im Kopf
Hop heisa bei Regen und Wind,
Da war ich ein armer betrunkner Tropf,
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.

Die Welt schon steht eine hübsche Weil', 
Hop heisa, bei Regen und Wind! 
Doch das Stück ist nun aus, 
und ich wünsch' euch viel Heil; 
Wir streben euch zu gefallen jeglichen Tag.
 
Übersetzung: August Wilhelm Schlegel 

unbekannt
Als ich ein kleiner Junge war, und ich weiß dass ich's war,
Mit he und ho und Regen und Wind,
Da war jeder Unsinn wunderbar,
denn es regnet Regen jeden Tag.

Thomas Brasch

Sonntag, 3. April 2011

Amsterdam - Jacques Brel

Nur soviel: Ich bin in Amsterdam! Eine wunderschoene grosse Kleinstadt. Surinamisches Essen ist "lekker", wie man hier sagt.



Jacques Brel - Amsterdam

Im Hafen Amsterdams
Singen die Seeleute von
Den Träumen, die sie umtreiben
Weit draußen auf See - vor Amsterdam
Im Hafen Amsterdams
Schlafen die Seeleute
Hingestreckt wie Standarten
Entlang trister Uferböschungen
Im Hafen Amsterdams
Sterben die Seeleute
Voll von Bier und Tragödien
Im ersten Morgenlicht
Aber im Hafen Amsterdams
Werden auch Seeleute geboren
In der brütenden Hitze
Ozeanischen Fernwehs

Im Hafen Amsterdams
Essen die Seeleute
Von viel zu weißen Tischdecken
Triefendnasse Fische
Sie zeigen euch Zähne
Wie gemacht das Glück zu knacken
Den Mond abzureißen
Und Taue zu fressen
Und er duftet der Kabeljau,
Bis ins Herz der Fritten,
Welche ihre grobschlächtigen Hände einladen,
Für einen Nachschlag wiederzukommen
Danach stehen sie lachend auf
In stürmischem Getöse
Machen ihren Hosenschlitz wieder zu
Und gehen rülpsend hinaus

Im Hafen Amsterdams
Tanzen die Seeleute
Und reiben ihre Leiber
an denen der Weiber
Sie tanzen und drehen sich
Wie hinausgeschleuderte Sonnen
Im quäkenden Klang
Eines ranzigen Akkordeons
Sie verrenken sich den Hals,
Um sich besser lachen zu hören
Bis urplötzlich
Das Akkordeon verhallt
Dann mit großer Geste
Und mit stolzem Blick
Kehren sie ihre batavische Herkunft
Heraus ins helle Licht

Im Hafen Amsterdams
Trinken die Seeleute
Und trinken und trinken
Und trinken immer wieder
Sie trinken auf das Wohl
Der Huren Amsterdams,
Hamburgs oder von anderswo
Schließlich trinken sie auf die Damen
Die ihnen ihren hübschen Körper feilbieten,
Die ihnen ihre Tugendhaftigkeit preisgeben,
Für eine goldene Münze
Und wenn sie genug gesoffen haben,
Pflanzen sie sich hin, die Nase zum Himmel
Gestreckt, schnäuzen sich gen Sternenzelt
Und pissen, so wie ich Tränen vergieße,
Auf die untreuen Weiber
Im Hafen Amsterdams
Im Hafen Amsterdams