Dienstag, 31. Juli 2012

Schwärmen


Gestern am westlichen Strand, tausende Lachmöwen hocken, oft paarweise, im seezugewandten Steilufer, der Lärm ist ohrenbetäubend. Plötzlich fliegt ein Schwarm in scheinbar choreographierter Ordnung eine Ellipse, um sich dann wieder niederzulassen, und mit einem Mal ist Stille.


Natur ist glücklich. Doch in uns begegnen
sich zuviel Kräfte, die sich wirr bestreiten:
wer hat ein Frühjahr innen zu bereiten?
Wer weiß zu scheinen? Wer vermag zu regnen?

Wem geht ein Wind durchs Herz, unwidersprechlich?
Wer faßt in sich der Vogelflüge Raum?
Wer ist zugleich so biegsam und gebrechlich
wie jeder Zweig an einem jeden Baum?

Wer stürzt wie Wasser über seine Neigung
ins unbekannte Glück so rein, so reg?
Und wer nimmt still und ohne Stolz die Steigung
und hält sich oben wie ein Wiesenweg?

Rainer Maria Rilke
Aus: Die Gedichte 1910 bis 1922 (München, Frühjahr 1919) 


Montag, 30. Juli 2012

Zwischendurch für Nelly und Herrn G. - Islandpferde






 ISLANDPFERDE

Neben 450 000 Schafen gibt es auf Island auch sehr, sehr viele Pferde.
Ich verstehe nix von Pferden, aber diese sehen sehr schön aus, immer ein wenig gegen den Wind gelehnt, in verschiedensten Schattierungen und zurückhaltend, doch angstfrei.
Dieser Post ist für meine Nichte, die Pferde liebt, und Hunde, und für Herrn G. auf besonderen Wunsch.










Sonntag, 29. Juli 2012

Hvalreki - Gestrandeter Wal


Vor wenigen Tagen war ich auf dem Meer Wale beobachten. Heute auf der Fahrt an der Küste Westislands entlang ein handgeschriebenes Schild: Hvalreki / Toter Wal. Gestrandet wäre die richtigere Übersetzung, aber leider käme beides in diesem Fall auf das selbe hinaus. Auf dem dunklen steinigen Strand lag ein riesiger toter Blauwal, einige Knochen stachen hervor, er war praktisch aufgeplatzt und es stank erbärmlich  - solch ein trauriger Anblick.

Ich habe heute gelesen, dass das Herz eines Blauwales bis zu eine Tonne wiegen kann. Er muß etwa eine Tonne Nahrung zu sich nehmen - täglich - und ernährt sich ausschließlich von Plankton, Krill und kleinen Fischen. Er ist ein Einzelgänger, nur Mütter und sehr junge Wale schwimmen zusammen. Die Weibchen sind meist größer als die männlichen Tiere. Blauwale können bis zu 33 Meter lang werden, bis zu 30 km/h schnell schwimmen und bis zu 300 m tief tauchen. Dabei wiegen die Blauwale 100 bis 150 Tonnen, wobei die männlichen Blauwale eher unter 120 Tonnen bleiben.




Der Blauwal oder Balaenoptera musculus ist das größte Tier, dass es jemals auf diesem Planeten gegeben hat.

Wiki sagt: Um 1920 schätzte man den Weltbestand der Blauwale auf über 220.000 Tiere, davon etwa 90 % in den südlichen Meeren. 40 Jahre später waren es nur noch 1.000–3.000 Tiere. Heute wird die Gesamtpopulation wieder auf etwa 10.000–20.000 Individuen geschätzt.
Unter diesem Link kann man sich einen Blauwal in Originalgröße anschauen, Zentimeter für Zentimeter.

Irving Penn - Zigaretten Serie - Cigarette Series


Irving Penns erste Austellung in der MOMA - 1975  - Platinumdruck

ZIGARETTEN


 
Cigarette No.17 New York, 1972 
© Estate of Irving Penn


 
Cigarette No.37 New York, 1974 
© Estate of Irving Penn

 
Cigarette No 52 1972 
© Estate of Irving Penn


 
Cigarette No. 86 New York, 1972   
© Estate of Irving Penn 


Und noch eins Extra:
 

 
Miles Davis' linke Hand 
© Estate of Irving Penn 


http://www.youtube.com/watch?v=td3SE3zEVP0

 

* Wiki sagt: Das Platindruckverfahren beruht auf der von John Herschel um 1832 entdeckten Lichtempfindlichkeit des Platinchlorürs. ...
Beim Waschen lagert sich Platin stufenlos und mit weichen Tonwertübergängen auf dem Papier ab. Die Bilder sind chemisch fast unveränderlich und daher sehr haltbar. Das Bild ist nicht in einer Kolloidschicht, sondern direkt in die Papierfaser eingebettet. Der Tonwertumfang ist sehr gut und die Bilder haben gute Tiefen. ... Zusätze von Gold, Uran oder Silber erlaubten eine Variation der Tönung.  

Ein kurzer Halt auf Snællfellsness


Wir fahren auf eine Landzunge zwischen zwei Fjorden, mit dem schönen Namen Snællfellsness. Davor am Meer bei dem Versuch Robben zu beobachten, den lautesten Vogel, den ich je gehört habe, getroffen. Er ist winzig, mit dünnen roten Beinen und einem im Verhältnis zu seinem Körper sehr großen roten Schnabel und schreit lauthals in wechselnden Rhytmen, dass man meinen könnte, er hätte einen eingebauten Verstärker. Da ich vermute, er war auf Paarungssuche, hat das schrille Gebrüll eine gewisse Komik bei einem so besonders kleinen Lebewesen.
Und dann ins Auto bei strahlendem Sonnenschein, es sind unglaubliche 17 Grad (!) und wir halten irgendwo im Nirgendwo: Leider kann ich kein Panorama bieten, aber alle folgenden Bilder sind von diesem einen Ort.

Rundblick Teil 1 Geröll und See im Anschnitt
Rundblick Teil 2 See mit Berg zur Linken
Rundblick Teil 3 Noch mehr Geröll und ein anderer Berg
Rundblick Teil 4 Der See und ein schwarzer Berg mit hellem Moosstreifen unten und Blumenexplosion im Vordergrund
Zoom 1
Zoom Teil 2
Zoom Teil 3 Sumpf
Zoom Teil 4 Wattebäusche im Wind
Zoom Teil 5 Ich nenne es die Watteblume
Von weiter unten
Und das noch

All dies an einem Ort und solche Orte findet man dauernd. Ist es ein Wunder, dass ich mich regelrecht betrunken von Schönheit fühle? 
Vemutlich bauen die Isländer deshalb so häßliche Häuser, damit es nicht hier unerträglich schön wird. Und eklig kratzende Schaffellpullover tragen sie auch ganz viel. Und sie essen Schafsköpfe. Und Björk mag ich auch nicht! Pah!

Mein erster Elf


Samstag, 28. Juli 2012

Die letzten Tage der Arktis


Vor wenigen Tagen haben Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde bestürzende Daten veröffentlicht: Der NASA-Satellit "Oceansat-2" hat Mitte Juli eine extreme Eisschmelze in Grönland gemessen. Laut den Daten taute die Oberfläche von bis zu 97 Prozent von Grönlands Eisschild vorübergehend an. Die Daten waren so ungewöhnlich, dass Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde zunächst an einen Messfehler glaubten. Sogar auf dem höchsten Punkt des grönländischen Inlandeises auf 3200 Metern Höhe setzte Tauwetter ein. (www.wetteronline) 

Vom Petermann-Gletscher in Grönland ist ein riesiges Eisstück abgebrochen und ins Meer gestürzt. Das zeigen Satellitenbilder, die am Mittwoch von der NASA veröffentlicht wurden. Der Brocken ist den Angaben zufolge doppelt so groß wie Manhattan. An der Abbruchstelle an der Nordwestküste Grönlands war bereits seit 2001 ein Riss sichtbar, teilte die US-Raumfahrtbehörde mit. (www.zeit.de)

Der Eisschild Grönlands am 8. Juli (links im Bild) und am 12. Juli. In nur vier Tagen stieg die Fläche mit abtauendem Eis von 40 Prozent auf 97 Prozent an. Bildquelle: NASA

Sommer in Island: drei Monate Temperaturen um die 15 Grad, drei Monate in denen die Sonne fast nicht untergeht und die Zahl der Regentage auf unter fünfzehn pro Monat rutscht. Frühling und Herbst sind, so erzählt man mir, kurz, sehr kurz und dann gibt es halt den Winter. Wobei ich glaube, dass das Wort Winter hier ein ganz anderes Gefühl, andere Assoziationen auslöst, als beim gewöhnlichen Mitteleuropäer. Und die arktischen Sommer sind wohl nur so herrlich, weil die Winter so hart sind.

Ragnar Axelsson genannt RAX, geboren 1958, photographiert seit dreissig Jahren den Klimawandel, genauer, das langsame Verschwinden der nördlichen Kältezonen und der Lebensweise ihrer Bewohner, nicht nur der menschlichen.






  Landmannalaugar, Island IV

Alle Photographien ©  Ragnar Axelsson (RAX)


Will sehen, was ich weiß,
Vom Büblein auf dem Eis

Friedrich Güll

Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher und spricht so zu sich leis:
„Ich will es einmal wagen,
Das Eis, es muß doch tragen.“ – 
Wer weiß?

Das Büblein stampft und hacket mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket, und krach! schon bricht’s hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt
Als wie ein Krebs und zappelt
Mit Schrein.

„O helft, ich muß versinken in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken im tiefen, tiefen See!“
Wär nicht ein Mann gekommen,
Der sich ein Herz genommen,
O weh!

Der packt es bei dem Schopfe und zieht es dann heraus:
Vom Fuße bis zum Kopfe wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
Der Vater hat’s geklopfet
 Zu Haus.

Freitag, 27. Juli 2012

Island-Blumen


Heute waren wir im schweizerischen Teil von Island, nur ohne Kühe und dafür mit Vulkangestein.
Ich habe mir das erklären lassen: Unter Island liegt von Süden nach Norden die Trennlinie zweier Kontinentalplatten, der Eurasischen und der Amerikanischen, die driften nun halt auseinander. Man sagt 2cm pro Jahr, aber nicht schön gleichmäßig gleitend, sonder sie zerren von einander weg, der Druck wächst, ein Riß entsteht, manchmal erst nach Jahren, dann aber eben gleich ein paar Meter weit, Magma kocht hoch, verkebt den Riss und es geht so weiter. Und so wird Island von Osten nach Westen langsam immer breiter. Außerdem liegt unter der insel auch noch ein Hot-Spot, der nix mit der Telekom zu tun hat. Da habe ich aber nicht mehr nachgefragt.
In Deutschland gibt es übrigens auch Vulkane, zum Beispiel in der Eifel, aber die sind sicher schon ganz alt und schwach und rülpsen nur manchmal noch. 
Jedenfalls sieht dieses Vulkangestein, dass hier überall rumliegt und unter allem hervorlugt, sehr rau und garstig aus. Porös, rissig, schwarz-grau, bleichgrau und manchmal rötlich schimmernd. Aber selbst auf dem Zeugs wächst es, es blüht in den unwahrscheinlichste Ecken, verrückt mit welcher zähen Kraft winzige Pflänzchen es schaffen unter schwierigsten Bedingungen. Hochachtung!
Hier eine kleine Auswahl von Amateurporträtaufnahmen: