Montag, 23. Juli 2012

Gestern in Island


Bekleidet mit einem roten Wickelrock, gebastelt aus einer Decke der Easyjet Company, habe ich gestern um Mitternacht isländischen Boden betreten, nachdem ein Glas Tomatensaft entschieden hatte, es sich auf meiner Hose gemütlich zu machen. Die Nachbarin zur Linken hat nur ein Glas Wasser abbekommen. Ich trage den Familienkosenamen "Klutz" (Trampel) leider nicht ganz zu Unrecht.
Das Hotel auf dem Gelände eines ehemaligen amerikanischen Luftstützpunktes verströmt den Charme einer Bautzener Plattensiedlung. Außerdem ist es kalt und regnet unaufhörlich.
Aber! Aber, die Luft riecht frisch, der Himmel ist flach und weit, die Leute freundlich und an jeder unbebauten Stelle lugt Vulkangestein aus dem Boden. Und in nur einem Tag habe ich mich dann trotz Wetter verliebt.


Am Morgen ein Bad in der Blauen Lagune, und sie ist wirklich blau, hellblau und leuchtend und das Wasser ist an einigen Stellen badewannenheiß, an anderen angenehm lau, die Luft über dem Wasser kalt und streng. Und ich habe trotz der vielen anderen Badenden, das Gefühl etwas ganz Besonderes zu erleben. Da das Wasser nicht sehr tief ist, gehe ich im Knie leicht gebeugt, oder besser ich gleite, das Gesicht vollgeschmiert mit weißem Silikonschlamm und dem beseligten Ausdruck eines Kiffers in den Augen, um mich herum spricht es in allen Zungen der Welt, ein tiefschwarzer Junge mit einem riesigen Afro schwatzt mit seiner strohblonden, bleichen Mutter in Russisch, eine große Gruppe uralter Juden schreit sich Witze zu, Italiener, Franzosen, Japaner, Schweizer, was die Welt zu bieten hat, planscht an mir vorbei. Verrückt, ich fühle mich der Natur ganz nah, obwohl das Ganze eine künstliche Konstruktion ist, für die das heiße Grundwasser angebohrt und in eine große Erddelle gepumpt wird und obwohl es sich um eine perfekt organisierte Touristenattraktion handelt. Aber die Isländer sind schlau, sie halten sich zurück, verwenden natürlichen Baumaterialien und stellen nur zur Verfügung, was wirklich gebraucht wird.



 
Weiter. Die Landschaften wechseln überraschend schnell. Karge Vulkanlandschaft mit Basaltfelsen überwachsen mit zartestem Moos, gebirgige graubraungrüne Flächen, parkähnliche Ebenen mit verstreut weidenden Schafen und Islandpferden. Wenn man Häuser sieht, sind sie meist von pragmatischer Einfachheit. Überhaupt, ich habe den Eindruck von einem sachlichen Märchenland. 





Schwefelquellen blubbern, zufällig befindet sich unter dem mehr als tausend Jahre alten Thingplatz, dem Versammlungsort der isländischen gesetzgebenden Versammlung, die Stelle an der die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatte einander ganz nah sind und jährlich circa zwei Centimeter weiter voneinander wegdriften. Ach, und ein Wasserfall braust auch noch ein paar Meter weiter von den Felsen.
Die kleine Kneipe, in der wir Mittag essen, serviert Hummersuppe mit dicken Stücken Hummerfleisch und am Abend stehen wir mauloffen und überwältigt vor einem Geysir, der alle 5 Minuten, nachdem in der Zwischenzeit gebrubbelt und gewogt hatte, eine meterhohe Fontäne Wasser in die Luft sprengt.







Was soll ich noch sagen. Wow!

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