Montag, 14. November 2011

Rainer Maria Rilke - Die Stimmen & Nico Pirosmani


Die Stimmen

Neun Blätter mit einem Titelblatt


Titelblatt

Die Reichen und Glücklichen haben gut schweigen,
niemand will wissen was sie sind.
Aber die Dürftigen müssen sich zeigen,
müssen sagen: ich bin blind
oder: ich bin im Begriff es zu werden
oder: es geht mir nicht gut auf Erden
oder: ich habe ein krankes Kind
oder: da bin ich zusammengefügt...

Und vielleicht, daß das gar nicht genügt.

Und weil alle sonst, wie an Dingen,
an ihnen vorbeigehn, müssen sie singen.

Und da hört man noch guten Gesang.

Freilich die Menschen sind seltsam; sie hören
lieber Kastraten in Knabenchören.

Aber Gott selber kommt und bleibt lang
wenn ihn diese Beschnittenen stören. 

 Niko Pirosmani Kinderloser Millionär und arme Frau gesegnet mit Kindern

1862 - 1918 Niko Pirosmanashvili in Georgisch: ნიკო ფიროსმანი, gebürtig ნიკოლოზ ასლანის ძე ფიროსმანაშვილი = Nikolos Aslanis dse Pirosmanaschwili ist ein georgischer Maler. Sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt, er arbeitete als Diener, Schaffner und versuchte ein kleines Geschäft zu eröffnen, das aber schnell Pleite ging, seit 1902 lebte er obdachlos im Bahnhofsviertel von Tiflis. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit dem Malen von Kneipenschildern und Gelegenheitsarbeiten. Er tauschte seine Gemälde in den Kaschemmen gegen Essen, Trinken oder einen warmen Platz zum Übernachten ein.
Pirosmani starb am 9. April 1918 an Unterernährung und Leberversagen. Zuvor hatte er drei Tage lang krank und hilflos in einem Keller gelegen. Er wurde auf dem St.-Nino-Friedhof begraben. Die genaue Lage des Grabs ist mangels Registrierung unbekannt. (Wikipedia)

Es gibt einen wunderschönen Film über ihn, den ich vor 30 Jahren in meinem "immer noch" Lieblingskino, der Camera in der Oranienburgerstrasse, da wo heute das Tacheles ist, gesehen habe: Pirosmani. Regie: Giorgi Schengelaja , UdSSR, 1971.

1 Kommentar:

  1. Pirosmani.Für mich nicht nur ein Maler. Eher ein Ort, in den wir uns damals wegzuträumen versuchten. Dort hielten die Männer die Gläser und sprachen viel. Wir Frauen malten, Öl auf harter Pappe, in bemüht simplen Formen, alle Gestalten bekamen runde Gesichter und standen sanft und unbewegt.

    Die Reichen und die Dürftigen. Hat Rilke nicht gut geschaut und zugehört, oder ist die Wahrnehmbarkeit verlogener geworden.

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