1595, ein Junge, wahrscheinlich heißt er Mario Minniti, sitzt Model, ein Hemd als Toga über der linken Schulter drapiert, das Stückchen Matratze, das freibleibt, ist schmuddelig, ebenso die Fingernägel der kindlich-weichen Hände. Die Haut von Gesicht und Händen ist leicht gebräunt, der Körper blass, wie bei Menschen, die im Freien arbeiten. Der Kopfschmuck wirkt herbstlich und riesig, aus dem rundlich hinreißenden Gesicht, schauen die Augen müde und doch verführend. Er hält ein Weinglas einladend mit zierlich gespreizten Händen in der linken Hand. Man vermutet, das Caravaggio mit einer Art camera lucida, einer Spiegelkonstruktion gearbeitet hat, das Abbild also spiegelverkehrt ist. Die rechte Hand hält, tja was, eine schwarze Schleife, mit der die improvisierte Toga zusammen gehalten wird? Wird er sie lösen, wenn der Wein angenommen worden ist?
Ein Fast-Kind-Bacchus mit einer üppigen Fruchtschale, die Früchte halbverfault, vielleicht ein Vanitas Motiv. “Vanitas vanitatum, et omnia vanitas” (Prediger 1, 2) verdeutscht "Eitelkeit der Eitelkeiten", oder: alles ist eitel, nichtig, der Vergänglichkeit anheimgefallen.
In der Karaffe mit rotem Wein findet sich, das hat man erst bei der Reinigung des Gemäldes festgestellt, ein kleines Selbstportrait des Malers selbst, eine weitere "Spiegelung".
Jugend, Lust, Verfall und Tod in Harmonie, wie merkwürdig und schön.
Ja, schön, geheimnisvoll, verwirrend. Der Kelch des Glases sieht merkwürdig, unnatürlich aus.
AntwortenLöschenVanitasmotiv. Mir scheint, Caravaggio
AntwortenLöschenhat dem Bildnis des dicklichen Jungen schon mitgegeben, was die Früchte verraten. Als wisse er, wie so ein Junge in einigen Jahren aussehen könnte. Und mir scheint, als habe er sein Wissen in den Blick des Jungen gelegt. Ein Abschiedsbild, vielleicht.
Oh. Das kann sein. Abschied von dem Knaben oder von der Jugend.
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