Mittwoch, 23. November 2011

Theater hat auch einen Versprecher, manchmal auch mehr als einen


Mit vor Überzeugung glühenden Augen spricht der Märchenerzähler, Widersacher der Schneekönigin seine Worte in den noch leeren Zuschauerraum: "Wer ein heißes Herz hat, darf nichts anhaben!" Wäre auch ein Gedanke, ist dem eigentlich gemeinten allerdings nur entfernt verwandt, "Wer ein heißes Herz hat, dem kann sie nichts anhaben." wäre der gewesen.

Ist die Zunge schneller als der Kopf, der Körper noch mit verabredeten Gängen und Ähnlichem beschäftigt, oder die Gedanken gerade sowieso irgendwo ganz woanders, produzieren die Sprechwerkzeuge seriöser Spieler manchmal wunderbaren Nonsens, der Verhörern, wie "dem weißen Neger Wumbaba" aus dem Gedicht von Mathias Claudius, um nichts nachstehen.

Das wäre übrigens der "weisse Nebel wunderbar" gewesen.


Welches Glück, einen mit Stentorstimme und ebensolcher Gestik ausgestatten Großspieler zu beobachten, der anstatt der poetischen Worte des Königs Theseus im Sommernachtstraum: " Fangen diese Vögel erst jetzt sich zu paaren an?", mit wildem Blick und dem Versuch gegen Ende noch die Stimme zu lindern: "Fangen diese Paare erst jetzt sich zu ....vögeln...an?" in den, in diesem Fall, bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des Deutschen Theaters schmettert.

Oder, die Verwunderung des Schauspielers, der die Bühne leer vorfand, nachdem er, ohne es selbst zu bemerken, das berühmte: "Wie es sich alles SCHickt und Findet" unter Verwirrung der Anfangsbuchstaben intoniert hatte. Niemand war mehr da, die anderen Beteiligten des "Kaufmanns von Venedig" lagen in den Gassen und versuchten ihr Lachen in den Griff zu bekommen.

"Ihr habt euch die Suppe eingelöffelt, jetzt müßt ihr sie auch ausbrocken.", habe ich auch gehört, oder wie wäre es mit Moliere "Don Juan": "Die Verhärtung in der Sünde führt zu einem schrecklichen Ende", klingt doch anders, als wenn die Verhärtung am Ende zu einer schrecklichen Sünde führt, oder?
 
Meine Großmutter soll eine geniale Versprecherin gewesen sein. Ob bei "morgens komm' ich immer so schwer in die Füß'. oder "So wie es wird, bleibt es nicht", anstatt des fatalistischen "so wie es ist, bleibt es" im Chor der "Mutter", hatten die auf ärmlich und leidend geschminkt und verkleideten Kollegen, in harten Kämpfe um den dialektischen Ernst zu kämpfen.

Erstaunlicherweise, wenn die Haltung stimmt, merkt das Publikum oft gar nix vom Wortsalat, so zum Beispiel, als ein von mir geliebt und verehrter Kollege sich, in einer Szene, empört mit den unsterblichen Worten an mich wandte: "Schradampf lmki Padass!".



5 Kommentare:

  1. Ja, man kann Rinder unter den Augen bekommen mit solchen Verbrechern...äh... Versprechern... manchmal hat man ein ernstes Hühnchen zu rupfen mit der Sprache. Als hätte man nicht schon genug damit zu tun den genetischen Sexitiv...ähm... sächsischen Genitiv zu vereiden....meiden, vermeiden...
    Da ist es das Ein und O, auch das Alles und A, sich selbst auch mal lindernde Umschläge zuzugestehen...äh... mildernde Umstände vielleicht auch - sonst kann man seine Nerven in der Rauche pfeifen ...wirklich, zum Hände raufen und Haare reiben!!!
    Dabei ist ein geordneter Sprachverlauf so wichtig um pfleglich miteinander unterzugehen...hm... umzugehen.

    AntwortenLöschen
  2. Ich möchte Ihnen hier, in beschränkter Öffentlichkeit, meine Zuneigung zu Ihren Kommentaren erklären. Mit gräulichem Frust, ähm, freundlichem Gruß!

    AntwortenLöschen
  3. Ich verschätze mich fluchend roh das zu stören... langsam... ich schätze mich verflucht froh das zu hören.

    AntwortenLöschen
  4. Letztes Probenhighlight:

    Und dann gehen wir mit Schrippeltitten. Äh. Tippelschritten.

    Die Probe war gelaufen.

    AntwortenLöschen
  5. Dazu fällt mir ein ganz fieser Schüttelreim ein....., nein, lieber nicht

    AntwortenLöschen