Könnt ihr euch an die Quietschstimmen von Ulbricht & Honecker erinnern? Gräßlich. Trump klingt als hätte er Essensreste auf den Stimmbändern, irgenwas Brösliges und Schleimiges. Und er presst die Luft weg, als würde sie extra kosten. Der Klang kommt nur aus dem oberen Teil seines Körpers. Immer zu viel Druck, viele Sätze die nach oben kippen. Es kostet mich geradezu körperliche Anstrengung ihm zuzuhören.
Till Schweiger könnte noch hübscher sein, als er vielleicht mal war, aber seine hohe, in der Kehle eingeklemmte Stimme, schließt für mich jede erotische Wirkung aus. Wenn Alan Rickman mit seinem hinreißenden, asymmetrischem Gesicht ein Sonnett spricht, stellen sich meine Unterarmhaare steil auf vor Vergnügen.
https://www.youtube.com/watch?v=p2Ja0Paz04s
Auf arte lief heute eine Doku über Freddie Mercury, was für ein Organ! Einer seiner Bekannten erzählte, wie er ihn in der Metropolitan Opera beobachtet hätte, als er zum ersten Mal Montserrat Caballé singen hörte - mit dem Gesichtsausdruck eines glücklichen Kindes.
https://www.youtube.com/watch?v=Y1fiOJDXA-E
Dann der Mitschnitt eines Clubauftrittes von Joni Mitchell aus den Siebzigern, lange vor dem fiesen Kehlkopfkrebs, mit den mühelosen Höhen eines Singvogels, leicht und klar.
https://www.youtube.com/watch?v=GFB-d-8_bvY
Meine Stimme ist rau und dunkel seit meiner Geburt, die Folge einer Fehlkonstruktion meines Kehlkopfes. Meine Mutter erzählte, wie sie mit mir, drei Jahre alt, in einen Laden ging, in dem eine Freudin names Sloma als Verkäuferin arbeitete. Auf den lauten, tiefen, sonoren Ruf "Loma!" hin, schauten sich die Kunden nach dem Verursacher um und wollten nicht glauben, dass ich es war, winzig, mitsamt goldenen Locken und babyblauen Augen. Ich kann nicht zählen, wie oft ich in der Pubertät für einen Jungen gehalten wurde, unter anderem auch im Wartezimmer eines Gynäkologen!
In den ersten Jahren am Theater als blonde jugendliche Naive bin ich oft dazu verdonnert worden, eine Oktave höher zu sprechen. Kleines Mädchen, hohe, zarte Stimme - keine Bedrohung - Mumpitz. Ich hab mich mit den Jahren an meine Stimme gewöhnt, mittlerweile mag ich sie.
Die Stimme von Dagmar Manzel, ein Zauberwerkzeug, scheinbar mühelos wechselnd von Sprache zu Gesang, von Grobheit zur Zartheit. Sie hat jahrelang hart daran gearbeitet, und jetzt wirkt es, als wäre keine Anstrengung nötig. Kunst. Intelligenz, so glaube ich, hilft übrigens auch bei der Wirkung des Stimmklanges.
https://www.youtube.com/watch?v=A5f52ZwDM-4
Rod Stewart klingt als hätte er wochenlang übelst gesumpft und doch streichelsanft und sehr sexy.
https://www.youtube.com/watch?v=95zxtaKQBBc
Ganz selten gibt es Klänge, die mir, ohne Mitwirkung meiner Ratio, die Tränen in die Augen treiben. Ein seltsames Erlebnis. Ohrenerotik, Klanggefühl, was trifft da was in meinem Gehörgang?
Billy Joel, wenn er die letzte Strophe von "Leningrad" singt. Hab es gerade nochmal probiert, Wörter und Klang wirken gemeinsam, und ich weine, wie ein Pavlowscher Hund beim Klang der Essensglocke speichelt. Bei Faith No More in "Easy", gibt es so einen Stöhner, Ian Mackellen mehrmals in "Richard III", und wenn die Lieblingsnichte ein Essen besonders genießt, gibt sie ein guturalen Laut von sich, und meine Mutter, wenn sie mir zum Einschlafen "Von der Freundlichkeit der Welt" vorsang. Sie konnte nicht wirklich singen, aber es war wunderschön und ich schlief friedlich ein.
Auf die Erde voller kaltem Wind Kamt ihr alle als ein nacktes Kind. Frierend lagt ihr ohne alle Hab Als ein Weib euch eine Windel gab. |
Keiner schrie euch, ihr wart nicht begehrt Und man holte euch nicht im Gefährt. Hier auf Erden wart ihr unbekannt Als ein Mann euch einst nahm an der Hand. |
Von der Erde voller kaltem Wind Geht ihr all bedeckt mit Schorf und Grind. Fast ein jeder hat die Welt geliebt, Wenn man ihm zwei Hände Erde gibt. |
https://www.youtube.com/watch?v=LgD_-dRZPgs