Donnerstag, 2. Juli 2015

GOTTFRIED BENN - Wie hält es der Dichter mit der Macht?

Erkläre mir einer den Menschen,
irgendeinen.


Sich irren 
und
doch seinem Inneren weiter Glauben schenken müssen, 
das ist der Mensch.

Hassenswertes, dummes, kindererzeugendes, Wohnung suchendes, omnibusbesteigendes, aufbauendes, weibersichzuwedelndes, plauderndes, gebildetes, ehrbar strebendes, redliches, meinungsäußerndes, mädchenengagierendes, ferienverbringendes, ostseefrohes, Sachzusammenhänge erörterndes Geschmeiß von Bremen bis Villach u. Domodossola bis Kurische Nehrung. G.B.

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Was schlimm ist

Wenn man kein Englisch kann,
von einem guten englischen Kriminalroman zu hören,
der nicht ins Deutsche übersetzt ist.

Bei Hitze ein Bier sehn,
das man nicht bezahlen kann.

Einen neuen Gedanken haben,
den man nicht in einen Hölderlinvers einwickeln kann,
wie es die Professoren tun.

Nachts auf Reisen Wellen schlagen hören
und sich sagen, daß sie das immer tun.

Sehr schlimm: eingeladen sein,
wenn zu Hause die Räume stiller,
der Café besser
und keine Unterhaltung nötig ist.

Am schlimmsten:
nicht im Sommer sterben,
wenn alles hell ist
und die Erde für Spaten leicht.

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Gottfried Benn starb am 7. Juli 1956, mitten im Sommer.

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 Gottfried Benn in Berlin an Gertrud Zenzes in San Francisco, den 23.9.33

Vielleicht aber, Trudchen, interessiert es Sie doch, nochmal von mir persönlich zu hören, was ja in meinem Buch [Der neue Staat und die Intellektuellen – J. B.] schon steht, dass ich und die Mehrzahl aller Deutschen den neuen Staat bejahen, Hitler für einen sehr grossen Staatsmann halten und vor allem vollkommen sicher sind, dass es für Deutschland keine andere Möglichkeit gab. Das alles ist ja auch nur ein Anfang, die übrigen Länder werden folgen, es beginnt eine neue Welt, die Welt, in der Sie und ich jung waren und gross wurden, hat ausgespielt und ist zu Ende. Sie müs[s]en das alles nicht so gefühlvoll ansehen, auch nicht so pathetisch, Sie müssen in sich den Gedanken ganz feste Gestalt annehmen lassen, dass wir vor einer Wendung der abendländischen Geschichte stehen, die vielleicht nur dem elften Jahrhundert verglichen werden kann oder dem Ausgang der Antike. Man kann eigentlich heute jeden nur, der Einwände macht, fragen: Denken Sie geschichtlich oder denken Sie privat? Denkt er privat, kann er natürlich kritisieren und das übliche intellektuelle Geschwätz vom Stapel lassen. Wer aber geschichtlich denkt, wird schweigen, alles hinnehmen, was ihm diese Zeit an innerer Zerstörung und auch persönlichem Schaden zufügt denn er weiss, dahinter stehen die Gesetze des Lebens, die nicht auf Glück ausgehen, sondern auf Schicksal. Ich halte es für sehr möglich, dass dies dem Bewohner eines anderen Landes drollig klingt, hochtrabend, auch etwas unwirklich. Aber es ist ausgesprochen das, was wir erlebt haben, es ist das Erlebnis Deutschlands: der Abbau des Individuums für das Volk, für die Rasse, für das ferne, mythische Kollektiv, das nun einmal die Menschheit darstellt. 
Was nun das Judenproblem angeht, an dem Sie vielleicht besonders leiden und das Nordamerika mit seinem unvergleichlichen Rassenmischmasch natürlich ganz fremd ist, so sehen Sie das sicher auch ganz falsch. Denken Sie einmal, unter den Berliner Ärzten waren 85% Juden, den Rechtsanwälten 75%. In den journalistischen und Theaterbetrieben auch ungefähr 80%. Es ist doch vollkommen selbstverständlich, dass dieser Zustand eines Tages als unmöglich angesehen wurde. Jetzt sagen die Juden selber, sie hätten ihrerseits Massnahmen treffen müssen, um einem solchen Zustand vorzubeugen. Aber im Augenblick ist es natürlich zu spät. Das Judenproblem ist ja sehr, sehr schwierig. 

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Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde Gottfried Benn als Nachfolger Heinrich Manns kommissarischer Vorsitzender der Sektion. Am 13. März, kurz nach der Reichstagswahl März 1933, verfasste er zusammen mit Max von Schillings eine Loyalitätsbekundung für Hitler, die den Mitgliedern eine nicht-nazistische politische Betätigung verbot: Sind Sie bereit unter Anerkennung der veränderten geschichtlichen Lage weiter Ihre Person der Preußischen Akademie der Künste zur Verfügung zu stellen? Eine Bejahung dieser Frage schließt die öffentliche politische Betätigung gegen die Reichsregierung aus und verpflichtet Sie zu einer loyalen Mitarbeit an den satzungsgemäß der Akademie zufallenden nationalen kulturellen Aufgaben im Sinne der veränderten geschichtlichen Lage. 
Die Mitglieder mussten bei Drohung ihres Ausschlusses unterschreiben. Thomas Mann und Ricarda Huch traten aus; Gerhart Hauptmann, Oskar Loerke und Alfred Döblin, der dennoch als Jude seinen Austritt erklärte, und viele andere unterschrieben. Ausgeschlossen wurden z. B. Franz Werfel und Leonhard Frank. 
WIKI 
 
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Menschen Getroffen

Ich habe Menschen getroffen, die,
wenn man sie nach ihrem Namen fragte,
schüchtern – als ob sie gar nicht beanspruchen könnten,
auch noch eine Benenung zu haben −
„Fräulein Christian“ antworteten und dann:
„wie der Vorname“, sie wollten einem die Erfassung erleichtern,
kein schwieriger Name wie „Popiol“ oder „Babendererde“ −
„wie der Vorname“ – bitte, belasten Sie Ihr Erinnerungsvermögen nicht!

Ich habe Menschen getroffen, die
mit Eltern und vier Geschwistern in einer Stube
aufwuchsen, nachts, die Finger in den Ohren,
am Küchenherde lernten,
hochkamen, äußerlich schön und ladylike wie Gräfinnen −
und innerlich sanft und fleißig wie Nausikaa,
die reine Stirn der Engel trugen.

Ich habe mich oft gefragt und keine Antwort gefunden,
woher das Sanfte und das Gute kommt,
weiß es auch heute nicht und muß nun gehn.

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Wie einer zum Nazi wird

Gottfried Benn über "Probleme der Lyrik" 1951
Schwer vorstellbar, dass der Denker & Redner dieser Worte auch diese Gedichte geschrieben hat.

Er wütet in sich herum  - Der Spiegel 14/1950

Dienstag, 30. Juni 2015

Zweiter Teil: Mount Olympos - Chrysippos - Vergessenwerden


CHRYSIPPOS - Vergessenes Opfer

Ein schöner junger Mann wird von seinem Lehrer vergewaltigt und tötet sich daraufhin.

Der schöne Chrysippos, Sohn des Pelops, wird vom thebanischen König Laios, der ihn im Wagenlenken unterrichtet, und der sich in den Jüngling verliebt hat, vergewaltigt. Aus Scham tötet sich Chrysippos. Laios wird für seine Tat von Pelops verflucht. Was folgt ist die Tragödie der Labdakiden.


 Tragödie Paul Philippe Cret

Langsam, grau, nurmehr Asche oder Staub, an der Rampe entlang, ein Mann:
Ich bin Chrysippos, glaube ich, ich bin mir nicht mehr sicher. es gab eine Tragödie über mich, glaube ich, ich bin mir nicht mehr sicher. Ich bin vergessen, glaube ich.
Im Hintergrund eine lange Reihe Menschen, die sich ihre blutigen Herzen an den Leib schlagen. Wehklagen.

Eine grobe Schätzung nimmt an, dass vom ersten Erscheinen der menschlichen Rasse bis heute circa 108 Billionen Menschen geboren wurden und alle, außer den jetzt Lebenden, demnach auch gestorben sind. 108 Billionen Biographien, eine unvorstellbare Zahl von Tragödien, viele, die meisten ungehört, unerinnert, vergessen.

http://www.livescience.com/18336-human-population-dead-living-infographic.html

Chrysippos ist in der griechischen Mythologie der Sohn von Pelops und Axioche und Halbbruder der Zwillinge Thyestes und Atreus... Laios (Vater des Ödipus), der aus Theben floh, unterrichtet ihn im Wagenlenken und verliebt sich in den Jungen. Laios kehrt nach Theben zurück, um den Thron zu besteigen. Pelops und sein Sohn Chrysippos besuchen ihn in Theben und Laios schändet den Chrysippos. Daraufhin verflucht Pelops Laios, er solle niemals einen Sohn haben oder falls doch, solle dieser ihn umbringen. Chrysippos wurde schließlich von seinen beiden Halbbrüdern Thyestes und Atreus auf Drängen der Hippodameia, die fürchtete, dass er und nicht ihre Söhne Theben erben würden, umgebracht. WIKI

In der verlorenen Tragödie "Chrysippos" des Euripides verübt der von Laios entehrte junge Mann Selbstmord; sein Vater verflucht daraufhin den Schuldigen, er solle durch seinen eigenen Sohn den Tod finden. antiken_myth_de.deacademic.com

Als junger Mann ist Laios Gast des Königs Pelops. Er entführt dessen Sohn Chrysippos und "behandelte" ihn "auf so entwürdigende Weise, dass sich der Knabe, der vor Scham nicht aus noch ein wusste, das Leben nahm." Man kann davon ausgehen, dass sich Laios des Kindes sexuell bediente. Hier führt der Mythos zu allererst ein Verbrechen ein, weil dieses Kind zu Tode kommt. Das ist durchaus bemerkenswert, denn Pädophilie und Päderastie waren im antiken Griechenland ein alltäglicher Vorgang. Ältere Männer befriedigten ihre sexuellen Bedürfnisse in der Regel bei Jungen. (Es ist nahezu ausgeschlossen, dass Freud dieser Hintergrund unbekannt war.)
Pelops verflucht den Laios: Sollte er jemals einen Sohn haben, möge er von diesem getötet werden. Laios wird König von Theben und heiratet Iokaste. Da die Verbindung kinderlos bleibt, befragt Laios das Orakel von Delphi, das dem Gott der Wahrheit und der Reinheit, Apollon, geweiht ist. Die Weissagung des Orakels ist eindeutig: Laios wird Vater werden, aber von der Hand des eigenen Sohnes sterben, weil Zeus ihn für den Tod des Chrysippos strafen will. Hier ist vom Inzest gar keine Rede, sondern das Schicksal des Laios wird als Folge seiner konkreten Schuld verstanden.
 

Alice Miller Die Blendung des Ödipus - oder Der blinde Fleck unserer Kultur

In einer anderen Version ist Chrysippos der Grund des Streits zwischen Laios und seinem Sohn Ödipus, da sie sich beide in den schönen Jüngling verliebt hätten. 

http://www.itgetsbetter.org/ 


Samstag, 27. Juni 2015

Mount Olympos - Jan Fabre - to glorify the cult of tragedy

THEATER IST EINE VORBEREITUNG AUF DEN TOD?

Troubleyn / Jan Fabre
Mount Olympus
to glorify the cult of tragedy
(a 24h performance)
Uraufführung
Jan Fabre die Flucht des Künstlers

Es ist zu lang, nicht lang genug, es ist antikisierender Kitsch, es ist rabiater Exzess, es ist perfekt gearbeitet und choreographiert, es ist hohl, es ist tief. Es ist dilettantisch und perfekt durchorganisiert. Es ist bedeutungsschwanger, es ist bedeutend. Es ist kultisch, es ist Kult. Es ist frei und totalitär.
Es irritiert meine Ossi-Sensibilitäten durch die paramilitärische Disziplin und gefühlte totale Auslieferung der Spieler an den Erschaffer. Es ist ... ???
Warum ist das gesamte Ensemble weiß?

Für „Mount Olympus“ probte er (Jan Fabre) mit einem streng ausgewählten Team in den vergangenen zwölf Monaten täglich von 11 Uhr bis Mitternacht. „Im Laboratorium ist alles möglich, Tag und Nacht.“ Ein Handy braucht Fabre für seinen Kunstalltag nicht. Mit der Außenwelt verständigt er sich mithilfe seiner Assistentin. „Ich mag es, nicht erreichbar zu sein.
BZ

Eine von vielen Szenenfolgen: 
Ein Mann in deutlich theatererdachter Rüstung, silbern glänzender Bein- & Armschiene, Brustpanzer und geschlossener Helm, schwingt eine Kette, sie ist lang, vielleicht 4 Meter, er schleudert sie, er läßt sie schlängeln, schlagen, schleifen. Sie rutscht ihm aus den Händen, es sieht gefährlich aus, auch für das Publikum und die elegante stöckelbeschuhte Dame, die links von ihm auf einem Tisch ungerührt Posen tanzt. Er hört nicht auf, dreht sich wild mit der Kette, die fliegt, hart aufschlägt, weiterfliegt, sich einige Male um seinen Hals legt, ihm an die Beine drischt. Er fällt, ächzt, steht wieder auf. Weiter. Vor der schönen Frau kann er nicht einfach aufgeben. Er schnauft, stürzt, schlägt immer wieder lang hin, rappelt sich auf, schwingt die schwere Kette, 10 Minuten, 15.
Hinter ihm ein Videostandbild eines Mannes in ebensolcher Rüstung mit an die bepanzerten Wangen gelegten Händen.
Der Krieger kann nicht mehr. Er faltet die Kette zusammen und wirft sie weg. Enthelmt sich, atmet schwer, kniet an der Rampe, keuchend.
Eine Reihe Menschen mit Wassergefäßen kommt langsam von hinten. Alle sind in Varianten von gefaltetem und gegürtetem weißen Lakenstoff gekleidet - Griechenklischee und praktisch, weil leicht waschbar. Sie setzen die Gefäße an der Rampe ab, treten zurück und beginnen, der Krieger gemeindet sich ein, einen Chor.
No - no - no - fuck - fuck - fuck - take me - take me - Kopf senkt sich - hinknien - Kopf hebt sich - Atemseufzer - aufstehen und ...
Wieder und wieder. Langsam, für mich nicht langsam genug, löst sich die Einheitlichkeit auf, Individualität bricht ein. Die Worte bleiben die gleichen: No - no - no - fuck - fuck - fuck - take me - take me...
Und was jetzt passiert, über eine sehr lange Zeit, ist grandios und Hochleistungstheater und verstörend schön. Wir blicken hinter den hehren Ton des Chores, hinter die hohe Form, hinter die genehme Veredelung und - Chaos wird sichtbar.
Wieviele Arten des Nein gibt es? Es wird verhandelt, getändelt, gekrächzt, gebibbert, geliebäugelt, gebrüllt, gehaucht. Eine ältere Diva will ihren Stolz nicht verlieren und reizt alle Varianten des verzeifelten Tändelns aus, ein harscher Mann verliert die erwartete Fassung, ein dickes Mädchen gackert hysterisch No in den Himmel, wo vielleicht Götter seien könnten.
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Der Tanz der schwingenden Schwänze war hinreißend! Und dann reihen sie den blinden klagenden Ödipus zur Zorbasfilmmelodie in die Tanzreihe ein. Besser geht es nicht. "Every man needs a little bit of madness!"

Selbst für den großen Grenzüberschreiter Jan Fabre ist das ein Ausnahmeprojekt: 24 Stunden lang tanzen, spielen, schwitzen, lieben, leiden, schlafen, träumen sich 27 Performer*innen durch die Mythen der griechischen Antike. Ganz wie damals in Athen wird Theater zum Ausnahmezustand, zum politischen Raum, zu einer beinahe spirituellen Zeit-Reise für Darsteller und Publikum gleichermaßen. Fabre trägt das Publikum in einem Bilderstrom durch eine Performance zwischen Wachen und Schlafen, Traum und Realität. Dabei begegnen einem Medea, Antigone, Dionysos und andere Heroen in all ihrer Triebhaftigkeit und Archaik.
Aus dem Werbetext der Berliner Festspiele

© Troubleyn / Jan Fabre

Ein großes, respektvolles, verneigendes Danke an die Darsteller:
ore Borremans, Katrien Bruyneel, Annabelle Chambon, Cédric Charron, Renée Copraij, Anny Czupper, Els Deceukelier, Barbara De Coninck, Piet Defrancq, Mélissa Guérin, Stella Höttler, Sven Jakir, Ivana Jozic, Marina Kaptijn, Gustav Koenigs, Sarah Lutz, Moreno Perna, Gilles Polet, Pietro Quadrino, Antony Rizzi, Matteo Sedda, Merel Severs, Kasper Vandenberghe, Lies Vandewege, Andrew Van Ostade, Marc Moon Van Overmeir, Fabienne Vegt.

Asylanten - Flüchtlinge - Immigranten - Fremde


Asyl 
lat. asylum von griech. ἄσυλον zu ἄσυλος - unberaubt, sicher


Das Mittelmeer, umfaßt von drei Kontinenten. Seit Jahrtausenden befahren von Handelsschiffen & genauso lange schon Kampfplatz unzähliger Kriege, mißbraucht zur Kolonialisierung zweier Kontinente & Urlaubsziel des modernen europäischen Mittelstandes. 
Heute, Kluft zwischen "Erster" und "Dritter" Welt, Abgrund, Schützengraben. An manchen Stellen mehr als 5000 Meter tief, blau, sehr blau und untief. Untiefe, ein Januswort, es kann gar nicht tief aber auch tiefer als tief, unüberwindbar tief bedeuten. 
Es fahren auf diesem Meer, nebeneinander, sich ignorierend gelegentlich kollidierend, massige Kreuzfahrtburgen, elegante Segeljachten, riesige Tanker und Containerschiffe & auch hölzerne Ruderboote, rostzerfressene Blechwannen & löchrige Kutter. Die meisten Reisenden erreichen ihr Ziel, einige nicht.

Der Weg über das Mittelmeer ist nach einer Studie der Internationalen Organisation für Migration die weltweit gefährlichste Route für Flüchtlinge. Im Jahr 2014 ertranken mehr als 3.000 Menschen und seit dem Jahr 2000 mindestens 23.000 bei dem Versuch, in ein europäisches Land zu gelangen. WIKI

WASSERGERÄUSCH

von Marco Martinelli

...
2917
2917
Ein Name, sagen wir
Yusuf
Yusuf hört sich gut an
er kommt nichts weiter als
aus West-Sahara
Kein Datum dabei
Ausgelöscht
Macht mich rasend, wenn ich kein Datum hab 

Yusuf ist ein Jungspund
Ein Schwarzer

Was sollen die schon kapieren
Nichts kapieren die
Schwarzhaut
Und du kommst denen mit Demokratie 

Lächerlich

Die hocken noch auf den Bäumen
fressen sich noch gegenseitig, gut möglich 

Und man erzählt denen was von Demokratie Zeiterschwendung
Yusuf
Seit kaum 2 Monaten
bei den Fischern in der Lagune
Lagune von Naila


Tausende von Flüchtlingen aus dem Maghreb (Tunesien, Algerien, Marokko, Libyen, Mauretanien) sind in den letzten Jahren bei ihrem Versuch, jenes Meer zu überqueren, zumeist von erpresserischen Schleusern auf seeuntauglichen Booten zusammengepfercht, um an die rettenden Küsten Europas zu gelangen, elend ertrunken.


Quelle: Archivbild: imago / Independent Photo Agency

Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Matthäus 11.28

In Bremen auf der Bühne im harten Scheinwerferlicht, ein hinter reflektierender Sonnenbrille und strenger Phantasieuniform nur über Mikrophon kommunizierender Schauspieler, die Gesten karg, die Sprache präzise. Ein General, der die Wasserleichen ertrunkener Flüchtlinge bürokratisch sortieren und archivieren soll. Er ist zunehmend überfordert. Die Menge der Ertrunkenen, ihre unbekannten Biographien und Beweggründe, machen sie für ihn unbeherrschbar. Der General verzweifelt an der schieren Flut des Elends. Wir wollen diese Flüchtlinge nicht, aber sie sollen sich, Opfer unseres inhumanen Sicherheitsdenkens, doch sortieren, abheften, benennen lassen.

"Das westliche Paradies konstituiert sich aus der Hölle für die dritte Welt" Heiner Müller

Im Hintergrund, spärlich beleuchtet, drei Musiker, einer aus Togo, zwei von der Elfenbeinküste, ihren Weg nach Bremen kenne ich nicht, weiß nur, dass einer von ihnen sagte, er hätte den Weg über das Wasser nicht gewagt, sie machen Musik. Gute Musik. Sehr gute. Ganz fremd und ganz nah. Und sie haben Spaß beim Musizieren. Der General zählt die Toten, namenlose Fremde, Verlierer des globalen ökonomischen Wettkampfes. Ganze Kontinente voller "Opfer", bemitleidet oder verachtet, nicht gekannt. Die Musiker spielen. Töne, Rhythmen, die sich meinem viervierteltaktigen deutschen Gemüt verweigern und es einladen. Mein Fuß wippt, meine Schultern heben sich, ich tanze.
Ich weiß nichts über Afrika, nichts. Wenigstens das weiß ich jetzt.

 Kopf eines Ooni, eines Herrschers der Ife in Nigeria, eines der mächtigsten und reichsten Königreiche Afrikas im Mittelalter.

WasserGeräusch

von Marco Martinelli

Kooperation der bremer shakespeare company mit [africtions] - Festival für zeitgenössischen Tanz aus Afrika Bremen 6. bis 16. November 2014

Übersetzung: Elsbeth Gut Bozetti.
Regie: Marco Martinelli.
Musik/Perkussion: Kofi Mawuna Agbadohu, Jean-Baptiste Gama, Amandin Koue Manet.
Mit: Michael Meyer



DIE SIEBEN GRÖSSTEN HERKUNFTSLÄNDER VON FLÜCHTLINGEN

AFGHANISTAN: 2,5 MILLIONEN 
SYRIEN: 2,4 MILLIONEN

SOMALIA: 1,1 MILLIONEN

SUDAN: 649.300

DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO: 499.500
MYANMAR: 479.600 
IRAK: 401.400 


DIE FÜNF GRÖSSTEN AUFNAHMELÄNDER VON FLÜCHTLINGEN

PAKISTAN: 1,6 MILLIONEN 
IRAN: 857.400

LIBANON: 856.500 
JORDANIEN: 641.900 
TÜRKEI: 609.900


https://de.wikipedia.org/wiki/Schiffsungl%C3%BCck_im_Mittelmeer_am_19._April_2015



Dienstag, 23. Juni 2015

Parks in Berlin - Der Schillerpark


Laufen soll Rauchern helfen, nicht gleich, sondern erst etwas später unter den Folgen ihrer Sucht zu leiden, bzw. an ihr zu versterben. Das habe ich im Internet gelesen und es geglaubt. Also laufen eine rauchende Freundin und ich, Kettenraucher aus Leidenschaft, neuerdings durch Berliner Parks und verschaffen uns dadurch das gute Gefühl, wenn schon nicht gesund, so doch wenigstens gesünder als andernfalls zu sein. 
Parks sind gut, sie vermitteln mitten in der Stadt einen trügerischen Eindruck von sauberer Luft, Natürlichkeit, Chlorophyll - altgriechisch χλωρός chlōrós „hellgrün, frisch" und φύλλον phýllon „Blatt" - und überhaupt etwas, das irgendwie gut für einen ist. Man schlendert, der Blick greift weiter, Wege führen nirgendwo hin. Für mich überzeugten Stadtbewohner ist dies gerade die Menge Natur, die ich ertrage, ohne agoraphobisch zu reagieren, und für meine Freundin ist es, wenn auch ärmlicher Ersatz für geliebte brandenburgische Landschaften, Oderwiesen, Rapsfelder.
Grunewald, Rehberge, Tiergarten, den Friedrichshain kenne ich aus Kindertagen, den lassen wir weg, und letztlich der Schillerpark im Wedding, ein Park, der meinen  Großstadtverwartungen entspricht. Kahl, Abfall allüberall, das Gras mickert, die winzigen Kinderspielplätze laden nicht zum Spiel ein, mehrere afrikanische Mannschaften bolzen um die Wette und über allem thront, fremd und zusammenhangslos ein Schillerdenkmal.


 Das Wort Park (von mlat. parricus „Gehege“; Mehrzahl Parks in Deutschland und Österreich, Pärke in der Schweiz) bezeichnet nach den Regeln der Gartenkunst gestaltete größere Grünflächen, die der Verschönerung und der Erholung dienen.



Roter Wedding

Links, links, links, links!
Die Trommeln werden gerührt.
Links, links, links, links!
Die Arbeiterklasse marschiert.
Wir fragen euch nicht nach Verband und Partei
Seid ihr nur ehrlich im Kampf mit dabei
Gegen Unrecht und Reaktion.
Wir sind durch die Not, durch den Hunger vereint,
Uns binden die Opfer im Kampf vor dem Feind,
Unsre Lieder der Revolution!
    Roter Wedding grüßt euch, Genossen,
    Haltet die Fäuste bereit!
    Haltet die roten Reihen geschlossen,
    Dann ist der Tag nicht mehr weit!
    Kämpfen wir als Sozialisten
    Endlich in einer Front!
    Arbeitsbrüder, Kommunisten,
    Rot Front! Rot Front!
Links, links, links, links!
Der Kampf wird weiter geführt.
Links, links, links, links!
Ein Lump, wer kapituliert!
Wir tragen die Wahrheit von Haus zu Haus
Und jagen die Lüge zum Schornstein hinaus.
Wie Karl Marx es und Lenin gelehrt.
Und schlug auch der Feind unsre Besten tot,
Der Wedding kommt wieder; Berlin bleibt rot,
Damit Deutschland den Deutschen gehört.
    Roter Wedding grüßt euch, Genossen,
    Haltet die Fäuste bereit!
    Haltet die roten Reihen geschlossen,
    Dann ist der Tag nicht mehr weit!
    Kämpfen wir als Sozialisten
    Endlich in einer Front!
    Arbeitsbrüder, Kommunisten,
    Rot Front! Rot Front!
  
Text: Ernst Busch nach Erich Weinert
Musik: Hanns Eisler



Schillerdenkmal geschaffen von Reinhold Begas
Das Original wurde 1871 auf dem Gendarmenmarkt enthüllt und steht dort jetzt wieder
 
Friedrich Schiller denkt auf einem Brunnensockel, der aber nicht als Brunnen funktioniert und unten sitzen vier allegorische Frauenfiguren (Philosphie, Lyrik, Tragödie & Geschichte)

Eine Kopie aus Bronze steht im südlichen Teil des Schillerparks im Ortsteil Wedding des heutigen Stadtbezirks Berlin-Mitte. Dafür fand das Material des Rathenaubrunnens Verwendung, eines Denkmals für Emil und Walther Rathenau, das seit 1930 im Volkspark Rehberge stand, von den Nationalsozialisten 1934 aus „weltanschaulichen“ Gründen von seinem Standort entfernt und 1941 eingeschmolzen wurde. Wiki
 
Allegorie der Tragödie

Frei empfängt mich die Wiese mit weithin verbreitetem Teppich,
Durch ihr freundliches Grün schlingt sich der ländliche Pfad,
Um mich summt die geschäftige Bien’, mit zweifelndem Flügel
Wiegt der Schmetterling sich über dem röthlichten Klee,
Glühend trifft mich der Sonne Pfeil, still liegen die Weste,
Nur der Lerche Gesang wirbelt in heiterer Luft.
 
Aus: Friedrich Schiller "Der Spaziergang"

Allegorie der lyrischen Dichtkunst
 

Sonntag, 14. Juni 2015

15. Juni 1215 - Magna Carta Libertatum


DIE GROSSE URKUNDE DER FREIHEITEN
Jede Person hat das Recht auf Freiheit und Sicherheit.
Europäische Menschenrechtskonvention Artikel 1

Ein Original der Magna Carta von 1215 London, British Library

Die Magna Carta ist eine von König Johann Ohneland zu Runnymede in England am 15. Juni 1215 besiegelte Vereinbarung mit dem revoltierenden englischen Adel. 
Wiki

§ 46. Kein freier Mann soll verhaftet, gefangen gesetzt, seiner Güter beraubt, geächtet, verbannt oder sonst angegriffen werden; noch werden wir ihm anders etwas zufügen, oder ihn ins Gefängnis werfen lassen, als durch das gesetzliche Urtheil von Seinesgleichen, oder durch das Landesgesetz.

§ 47. Wir werden das Recht oder die Gerechtigkeit an Niemand verkaufen, Niemand verweigern und für Niemand aufschieben.

Der durch die Anerkennung der Magna Carta erreichte Frieden war nur von kurzer Dauer. Weder der König noch die rebellischen Barone hatten wohl je die Absicht, die Magna Carta dauerhaft anzuerkennen. Der König wandte sich an seinen Oberlehnsherrn Papst Innozenz III., der die Magna Carta am 24. August 1215 für nichtig erklärte und jedem, der sie befolgte, die Exkommunikation in Aussicht stellte.
Wiki

Selbst wenn man bedenkt, dass diese Artikel nur für freie Männer galt, was einen Großteil der damaligen Bevölkerungweiter im rechtlosen Raum beließ, so schimmert doch eine Ahnung von Hoffnung in diesen Worten. Fast ein Gedicht. Das Recht nicht verkaufen, verweigern oder aufschieben - leider gilt dies alles nur für den mythischen Herrn Niemand. 

Titelmelodie von: Mein Name ist Niemand/Nobody
https://www.youtube.com/watch?v=59H6i9MxE2k

 Skulpturengruppe “Blendung des Polyphem´, Länge: über 5,00 m. Zwischen 166 und 156 v. Chr. entstanden. Alle Skulpturen Funde aus der Grotte des Tiberius (Komplex Villa des Tiberius). Originalfunde wurden mit in die Rekonstruktion aufgenommen. Original ist z. B. das rechte angewinkelte Bein des Polyphem. Urspung: vermutlich aus Rhodos oder Pergamon, vermutlich um 180 bzw. 160 v. Chr.

Odysseus zu Polyphem:
Niemand ist mein Name; denn Niemand nennen mich alle,
Meine Mutter, mein Vater, und alle meine Gesellen. 


Polyphem, nachdem er geblendet wurde:
Was geschah dir für Leid, Polyphemos, dass du so brülltest
Durch die ambrosische Nacht, und uns vom Schlummer erwecktest?

Ihnen erwiderte drauf aus der Felsenkluft Polyphemos:
Niemand würgt mich, ihr Freund', arglistig! und keiner gewaltsam! 



Odyssee Neunter Gesang

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Denn das ist Schuld, wenn irgendeines Schuld ist:
die Freiheit eines Lieben nicht vermehren
um alle Freiheit, die man in sich aufbringt.
Wir haben, wo wir lieben, ja nur dies:
einander lassen; denn daß wir uns halten,
das fällt uns leicht und ist nicht erst zu lernen. 


Rainer Maria Rilke

 

Azzurro Ultramarin - Das Blau von jenseits des Meeres


ULTRAMARINBLAU

Die Landschaft war in ein schwefliges Gelb getaucht, nur das Wasser war türkisblau bis zum tiefsten Ultramarin. Die Weiden beginnen ...
Paul Klee, Tagebucheintrag 
Michelangelo Grablegung 1500/01
Rechts im Vordergrund, nur in Umrissen zu erkennen, befindet sich 
die Jungfrau Maria, für ihren Mantel hätte der Maler das kostbare
Ultramarinblau benötigt, und so blieb das Gemälde aus Geldmangel
unvollendet. 

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Azzurro oltramarino ist wahrlich eine edle Farbe, schön, vollkommen 
über alle Farben, von demselben kann man nicht leicht zuviel 
Rühmens machen. Mit dieser Farbe und dem Golde erhält jedes Ding 
auf der Mauer oder Tafel Glanz.
  Cennino Cennini
  
Natürliches Ultramarin ist ein Pigment, das aus dem Schmuckstein  
Lapislazuli gewonnen wird. Das Mineral Lasurit im Gestein Lapislazuli ist ein komplexes schwefelhaltiges Aluminiumsilikat, dieses besitzt die blaue Farbe. 
Das Gestein ist nur an einer einzigen Fundstelle im Norden Afghanistans in herausragender Qualität - also mit hohem Lasuritanteil - zu finden. Dieser überaus wertvolle Rohstoff kam über den Seeweg nach Zentraleuropa. 
Aus dem gemahlenen Lapislazuli wurde in verschiedenen Reinigungsverfahren das besonders lichtechte blaue Farbpigment Ultramarinblau gewonnen. 
Dazu wurde das zu Pulver zermahlene Mineral in ein Gemisch aus Wachs, 
Harz und Öl gebracht, das man anschließend unter Wasser knetete. 
Dabei löste sich das blaue Pigment aus der Masse.

Aufgrund des kostbaren und seltenen Ausgangsmaterials war Ultramarin während der Zeit des ausgehenden Mittelalters, der Renaissance und in der frühen Neuzeit ein extrem kostbares Farbpigment, dessen Wert den von 
purem Gold überstieg. Aufgrund seiner Kostbarkeit konnte es in der Malerei 
nur sparsam eingesetzt werden und kam vor allem bei bildlichen Darstellungen von Jesus Christus oder der Jungfrau Maria zu Einsatz. Außerdem wurde es in der Buchmalerei verwendet.

 WIKI
Um aus Lapislazuli das kostbare Ultramarinblau zu gewinnen, waren
etwa 50 verschiedene Arbeitsgänge nötig!

Je tiefer das Blau wird, desto tiefer ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem. 
Es ist die Farbe des Himmels.
Vassily Kandinsky



Yves Klein : Propositions monochromes 10.-25. Mai 1957
 
Artikel über "International Klein Blau", IKB, Yves Kleins
patentiertes Blau.
http://www.brandeins.de/wissen/mck-wissen/qualitaet/ins-blaue-hinein-yves-klein/


Vermeer Das Mädchen mit dem Perlenohrring
1665
Vermeer, ein langsamer Maler und immer in Geldnot, verwendete
dennoch das teure Ultramarinblau. Er starb hochverschuldet.

Dürer bezahlte 1521 für die Unze für 24 Gulden, andere Quellen
sagen 12 Dukaten, das Fünfzigfache dessen, was er für Azurit
 oder deutsch-Blau hätte bezahlen müssen, ein Vermögen.

http://kremer-pigmente.de/ultramarin.htm 

Samstag, 13. Juni 2015

Schauspieler haben ein Leben vor dem Ruhm


Manchmal, wenn mir ein Schauspieler in irgendeinem gerade gehypten Blockbuster überraschend auffällt, gehe ich aus dem Kino nach Hause und betreibe Archäologie. Wo kommt er her? Wie hat er angefangen? Was hat er verloren, aufgegeben? Und was dazugewonnen?
Kleine und kleinste Rollen. Idiotische Drehbücher. Unfertigkeiten. Dazulernen. Talent. Großes Talent. Gefälliges Talent. Bedachte oder gierige Auswahl des Materials. Glücksfälle und Peinlichkeiten. Eile oder Geduld. Die holprigen Wege zum Ruhm.
Immer ist es ein höchst spannendes Unterfangen.
Körper verändern sich, absichtlich, trainingsgeplagt und testrosongefüttert oder naturgewollt; kindliche Gesichter verlieren ihre rosige Rundlichigkeit und morphen zu Landschaften mit tiefen Schatten und harten Kanten. Manierismen gewinnen die Überhand oder Unangestrengtheit siegt.
Jeder durchläuft den Weg über die glühenden Kohlen unterschiedlich, keiner unbeschadet, auch wenn bei manchem der Gewinn groß ist.

Daniel Craig
Tom Hardy
Benedict Cumberbatch
James Mcavoy

Circa 50 Filme.

Daniel Craig in Love is the devil

Frauendarsteller in mittelalterlichen Morality-Plays, proletarische Liebhaber berühmter englischer Maler, gelähmte trinkfreudige Todesliebhaber, tiefunglückliche würdebesessene Aristrokraten, überorganisierte Kleinkriminelle, psychopathische Posträuber, tragisch depressive Polizisten. Unterwegs treffe ich die merkwürdigsten Charaktere verfangen in eigenartigste Geschichten.

Manchmal war es ein unerwartetes Schulterschütteln, ein Zucken der Mundwinkel an falscher bzw. richtiger Stelle, ein irritierender Blick. Manchmal war einer einfach blass und schwach, manchmal wurschtelte sich einer heroisch durch einen mißlungenen Plan. Und einige, wenige Male war da ein Erstaunen, ein Wachrütteln, ein Erschüttern. Da schaute einer anders auf die Welt. Offener, kälter, mitleidender.

Bei den Guten, den wirklich Guten begebe ich mich immer auf einen abenteuerlichen, zutiefst befriedigenden Pfad, den der Überraschung.

Und wenn sie dann als James Bond oder was weiß ich Atem holen von der harten Arbeit, indem sie wiederum hart arbeiten, um uns diese unglaubwürdigen, doch geliebten Superhelden, neu und unerwartet zu offerieren, dann gönne ich ihnen den Hype und die Glorie. Sie haben es sich verdient.

Dienstag, 9. Juni 2015

Das größte, jemals aufgenommene Foto


DIE NASA PRÄSENTIERT DAS GRÖSSTE, JEMALS AUFGENOMMENE PHOTO  

Sehr kleiner Ausschnitt!

Das VIDEO zum Photo:
http://www.huffingtonpost.de/2015/06/06/nasa-groesstes-bild_n_7524556.html?utm_hp_ref=germany#comments

Der Andromedanebel ist eine Spiralgalaxie vom Typ Sb. Sie ist im Messier-Katalog als M31 und im New General Catalogue als NGC 224 verzeichnet. Am Sternenhimmel ist sie im Sternbild Andromeda, nach dem sie benannt ist, zu finden. In klaren Nächten kann die Andromedagalaxie von einem dunklen Standort aus mit bloßem Auge gesehen werden. Sie ist das fernste Objekt, das regelmäßig mit bloßem Auge gesehen werden kann... Sie
ist rund 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. 

WIKI



Ein Lichtjahr ist die Strecke, die eine elektromagnetische Welle wie das Licht in einem julianischen Jahr im Vakuum zurücklegt. Das sind 9,461 Billionen Kilometer (9,461 · 1012 km).
WIKI

9461.000.000.000.000 Kilometer mal 2.500.000 Lichtjahre = ???

Wir Menschen sind Meister der Unterschätzung. Wir haben wieder und wieder die Größe des Kosmos unterschätzt – alles, was wir kennen, ist nur ein winziger Teil einer viel größeren Struktur, eines Planeten, eines Sonnensystems, einer Galaxie und so weiter. Aber wir haben auch die Fähigkeit des menschlichen Geistes unterschätzt, diesen Kosmos zu verstehen. Was ist nun das Besondere am Hier und Jetzt? Wenn wir tatsächlich die einzige Lebensform in dem Teil des Raums sind, den wir überblicken, dann hat es 13,8 Milliarden Jahre gedauert, bis jemand die Galaxien da draußen und ihre Schönheit sehen konnte. Davor waren sie nur eine große Platzverschwendung. Zum ersten Mal in diesen 13,8 Milliarden Jahren ist der Kosmos selbstbewusst geworden. Aber wir haben auch zum ersten Mal die Technik, dass wir entweder das Leben über den gesamten Kosmos verbreiten können – oder aussterben. Entweder reißen wir uns zusammen und schaffen etwas Stabiles, eine dauerhafte Form der Zivilisation, oder wir versauen es. Das ist dann das Ende von Leben und Bedeutung im Kosmos. Und diese Frage wird hier auf diesem kleinen Planeten entschieden.
Max Tegmark


http://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/kosmologe-max-tegmark-glaubt-an-paralleluniversen-12966431.html